jQuery360019949987736324593_1743637254211({"details":{"ID":"33","countyID":"13","cityID":"30","ort":"Leipzig","name":"S\u00fcdfriedhof","alias":null,"daten":"Die Geschichte des S\u00fcdfriedhofs, heute mit 78 Hektar Fl\u00e4che der gr\u00f6\u00dfte s\u00e4chsische Friedhof, begann 1879. Als kommunaler Begr\u00e4bnisplatz hatte sich der erst drei Jahrzehnte zuvor angelegte Neue Johannisfriedhof f\u00fcr das Wachstum der Stadt als zu klein erwiesen. Daher planten der Stadtbaudirektor Hugo Licht und der Ratsg\u00e4rtner Carl Otto Wittenberg in diesem Jahr einen neuen st\u00e4dtischen Friedhof weit vor den damals bebauten Quartieren. Zur Standortwahl s\u00fcd\u00f6stlich der Stadt trug nicht zuletzt die symbolische Bedeutung des Areals als Ort der V\u00f6lkerschlacht von 1813 bei. Licht und Wittenberg orientierten sich bei der Gestaltung an den damals neuesten Entwicklungen und entwarfen einen Parkfriedhof nach dem Vorbild der 1877 fertig gestellten Begr\u00e4bnisst\u00e4tte in Hamburg-Ohlsdorf. Der Leipziger S\u00fcdfriedhof konnte 1886 von Oberb\u00fcrgermeister Georgi er\u00f6ffnet werden. Ein zentrales Wegekreuz, um das sich geschwungene Wege gruppierten und ein artenreicher Geh\u00f6lzbestand bestimmten die gro\u00dfz\u00fcgige Anlage.Mit dem Bau des V\u00f6lkerschlachtdenkmals in unmittelbarer N\u00e4he des Friedhofs zu Beginn des 20. Jahrhunderts und der ersten Erweiterung fand eine Umgestaltung des Friedhofes statt. Das Wegekreuz wurde verschoben und die urspr\u00fcnglich in der N\u00e4he des Eingangs geplante Kapelle als monumentaler Blickpunkt der neuen Hauptachse bis 1910 errichtet. Der Entwurf des Leipziger Stadtbaurats Otto Wilhelm Scharenberg f\u00fcr die Kapellenanlage mit Krematorium orientierte sich an den hochromanischen Bauten des Rheinlandes. Anregungen d\u00fcrfte der Architekt zum Beispiel von der Klosterkirche Maria Laach erhalten haben. So altert\u00fcmlich das Erscheinungsbild des ausgedehnten Komplexes auch ist, funktional war es hochmodern. Denn es beherbergte die sechste Feuerbestattungsanlage Deutschlands. Damit wurde in Leipzig sehr fr\u00fch auf einen neuen Trend im Bestattungswesen reagiert. Nach Fertigstellung der Anlage legte Scharenberg auf der S\u00fcdseite noch ein Kolumbarium zur Aufbewahrung der Urnen von Verstorbenen an. Bei der Gestaltung griff der Architekt auf antik-altchristliche Formen zur\u00fcck. Die Kolumbarium-Arkaden \u00f6ffnen sich zu einem beeindruckenden, heiteren landschaftlichen Raum, dessen Mittelpunkt ein sanft geschwungener Teich bildet und der Assoziationen an das Paradies weckt.Dahinter beginnt die S\u00fcderweiterung des Friedhofs, die ab den 1920er Jahren belegt wurde. Nun kamen verst\u00e4rkt geometrische Formen bei der Gestaltung und Strukturierung des waldartigen Areals zum Tragen. Der S\u00fcdfriedhof vereinigt nicht nur hervorragende Beispiele der Grabmalkunst, sondern ist auch ein gro\u00dfes Denkmal f\u00fcr die Geschichte der Parkgestaltung.(Autor: Tim Tepper)","marker_pic":"plvg8qdvam.jpg;auqfps8hi1.jpg;1mjtyfssav.jpg;z028dfodjq.jpg;shjzuvuz8u.jpg;","audio":"btuvwipngq.ogg;shru7as4pu.mp3;","audio_title":"undefined","website":"www.leipzig.de\/friedhoefe","download":"33-1653927030.pdf","adresse":"Friedhofsweg 304299 Leipzig","tel":"0341\/ 123-5700","fax":"0341\/ 123-5728","opening":"April bis September: 7 - 21 UhrOktober bis M\u00e4rz: 8 - 18 Uhr","anfahrt":"Stra\u00dfenbahn: Linien 2 und 15, Haltestelle \"V\u00f6lkerschlachtdenkmal\" und \"S\u00fcdfriedhof\"Bus: Linie 70, Haltestelle \"An der Tabaksm\u00fchle\"","geolat":"51.30980","geolong":"12.41170","state":"1"},"graves":[{"ID":"897","ordering":"1","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"Heinicke","vorname":"Samuel","geburtsort":"Nautsch\u00fctz bei Wei\u00dfenfels","sterbeort":"Leipzig","geburtsdatum":"10.4.1727","sterbedatum":"30.4.1790","berufkat":"2","beruf":"Geh\u00f6rlosenp\u00e4dagoge","daten":"Das Wirken des bedeutenden P\u00e4dagogen Samuel Heinicke ist untrennbar mit Leipzig verbunden, der Stadt, in der er 1778 die weltweit erste Schule f\u00fcr Taubstumme gr\u00fcndete.
Als Sohn einer Bauernfamilie wurde er 1727 in der N\u00e4he von Wei\u00dfenfels geboren und trat nach der Schulzeit in die Leibgarde des s\u00e4chsisch-polnischen Herrschers August III. ein. Nebenbei bildete er sich autodidaktisch weiter und unterrichtete Kinder in Schreiben und Musik. Zu seinen Sch\u00fclern z\u00e4hlte auch ein geh\u00f6rloser Junge, den er zun\u00e4chst auf herk\u00f6mmliche Art und Weise in Geb\u00e4rdensprache unterrichtete. Um sich ganz seiner Lehrert\u00e4tigkeit zuwenden zu k\u00f6nnen, fasste Heinicke den Entschluss, das Milit\u00e4r zu verlassen. W\u00e4hrend des Siebenj\u00e4hrigen Krieges gelang ihm die Flucht aus preu\u00dfischer Kriegsgefangenschaft und er schrieb sich an der Philosophischen Fakult\u00e4t der Universit\u00e4t Jena ein.
Bald darauf zog er mit seiner Frau und seinem Sohn nach Hamburg und begann wieder zu unterrichten. 1768 nahm er eine Stelle als Schulmeister und Kantor in Eppendorf bei Hamburg an. Auch hier bem\u00fchte er sich besonders um die Bildung geh\u00f6rloser junger Menschen und machte dies schlie\u00dflich zu seiner Lebensaufgabe. Entgegen der vorherrschenden Meinung, man k\u00f6nne mit Taubstummen nur per Zeichen- und Geb\u00e4rdensprache kommunizieren, versuchte er ihnen vordringlich die Lautsprache beizubringen. Auf diese Weise lernten sie tats\u00e4chlich sprechen: \"Nicht sch\u00f6n, aber verst\u00e4ndlich\" \u2013 wie Zeitgenossen bemerkten. Seine neuen Ideen und Unterrichtsmethoden revolutionierten die Geh\u00f6rlosenp\u00e4dagogik. Mit finanzieller Unterst\u00fctzung des Kurf\u00fcrsten Friedrich August III. gr\u00fcndete Heinicke in Leipzig schlie\u00dflich 1778 das \u201eChurs\u00e4chsische Institut f\u00fcr Stumme und andere mit Sprachgebrechen behaftete Personen\u201c, die erste Lehranstalt ihrer Art weltweit. Als er 1790 in Leipzig starb, wurde er auf dem Alten Johannisfriedhof beigesetzt. 1926 \u00fcberf\u00fchrte man seine Gebeine auf den S\u00fcdfriedhof.
Die Gedenktafel f\u00fcr Samuel Heinicke ist mittig in die schlichte, verputzte Grabwand eingelassen und zeigt ein Bronzerelief mit seinem Portr\u00e4t. Willi K\u00f6hler schuf es nach zeitgen\u00f6ssischen Darstellungen im Stil der zwanziger Jahre. Links und rechts befinden sich weitere Inschriftentafeln aus Travertingestein f\u00fcr Carl Gottlob Reich und August Gotthelf Eichler mit ihren Familien. Die beiden Direktoren der Taubstummenschule f\u00fchrten Heinickes Erbe in Leipzig im 19. Jahrhundert fort. Um 1915 wurde ein neues Schulgeb\u00e4ude in der Karl-Siegismund-Stra\u00dfe errichtet. Dort befindet sich die inzwischen nach Samuel Heinicke benannte Einrichtung noch heute.","lage":"Abteilung I, Nr. 22, Wandstelle","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"cvq8pfoun8.jpg;","personImagePic":"","audio":"4quyt4dmb0.ogg;fqzbckuuip.mp3;","audio_title":"","autor":"Diana H\u00e4rtrich","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"51.31221","geolong":"12.40591","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"898","ordering":"2","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"Najork","vorname":"Gustav","geburtsort":"Breslau","sterbeort":"Leipzig (Beisetzungsdatum)","geburtsdatum":"29.1.1840","sterbedatum":"12.2.1895","berufkat":"9","beruf":"Papierfabrikant","daten":"Einen wesentlichen Beitrag zur Industrialisierung Leipzigs als dem Zentrum des deutschen Buchhandels leisteten im 19. Jahrhundert das polygrafische Gewerbe und damit verbundene Branchen. Hierzu geh\u00f6rte auch die Papierherstellung. Eine dieser Firmen gr\u00fcndete der Schlesier Gustav Najork 1868. Drei Jahre sp\u00e4ter siedelte sich das Unternehmen f\u00fcr Chromo- und Kunstdruckpapier im aufstrebenden Vorort Plagwitz an.
Nach dem Tod ihres Mannes erwarb die Witwe Anna Augusta Christiane Najork im Februar 1895 eine Wandstelle in der ersten Abteilung des S\u00fcdfriedhofs. Noch im Herbst des Jahres begann die renommierte Steinmetzfirma Einsiedel mit der Ausf\u00fchrung des repr\u00e4sentativen Grabmals. Zu Grunde lag dabei ein Entwurf des Leipziger Architekten Hugo Licht und des Bildhauers Christian Behrens, der zu dieser Zeit in Breslau wirkte.
Drei Stufen f\u00fchren zum Zentrum des Grabmals empor, einer antikisierenden Scheint\u00fcr mit Giebeldreieck und rahmenden S\u00e4ulen. Auf den beiden gro\u00dfen Seitenreliefs sind kr\u00e4ftige Frauengestalten mit wehenden Haaren und bewegten Gew\u00e4ndern zu sehen. Die rechte scheint dem Tod entgegen zu gehen, w\u00e4hrend die linke erl\u00f6st ihre Arme nach oben streckt. Die Unvermeidlichkeit des Todes und die mahnende R\u00fcckschau auf das irdische Leben dr\u00fccken die beiden lateinischen Inschriften aus. Rechts sind mit dem Spruch \u201eWir werden alle an den gleichen Ort gezwungen\u201c Worte des Dichters Horaz zu lesen. Auf der linken Seite ist ein Zitat aus dem Matth\u00e4us-Evangelium angebracht: \u201eKein Jota wird verloren gehen\u201c.
Schon die Wahl der beiden Entwurfsverfasser verdeutlicht den au\u00dfergew\u00f6hnlichen Anspruch des Grabmals. Hugo Licht pr\u00e4gte als Stadtbaudirektor das Antlitz Leipzigs am Ausgang des 19. Jahrhunderts wesentlich mit. Sein Werk, zu dem auch das Neue Rathaus geh\u00f6rt, war noch dem Historismus verpflichtet, besa\u00df aber auch neue Ans\u00e4tze. Der architektonische Aufbau der Grabst\u00e4tte Najork entsprach noch ganz den zeitgen\u00f6ssischen Konventionen der Grabmalkunst.
Die bewegten Reliefs von Christian Behrens zeigen jedoch mit ihren floralen Motiven und den geschwungenen Linien der Seitenfiguren einen neuen Geist: Das Grabmal Najork ist eines der fr\u00fchesten Beispiele des Jugendstils in Leipzig. Das wohl bedeutendste Werk von Christian Behrens ist jedoch das monumentale Michael-Relief am benachbarten V\u00f6lkerschlachtdenkmal, dessen Vollendung der fr\u00fch verstorbene K\u00fcnstler nicht mehr erlebte.","lage":"Abteilung I, Nr. 27, Wandstelle","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"z9777yao98.jpg;","personImagePic":"","audio":"97lg02bj3q.ogg;5971k0g3nc.mp3;","audio_title":"","autor":"Tim Tepper","ehrengrab":"0","architekt":"Hugo Licht, Bildhauer: Christian Behrens","geolat":"51.31222","geolong":"12.40557","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"899","ordering":"3","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"Gellert","vorname":"Christian F\u00fcrchtegott","geburtsort":"Hainichen\/Sachsen","sterbeort":"Leipzig","geburtsdatum":"4.7.1715","sterbedatum":"13.12.1769","berufkat":"2","beruf":"Schriftsteller; Dozent","daten":"Die schlichte ebenerdige Granitplatte f\u00fcr den im 18. Jahrhundert sehr bekannten Dichter und Philosophen Christian F\u00fcrchtegott Gellert kann man leicht \u00fcbersehen. Es ist nicht die originale Grabplatte \u2013 diese war barock, schmuck- und wortreicher. Wie kommt eine Pers\u00f6nlichkeit des 18. Jahrhunderts auf diesen Friedhof, der erst Ende des 19. Jahrhunderts entstand? Gellert wurde drei Mal umgebettet. Begraben wurde er 1769 auf dem Alten Johannisfriedhof, 1900 dann in der zugeh\u00f6rigen Johanniskirche beigesetzt \u2013 in einer Gruft direkt neben Johann Sebastian Bach. Nach dem 2. Weltkrieg \u201erettete\u201c man ihn aus der zerst\u00f6rten Kirche und \u00fcberf\u00fchrte seine Gebeine in die Universit\u00e4tskirche St. Pauli. Kurz bevor diese gesprengt wurde, Ende Mai 1968, wurden seine Gebeine in einer geheimen Staatsaktion auf die heutige Grabstelle umgesiedelt. Hier fand er hoffentlich endg\u00fcltig die letzte Ruhe.
