Die Geschichte des Südfriedhofs, heute mit 78 Hektar Fläche der größte sächsische Friedhof, begann 1879. Als kommunaler Begräbnisplatz hatte sich der erst drei Jahrzehnte zuvor angelegte Neue Johannisfriedhof für das Wachstum der Stadt als zu klein erwiesen. Daher planten der Stadtbaudirektor Hugo Licht und der Ratsgärtner Carl Otto Wittenberg in diesem Jahr einen neuen städtischen Friedhof weit vor den damals bebauten Quartieren. Zur Standortwahl südöstlich der Stadt trug nicht zuletzt die symbolische Bedeutung des Areals als Ort der Völkerschlacht von 1813 bei. Licht und Wittenberg orientierten sich bei der Gestaltung an den damals neuesten Entwicklungen und entwarfen einen Parkfriedhof nach dem Vorbild der 1877 fertig gestellten Begräbnisstätte in Hamburg-Ohlsdorf. Der Leipziger Südfriedhof konnte 1886 von Oberbürgermeister Georgi eröffnet werden. Ein zentrales Wegekreuz, um das sich geschwungene Wege gruppierten und ein artenreicher Gehölzbestand bestimmten die großzügige Anlage.Mit dem Bau des Völkerschlachtdenkmals in unmittelbarer Nähe des Friedhofs zu Beginn des 20. Jahrhunderts und der ersten Erweiterung fand eine Umgestaltung des Friedhofes statt. Das Wegekreuz wurde verschoben und die ursprünglich in der Nähe des Eingangs geplante Kapelle als monumentaler Blickpunkt der neuen Hauptachse bis 1910 errichtet. Der Entwurf des Leipziger Stadtbaurats Otto Wilhelm Scharenberg für die Kapellenanlage mit Krematorium orientierte sich an den hochromanischen Bauten des Rheinlandes. Anregungen dürfte der Architekt zum Beispiel von der Klosterkirche Maria Laach erhalten haben. So altertümlich das Erscheinungsbild des ausgedehnten Komplexes auch ist, funktional war es hochmodern. Denn es beherbergte die sechste Feuerbestattungsanlage Deutschlands. Damit wurde in Leipzig sehr früh auf einen neuen Trend im Bestattungswesen reagiert. Nach Fertigstellung der Anlage legte Scharenberg auf der Südseite noch ein Kolumbarium zur Aufbewahrung der Urnen von Verstorbenen an. Bei der Gestaltung griff der Architekt auf antik-altchristliche Formen zurück. Die Kolumbarium-Arkaden öffnen sich zu einem beeindruckenden, heiteren landschaftlichen Raum, dessen Mittelpunkt ein sanft geschwungener Teich bildet und der Assoziationen an das Paradies weckt.Dahinter beginnt die Süderweiterung des Friedhofs, die ab den 1920er Jahren belegt wurde. Nun kamen verstärkt geometrische Formen bei der Gestaltung und Strukturierung des waldartigen Areals zum Tragen. Der Südfriedhof vereinigt nicht nur hervorragende Beispiele der Grabmalkunst, sondern ist auch ein großes Denkmal für die Geschichte der Parkgestaltung.(Autor: Tim Tepper)
Straßenbahn: Linien 2 und 15, Haltestelle "Völkerschlachtdenkmal" und "Südfriedhof"Bus: Linie 70, Haltestelle "An der Tabaksmühle"
April bis September: 7 - 21 UhrOktober bis März: 8 - 18 Uhr
Erläuterungen und Friedhofsplan zum ausdrucken
Stiftung Historische Kirchhöfe und Friedhöfe
in Berlin-Brandenburg
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