Einst lag er weit vor der Stadt – heute befindet er sich mittendrin. Eine solche Beschreibung trifft für viele Friedhöfe zu und auch auf den Neustädtischen Friedhof in Brandenburg an der Havel. Er wurde um 1740 südlich der Neustadt angelegt und ersetzte zwei bis dahin für Bestattungen genutzte Kirchhöfe. Die Fläche war so großzügig bemessen, dass Teile davon zunächst noch als Äcker, Gewerbefläche und Exerzierplatz dienten. Mit dem Bahnanschluss der Stadt entwickelte sich die Bahnhofsvorstadt und schloss den Friedhof ein. Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten kam man Ende des 18. Jahrhunderts zu einer originellen Lösung und stellte Erbbegräbnisse an einer Seite des Friedhofs unentgeltlich zur Verfügung. Im Gegenzug hatten die Nutzer die Einfriedungsmauer auf eigene Kosten zu errichten und zu unterhalten.
Das heute vorhandene Wegesystem entwickelte sich bis ca. 1880. Die Friedhofskapelle wurde 1908 durch den Architekten Walter Sackur errichtet. Der markante Klinkerbau hat eine von vier hölzernen Doppelsäulen getragene Vorhalle. Walter Sackur arbeitete damals als Landbauinspektor im Preußischen Ministerium der öffentlichen Arbeiten und lehrte später als Professor an der Technischen Hochschule Karlsruhe.
Der heutige Haupteingang zum Friedhof, das Eingangstor an der Kirchhofstraße, wurde 1937 geschaffen, um die Kapelle mit dem Auto erreichbar zu machen.
Ende der 1970er Jahre erlebte der Friedhof einen starken Eingriff. Mit dem Ausbau der Straße „Am Hauptbahnhof‟ wurde ein Teil des Geländes im Süden beräumt und anschließend überbaut sowie eine neue südliche Einfriedungsmauer errichtet.
Der Neustädtische Friedhof zählt zu den bemerkenswertesten Friedhöfen des Landes Brandenburg. Zahlreiche erhaltene Zaunanlagen und Grabeinfriedungen prägen sein Bild. Er weist sowohl kulturell wertvolle Grabmale als auch Grabstätten von Personen und Familien auf, die für die Stadtgeschichte und teilweise auch für die Regional- und Nationalgeschichte vom 18. bis zum 20. Jahrhundert bedeutsam sind. Der Friedhof gehört zur St.-Katharinen-Kirchgemeinde. Er steht seit 1998 als Gesamtanlage unter Denkmalschutz und weist 37 eingetragene Einzeldenkmale auf. Seit 1999 werden kontinuierlich bedeutende Grabmale restauriert.
(Autoren: Beatrice Falk, Friedrich Hauer)
Hauptbahnhof Brandenburg an der Havel
April - Oktober 8.00 Uhr - 21.00 Uhr
November - März 8.00 Uhr - 19.00 Uhr
Erläuterungen und Friedhofsplan zum ausdrucken
Stiftung Historische Kirchhöfe und Friedhöfe
in Berlin-Brandenburg
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