Gellerts Biographie ist schnell erz\u00e4hlt: Er stammte aus einer armen, kinderreichen und gebildeten Pfarrersfamilie in Hainichen\/Sachsen, besuchte die F\u00fcrstenschule St. Afra in Mei\u00dfen, studierte in Leipzig Theologie und wirkte hier als Universit\u00e4tsprofessor. Sein Leben war nicht leicht: oft plagten ihn Schmerzen, die er selbst auch als Hypochondrie bezeichnete, er hatte Geldsorgen und erlebte Kriegseinwirkungen in Leipzig mit. Schon zu Lebzeiten war Gellert au\u00dferordentlich beliebt und ber\u00fchmt. Er galt vielen Zeitgenossen als \u201eErzieher des Menschengeschlechts\u201c. Entsprechend den Vorstellungen in der Epoche der Aufkl\u00e4rung wollte Gellert n\u00fctzen und erziehen, Gelehrsamkeit und Tugend in der Gesellschaft f\u00f6rdern. Seine Vorlesungen an der Philosophischen Fakult\u00e4t zu Poesie, Beredsamkeit und Moral zogen eine ungew\u00f6hnlich gro\u00dfe Studentenschar an. Durch die Auff\u00fchrung seiner Lustspiele, die mit lehrreichen Tugend-Beispielen angereichert waren, erreichte er ein gro\u00dfes Publikum. Der Brief-Roman \u201eLeben der schwedischen Gr\u00e4fin von G***\u201c erregte Aufsehen und gilt als einer der ersten \u201eempfindsamen\u201c b\u00fcrgerlichen Romane in Deutschland. Einige seiner \u201eGeistlichen Lieder und Oden\u201c fanden Eingang in das Evangelische Gesangbuch. Am bekanntesten wurden seine \u201eFabeln und Erz\u00e4hlungen\u201c, die auch weniger Gebildete erfreuten. So wurde Gellert im besten Sinne volkst\u00fcmlich. Man vermutet, dass \u2013 nach der Bibel \u2013 seine \u201eFabeln\u201c das meistgelesene Buch des 18. Jahrhunderts waren. Nach seinem Tod wurden ihm an seiner Wirkungsst\u00e4tte Leipzig gleich drei Denkmale gesetzt. In enthusiastischen Nachrufen wurden Tr\u00e4nen vergossen \u00fcber seinen Verlust: \u201eWeinet mit mir, Freunde der Tugend \u2026\u201c.","lage":"I. Abteilung, Erbbegr\u00e4bnis 21","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"umyvj4hd8t.jpg;oss7vq0kt0.jpg;","personImagePic":"","audio":"iq4dhc8zo7.mp3;zfuq8nai9g.ogg;","audio_title":"","autor":"Heidrun Sprinz","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"51.31178","geolong":"12.40634","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"900","ordering":"4","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"Ulrich","vorname":"Friedrich August","geburtsort":"Altenburg","sterbeort":"Leipzig","geburtsdatum":"29.1.1846","sterbedatum":"26.4.1911","berufkat":"20","beruf":"Brauereibesitzer","daten":"Der Auftraggeber f\u00fcr diese gro\u00dfz\u00fcgige Erbbegr\u00e4bnisanlage war Friedrich August Ulrich. Stolz und un\u00fcbersehbar prangt sein Name am Architrav der tempelartigen Grabmalarchitektur. Er wurde 1846 geboren und entstammte einer Altenburger Brauerfamilie. Gemeinsam mit seinem Freund Otto Max Meltzer baute er in Leipzig ein eigenes Unternehmen auf und pachtete zun\u00e4chst eine Brauerei in der Windm\u00fchlenstra\u00dfe. Nach dem fr\u00fchen Tod Meltzers f\u00fchrte Ulrich die Brauerei allein weiter und kaufte sie schlie\u00dflich 1882. Gegr\u00fcndet worden war das traditionsreiche Unternehmen bereits 1826 und zu Recht konnte die Firma damit den Titel \"\u00c4lteste Brauerei Leipzigs\" f\u00fcr sich in Anspruch nehmen. Ulrich nutzte konsequent die neuen technischen M\u00f6glichkeiten der fortschreitenden Industrialisierung und lie\u00df Dampfmaschinen und K\u00fchlanlagen installieren. Im Jahr 1900 kaufte Ulrich eine zweite Brauerei in Leipzig-Gro\u00dfzschocher. Nach seinem Tod 1911 f\u00fchrte sein Sohn Arthur die Gesch\u00e4fte weiter.
Den Entwurf f\u00fcr die prachtvolle Grabanlage aus Muschelkalk lieferten 1908 die renommierten Leipziger Architekten Weidenbach & Tschammer. Zur selben Zeit waren sie auch mit der Erbauung des zweiten st\u00e4dtischen Messehauses, dem Handelshof an der Ostseite des Naschmarktes besch\u00e4ftigt. Der Bildhauer Johannes Hartmann \u2013 ebenfalls aus Leipzig \u2013 fertigte bis 1909 die Skulpturen. Der mit Max Klinger befreundete K\u00fcnstler war vor allem wegen seiner zahlreichen Personendenkm\u00e4ler bekannt. In Leipzig schuf er unter anderem das Schillerdenkmal in den Promenadenanlagen an der Schillerstra\u00dfe und war am Figurenschmuck des Neuen Rathauses und der Deutschen B\u00fccherei beteiligt.
\u00dcber der Familiengruft erhebt sich eine architektonische Anlage. Die Seitenwangen umschlie\u00dfen in ihrem geschwungenen Verlauf die Grabstelle beinahe vollst\u00e4ndig. Den vorderen Abschluss bilden zwei Postamente mit knienden, trauernden Engeln. Die Gestaltung des Grabmals vereint stilistische Einfl\u00fcsse des sp\u00e4ten Jugendstils mit deutlichen Bez\u00fcgen zur Antike. Im Zentrum steht eine weibliche Figur zwischen zwei kannelierten S\u00e4ulen, die eine \u00d6llampe in ihren H\u00e4nden h\u00e4lt. \u00d6llampen waren eine der wichtigsten Grabbeigaben im r\u00f6mischen Totenkult. Die beiden \u00e4u\u00dferen Pilaster der Tempelfassade sind mit zwei Puttenreliefs geschm\u00fcckt. Durch die Darstellung einer Sanduhr \u00fcber Bl\u00fctenk\u00f6rben wird hier auf die Verg\u00e4nglichkeit und die Endlichkeit des irdischen Lebens verwiesen.","lage":"Abteilung I, Nr. 4-5, Erbbegr\u00e4bnis","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"2wz97su7hy.jpg;","personImagePic":"","audio":"cytd5e8ncy.mp3;4hhjrqeri7.ogg;","audio_title":"","autor":"Diana H\u00e4rtrich","ehrengrab":"0","architekt":"Weidenbach u. Tschammer; Bildhauer: Johannes Hartmann","geolat":"51.31130","geolong":"12.40708","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"901","ordering":"5","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"Meyer","vorname":"Hermann Julius","geburtsort":"Gotha","sterbeort":"Leipzig","geburtsdatum":"4.4.1826","sterbedatum":"12.3.1909","berufkat":"9","beruf":"Verleger, Verlagsbuchh\u00e4ndler","daten":"An der westlichen Friedhofsmauer liegt ein gro\u00dfes, klassizistisch anmutendes Wandgrab, das durch die hellen Sandsteinfl\u00e4chen besonders ins Auge f\u00e4llt. Sein stelenartiger Mittelteil ist durch sparsamen Bronzedekor in Form von zwei Palmzweigen und einem Kranz optisch akzentuiert. Hermann Julius Meyer \u2013 einer der bedeutendsten deutschen Verleger \u2013 wurde hier mit seiner Familie bestattet.
Das Licht der Welt erblickte er 1826. Im gleichen Jahr gr\u00fcndete sein Vater Joseph eine Verlagsbuchhandlung in Gotha, die er \"Bibliographisches Institut\u201c nannte. Drei\u00dfig Jahre sp\u00e4ter \u00fcbernahm Hermann Julius als einziger Sohn der Familie die v\u00e4terlichen Gesch\u00e4fte. Es gelang ihm, das wirtschaftlich stark angeschlagene Unternehmen zu neuer Bl\u00fcte zu f\u00fchren und er baute es zu einem der renommiertesten und wichtigsten Verlage der Welt aus. Entscheidend zum Erfolg trug 1874 der Umzug nach Leipzig bei, dem Zentrum des deutschen Buchhandels \u00fcberhaupt.
Zu den bekanntesten Titeln des Verlagsprogrammes geh\u00f6rten neben dem ber\u00fchmten \"Gro\u00dfen Conversations-Lexikon\" auch \"Brehms Tierleben\" und das \"Orthographische W\u00f6rterbuch\" von Konrad Duden.1884 legte Hermann Julius Meyer die Verlagsgesch\u00e4fte in die H\u00e4nde seiner S\u00f6hne. Als erfolgreicher und \u00fcberaus verm\u00f6gender Mann widmete er sich fortan dem Gemeinwohl. Hohe finanzielle R\u00fccklagen erlaubten ihm 1888 die Gr\u00fcndung des \"Vereins zur Erbauung billiger Wohnungen\". Die Errichtung zahlreicher Mietsh\u00e4user, ja ganzer Wohnkolonien in den Leipziger Stadtteilen Lindenau, Eutritzsch, Reudnitz und Kleinzschocher war der H\u00f6hepunkt seines sozialen Engagements. Die insgesamt etwa zweieinhalbtausend Wohnungen wurden an die Mieter ausschlie\u00dflich nach Kriterien sozialer Bed\u00fcrftigkeit vergeben.
1895 erwarb Meyer auf dem S\u00fcdfriedhof zwei benachbarte Wandstellen und lie\u00df diese zur monumentalen Familiengrabst\u00e4tte herrichten. Den Entwurf f\u00fcr die Grabwand lieferte Max Pommer, der Architekt der \u201eMeyerschen H\u00e4user\u201c und der Familienvilla in der K\u00e4the-Kollwitz-Stra\u00dfe. Mit der Gestaltung des Grabmals bezeugte Hermann Julius Meyer f\u00fcr jeden sichtbar seine Anerkennung und Dankbarkeit f\u00fcr die Leistungen seines Vaters. Dessen Wahlspruch \"Bildung macht frei\" und sein Portr\u00e4tmedaillon \u2013 geschaffen hat es der Leipziger Bildhauer Adolf Lehnert \u2013 verweisen explizit auf den Verlagsgr\u00fcnder Joseph Meyer.
Hermann Julius starb hochbetagt mit 83 Jahren und wurde 1909 hier bestattet. Viele Angeh\u00f6rige seiner Familie sind an gleicher Stelle begraben. So auch sein Sohn Hans, Forschungsreisender, Geograph und Verleger. Er gilt als Erstbesteiger des Kilimandscharo im Jahre 1889.","lage":"Abteilung III, Nr. 54\/55, Wandstelle","grabid":"","name2":"Meyer","vorname2":"Hans","geburtsort2":"Hildburghausen","sterbeort2":"Leipzig","geburtsdatum2":"22.3.1858","sterbedatum2":"5.7.1929","beruf2":"Forschungsreisender, Geograph, Verleger","lage2":"Abteilung III, Nr. 54\/55, Wandstelle","grabid2":"","zoom_pic":"e8spvkj3n5.jpg;","personImagePic":"","audio":"i1ei0o7ctl.mp3;kjwi5pqjye.ogg;","audio_title":"","autor":"Diana H\u00e4rtrich","ehrengrab":"0","architekt":"Max Pommer; Bildhauer: Adolf Lehnert","geolat":"51.31120","geolong":"12.40528","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"902","ordering":"6","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"Oehlschlegel","vorname":"Heinrich Bruno","geburtsort":"","sterbeort":"Leipzig","geburtsdatum":"8.2.1840","sterbedatum":"24.10.1899","berufkat":"1","beruf":"Baumeister","daten":"Heinrich Bruno Oehlschlegel gr\u00fcndete 1863 ein Baugesch\u00e4ft in Leipzig und k\u00e4mpfte jahrelang im Vorstand der Baumeister-Innung, um den Baumeister-Titel zu sch\u00fctzen und um Handwerkskunst gegen \u201ePfuschertum\u201c zu verteidigen.
Wenn man genau hinschaut, kann man an seinem Grabmal die Profession des Verstorbenen erahnen. Berufsbezogene Symbole \u2013 Winkel, Lot und Kelle \u2013 neben dem Namenszug in der Grabmalwand verweisen auf den hier Bestatteten: einen Baumeister. F\u00fcr Ortskundige ist auf dem Grabmal-Relief noch mehr zu erkennen: Das letzte Werk des Baumeisters Oehlschlegel ist hier abgebildet, die Paul-Gerhardt-Kirche in Leipzig-Connewitz. Davor sitzt ein alter ersch\u00f6pfter Mann, dessen Wanderstab zerbrochen ist. Ein imposanter weiblicher Engel steigt aus dem Himmelreich herab und weist mit dem erhobenen Reif auf den nun vollendeten Lebenskreis. Kurz vor der Fertigstellung der Kirche, 1899, war ihr Erbauer 59-j\u00e4hrig verstorben.
Die S\u00f6hne schrieben nach dem Ableben des Vaters an die Kirchgemeinde: \u201eEs ist ein von unserem Vater oft ge\u00e4u\u00dferter Herzenswunsch gewesen, noch eine Kirche zu erbauen, und die Ertheilung des Auftrages zur Erbauung der Kirche ist deshalb f\u00fcr ihn eine besondere Freude gewesen\u201c.
Dieses Erinnerungsmal ist ein gutes Beispiel daf\u00fcr, wie ein Verstorbener individuell gew\u00fcrdigt werden kann. Auch dies war ein Ziel der niveauvollen Grabmalkultur des ausgehenden 19. Jahrhunderts \u2013 neben aller Repr\u00e4sentationsabsicht. Das Grabmal entstand in der Bl\u00fctezeit des Jugendstils um 1901. Wenngleich die Rustika-Architektur burgartig wuchtig erscheint, sind doch einige Jugendstilz\u00fcge zu erkennen. Die Vorliebe dieses Kunststils f\u00fcr Naturmotive und Phantasiegestalten zeigt sich hier in ornamentalen Zapfen und zypressen\u00e4hnlichen Bl\u00e4ttern sowie in den Drachen mit den dekorativ geschwungenen Schw\u00e4nzen. Geschaffen haben die Grabanlage zwei Leipziger K\u00fcnstler, die gemeinsam viele Bauprojekte gestalteten: der Architekt Max Pommer und der Bildhauer Josef M\u00e1gr. Beide hinterlie\u00dfen in Leipzig augenf\u00e4llig Spuren. Pommer schuf z.B. im Auftrag des bekannten Lexikon-Verlegers Meyer mehrere ansprechend gestaltete Anlagen mit ca. 2700 \u201ebilligen\u201c Wohnungen, die \u201eMeyerschen H\u00e4user\u201c \u2013 ein Vorl\u00e4ufer des sozialen Wohnungsbaus. In die deutsche Architekturgeschichte ist er als ein \u201ePionier des Stahlbetonbaus\u201c eingegangen. Von M\u00e1grs Hand sind vor allem weibliche Aktfiguren sichtbar geblieben. Hier auf dem Friedhof stammen etwa 8 anspruchsvolle Bronze-Grabmale von ihm.
Auch die beiden Sch\u00f6pfer der Grabstelle Oehlschlegel haben ihre letzte Ruhe auf dem S\u00fcdfriedhof gefunden.","lage":" III. Abteilung, Wandstelle 66\t ","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"v6hf1z0jul.jpg;hwq1e3qjba.jpg;","personImagePic":"","audio":"gd0r0t06p3.ogg;1qggp7idbz.mp3;","audio_title":"","autor":"Heidrun Sprinz","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"51.31069","geolong":"12.40543","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"903","ordering":"7","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"Mei\u00dfner","vorname":"Julius Friedrich","geburtsort":"","sterbeort":"Leipzig","geburtsdatum":"15.7.1837","sterbedatum":"3.3.1918","berufkat":"20","beruf":"Fabrikbesitzer, Kommerzienrat","daten":"Von besonderer k\u00fcnstlerischer Bedeutung ist das Grabmal des Fabrikbesitzers Julius Friedrich Mei\u00dfner und seiner Familie. Als Inhaber einer Firma f\u00fcr k\u00fcnstlerischen Farbendruck und Luxuspapiere geh\u00f6rte er in der zweiten H\u00e4lfte des 19. Jahrhunderts zu den einflussreichsten und wichtigsten Industriellen in Leipzig. F\u00fcr seine unternehmerischen Verdienste wurde er zum K\u00f6niglich-S\u00e4chsischen Kommerzienrat ernannt. Au\u00dferdem bekleidete er das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden der Handelskammer zu Leipzig. Als seine Frau Therese 1902 starb, beauftragte er den Berliner Bildhauer Fritz Klimsch mit der Errichtung einer monumentalen und gestalterisch herausragenden Anlage. Mit raumgreifender Geste erstreckt sie sich \u00fcber ein Areal, das eigentlich f\u00fcr drei Erbbegr\u00e4bnisstellen vorgesehen war. Als Julius Friedrich Mei\u00dfner sechzehn Jahre nach seiner Frau verstarb, wurde er \u2013 wie eine Vielzahl weiterer Familienangeh\u00f6riger \u2013 neben ihr beigesetzt.
Fritz Klimsch geh\u00f6rte 1898 gemeinsam mit Walter Leistikow und Max Liebermann zu den Mitbegr\u00fcndern der Berliner Secession, eine K\u00fcnstlergruppe, die sich gegen den akademischen Kunstbetrieb und sein historisierendes Kunstverst\u00e4ndnis wandte. Das Grabmal auf dem S\u00fcdfriedhof ist ein gro\u00dfartiges Zeugnis seines fr\u00fchen, deutlich vom Jugendstil beeinflussten Werks. Die drei \u00fcberlebensgro\u00dfen Skulpturen aus Sandstein hat er 1903 selbst geschaffen.
M\u00e4chtige Bl\u00f6cke aus Muschelkalkstein formen eine stilisierte alt\u00e4gyptische Tempelarchitektur, deren Eingang durch einen Grabengel zugleich versperrt und bewacht wird. Mit den Mohnkapseln in seiner rechten Hand und der Stille gebietenden Geste seiner Linken beh\u00fctet er den Schlaf der Verstorbenen und mahnt zu ihrer Andacht. An der Schwelle zwischen der jenseitigen und der diesseitigen Welt trennt er die Toten von den Hinterbliebenen. Diese werden von zwei trauernden Figuren, einem Mann und einer Frau, symbolisiert, die nackt und in ihren Schmerz versunken vor der Tempelfassade knien. Die B\u00e4nke an den flachen Seitenwangen des Grabmals laden den Betrachter ein, sich ebenfalls hier niederzulassen und den Verstorbenen zu gedenken.
Durch ihre Lage an der L\u00e4ngsseite eines ovalen Wiesenst\u00fccks kommt die durchaus auf Fernwirkung angelegte Erscheinung der Grabst\u00e4tte besonders zur Geltung. In w\u00fcrdevoller und feierlicher Geste verschmelzen Architektur und Skulptur zu einer harmonischen Einheit.","lage":"Abteilung III, Nr. 19\u201321, Erbbegr\u00e4bnis","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"4etete8j8t.jpg;ocvl86qgcn.jpg;","personImagePic":"","audio":"49c8i3u9qy.ogg;s8vn7hkcw0.mp3;","audio_title":"","autor":"Diana H\u00e4rtrich","ehrengrab":"0","architekt":"Bildhauer: Fritz Klimsch","geolat":"51.31068","geolong":"12.40637","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"904","ordering":"8","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"Oelssner","vorname":"August Wilhelm","geburtsort":"Gruna bei Leipzig","sterbeort":"Bad Kissingen","geburtsdatum":"26.8.1842","sterbedatum":"4.5.1906","berufkat":"20","beruf":"Inhaber einer Speditions- und Kommissionsfirma","daten":"Das Grabmal Oelssner nimmt die gesamte Breite eines f\u00fcr Erbbegr\u00e4bnisse reservierten Areals in der dritten Abteilung des Friedhofs ein. Schon allein durch seine schiere Ausdehnung von etwa 4 mal 15 Metern \u2013 eine Fl\u00e4che, die eigentlich f\u00fcr drei Grabstellen vorgesehen war \u2013 k\u00fcndet es vom besonderen Anspruch der hier bestatteten Leipziger Kaufmannsfamilie.
August Wilhelm Oelssner, der Inhaber einer Speditions- und Kommissionsfirma, wurde 1842 geboren und verstarb im Alter von 63 Jahren in Leipzig. Die T\u00e4tigkeit im Pelzhandel brachte seiner Familie hohes Ansehen und enormen Reichtum. Er selbst wurde ehrenhalber zum K\u00f6niglich-S\u00e4chsischen Kommerzienrat ernannt. Seit 1902 war er Mitglied des Leipziger Stadtrates. Sitz seiner Firma war ein gro\u00dfes Gesch\u00e4ftshaus zwischen Ritter- und Nikolaistra\u00dfe in der Innenstadt, dessen Name \"Oelssners Hof\" noch heute \u00fcber dem Portal zu lesen ist.
Den bedeutenden Architekten des imposanten Komplexes, Max Pommer, beauftragte Oelssner auch mit der Errichtung seiner Familiengrabst\u00e4tte. In Zusammenarbeit mit dem Bildhauer Josef M\u00e1gr, dem wohl wichtigsten Vertreter des Jugendstils in Leipzig, entstand 1903\/04 eine Anlage von hoher k\u00fcnstlerischer Bedeutung.
Die R\u00fcckwand des Grabmals ist ungew\u00f6hnlich flach gehalten und leicht geschwungen. Den zentralen Blickpunkt bildet eine \u00fcberlebensgro\u00dfe weibliche Engelsfigur aus Bronze. Monumental erhebt sie sich mit ausgebreiteten Fl\u00fcgeln \u00fcber einem Sockel mit der Inschrift \"Familie Oelssner\". In ihrer rechten Hand h\u00e4lt sie einen Lorbeerzweig zur Ehrung der hier Bestatteten. Die gro\u00dfe Granitplatte mit Bronzedekor zu ihren F\u00fc\u00dfen verschlie\u00dft die darunter liegende Familiengruft. Auf ihr sind die Namen der Verstorbenen zu lesen. Besondere Beachtung verdienen auch die sechs antikisierenden Bronzereliefs, die an der R\u00fcckwand des Grabmals aus poliertem Granit angebracht sind. Sie beziehen sich mit ihren figurenreichen Darstellungen auf traditionelle T\u00e4tigkeiten von M\u00e4nnern und Frauen beziehungsweise die Lebensaufgaben beider Geschlechter. W\u00e4hrend auf der linken Seite des Grabengels M\u00e4nner und J\u00fcnglinge bei der Arbeit, im Streben nach Bildung oder sich zum Kampf r\u00fcstend gezeigt werden, thematisieren die drei Reliefs rechts h\u00e4usliche und famili\u00e4re Aspekte der weiblichen Lebenswelt. So umfassend und allgemeing\u00fcltig das Bildprogramm zun\u00e4chst erscheint, es liefert auch konkrete Verweise auf die hier Bestatteten. So erinnern eine Handelsszene und die Darstellung der Hermesb\u00fcste an die kaufm\u00e4nnische T\u00e4tigkeit des Familienvaters August Wilhelm Oelssner.","lage":"Abteilung III, Nr. 6\u20138, Erbbegr\u00e4bnis","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"3jnejg4hhi.jpg;","personImagePic":"","audio":"t30izzm4s4.mp3;4vgohq4vvb.ogg;","audio_title":"","autor":"Diana H\u00e4rtrich","ehrengrab":"0","architekt":"Max Pommer; Bildhauer: Josef M\u00e1gr","geolat":"51.31042","geolong":"12.40651","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"905","ordering":"9","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"L\u00f6ffler","vorname":"Max Bruno","geburtsort":"Dresden","sterbeort":"Leipzig","geburtsdatum":"20.4.1855","sterbedatum":"18.10.1927","berufkat":"5","beruf":"Apotheker","daten":"\u00dcber Max L\u00f6ffler ist \u00f6ffentlich nicht mehr viel bekannt. Er war zu Beginn des 20. Jahrhunderts Inhaber der Ost-Apotheke in Leipzig, in der Wurzner Stra\u00dfe 2, so vermerken es Leipziger Adressb\u00fccher. 1903 verstarb seine Ehefrau Alma im Alter von 41 Jahren. Zur\u00fcck blieben er und die Kinder, die 14-j\u00e4hrige Irene und der 9-j\u00e4hrige Hellmuth. Genau diese famili\u00e4re Szene hat der Bildhauer Johannes Hartmann in seinem Marmor-Relief verewigt. Eingefangen ist der Moment des Abschiednehmens: Der Engel hat bereits eine Hand der Frau ergriffen und weist mit der rechten Hand ins Jenseits, w\u00e4hrend der Ehemann, dem sie noch zugewandt ist, ihre andere Hand umfasst und sich auf ihre Schulter st\u00fctzt. Die Kinder stehen, sich umarmend, hinter dem Elternpaar. Durch die Armhaltung der Figuren \u2013 Auf- und Abw\u00e4rts-Bewegungen \u2013 entsteht eine dynamische Komposition. Die Frau steht in der Mitte zwischen Leben und Tod. Aber der Tod hat nichts Erschreckendes.
Der Engel des Todes wirkt sehr irdisch mit seiner athletischen Figur und seiner zeitgen\u00f6ssischen Frisur, nur die m\u00e4chtigen Schwingen lassen ihn als Wesen einer anderen Welt erkennen. M\u00e4nnliche Engelsgestalten in der Grabmalkunst sind seltener als weibliche, und ein nackter m\u00e4nnlicher Engel ist schon eine gro\u00dfe Seltenheit. Sicher weist dies auf paradiesische Nacktheit hin \u2013 die \u201eIrdischen\u201c sind nicht zeitgen\u00f6ssisch, sondern zeitlos antikisierend gekleidet.
Das Thema Abschied war in der Grabplastik seit der Mitte des 19. Jahrhunderts wieder ein h\u00e4ufig gew\u00e4hltes Motiv. Antike Vorbilder daf\u00fcr waren die attischen Grabstelen aus dem 4. Jahrhundert v. Chr.
Das Grabmal f\u00fcr die Familie L\u00f6ffler wurde von zwei bekannten Leipziger Jugendstilk\u00fcnstlern geschaffen. Der Architekt der schlichten R\u00fcckwand war Fritz Drechsler. Er schuf u.a. ein Meisterwerk des Jugendstils in Leipzig, das K\u00fcnstlerhaus, welches durch den 2. Weltkrieg unwiederbringlich verloren ging. Der Bildhauer Johannes Hartmann, ein Sch\u00fcler des K\u00fcnstlers Max Klinger, entwarf ein Schiller-Denkmal f\u00fcr die Stadt, in der Schiller seine \u201eOde an die Freude\u201c schrieb \u2013 eines der wenigen Denkmale Leipzigs mit auff\u00e4lligen Jugendstilz\u00fcgen.
Das Glasmosaik des Grabmals ist ein Musterbild des floralen Jugendstils. Den Mittelpunkt bildet das goldumrandete Kreuz mit ausschwingenden Enden, das selbst als eine Pflanze mit roten Bl\u00fcten gestaltet ist und in einer Herzform erscheint. Es wird spiralf\u00f6rmig umschlungen von gr\u00fcnem Blattwerk mit roten Rosen oder Granat\u00e4pfeln. Granat\u00e4pfel gelten als Symbol der christlichen N\u00e4chstenliebe. Rosen sind das allumfassende Symbol f\u00fcr die Liebe \u2013 auch f\u00fcr die g\u00f6ttliche, die hier gemeint ist.","lage":"IV. Abteilung, Wandstelle 93","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"lrsdzwcktt.jpg;002ohcvkhc.jpg;","personImagePic":"","audio":"ftl31ev06h.ogg;6j4aypjbq7.mp3;","audio_title":"","autor":"Heidrun Sprinz","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"51.30951","geolong":"12.40596","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"906","ordering":"10","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"Schaub","vorname":"Heinrich Hermann","geburtsort":"","sterbeort":"Leipzig","geburtsdatum":"","sterbedatum":"29.1.1909","berufkat":"9","beruf":"Kaufmann","daten":"In diesem kostspieligen Wandgrab ist der Kaufmann Heinrich Schaub mit seiner Familie bestattet. Er war Inhaber der Leipziger Einzelhandelsfirma \u201eEulitz\u201c. Deren Gr\u00fcnder, Franz Benno Eulitz, hatte 1844 ein Strumpf- und Handschuh-Gesch\u00e4ft mit zwei Angestellten in Leipzig eingerichtet. Heinrich Schaub kaufte dieses kleine Unternehmen 1874 und baute es zu einem Textil-Spezialhaus aus, wobei er den Firmennamen beibehielt. Er warb mit dem Spruch: \u201eMarke Eulitz\u2019 ist Trumpf, f\u00fcr \u2019nen guten Strumpf\u201c. Schlie\u00dflich wurde das mehrst\u00f6ckige \u201eF\u00fcrstenhaus\u201c in der Leipziger Innenstadt sein Gesch\u00e4ftshaus. 1944 druckten Leipziger Zeitungen die Meldung: \u201e100 Jahre Strumpf-Eulitz\u201c, ein Gesch\u00e4ft, das auf seinem \u201eSpezialgebiet zu den gr\u00f6\u00dften des Reiches z\u00e4hlt\u201c. Zu dieser Zeit leitete schon ein Sohn Heinrich Schaubs die Firma. Kurz danach war die Tradition des 100-j\u00e4hrigen Unternehmens nahezu beendet \u2013 das Gesch\u00e4ftshaus wurde Opfer der Bombenangriffe. Als der letzte Inhaber 1952 in den Westen Deutschlands \u00fcbersiedelte, wurde die Firma verstaatlicht.
Dieses Grabmal zeigt keine sanfte Trauer, weder gef\u00e4lliges Blumenstreuen noch mildes letztes H\u00e4ndereichen. Hier ist der Schmerz des Abschieds sehr pr\u00e4sent. Ein kniender J\u00fcngling versucht verzweifelt, die auf ewig verschlossene T\u00fcr zum Jenseits wieder zu \u00f6ffnen. Mit angespanntem Arm zieht seine Rechte an der T\u00fcr, w\u00e4hrend er mit der Linken das verzweifelte Gesicht verdeckt. Das Grabmal zeigt die \u201e\u00fcberaus intensive Darstellung der Trennung zwischen Lebenden und Toten\u201c, kommentierte ein Zeitgenosse. Die 1909 aufgestellte Bronzefigur stammt von dem Grazer Bildhauer August Rantz, der auch bei Auguste Rodin gearbeitet hatte. Er schuf das Original f\u00fcr das Grab seines eigenen Vaters auf dem Grazer Zentralfriedhof. Trotz aller Eindringlichkeit ist es eine gem\u00e4\u00dfigte Darstellung des Schmerzes, verglichen etwa mit barocken Ausdrucksweisen. Rantz bevorzugte das antike Sch\u00f6nheitsideal. Die gesamte Grabanlage weist strenge klassische Formen auf. Nach dem Muster der \u00e4ltesten griechischen S\u00e4ulenordnung bilden 4 dorische, kannelierte S\u00e4ulen mit einem Architrav eine griechische Tempelfassade nach. Der einzige Schmuck sind M\u00e4ander, antike Ornamentb\u00e4nder. Alles ist aus schwerem Granit. Diese der Grabplastik angemessene neoklassizistische Architektur entwarf der bekannte Leipziger Architekt Emil Franz H\u00e4nsel, der in Leipzigs Innenstadt originelle Geb\u00e4ude, z.B. Specks Hof, schuf. Heute ist die Grabanlage ohne Nutzungsrecht \u2013 sie wartet auf einen Interessierten, der die Grabmalpatenschaft daf\u00fcr erwirbt und sie f\u00fcr die Zukunft bewahrt.","lage":"IV. Abteilung, Wandstelle 105","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"bh1sl8kzdu.jpg;","personImagePic":"","audio":"ajcfdq8r84.ogg;dp9ag29ih9.mp3;","audio_title":"","autor":"Heidrun Sprinz","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"51.30897","geolong":"12.40616","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"907","ordering":"11","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"van der Lubbe","vorname":"Marinus","geburtsort":"Leiden (Niederlande)","sterbeort":"Leipzig","geburtsdatum":"13.1.1909","sterbedatum":"10.1.1934","berufkat":"20","beruf":"Maurer","daten":"Der kleine Gedenkstein erinnert an das Schicksal eines Menschen in den gro\u00dfen Konflikten des 20. Jahrhunderts und an das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte. Der niederl\u00e4ndische Kommunist Marinus van der Lubbe wurde am sp\u00e4ten Abend des 27. Februar 1933 im brennenden Berliner Reichstagsgeb\u00e4ude festgenommen. Die Nationalsozialisten beschuldigten ihn der Brandstiftung, die das Fanal f\u00fcr einen kommunistischen Aufstand bilden sollte. Bereits einen Tag sp\u00e4ter lie\u00dfen sie durch Reichspr\u00e4sident Hindenburg eine Verordnung verk\u00fcnden, die wesentliche Freiheitsrechte der Weimarer Reichsverfassung au\u00dfer Kraft setzte. Damit konnte die Verfolgung von Regimegegnern legitimiert werden. Noch in der Brandnacht setzte eine gro\u00df angelegte Verhaftungswelle ein. Van der Lubbe und weitere Beschuldigte wurden angeklagt.
Im Prozess am Leipziger Reichsgericht mussten allerdings Georgi Dimitroff und andere Kommunisten freigesprochen werden, nur gegen van der Lubbe erfolgte die Verurteilung wegen Hochverrats und aufwieglerischer Brandstiftung. Am 10. Januar 1934 wurde das Todesurteil vollstreckt und der 24j\u00e4hrige durch das Fallbeil hingerichtet. Seine Beisetzung fand anonym auf dem S\u00fcdfriedhof statt.
Bis heute sind die genauen Umst\u00e4nde des Reichstagsbrandes ungekl\u00e4rt sowie die Frage nach der pers\u00f6nlichen Schuld van der Lubbes umstritten. Er selbst hatte erkl\u00e4rt, ohne Mitt\u00e4ter gehandelt zu haben. Die Umst\u00e4nde des Prozesses und die politische Situation in Deutschland lie\u00dfen schon damals Zweifel daran aufkommen. Historiker debattierten heftig, ob er Unterst\u00fctzer besa\u00df oder ob gar die Nationalsozialisten den Brand selbst gelegt hatten. Zumindest kam das Ereignis den neuen Machthabern sehr gelegen, um die Diktatur auszubauen. Die sogenannte Reichstagsbrandverordnung gilt als eine der wichtigsten rechtlichen Grundlagen der nationalsozialistischen Herrschaft. Im Dezember 2007 wurde das Urteil des Reichsgerichts aufgehoben.
Das nach dem Entwurf der niederl\u00e4ndischen K\u00fcnstler Ron Sluik und Reinier Kurpershoek geschaffene Grabzeichen aus Obernkirchener Sandstein wurde am 13. Januar 1999 eingeweiht. F\u00fcr die Errichtung engagierte sich besonders eine niederl\u00e4ndische Stiftung. Auf dem niedrigen Block sind die Lebensdaten van der Lubbes und das Datum des Reichstagsbrandes zu lesen. Das Denkmal steht im Zusammenhang mit zwei weiteren Monumenten in Berlin und Leiden: Auf allen sind Zeilen des Gedichts \u201eSch\u00f6nheit, Sch\u00f6nheit\u201c zu lesen, das der Niederl\u00e4nder im Gef\u00e4ngnis schrieb.","lage":"Abteilung VIII, 8. Gruppe","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"teuc9whpe6.jpg;","personImagePic":"","audio":"hpvajbajqp.mp3;in6icz0k3p.ogg;","audio_title":"","autor":"Tim Tepper","ehrengrab":"0","architekt":"K\u00fcnstler: Ron Sluik, Reinier Kurpershoek","geolat":"51.30753","geolong":"12.40729","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"908","ordering":"12","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"Nachod","vorname":"Friedrich","geburtsort":"Leipzig","sterbeort":"Wien","geburtsdatum":"3.11.1853","sterbedatum":"16.6.1911","berufkat":"9","beruf":"Kaufmann, Bankier","daten":"1911 starb in Wien der Kommerzienrat Friedrich Nachod, der in einer Todesanzeige in der \u201eLeipziger Abendzeitung\u201c vom K\u00fcnstler Max Klinger als einer der \u201eeifrigsten Kunstf\u00f6rderer unserer Stadt\u201c gew\u00fcrdigt wurde. Nachod stammte aus einer bedeutenden j\u00fcdischen Familie in Leipzig. Sein Vater Jacob geh\u00f6rte zu den Gr\u00fcndern der Leipziger Israelitischen Religionsgemeinde um 1847 und war der erste j\u00fcdische Stadtverordnete in Leipzig. Friedrich Nachod war, wie sein Vater, Bankier bei einem f\u00fchrenden Bankhaus in Sachsen, \u201eKnauth, Nachod und K\u00fchne\u201c, sowie Vizekonsul des amerikanischen Generalkonsulats in Leipzig. Nach seinem Tod konnte die Witwe Maria Nachod den befreundeten K\u00fcnstler Max Klinger (1857-1920) f\u00fcr die Grabmalgestaltung gewinnen. Er schuf die Entw\u00fcrfe und Gipsmodelle f\u00fcr die fast drei Meter hohe Stele aus wei\u00dfem Laaser Marmor mit der oben eingestellten wuchtigen Urne. Ausgef\u00fchrt und vollendet wurde das Grabmal erst Jahre sp\u00e4ter, nach Klingers Tod, durch dessen K\u00fcnstler-Freund Johannes Hartmann.
Das Relief auf der Vorderseite ist als Abschied vom Gatten zu deuten: Eine Frau beugt sich zu einem sitzenden, schon geschw\u00e4chten Mann hinab und nimmt seine Hand in ihre beiden H\u00e4nde. Rechts kann man die Darstellung der drei S\u00f6hne der Familie vermuten. Im Todesjahr von Friedrich Nachod 1911 waren diese allerdings in Wirklichkeit \u00fcber 20 Jahre alt. Das linke Relief zeigt eine trauernde Frau \u2013 den Kopf gesenkt, die Hand am Kinn, die linke Hand scheint ein Taschentuch zu halten. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es die Freundin der Familie, Martha Zobel, zeigen soll, die sp\u00e4ter auch auf der Familiengrabstelle bestattet wurde.
1974 wurde die Familiengrabstelle Nachod aufgel\u00f6st. Das Kunstwerk ging in Friedhofseigentum \u00fcber, da die Erben keine Anspr\u00fcche anmeldeten. Es wurde hierher versetzt. Nun schm\u00fcckt es als weithin sichtbares Grabmal eine Urnengemeinschaftsanlage als Zeichen f\u00fcr alle, die hier namenlos bestattet sind. Es ist Klingers einziges Werk auf dem S\u00fcdfriedhof. Max Klinger gilt, wie kaum ein anderer Grafiker, Maler und Bildhauer als Identifikationsfigur f\u00fcr die Kunst in Leipzig um die Jahrhundertwende. Als er 1893 mit 36 Jahren nach einer langen Ausbildungszeit in Karlsruhe, Berlin, Br\u00fcssel, Paris, Rom in seine Geburtsstadt zur\u00fcckkehrte, war er bereits ein angesehener K\u00fcnstler. Besonders seine polychrome Beethoven-Skulptur, die \u2013 im Gegensatz zum historisierenden Stil des 19. Jahrhunderts \u2013 einen ganz neuen Denkmaltypus darstellte, erregte weithin Aufsehen. Sie geh\u00f6rt heute zum Bestand des Museums der bildenden K\u00fcnste in Leipzig. Von Klinger stammt auch das historische Postament f\u00fcr das erst 2013 vollendete Richard-Wagner-Denkmal am Leipziger Promenadenring. Wie Friedrich Nachod war auch Max Klinger ein gro\u00dfer F\u00f6rderer der Kunst.","lage":"VIII Abt., Urnengemeinschaftsanlage (urspr\u00fcngl. VI. Abteilung, Wahlstelle 35)","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"uvjy3c62qf.jpg;","personImagePic":"","audio":"9avac945b1.ogg;wgiru1qu6z.mp3;","audio_title":"","autor":"Heidrun Sprinz","ehrengrab":"0","architekt":"Bildhauer: Max Klinger","geolat":"51.30766","geolong":"12.40742","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"909","ordering":"13","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"Lehnert","vorname":"Adolf","geburtsort":"Leipzig","sterbeort":"Leipzig","geburtsdatum":"20.7.1862","sterbedatum":"6.1.1948","berufkat":"4","beruf":"Bildhauer","daten":"Nicht jedem Bildhauer war es wie Adolf Lehnert verg\u00f6nnt, solch eine w\u00fcrdige Familiengrabst\u00e4tte zu hinterlassen. An etliche, ehemals gesch\u00e4tzte bildende K\u00fcnstler Leipzigs erinnert heute kein Grab mehr.
Lehnert wurde als Sohn eines Lokomotivf\u00fchrers und als zweites Kind von 12 Geschwistern 1862 in Leipzig geboren. Die Zeiten waren seinem Talent g\u00fcnstig. Gerade hatte sich die Kunstakademie in Leipzig, die sich zentral der graphischen Kunst widmete, f\u00fcr weitere Kunstbereiche ge\u00f6ffnet und 1875 eine Abteilung f\u00fcr Plastik begr\u00fcndet. Hier studierte der junge Lehnert in der Modellier-Klasse fast acht Jahre lang und \u00fcbernahm 1896 das Lehramt von seinem ehemaligen Lehrer Melchior zur Strassen, einem der letzten Sch\u00fcler des ber\u00fchmten Berliner Bildhauers Christian Daniel Rauch. Viele der Sch\u00fcler Adolf Lehnerts, z.B. Albrecht Leistner, Paul Stuckenbruck und Alfred Thiele, wurden geachtete Leipziger Bildhauer und sind auf dem S\u00fcdfriedhof mit kunstvollen Werken pr\u00e4sent. Lehnert profitierte vom historistischen Bauboom und Denkmalkult des sp\u00e4ten 19. Jahrhunderts.
Ein ehrenvoller \u00f6ffentlicher Auftrag war die Gestaltung eines Denkmals f\u00fcr den Kanzler des Deutschen Kaiserreiches, F\u00fcrst Otto von Bismarck, anl\u00e4sslich dessen 80. Geburtstages. Jedoch wurde Lehnerts \u201eBismarck\u201c gleich nach 1945 aus ideologischen Gr\u00fcnden demontiert. Andere Denkmale gingen im Krieg verloren, wie die Gutenberg-Statue und die Reliefs f\u00fcr den Eisenbahnpionier Friedrich List. Erhalten blieb das Denkmal f\u00fcr die Frauenrechtlerin Louise Otto-Peters, das eines der ersten \u00f6ffentlichen Frauen-Denkmale Deutschlands ist. Heute kann man an Fassaden \u00f6ffentlicher Geb\u00e4ude wie dem Neuen Rathaus noch plastische Arbeiten von Lehnert finden. Er war besonders als Spezialist f\u00fcr Reliefs gefragt.
Das Grabmal-Relief aus Marmor schuf er 1909, als seine erste Ehefrau jung verstarb. Es scheint, dass sie im Paradies angekommen ist. Die Frau sitzt m\u00fcde, mit geschlossenen Augen, auf einer Bank und wird von einem sanften Engel in Empfang genommen. Ein zarter J\u00fcngling, der von einem Reh vertrauensvoll begleitet wird, kommt ihr entgegen. Die Himmlischen tragen Blumenkr\u00e4nze im Haar. Unter hohen B\u00e4umen, inmitten von Himmelsschl\u00fcsseln, ist die Szene voll Harmonie.
Adolf Lehnert heiratete nochmals, wurde Vater zweier Kinder, verlor einen Sohn im Krieg und wurde 85 Jahre alt \u2013 begraben liegt er hier mit seinen Eltern, beiden Ehefrauen und dem Sohn. Heute ist die Grabstelle ohne Besitzer, aber die Paul-Benndorf-Gesellschaft, die die Leipziger Friedhofskultur eingehend pflegt, \u00fcbernahm die Grabmalpatenschaft und wird das Werk der Nachwelt erhalten.","lage":"V. Abteilung, Rabatte 237 \u2013 240","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"g60mvubb2f.jpg;6lbuvaismt.jpg;","personImagePic":"","audio":"yh2aepa4ty.mp3;9oq4qvqw59.ogg;","audio_title":"","autor":"Heidrun Sprinz","ehrengrab":"0","architekt":"Bildhauer: Adolf Lehnert","geolat":"51.30978","geolong":"12.40796","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"910","ordering":"14","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"Reinecke","vorname":"Carl Heinrich Carsten","geburtsort":"Altona bei Hamburg","sterbeort":"Leipzig","geburtsdatum":"23.6.1824","sterbedatum":"10.3.1910","berufkat":"7","beruf":"Komponist, Dirigent, Gewandhauskapellmeister","daten":"Carl Reinecke wurde 1824 in Altona geboren. Sein ganzes Leben war der Musik gewidmet. Seit dem 5. Lebensjahr erhielt er von seinem Vater Unterricht im Klavier- und Violinespiel und in Musiktheorie, mit 11 erteilte er selbst Musikunterricht und als 19-J\u00e4hriger gab er ein Konzert mit eigenen Tonsch\u00f6pfungen. Die Musikstadt Leipzig zog ihn an. Mit ihren Gewandhaus-Konzerten erschien sie ihm als \u201eEldorado\u201c, schrieb er in seiner Autobiographie. 1843 durfte der junge Reinecke erstmals im Gewandhaus als Solist auftreten. In Leipzig wirkten zu dieser Zeit Robert und Clara Schumann sowie Felix Mendelssohn Bartholdy als Gewandhauskapellmeister. Gerade war das \u201eConservatorium der Musik\u201c, die erste Musikhochschule Deutschlands, gegr\u00fcndet worden, und es gab reichlich musikinteressierte Kreise. Dem Leipzig-Aufenthalt folgten Reineckes k\u00fcnstlerische Wanderjahre. Er sammelte Erfahrungen als k\u00f6niglicher Hofpianist in Kopenhagen, als Musikp\u00e4dagoge in K\u00f6ln, als Kapellmeister in Barmen und Breslau. L\u00e4ngst war er kein Unbekannter mehr in der europ\u00e4ischen Musikwelt. 1860 wurde er als 9. Kapellmeister an das traditionsreiche Gewandhaus berufen. 35 Jahre \u00fcbte er dieses angesehene Amt aus, l\u00e4nger als jeder andere vor und nach ihm. Unwahrscheinlich erscheint das Arbeitspensum, das er in dieser Zeit absolvierte. Er war Dirigent des viel besch\u00e4ftigten Orchesters, gr\u00fcndete und leitete den Gewandhaus-Chor und war zugleich Lehrer am Konservatorium. Dennoch komponierte er unerm\u00fcdlich: \u00fcberliefert sind 361 Instrumental- und Vokalwerke. Auch als Pianist trat Reinecke weiterhin in Erscheinung, er galt als einer der besten Mozart-Interpreten seiner Zeit. In der Musik der Wiener Klassik fand er seine Wurzeln. Seine vornehmste Aufgabe als Gewandhaus-Dirigent sah er darin, \u201edass jede heranwachsende Generation mit den Meisterwerken unserer gro\u00dfen Klassiker nicht allein bekannt, sondern auch vertraut\u201c w\u00fcrde. Zugleich f\u00f6rderte er engagiert das Werk von Robert Schumann und etlichen damals neu in Erscheinung tretenden Komponisten wie Brahms, Bruch, Rachmaninow und Rubinstein. Liszt und Wagner favorisierte er dagegen nicht, was ihm viel Kritik einbrachte. Der erzwungene Abschied als Gewandhauskapellmeister war f\u00fcr ihn bitter. Seinen letzten Auftritt im Gewandhaus hatte der 82-j\u00e4hrige Reinecke 1906 zum 150. Geburtstag Mozarts. 1910 verstarb er. Virtuoseneffekte waren dem bescheidenen Reinecke fremd. Sein Grabmal aus Muschelkalkstein ist schlicht, gediegen und sparsam mit Ornamenten versehen und seiner Pers\u00f6nlichkeit sehr angemessen.","lage":"V. Abteilung, Erbbegr\u00e4bnis 22","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"uye9bvp2dn.jpg;skmqqtlsmt.jpg;","personImagePic":"","audio":"ilptv21qnm.mp3;65ikc8yt87.ogg;","audio_title":"","autor":"Heidrun Sprinz","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"51.30961","geolong":"12.40856","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"911","ordering":"15","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"Queck","vorname":"Walter","geburtsort":"Annaberg","sterbeort":"Meran\/Tirol","geburtsdatum":"15.12.1871","sterbedatum":"7.3.1906","berufkat":"4","beruf":"Maler","daten":"Im erzgebirgischen Annaberg geboren, wuchs Walter Queck in Leipzig-Lindenau auf. Sein Malerei-Studium begann er in Leipzig und setzte es an der M\u00fcnchner Kunstakademie fort. In der bayerischen Hauptstadt schuf er vor allem Portr\u00e4ts und Landschaftsdarstellungen. 1897 kehrte er nach Leipzig zur\u00fcck und war f\u00fcr das gehobene st\u00e4dtische B\u00fcrgertum als angesehener Portr\u00e4tmaler t\u00e4tig. 1902 erkrankte er an Tuberkulose. Als er zu einer Kur in S\u00fcdtirol weilte, verstarb Walter Queck im Alter von nur 34 Jahren.
Seine Ruhest\u00e4tte fand er zun\u00e4chst auf dem Friedhof Lindenau. Die Witwe Johanna Queck erwarb jedoch bald ein prestigetr\u00e4chtiges Erbbegr\u00e4bnis auf dem S\u00fcdfriedhof. F\u00fcr dieses lie\u00df sie durch den Leipziger Architekten Paul M\u00f6bius, der wenige Jahre zuvor bereits die Villa der Familie in Leipzig-Leutzsch erbaut hatte, ein Grabmal entwerfen. Im Oktober 1907 war die kleine, doch monumentale Jugendstil-Anlage fertiggestellt. Als Steinmaterial verwendete man den dauerhaften Granit. F\u00fcr die Ausf\u00fchrung der Reliefs sorgte der Bildhauer Felix Pfeifer aus Leipzig.
Durch ein blockhaftes Tor, das im Sturz den Namen des Bestatteten tr\u00e4gt, betritt der Besucher den umfriedeten Grabbezirk, der als heiliger Hain gestaltet ist. Urspr\u00fcnglich begrenzten Hecken aus Lebensb\u00e4umen das Grabmal, was die Abgeschlossenheit noch betonte. Auf den Innenseiten der Torpfeiler befinden sich zwei spiegelbildliche Reliefs mit hoheitsvoll blickenden Frauen. Die brennenden Fackeln in ihren H\u00e4nden weisen sie als W\u00e4chterinnen aus. Ihre Kopfverh\u00fcllung, der Heiligenschein und die Sterne im Hintergrund entr\u00fccken sie aus der Gegenwart. Hinter dem Eingang sind zwei Steinb\u00e4nke angeordnet, deren geschwungene Form zu einer Schwelle \u00fcberleitet. Dahinter beginnt die eigentliche Grabfl\u00e4che, die fr\u00fcher mit Efeu bepflanzt war. Ein r\u00fcckw\u00e4rtiger Granitblock bildet den H\u00f6hepunkt der Anlage. Er ist durch ein erhabenes Kreuz bestimmt, das von den Reliefs zweier trauernder Frauen mit langen Gew\u00e4ndern begleitet wird. Der elegante Schwung der Linienf\u00fchrung mildert die Strenge des blockhaften Kreuzzeichens. Paul M\u00f6bius gelang es, mit wenigen architektonischen Mitteln eine fein abgestufte Komposition des Grabmals zu erreichen. Trauer wird hier in einer ganz intimen Form widergespiegelt und trotz der bescheidenen Gr\u00f6\u00dfe entsteht eine beeindruckende Monumentalit\u00e4t. Die Anlage geh\u00f6rt zu den Meisterwerken des Jugendstils, wozu nicht zuletzt die qualit\u00e4tvollen Reliefs von Felix Pfeifer beitragen.","lage":"Abt. X, Nr. 03 Wahlstelle","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"vfvqfmb69z.jpg;3b02wovppk.jpg;","personImagePic":"","audio":"gaqi73hpwo.mp3;4zaqfem1jm.ogg;","audio_title":"","autor":"Tim Tepper","ehrengrab":"0","architekt":"Paul M\u00f6bius, Bildhauer: Felix Pfeifer","geolat":"51.30906","geolong":"12.40941","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"912","ordering":"16","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"von Hase","vorname":"Oskar","geburtsort":"Jena","sterbeort":"Leipzig","geburtsdatum":"15.9.1846","sterbedatum":"26.1.1921","berufkat":"20","beruf":"Verleger, Teilhaber des Musikalienverlags Breitkopf und H\u00e4rtel ","daten":"In der Abteilung X, in unmittelbarer N\u00e4he zum Krematorium, f\u00e4llt dem Friedhofsbesucher eine etwa vier Meter hohe Tempelfassade ins Auge. Hier ist Oskar von Hase bestattet, der von 1846 bis 1921 lebte. Der Sohn eines Theologieprofessors absolvierte in Leipzig bei dem Musikalienverlag Breitkopf & H\u00e4rtel eine Buchh\u00e4ndlerlehre. Seine Mutter, selbst eine geborene H\u00e4rtel, war die Tochter des Inhabers des traditionsreichen Hauses, das bereits im fr\u00fchen 18. Jahrhundert gegr\u00fcndet worden war und noch heute besteht. Die famili\u00e4ren Verbindungen legten den weiteren beruflichen Werdegang Oskar von Hases nahe: zun\u00e4chst wurde er Prokurist, ab 1873 dann Teilhaber des Unternehmens. Nach dem Ausscheiden von Hermann und Raymund H\u00e4rtel \u00fcbernahm er gemeinsam mit seinem Cousin Wilhelm Volkmann die Verlagsleitung. Von Hase gilt als herausragende Pers\u00f6nlichkeit in der Geschichte des deutschen Musikalienhandels. Der st\u00e4ndige Ausbau des Verlagsprogrammes von Breitkopf & H\u00e4rtel war ihm ein besonderes Anliegen.
Als Vorsitzender des Vereins der Deutschen Musikalienh\u00e4ndler setzte er dessen Eingliederung in den B\u00f6rsenverein deutscher Buchh\u00e4ndler durch.
Anlass zur Errichtung des imposanten Grabmals war der fr\u00fche Tod seines Sohnes Karl, der 1909 in Cuxhaven verungl\u00fcckte. Noch im gleichen Jahr beantragte Oskar von Hase die Baugenehmigung und betraute mit der Ausf\u00fchrung den befreundeten Baurat Bruno Eelbo. Die verkleinerte Nachbildung der Westfassade des Niketempels auf der Athener Akropolis war zun\u00e4chst f\u00fcr eine Wandgrabstelle vorgesehen. Der erste Direktor des S\u00fcdfriedhofs, Gustav M\u00f6nch, regte jedoch die heutige freistehende Variante an. Ganz wie beim antiken griechischen Vorbild erheben sich \u00fcber einem dreistufigen Unterbau vier kannelierte S\u00e4ulen mit ionischen Kapitellen. Oberhalb des Architravs ist ein Fries mit verschiedenen Reliefdarstellungen angebracht. Im Unterschied zum Niketempel in Athen, der im 5. Jahrhundert v. Chr. errichtet wurde, zeigt die Leipziger Nachahmung hier jedoch keine Kampfszenen, sondern Darstellungen allt\u00e4glicher Situationen. Bewusst sind der Fries und auch die ganze Tempelfassade als Ruine gestaltet und entsprechen damit dem zeitgen\u00f6ssischen Erscheinungsbild des Niketempels. Zugleich mahnen sie aber auch an die Verg\u00e4nglichkeit aller Dinge. Die Gedenktafel f\u00fcr die hier und an anderen Orten bestatteten Familienangeh\u00f6rigen beginnt mit den Worten \"Nach freudiger Arbeit\". Sie beziehen sich auf das Testament Oskar von Hases, das er bereits etliche Jahre vor seinem Tod 1921 verfasste und mit eben dieser Zeile beendete.","lage":"Abteilung X, Nr. 20, Wahlstelle","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"p0bj0h9q3c.jpg;w6wi1lfcpb.jpg;","personImagePic":"","audio":"k9wzm1n7v3.ogg;oehc0ufjio.mp3;","audio_title":"","autor":"Diana H\u00e4rtrich","ehrengrab":"0","architekt":"Bruno Eelbo","geolat":"51.30890","geolong":"12.40960","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"913","ordering":"17","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"Ullstein","vorname":"Ferdinand Eduard ","geburtsort":"","sterbeort":"Blechschmidtenhammer (Oberfranken)","geburtsdatum":"1862","sterbedatum":"2.7.1912","berufkat":"9","beruf":"Papierfabrikant, Inhaber der Papiergro\u00dfhandlung H. H. Ullstein, Leipzig","daten":"Zu den bedeutendsten deutschen Zeitungs- und Buchverlagen geh\u00f6rte bis zur sogenannten Arisierung 1934 das Haus Ullstein in Berlin. Die Wurzeln des j\u00fcdischen Unternehmens lagen aber in Franken und in Leipzig. Die F\u00fcrther Papiergro\u00dfhandlung von Hajum Hirsch Ullstein wurde durch seine S\u00f6hne in der Mitte des 19. Jahrhunderts in die s\u00e4chsische Messestadt als dem Zentrum des Buchhandels verlegt. Leopold Ullstein \u00fcberwarf sich jedoch bald mit seinen Br\u00fcdern und ging nach Berlin, wo er eine eigene Papierhandlung und sp\u00e4ter das ber\u00fchmte Verlagshaus gr\u00fcndete. Das Leipziger Unternehmen f\u00fchrte sp\u00e4ter sein Neffe Ferdinand Eduard Ullstein erfolgreich weiter. Er verstarb 1912 im Alter von f\u00fcnfzig Jahren.
Noch im Juli erwarben seine Hinterbliebenen in der prestigetr\u00e4chtigen X. Abteilung eine Wahlstelle und beauftragten die renommierte Leipziger Steinmetzfirma F. G. Damm mit der Ausf\u00fchrung eines Grabmals.
Dieses Unternehmen war Mitglied der Wiesbadener Gesellschaft f\u00fcr Grabmalkunst, einer 1905 gegr\u00fcndeten Vereinigung, die die Verbreitung k\u00fcnstlerisch hochstehender und materialgerechter Grabdenkm\u00e4ler propagierte. Hinter der Ablehnung der industriellen Serienproduktion und Steinbearbeitung lagen aber auch wirtschaftliche Interessen der individuell arbeitenden Bildhauer und Steinmetze. Die Firma Damm f\u00fchrte bis zum April 1913 das Grabmal Ullstein aus, das sich mit seiner Muschelkalkverkleidung ganz im Sinne der Wiesbadener Gesellschaft demonstrativ gegen die verbreiteten polierten Granitgrabm\u00e4ler stellte.
Auch mit seiner einfachen Form entsprach das Grabmal ganz den Reformbestrebungen seiner Zeit. \u00dcber einem hohen Sockel erhebt sich die hohe Pyramide \u2013 ein Symbol der Ewigkeit in der Architektur, das mit seinen alt\u00e4gyptischen Wurzeln auf eine lange Geschichte zur\u00fcckblickt. \u00dcber einem Portal, das mit einer Bronzet\u00fcr geschlossen ist, befindet sich das Relief eines liegenden J\u00fcnglings, der gerade zu erwachen scheint. An seinen F\u00fc\u00dfen steht eine Urne, so dass er als Allegorie der Auferstehung verstanden werden kann. Hinter dem Tor befindet sich die Grabkammer, in der die Urne von Ferdinand Eduard Ullstein beigesetzt wurde.
Das Grabmal Ullstein zeigt in besonderer Weise, wie aufgeschlossen die Familie des Papierfabrikanten gegen\u00fcber k\u00fcnstlerischen Reformbestrebungen am Beginn des 20. Jahrhunderts war. Dieses Aufgreifen neuer \u00e4sthetischer Tendenzen schloss ein hohes soziales Prestige keineswegs aus, wie die Lage der Ruhest\u00e4tte in der exklusiven X. Abteilung des S\u00fcdfriedhofs zeigt, die beim Leipziger Gro\u00dfb\u00fcrgertum sehr beliebt war.","lage":"Abt. X, Nr. 48, Wahlstelle ","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"on0rn8ao24.jpg;","personImagePic":"","audio":"egvkr67btg.ogg;c62hgmkrpd.mp3;","audio_title":"","autor":"Tim Tepper","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"51.30901","geolong":"12.40988","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"914","ordering":"18","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"H\u00e4nsel","vorname":"Emil Franz","geburtsort":"D\u00f6beln","sterbeort":"Leipzig","geburtsdatum":"6.4.1870","sterbedatum":"21.10.1943","berufkat":"1","beruf":"Architekt","daten":"Emil Franz H\u00e4nsel pr\u00e4gte mit seinen Bauten das Gesicht Leipzigs am Beginn des 20. Jahrhunderts ma\u00dfgeblich mit. Nach seiner Ausbildung an der Baugewerkeschule der Messestadt war er im B\u00fcro des Stadtbaurates Hugo Licht t\u00e4tig, wo zu dieser Zeit die Errichtung des Neuen Rathauses geplant wurde. Als selbstst\u00e4ndiger Architekt bearbeitete das Mitglied des Deutschen Werkbundes dann bis 1938 mehr als 500 Projekte vor allem in Leipzig. Zu den herausragenden Leistungen von H\u00e4nsel geh\u00f6ren das Messehaus Specks Hof in der Reichsstra\u00dfe, die Pianofabrik Hupfeld in B\u00f6hlitz-Ehrenberg oder das Haus der Barmenia-Versicherung in der Springerstra\u00dfe, das sp\u00e4tere Funkhaus. Die Bauten des Architekten zeichnen sich durch ihre Vielgestaltigkeit und ihre au\u00dfergew\u00f6hnliche st\u00e4dtebauliche Wirkung aus.
Nachdem im M\u00e4rz 1912 seine noch nicht 39j\u00e4hrige Frau Anna Martha starb, erwarb H\u00e4nsel in der N\u00e4he der gerade er\u00f6ffneten Kapellenanlage auf dem S\u00fcdfriedhof eine Wahlstelle f\u00fcr seine Familie. Im Dezember des Jahres reichte er seinen eigenen Entwurf f\u00fcr das Grabmal ein. Die Ausf\u00fchrung oblag Bruno Wollst\u00e4dter, der durch die bauplastische Ausstattung vieler Projekte H\u00e4nsels mit dem Architekten eng verbunden war. Zum Werk des Bildhauers geh\u00f6ren zudem zahlreiche Grabdenkm\u00e4ler, die er f\u00fcr das Leipziger Gro\u00dfb\u00fcrgertum schuf. Au\u00dferdem hatte Wollst\u00e4dter den Typ \u201eVogelk\u00e4fig\u201c der st\u00e4dtischen Handschwengelpumpen entworfen. Am 15. Oktober 1913, drei Tage vor der Einweihung des benachbarten monumentalen V\u00f6lkerschlachtdenkmals, war das schlichte Grabmal H\u00e4nsel vollendet.
\u00dcber eine Treppenanlage gelangt man in ein erh\u00f6ht liegendes Rondell, das von zehn kr\u00e4ftigen S\u00e4ulen aus Muschelkalk umstanden wird. Diese sind mit einem h\u00f6lzernen Geb\u00e4lk verbunden, so dass eine Pergola den Grabbezirk rahmt. Eine Hecke umschlie\u00dft die Anlage und verst\u00e4rkt die Abgeschlossenheit und Intimit\u00e4t des Ortes. Im Zentrum befindet sich auf einem hohen Sockel eine sitzende Frauenfigur, die zwei kleinen Kindern zugewandt ist. Nicht der Tod, Schmerz oder Trauer werden hier thematisiert, sondern die Dankbarkeit f\u00fcr die Zuneigung der Mutter zu ihren Kindern. Emil Franz H\u00e4nsel setzte mit dieser Darstellung des Lebens und der Liebe seiner Frau ein au\u00dfergew\u00f6hnliches Denkmal. Es unterscheidet sich von den Konventionen der Grabmalkunst mit ihren symbolischen trauernden Frauendarstellungen durch eine sehr individuelle Referenz an einen geliebten Menschen.","lage":"Abteilung VI, Nr. 44, Wahlstelle","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"5q1urwrufb.jpg;","personImagePic":"","audio":"15yn0lmtn5.mp3;c9jbhjqvbn.ogg;","audio_title":"","autor":"Tim Tepper","ehrengrab":"0","architekt":"Emil Franz H\u00e4nsel (Entwurf), Bruno Wollst\u00e4dter (Ausf\u00fchrung)","geolat":"51.30901","geolong":"12.41016","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"915","ordering":"19","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"Bretschneider","vorname":"Friedrich Richard","geburtsort":"","sterbeort":"","geburtsdatum":"9.6.1869","sterbedatum":"24.3.1942","berufkat":"5","beruf":"Arzt","daten":"Bereits 1919 erwarb der Leipziger Frauenarzt Friedrich Richard Bretschneider eine Wahlstelle f\u00fcr seine Familie in unmittelbarer N\u00e4he der Kapellen- und Krematoriumsanlage. Er musste sich bei der vereinbarten Nutzung von 100 Jahren verpflichten, die benachbarte amerikanische Roteiche zu sch\u00fctzen. Als sein Sohn Richard G\u00fcnther Ende 1934 im Alter von nur 28 Jahren starb, beauftragte er den Bildhauer und Restaurator Paul Stuckenbruck mit der Ausf\u00fchrung eines Grabmals. M\u00f6glicherweise vermittelte die Kustodin des Museums der Bildenden K\u00fcnste Leipzig Hildegard Heyne, die als Freundin der Familie ebenfalls im Grabmal Bretschneider ihre letzte Ruhest\u00e4tte fand, den Kontakt zu dem Bildhauer. Der Entwurf und die Ausf\u00fchrung von Grabdenkm\u00e4lern bildete eine wesentliche Einnahmequelle des K\u00fcnstlers, der heute weithin unbekannt ist, aber dennoch ein beachtliches Werk hinterlassen hat.
Stuckenbruck begann im Jahr 1935 am Grabmal Bretschneider zu arbeiten. Mit hartgebrannten gro\u00dfformatigen Eisenklinkerplatten, die eine blau-violette F\u00e4rbung besitzen, wurde die drei Meter hohe Grabmalswand verkleidet. In diese Mauer sind Bronzetafeln eingelassen, auf denen die hier bestatteten Personen verzeichnet sind. Den Blickpunkt des Grabmals bildet aber das leuchtend-helle Relief einer jungen Frau. Sie ist mit einem fast transparenten, blau schimmernden Gewand gekleidet. Ihr nach oben gerichtetes Gesicht strahlt ein tiefes Entr\u00fccktsein aus der diesseitigen Welt aus. Durch die abgewinkelten H\u00e4nde und die gestreckte K\u00f6rperhaltung entsteht der Eindruck des Emporschwebens.
Es gibt von Paul Stuckenbruck auf dem S\u00fcdfriedhof noch f\u00fcnf weitere Werke. Mit dem Grabmal Bretschneider schuf er ein besonderes Werk, das hier einzigartig ist. Erst nach einiger Zeit genehmigte die Friedhofsverwaltung die Ausf\u00fchrung, weil es zu unkonventionell war. Die Materialwahl zeugt von einer Modernit\u00e4t, von der die meisten anderen, eher traditionellen Grabdenkm\u00e4ler nicht gepr\u00e4gt sind. Dass der Gyn\u00e4kologe Friedrich Richard Bretschneider als Wahlstelleninhaber eine Frauenfigur als Motiv f\u00fcr das Grabmal w\u00e4hlte, d\u00fcrfte auch als Referenz an seinen Beruf zu verstehen sein.
Paul Stuckenbruck fand nach seinem Tod 1947 ebenfalls auf dem S\u00fcdfriedhof seine letzte Ruhest\u00e4tte.","lage":"Abt. XI, Nr. 145, Wahlstelle","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"mbwa51jbrd.jpg;","personImagePic":"","audio":"coh1rw2u0h.ogg;zity3mzqrs.mp3;","audio_title":"","autor":"Tim Tepper","ehrengrab":"0","architekt":"Bildhauer: Paul Stuckenbruck","geolat":"51.30979","geolong":"12.41175","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"916","ordering":"20","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"Fritzsche","vorname":"Ernst Traugott","geburtsort":"Leipzig","sterbeort":"Leipzig","geburtsdatum":"2.2.1851","sterbedatum":"21.12.1916","berufkat":"20","beruf":"Fabrikbesitzer","daten":"In der Abteilung XV erhebt sich ein m\u00e4chtiger Grabtempel. Hinsichtlich Dimension und k\u00fcnstlerischem Anspruch ist er wohl das gewaltigste Monument auf dem S\u00fcdfriedhof \u00fcberhaupt. Der Bauherr \u2013 Ernst Traugott Fritzsche \u2013 war nach dem Tod seines Bruders der alleinige Inhaber der Firma Schimmel & Co. Das traditionsreiche Familienunternehmen produzierte in Miltitz vor den Toren der Stadt \u00e4therische \u00d6le und Duftstoffe und besa\u00df auf diesem Gebiet Weltruhm. Obwohl die Familien seit Jahrzehnten in einer repr\u00e4sentativen Grablege auf dem Neuen Johannisfriedhof beigesetzt wurden, lie\u00df es sich Ernst Traugott Fritzsche nicht nehmen, sein eigenes Grabdenkmal in Form eines m\u00e4chtigen Mausoleums zu schaffen. Die Idee zur Anlage des Rundtempels mit umlaufendem S\u00e4ulenkranz, Tambour und Kuppel kam ihm wohl 1913 w\u00e4hrend eines Aufenthalts in Rom. Das Bauwerk ist n\u00e4mlich die Kopie des sogenannten Tempietto im Hof des Franziskanerklosters bei der Kirche San Pietro in Montorio.
Donato Bramante hatte hier 1502 ein formvollendetes architektonisches Meisterwerk der italienischen Hochrenaissance errichtet. Beeindruckt von der Eleganz und der Sch\u00f6nheit des Zentralbaus beauftragte Fritzsche den Leipziger Architekten Carl Wilhelm Zweck mit einer Nachahmung. Die Bauarbeiten begannen schon 1914. Um dem Vorbild des r\u00f6mischen Tempietto zu entsprechen, lie\u00df man sogar den am Original verwendeten feink\u00f6rnigen Muschelkalk aus einem Steinbruch im italienischen Trentino heranschaffen. Durch den Ersten Weltkrieg kamen die Kalksteinlieferungen allerdings zum Erliegen und der Bau musste mit heimischem Sandstein vollendet werden.
Ernst Traugott Fritzsche hat dies jedoch nicht mehr erlebt. Er starb bereits 1916 und wurde in der Gruftanlage unter dem noch unfertigen Tempel bestattet. Seine Witwe Magdalene Fritzsche war in ihren Anspr\u00fcchen wesentlich bescheidener als ihr Gatte und sch\u00e4tzte seinen Hang zur Selbstdarstellung nicht sonderlich. Nach der Fertigstellung des Mausoleums 1919 lie\u00df sie ihn in eine einfache Erdbestattung umbetten. Die Grabstelle liegt nur wenige Schritte vom Eingang des Tempels entfernt versteckt hinter Rhododendronb\u00fcschen. Hier wurden sp\u00e4ter auch sie selbst und der gemeinsame Sohn Hermann beigesetzt. Den Tempel vermachte sie der Stadt Leipzig unter der Bedingung, dass niemand anderes die Anlage als Begr\u00e4bnisst\u00e4tte nutzen d\u00fcrfe. Auf diese Weise ist er heute noch immer dem Andenken Ernst Traugott Fritzsches gewidmet. In den 1990er Jahren konnte das wertvolle Grabmal saniert werden.","lage":"Abteilung XV, Nr. 65, Wahlstelle","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"sg7s85rma8.jpg;","personImagePic":"","audio":"mqk1f9mspu.mp3;80fq7if68f.ogg;","audio_title":"","autor":"Diana H\u00e4rtrich","ehrengrab":"0","architekt":"Carl Wilhelm Zweck","geolat":"51.30976","geolong":"12.41445","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"917","ordering":"21","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"","vorname":"Denkmale f\u00fcr das 107. und 245. Infanterie-Regiment","geburtsort":"","sterbeort":"","geburtsdatum":"","sterbedatum":"","berufkat":"20","beruf":"","daten":"Zu den wichtigsten Aufgaben der Friedhofskunst nach dem Ersten Weltkrieg geh\u00f6rte die Schaffung von Gedenkanlagen f\u00fcr die toten Soldaten. Beladen mit der Hypothek der deutschen Niederlage und den innergesellschaftlichen Konflikten waren diese Kriegerdenkm\u00e4ler nicht nur Orte der Trauer und des Erinnerns, sondern gleichzeitig brisante Projekte, die f\u00fcr die politischen Auseinandersetzungen der Zeit in Dienst genommen wurden.
Nachdem es nicht gelungen war, f\u00fcr alle Leipziger Regimenter einen gemeinsamen Gedenkort zu schaffen, verfolgten die milit\u00e4rischen Einheiten getrennt voneinander die Errichtung von Denkm\u00e4lern. Das Monument f\u00fcr das 107. Infanterie-Regiment, der Stammformation der Garnison, sollte urspr\u00fcnglich an einer anderen Stelle des Friedhofs errichtet werden, doch wegen der gr\u00f6\u00dferen Wirksamkeit entschied man sich f\u00fcr den endg\u00fcltigen Standort am Schnittpunkt dreier Hauptwege.
Die Planung \u00fcbernahm der Leipziger Architekt Paul Otto Burghardt, der Inhaber der Werkst\u00e4tten f\u00fcr Grabmalkunst war. Nach seinem Entwurf entstand 1921\/22 eine monumentale Rotunde aus Muschelkalk und Postaer Sandstein. Mit Lorbeerkr\u00e4nzen geschm\u00fcckte bronzene Kriegerk\u00f6pfe weisen schon an der Au\u00dfenseite auf den milit\u00e4rischen Charakter des Denkmals hin. Darunter f\u00fchrte man die Kampforte des Regiments auf. Im Inneren sind entsprechend der soldatischen Hierarchie die Zahl der Toten nach Dienstgraden unterteilt aufgef\u00fchrt.
Andere Wege beschritt das 245. Infanterie-Regiment in unmittelbarer Nachbarschaft. Dessen 1924 eingeweihtes Denkmal entstand nach dem Entwurf des Chemnitzer Bildhauers Heinrich Brenner. Dieser schuf eine mehr als vier Meter hohe Stele aus Beuchaer Diorit, die sich auf einem H\u00fcgel erhebt. Das gestufte, nach oben ausschwingende Monument sollte in abstrahierter Form den Gedanken der Auferstehung symbolisieren. In einer zeitgen\u00f6ssischen Beschreibung hei\u00dft es \u00fcber das Denkmal, es verdeutliche, dass \u201edie Blutopfer des Krieges nicht umsonst gebracht sind und dass aus dem Totenh\u00fcgel heraus der neue Aufstieg der Nation zu erwarten ist.\u201c
Die beiden benachbarten Kriegerdenkm\u00e4ler zeigen die Spannweite der Gestaltungsl\u00f6sungen, die in den 1920er Jahren m\u00f6glich war. Da die Kriegervereine zumeist konventionelle Monumente bevorzugten, ist das bescheidene Denkmal f\u00fcr das 245. Regiment ein seltenes Beispiel f\u00fcr neue Wege in der Grabmalkunst. Dominierend blieben bei den zahlreichen Anlagen traditionelle Formen, deren heldische oder sentimentale Symbolik leicht lesbar war. Das Monument des 107. Regiments zeigt dies in besonderer Weise.","lage":"Abteilung XX, Nr. 181, Nr. 315, Wahlstellen","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"3tdte6982j.jpg;igv3rvu60l.jpg;","personImagePic":"","audio":"hnh0aucatq.ogg;ao6uqo0mru.mp3;","audio_title":"","autor":"Tim Tepper","ehrengrab":"0","architekt":"Paul Otto Burghardt (Denkmal 107. Infanterie-Reg.); Heinrich Brenner (Denkmal 245. Infanterie-Reg.)","geolat":"51.30902","geolong":"12.41652","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"918","ordering":"22","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"Schindler","vorname":"Arthur","geburtsort":"","sterbeort":"Leipzig","geburtsdatum":"13.7.1881","sterbedatum":"14.12.1928","berufkat":"20","beruf":"Bankdirektor","daten":"Arthur Schindler war Direktor der \u201eLeipziger Immobiliengesellschaft\u201c (LIG). Diese war 1872 gegr\u00fcndet worden und nahm wesentlichen Einfluss auf die Pr\u00e4gung des Leipziger Stadtbildes am Ende des 19. Jahrhunderts.
Die Skulptur \u201eBetendes M\u00e4dchen\u201c wurde 1929 f\u00fcr das Grabmal von Arthur Schindler aufgestellt. Trauernde Frauen aus Bronze, Metall oder Stein findet man vielfach auf dem Leipziger S\u00fcdfriedhof. Und nicht nur auf diesem Friedhof, sondern in ganz Europa. Diese Trauernden bilden einen eigenen Grabmaltypus, der erst seit der Mitte des 19. Jahrhunderts Verbreitung fand. Ihre Entwicklung war auch bedingt durch die fortschreitende S\u00e4kularisierung: Trauer und Abschiedsschmerz statt Auferstehungshoffnung gerieten dadurch verst\u00e4rkt ins Blickfeld. Die trauernde Frau avancierte zu einem der beliebtesten Grabmalmotive. In unz\u00e4hlbaren Varianten, liegend, kniend, sitzend oder stehend, Blumen streuend oder einen Kranz haltend, schufen Bildhauer diese Personifikationen der Trauer.
Allein durch ihre Haltung \u2013 den gesenkten oder zum Himmel gewandten Kopf, den Halt suchenden K\u00f6rper \u2013 oder durch Attribute der Trauerkultur, wie Rosen, Kr\u00e4nze, Palmwedel, verraten sie ihre Bedeutung. Alle gleichen sich in zwei Grundz\u00fcgen: Sie sind jung und meist von nahezu makelloser Sch\u00f6nheit. Nicht selten sind diese weiblichen Trauergestalten mit erotischen Reizen ausgestattet. K\u00f6rperbetonende Kleider, von der Schulter gleitende Gew\u00e4nder oder g\u00e4nzlich unverh\u00fcllte K\u00f6rperpartien weisen unverkennbar auf Sinnlichkeit.
Die Figur auf der Grabstelle Schindler ist nackt, bis auf ein kleines verh\u00fcllendes Tuch \u2013 ein Zugest\u00e4ndnis an die Piet\u00e4t des Totenruheplatzes. Man kann von zeitlos klassischer Nacktheit sprechen, die sie der Alltagskultur entr\u00fcckt und \u00fcberpers\u00f6nliche Trauer ausdr\u00fccken soll, und doch bleibt die erotische Komponente. Die Sch\u00f6ne kniet auf einem niedrigen Sockel, faltet die H\u00e4nde und hebt fragend oder anklagend den Blick zum Himmel. Der Entwurf f\u00fcr diese zarte Frauenskulptur stammt vom Dresdner Bildhauer Richard Fabricius (1863-1923). Sein bekanntestes Werk ist der \u201eBallwerfer\u201c, eine \u00fcber drei Meter hohe Figur, die vor dem Hygienemuseum in Dresden steht. Die Skulptur auf der Grabstelle Schindler wurde in der W\u00fcrttembergischen Metallwarenfabrik (WMF) hergestellt und ist vermutlich ein Bronze-Unikat. Diese Fabrik war damals auch f\u00fchrend in einer neuen Reproduktionstechnik. Von bronzenen Kunstwerken lie\u00dfen sich mehrere originalgetreue Kopien fertigen: die Galvanoplastiken. Diese konnten sich auch weniger Beg\u00fcterte leisten. Und die Galvanoplastiken waren sogar per Grabmalkatalog der WMF bestellbar. Das ist einer der Gr\u00fcnde f\u00fcr die H\u00e4ufigkeit trauernder Frauenskulpturen auf Friedh\u00f6fen.","lage":"XVII. Abteilung, Erbbegr\u00e4bnis 41","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"3zw5e0q6tl.jpg;","personImagePic":"","audio":"nppccf37ku.ogg;k026fj8l6a.mp3;","audio_title":"","autor":"Heidrun Sprinz","ehrengrab":"0","architekt":"Bildhauer: Richard Fabricius","geolat":"51.31047","geolong":"12.41654","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"919","ordering":"23","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"Wetzold","vorname":"Wilhelm Heinrich","geburtsort":"","sterbeort":"Leipzig","geburtsdatum":"20.9.1834","sterbedatum":"12.8.1914","berufkat":"1","beruf":"Baumeister","daten":"Auf der Grabst\u00e4tte der Familie Wetzold, verborgen hinter hohen Rhododendronb\u00fcschen, liegt ein L\u00f6we. Er k\u00f6nnte beispielsweise das Grab eines Zoodirektors oder eines L\u00f6wendompteurs kennzeichnen \u2013 als Berufssymbol. Zugleich ist der L\u00f6we seit dem Altertum ein Sinnbild f\u00fcr Macht und St\u00e4rke und w\u00e4re demnach als Erinnerungsmal einem Herrscher angemessen. So wurde im 19. Jahrhundert der majest\u00e4tisch ruhende L\u00f6we vielfach als Denkmal f\u00fcr gefallene oder verstorbene \u201eHelden\u201c verwandt, als ein Zeichen der \u201eschlafenden Heldenkraft\u201c. Sehr bekannt wurde die von dem Bildhauer Christian Daniel Rauch geschaffene Skulptur \u201eSchlafender L\u00f6we\u201c f\u00fcr die Grabstelle des Generals Gerhard von Scharnhorst auf dem Berliner Invalidenfriedhof. Als Grabw\u00e4chter besitzen L\u00f6wen-Figuren eine uralte Tradition im Totenkult, bereits seit den fr\u00fchen Dynastien \u00c4gyptens, denn dem K\u00f6nig der Tiere wurden Unheil abwehrende Kr\u00e4fte zugeschrieben.
Der L\u00f6we auf der Grabst\u00e4tte der Familie Wetzold d\u00fcrfte als W\u00e4chter allerdings eher ungeeignet sein \u2013 er hat die Augen geschlossen und scheint zu schlafen. Die bemooste Inschrift auf seiner sarkophag\u00e4hnlichen Ruhefl\u00e4che best\u00e4tigt dies: \u201eEs ist ein Ziel, aufs innigste zu w\u00fcnschen, sterben, schlafen\u201c \u2013 ein Zitat aus dem ber\u00fchmten Monolog von Shakespeares \u201eHamlet\u201c. Die Kreuze links und rechts am Rande des Grabmales erlauben auch eine christliche Deutung. Im Volksglauben der Christen war der L\u00f6we ein Symbol f\u00fcr Christus und sogar f\u00fcr die Auferstehung. Dies ist allerdings eine Vorstellung aus der fr\u00fchchristlichen Tiersymbolik, von der man bezweifeln kann, dass sie im 19.\/20. Jahrhundert noch allgemein bekannt war.
Wer w\u00e4hlte sich nun dieses besondere Grabmal? Es war ein Leipziger Baumeister, Johannes Wetzold. Auch sein Vater arbeitete als Baumeister in Leipzig. M\u00f6glicherweise wollten sie ihre enge Verbindung zur Stadt Leipzig durch den L\u00f6wen demonstrieren: er ist das Wappentier der Stadt. Dieser zwei Meter lange, angenehm schlichte Stein-L\u00f6we wurde von Alfred Thiele (1886-1957) geschaffen. Thiele hatte nach einer Steinmetz-Ausbildung an der Leipziger Kunstakademie u.a. bei Adolf Lehnert studiert und war Bildhauer in Leipzig geworden. Der K\u00fcnstler vermied bei diesem Grabmal jeglichen Verweis auf die Herrschaftlichkeit des Raubtieres. Er zog die stilisierte Darstellung einer naturalistischen vor, so dass z.B. die L\u00f6wen-M\u00e4hne nicht gewaltig erscheint, sondern sich in abgeschw\u00e4chter konzentrischer Form dem ruhigen Gesamtcharakter unterordnet. Thiele war ein Meister der Tierplastik \u2013 von Antilope bis Zebu hat er etliche Tiere, meist in kleinem Format, erschaffen.","lage":"XII. Abteilung, Wahlstelle 63","grabid":"","name2":"Wetzold","vorname2":"Johannes Alfred","geburtsort2":"Leipzig (?)","sterbeort2":"Leipzig","geburtsdatum2":"20.10.1875","sterbedatum2":"7.2.1953","beruf2":"Baumeister","lage2":"XII. Abteilung, Wahlstelle 63","grabid2":"","zoom_pic":"mi0fhq1qjb.jpg;","personImagePic":"","audio":"3k0ovgjkon.mp3;q8ifpk68hg.ogg;","audio_title":"","autor":"Heidrun Sprinz","ehrengrab":"0","architekt":"Bildhauer: Alfred Thiele","geolat":"51.31187","geolong":"12.41199","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"920","ordering":"24","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"","vorname":"Sozialistischer Ehrenhain","geburtsort":"","sterbeort":"","geburtsdatum":"","sterbedatum":"","berufkat":"20","beruf":"","daten":"Die breite Achse zwischen Nordtor und Kapellenanlage, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts w\u00e4hrend der ersten Friedhofserweiterung angelegt wurde, erhielt zu DDR-Zeiten als Sozialistischer Ehrenhain eine tief greifende Umgestaltung und vergangenheitspolitische Bedeutung. Die Geschichte der Anlage begann unmittelbar nach der Befreiung Leipzigs durch US-amerikanische Truppen: Hier fanden Ende April 1945 auf Initiative der Besatzungsmacht die Toten des Massakers von SS und Volkssturm im KZ Leipzig-Abtnaundorf ihre letzte Ruhest\u00e4tte. Wenig sp\u00e4ter begann man, Ehrengr\u00e4ber f\u00fcr get\u00f6tete Widerstandsk\u00e4mpfer einzurichten. Eine erste schlichte Anlage mit kleinen Holzstelen wurde im M\u00e4rz 1946 eingeweiht.
Zwei Jahre danach erfolgte die Ausschreibung eines Wettbewerbs f\u00fcr die Errichtung eines Denkmals, aus dem Walter Arnold als Sieger hervorging.
Der Leipziger Bildhauer schuf mit der Bronzeplastik des \u201eSterbenden K\u00e4mpfers\u201c ein damals vielbeachtetes Werk, das mit pathetischem Gestus den Akt des Widerstehens ausdr\u00fcckte. Au\u00dferdem kam es zur ersten Umgestaltung der Gedenkst\u00e4tte, indem man neue Grabzeichen aus rotem Mei\u00dfner Granit setzte.
In den folgenden Jahren fanden im Ehrenhain weitere Beisetzungen statt, wobei die \u00f6rtliche SED-Leitung bestimmte, wer hier seine letzte Ruhe finden sollte. Aus einer Anlage f\u00fcr die verstorbenen Opfer des Nationalsozialismus wurde ein Bestattungsplatz f\u00fcr verdiente Funktion\u00e4re und Personen des \u00f6ffentlichen Lebens. Den Angeh\u00f6rigen wies man Pl\u00e4tze in separaten Grabfeldern beiderseits der Achse zu. Regelm\u00e4\u00dfig fanden offizielle Gedenkkundgebungen statt, bei denen die Toten als Vorbilder gefeiert wurden. In den 1960er Jahren lie\u00df Parteichef Walter Ulbricht seine Eltern umbetten und in unmittelbarer Nachbarschaft des Arnold-Denkmals beisetzen.
Seit Ende der 1970er Jahre erfolgte bis 1986 eine tiefgreifende Umgestaltung und Erweiterung. Im nordwestlichen Bereich beiderseits der Achse wurde ein gro\u00dfer Versammlungsplatz angelegt: Die Lindenallee wurde gef\u00e4llt, die Wege wurden mit Steinplatten belegt. Mehrere Denkm\u00e4ler illustrierten die damals verbindliche DDR-Geschichtsinterpretation.
Nach 1989\/90 gab es heftige Debatten \u00fcber den Umgang mit dem Ehrenhain. Bis auf ein Monument wurden dann die Denkm\u00e4ler abger\u00e4umt, die Steinplatten auf der Achse im Bereich des Platzes beseitigt und wieder eine Lindenallee gepflanzt. Trotz dieser Ver\u00e4nderungen erinnert die fragmentierte Anlage noch immer an die geschichtspolitische Legitimierung der DDR-F\u00fchrung, deren Urspr\u00fcnge und Wandlungen.","lage":"Abteilungen VII und XIII","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"c4pyzpshy2.jpg;s2j53iwaoy.jpg;","personImagePic":"","audio":"wtz33ilfy8.mp3;p901w7m1nf.ogg;","audio_title":"","autor":"Tim Tepper","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"51.31091","geolong":"12.41057","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"921","ordering":"25","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"Voigt, geb. Wagner","vorname":"Helene (\"Lene\") Alma ","geburtsort":"Leipzig","sterbeort":"Leipzig","geburtsdatum":"2.5.1891","sterbedatum":"16.7.1962","berufkat":"2","beruf":"Schriftstellerin, Mundartdichterin","daten":"Lene Voigt wurde verehrt als \u201edie lustigste S\u00e4chsin\u201c, als \u201es\u00e4chsischer Wilhelm Busch\u201c oder poetischer als \u201es\u00e4chsische Nachtigall\u201c. Die Namen deuten auf ihre drei Dom\u00e4nen: Sachsen, Poesie und Humor. Sie ist Sachsens einzige bekannte Mundartdichterin. Lene Voigt schrieb vor allem in s\u00e4chsischem Dialekt, jedoch auch viel in Hochdeutsch. Ihre Werke sind meist klein: Gedichte, Kurzgeschichten, kleine Szenen \u2013 manchmal von ihr betitelt als \u201elauter gleenes Zeich zum Vortragen\u201c. Es gibt Gedichte um kleine Dinge, die liebevoll betrachtet werden, wie \u201eGanabee\u201c und \u201eSchniersenkel\u201c, aber ebenso ernsthaft-heitere Lyrik \u00fcber gr\u00f6\u00dfere Themen: \u201eBeschauliche Bilanz\u201c oder \u201es\u2019 Glick\u201c. Auch in proletarischen Zeitungen ver\u00f6ffentlichte sie, schrieb mit Witz selbst \u00fcber die Benachteiligung der Arbeiter. In ganz Deutschland bekannt wurde sie mit ihren Parodien oder \u201eUmdichtungen\u201c von literarischen Werken der Hochkultur, die sie ab 1925 ver\u00f6ffentlichte als \u201eS\u00e4k\u2019sche Glassiger\u201c und \u201eS\u00e4k\u2019sche Balladen\u201c wie \u201eHaml\u00e4dd\u201c und \u201eGabale un Liewe oder de deedliche Limonade\u201c. Lene Voigt war Leipzigerin. Ihr Leben begann und endete hier. Geboren wurde sie 1891 in einfachsten Verh\u00e4ltnissen. Ihr Lebensweg verlief oft recht schmerzvoll: Ihre Ehe wurde nach sechs Jahren geschieden und ihr kleiner Sohn Alfred verstarb 5-j\u00e4hrig. Der h\u00e4rteste Schlag war das Publikationsverbot, das ihr die Nationalsozialisten 1936 erteilten. Der absurde Vorwurf: Verschandelung der Klassiker, \u201eSprachluderei\u201c, Kulturbolschewismus. Deutsche sollten deutsch sprechen, auch die Sachsen. Der gem\u00fctlich-breit klingende s\u00e4chsische Dialekt st\u00f6rte bei dem Versuch, das Sachsen- und Deutschtum zu heroisieren. Sie schrieb weiter ohne jegliche Eink\u00fcnfte und verlor dennoch den Humor nicht. \u201eIst der Schmerz im Reim entladen, ist schon halb geheilt der Schaden\u201c \u2013 das k\u00f6nnte ihr Credo gewesen sein. Aber ihre psychische Konstitution verschlechterte sich so, dass sie psychiatrische Behandlung ben\u00f6tigte. Zuletzt lebte sie, halb als Patientin, halb als Angestellte, von 1946 bis zu ihrem Tod 1962 in der Klinik D\u00f6sen bei Leipzig. Lange war sie danach in ihrer Heimatstadt und nahezu im gesamten Deutschland vergessen. In den 1980er Jahren wurde sie u.a. vom Leipziger Kabarett \u201eAcademixer\u201c wiederentdeckt und auf die B\u00fchne gebracht. Heute gibt es eine Lene-Voigt-Gesellschaft, die bereits ihr gesamtes Druckwerk, ca. 1.000 Titel, herausgegeben hat. Begraben liegt Lene Voigt neben J\u00fcrgen Hart, einem ihrer Wiederentdecker. Er war Kabarettist und wurde bekannt durch die Sachsen-Hymne \u201eSing mei Sachse sing\u201c. Sein Wunsch war es, direkt neben ihr bestattet zu werden.","lage":"II. Abteilung, Urnenrabatte 3","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"p2pe34rz1d.jpg;","personImagePic":"","audio":"7j5le4pn78.mp3;1264o9a0az.ogg;","audio_title":"","autor":"Heidrun Sprinz","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"51.31089","geolong":"12.40860","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"922","ordering":"26","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"Mattheuer","vorname":"Wolfgang Walter","geburtsort":"Reichenbach\/Sachsen","sterbeort":"Leipzig","geburtsdatum":"7.4.1927","sterbedatum":"7.4.2004","berufkat":"4","beruf":"Maler, Grafiker, Bildhauer","daten":"Wolfgang Mattheuer war ein bekannter und gesch\u00e4tzter K\u00fcnstler des 20. Jahrhunderts. Mattheuer selbst bezeichnete sich nicht als K\u00fcnstler, sondern als \u201eBildermacher\u201c. Er entwickelte eine unverwechselbare Bilderwelt, die oft bev\u00f6lkert ist von mythischen Gestalten, wie Ikarus und Sisyphos, sowie anderen symbolhaften Figuren. Mythen verwandte er, um Probleme seiner Zeit, aber auch der modernen Zivilisation \u00fcberhaupt zu verdeutlichen. Seine Maxime war: \u201eKunst sollte sich immer einmischen\u201c, sich auf die Wirklichkeit \u2013 damals die realsozialistischen Verh\u00e4ltnisse der DDR \u2013 einlassen. Er wollte kritisieren, provozieren, Hoffnung wecken. Dies gelang ihm vor allem mit einpr\u00e4gsamen Bilderfindungen in gegenst\u00e4ndlicher Malerei. Eines seiner vieldeutigen und viel beachteten Bilder war 1976 das Bild \u201eDer \u00fcberm\u00fctige Sisyphos und die Seinen\u201c: Ein gewaltiger Stein-Kopf, ein Denkmalskopf, vermutlich der eines falschen Idealbildes, wird von einer euphorischen Menge den Hang hinunter gest\u00fcrzt.
Auftragskunst vermied er in der DDR und der BRD \u2013 Kunst sollte frei von ideologischer Bevormundung, aber ebenso von kommerziellen Erw\u00e4gungen sein.
Wolfgang Mattheuer wurde 1927 in Reichenbach im Vogtland geboren und blieb diesem Ort zeitlebens verbunden. Viele Kunstwerke entstanden dort, vor allem unbeschwerte Landschaftsdarstellungen. In seiner Heimatstadt absolvierte er eine Lithografenlehre, siedelte nach Leipzig \u00fcber und studierte an der Hochschule f\u00fcr Grafik und Buchkunst. Nach seinem Grafikdiplom arbeitete er freiberuflich als Gebrauchsgraphiker \u2013 zum Maler bildete er sich autodidaktisch. Ab Mitte der 1950er Jahre geh\u00f6rte er dann zur einflussreichen Lehrergeneration dieser Kunsthochschule und mit Bernhard Heisig und Werner T\u00fcbke sp\u00e4ter zu den Mitbegr\u00fcndern der sogenannten \u201eLeipziger Schule\u201c. 18 Jahre lang wirkte er an der Ausbildungsst\u00e4tte, bevor er 1974 das aufreibende Lehramt aufgab. Seitdem war er freischaffend t\u00e4tig und wandte sich der Plastik als neuem Medium f\u00fcr seine Ideen zu. Aufsehen erregte seine Skulptur \u201eJahrhundertschritt\u201c, die die symbolischen Gru\u00dfhandlungen des Nationalsozialismus und des Realsozialismus in einer Figur vereint. Es wurde als Sinnbild f\u00fcr deutsche Geschichte an 6 Orten Deutschlands, auch in Leipzig, aufgestellt. Den \u201cMann mit Maske\u201c, eine eigene Sch\u00f6pfung Mattheuers, hat seine Ehefrau und K\u00fcnstlerkollegin Ursula Mattheuer-Neust\u00e4dt als Grabmal f\u00fcr ihn gut gew\u00e4hlt: Masken \u2013 zum Schutz und zur T\u00e4uschung \u2013 besch\u00e4ftigten ihn lebenslang und er verwandte sie oft als Bildmotiv. Die Figur zeigt Gesichtsz\u00fcge von ihm selbst.","lage":"II. Abteilung, Erbbegr\u00e4bnis 18","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"dhy27y7t53.jpg;","personImagePic":"","audio":"papc4u1jut.ogg;6uiaaif8w8.mp3;","audio_title":"","autor":"Heidrun Sprinz","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"51.31135","geolong":"12.40812","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"923","ordering":"27","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"Seffner","vorname":"Carl Ludwig","geburtsort":"Leipzig","sterbeort":"Leipzig","geburtsdatum":"19.6.1861","sterbedatum":"2.10.1932","berufkat":"4","beruf":"Bildhauer","daten":"Carl Ludwig Seffner war ein bedeutender Leipziger Bildhauer an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Er wurde 1861 als Sohn eines Schuhmachers in der Messestadt geboren und durchlief zun\u00e4chst eine Lehre als Lithograph. Im Anschluss studierte er an den Kunstakademien in Leipzig und Berlin Bildhauerei, um sein kreatives Talent weiter zur Entfaltung zu bringen. Studienreisen f\u00fchrten ihn nach Paris und Italien. Nach Leipzig zur\u00fcckgekehrt, widmete er sich ab 1889 vor allem der Portr\u00e4tbildnerei. Hier brachte er es bald zu einer Meisterschaft, die ihn weit \u00fcber die Grenzen seiner Heimat hinaus bekannt machte. Als beim Umbau der Johanniskirche das mutma\u00dfliche Grab von Johann Sebastian Bach entdeckt wurde, gelang es Seffner gemeinsam mit Wilhelm His die Weichteile des gefundenen Sch\u00e4dels zu rekonstruieren und damit die Identit\u00e4t des Toten zu beweisen. Die Universit\u00e4t Leipzig verlieh Seffner f\u00fcr seine Verdienste auf dem Gebiet der anatomischen Rekonstruktion die medizinische Ehrendoktorw\u00fcrde.
Noch heute pr\u00e4gen die markanten historisierenden Personendenkm\u00e4ler von Carl Seffner das Bild seiner Heimatstadt. Er schuf beispielsweise das Goethedenkmal auf dem Naschmarkt und das Bachdenkmal auf dem Thomaskirchhof. Daneben machte er sich als Sch\u00f6pfer zahlreicher Grabmalskulpturen einen Namen. Die Figur eines schreitenden M\u00e4dchens mit Blumen fertigte er 1920 nach dem Tod seiner Tochter Charlotte. Die unverheiratete junge Frau war Johanniterschwester gewesen und in Folge ihrer T\u00e4tigkeit am Diakonissenkrankenhaus mit nur 26 Jahren das Opfer einer Grippe-Epidemie geworden. 1932 verstarb Carl Seffner und wurde ebenso wie sp\u00e4ter seine Ehefrau in der Familiengrabst\u00e4tte beigesetzt.
Die Skulptur aus Kunststein, die sich \u00fcber einem Sockel erhebt, ist ein idealisiertes Bildnis weiblicher Sch\u00f6nheit und Anmut. Das lange Gewand rutscht seiner Tr\u00e4gerin beil\u00e4ufig und von ihr scheinbar unbemerkt die Schultern hinab, w\u00e4hrend sie versonnen und mit in sich gekehrtem Blick eine kleine Felsstufe hinunter steigt. Der Typus dieser Darstellung findet sich mehrfach in Seffners Schaffen. Stets aufs Neue variiert er die schreitende, weibliche Gestalt. Motivisch verwandt ist auch die sogenannte \u201eTrostspenderin\u201c, die nur wenige Schritte entfernt nahe beim Nordeingang des Friedhofs auf einer Wiese steht. Carl Seffner schuf sie 1923 f\u00fcr das Grabmal des kaiserlichen Majors Ulrich Woide.","lage":"","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"Abteilung II, Nr. 164\u2013167, Rabatte","grabid2":"","zoom_pic":"4n7m3lwwsu.jpg;026uckt6uj.jpg;","personImagePic":"","audio":"wrydaddbhs.ogg;odvdpzy1t2.mp3;","audio_title":"","autor":"Diana H\u00e4rtrich","ehrengrab":"0","architekt":"Bildhauer: Carl Seffner","geolat":"51.31166","geolong":"12.40912","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"924","ordering":"28","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"Offermann","vorname":"Hubert Leopold","geburtsort":"Lindlar bei K\u00f6ln","sterbeort":"Leipzig","geburtsdatum":"28.8.1837","sterbedatum":"5.8.1919","berufkat":"20","beruf":"Direktor der Leipziger Wollk\u00e4mmerei","daten":"Im 19. Jahrhundert galten die Grabstellen an der Friedhofsmauer als die angesehensten. Dort f\u00fchrten breite Wege entlang, dort wurde man wahrgenommen. Als kaum noch Wandstellen zur Verf\u00fcgung standen, kreierte die Friedhofsleitung des S\u00fcdfriedhofs eine neue Form der privilegierten Grabstelle, die Wahlstelle. Dies war eine gr\u00f6\u00dfere Fl\u00e4che mit gartenk\u00fcnstlerischer Gestaltung in einer selbst gew\u00e4hlten Lage. Der Ort f\u00fcr die Grabstelle der Familien Offermann und Jaenisch ist f\u00fcr die \u00f6ffentliche Wahrnehmung bestens gew\u00e4hlt, er liegt direkt an der zentralen Allee des Friedhofs, die vom Haupteingang zur Feierhalle f\u00fchrt. Auch das 1909 fertiggestellte Grabmal aus Granit ist auff\u00e4llig. Es war dem Gro\u00dfindustriellen Hubert Leopold Offermann durchaus angemessen. Er war 38 Jahre lang alleiniger Vorstand der Leipziger Wollk\u00e4mmerei AG, die 1872 gegr\u00fcndet worden war.
Aufgabe dieser Fabrik war das Waschen und K\u00e4mmen von Wollen aller Art, vor allem von Schafwolle, und damit die Lieferung von Rohmaterialien f\u00fcr die industrielle Textilherstellung. \u201eIn den 1880er Jahren war die Leipziger Wollk\u00e4mmerei der gr\u00f6\u00dfte Betrieb seiner Art in Sachsen und einer der gr\u00f6\u00dften Deutschlands\u201c. Offermann war einer der engagierten Unternehmer, die den Aufstieg Leipzigs zur s\u00e4chsischen Industriegro\u00dfstadt mitgestalteten. Er leitete das Leipziger Werk und trug Verantwortung f\u00fcr Zweigwerke bei Antwerpen und Hamburg, er verbesserte die textil-technologischen Prozesse und errang damit zahlreiche Patente. Was ist aus seinem Werk geworden? Im Zweiten Weltkrieg wurde es zerst\u00f6rt, aber schlicht wieder aufgebaut und genutzt. Nach der \u201eWende\u201c 1989 wurde es zu einem bescheidenen Gewerbeobjekt, w\u00e4hrend andere Textilfabriken in Leipzig zu Kunst-Arealen oder komfortablen Lofts umgewandelt worden sind.
Das Grabmal ist eine streng stilisierte sezessionistische Anlage, entworfen 1908 vom Architekten Walter Wiesinger. Die Relieffigur, vermutlich eine \u201eAuferstehende\u201c, verweist auf eine \u00f6sterreichische Spielart des Jugendstils, die kurz nach 1900 in Wien aufkam und schnell Anklang fand. Sie beruht verst\u00e4rkt auf Symmetrie und entbehrt der Verspieltheit des vorher beliebten floralen Jugendstils, der die Asymmetrie und die geschwungene Linie favorisierte. Die eingestellten Urnen deuten auf die damals neu aufkommende Feuerbestattung. Lange Zeit hatten Vereine daf\u00fcr gek\u00e4mpft. In Sachsen war das Ziel 1906 erreicht: Durch ein Gesetz wurde die Ein\u00e4scherung endlich f\u00fcr zul\u00e4ssig erkl\u00e4rt und 1910 wurde das Leipziger Krematorium er\u00f6ffnet.","lage":"II. Abteilung, Wahlstelle 14","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"zt08rkya88.jpg;","personImagePic":"","audio":"qhtqbpjb8o.ogg;pjajbbbazh.mp3;","audio_title":"","autor":"Heidrun Sprinz","ehrengrab":"0","architekt":"Walter Wiesinger","geolat":"51.31192","geolong":"12.40968","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"925","ordering":"29","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"Treusch","vorname":"Leonhard Julius","geburtsort":"Hanau","sterbeort":"Leipzig","geburtsdatum":"18.6.1876","sterbedatum":"9.9.1954","berufkat":"20","beruf":"Juwelier","daten":"Stellt diese Figur die Mutter Gottes mit dem Jesuskind dar? Unsere tradierten Bildvorstellungen verleiten uns leicht, in Mutter-Kind-Bildwerken dieser Art Maria und Jesus zu erkennen, denn diese wurden unz\u00e4hlige Male von K\u00fcnstlern gestaltet. Ein auff\u00e4lliger Hinweis auf die g\u00f6ttliche Natur der Dargestellten fehlt hier jedoch, weder Glorienschein noch ein typisches Attribut des Jesusknaben wie Weltkugel oder Kreuz sind zu sehen. Schaut man indes genau hin, so entdeckt man am Gewandsaum des Halsausschnitts der weiblichen Figur eine Taube im Strahlenkranz \u2013 zweifelsfrei ein Hinweis auf den \u201eHeiligen Geist\u201c. Es ist es eine Marien-Darstellung, und zwar das genaue Abbild der bronzenen Maria, die 1908 in der Herz-Jesu-Kirche in Berlin-Zehlendorf aufgestellt wurde. Ihr Sch\u00f6pfer, der angesehene katholische Bildhauer Josef Limburg, schuf die Skulptur passend zur neogotischen Kirche in elegant gel\u00e4ngten Formen. Diese \u201eZehlendorfer Madonna\u201c fand viel Anerkennung; sogar der damalige Papst Pius X., der sie auf einer Fotografie sah, lobte ihren \u201eAusdruck der Fr\u00f6mmigkeit\u201c.
Auf katholischen Friedh\u00f6fen ist die Madonna mit Kind als Grabmalmotiv durchaus verbreitet, auf Leipziger Friedh\u00f6fen dagegen selten. Das hat mit der konfessionellen Pr\u00e4gung Sachsens zu tun \u2013 im Stammland der Reformation war die Marienverehrung kaum bildlich pr\u00e4sent. Wei\u00df man um das Schicksal der hier Beerdigten, enth\u00fcllt sich noch eine andere Bedeutung der Skulptur. Die Grabstelle wurde f\u00fcr die nicht einmal einj\u00e4hrige Gisela, die Tochter der Familie Treusch, angelegt, die 1918 starb. Vielleicht fanden die Eltern im melancholischen Gesichtsausdruck der Marien-Figur eine Entsprechung f\u00fcr ihre eigene Trauer. Die Mutter-Kind-Beziehung ist sehr innig ausgedr\u00fcckt: Die Mutter h\u00e4lt das Kind nahezu umschlossen mit ihren langen feingliedrigen H\u00e4nden, die K\u00f6pfe der beiden ber\u00fchren sich und beide haben den Blick gesenkt. Architektonisch eingefasst wird die Plastik von einer Muschelnische mit einem rosenumrankten Bogenabschluss. Die Grabmalwand mit vielgestaltigem Bauschmuck wie kleinen S\u00e4ulen, Voluten und Blumenschalen schuf der Architekt Carl K\u00fchn, Regierungsbaumeister in Berlin, dessen Spezialgebiet der Kirchenbau war.
Der Grabstelleninhaber Leonhard Treusch war \u201ein der Juwelenbranche aufgewachsen\u201c, in Hanau, einem Ort, der die k\u00fcnstlerischen Traditionen des Goldschmiedehandwerks besonders pflegte, und hatte sich auch in Leipzig diesem Metier zugewandt. Er galt als einer der \u201ebesten Edelsteinkenner in Deutschland\u201c. 43 Jahre, bis zu seinem Tode 1954, war er Mitinhaber der Juwelier-Firma \u201eC. E. Keyser\u201c.","lage":"II. Abteilung, Wahlstelle 298","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"m76qvtfqi6.jpg;","personImagePic":"","audio":"9pqb2r9qlo.mp3;rcormn8q5v.ogg;","audio_title":"","autor":"Heidrun Sprinz","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"51.31203","geolong":"12.40951","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"926","ordering":"30","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"M\u00e1gr","vorname":"Josef","geburtsort":"Mutowitz (B\u00f6hmen)","sterbeort":"Leipzig","geburtsdatum":"17.9.1861","sterbedatum":"18.6.1924","berufkat":"4","beruf":"Bildhauer","daten":"In einer Rabatte nahe dem Nordtor verbirgt sich ein bezauberndes Kleinod der Jugendstilplastik. Abseits und beinahe unscheinbar steht hier am Grab des bedeutenden Leipziger Bildhauers Josef M\u00e1gr eine Granitstele mit der etwa lebensgro\u00dfen Bronzeb\u00fcste einer jungen Frau. Er hat sie selbst um das Jahr 1906 geschaffen.
Der 1861 in B\u00f6hmen geborene K\u00fcnstler studierte an den Akademien in Prag und M\u00fcnchen Bildhauerei. Nach Leipzig kam er im Jahr 1889 und wirkte hier bis zu seinem Tod 1924 vor allem auf dem Gebiet der Bauplastik. Er war an der k\u00fcnstlerischen Ausstattung und der Fassadengestaltung vieler Geb\u00e4ude in Leipzig und Umgebung beteiligt. Beispiele sind das Neue Rathaus, die Feuerwache Nord und das sogenannte M\u00e4rchenhaus in der Philipp-Rosenthal-Stra\u00dfe. Des Weiteren schuf er Denkm\u00e4ler, Grabst\u00e4tten und den M\u00e4rchenbrunnen in den Gr\u00fcnanlagen am Dittrichring, dessen Bronzeteile allerdings im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen wurden.
M\u00e1gr bescherte Leipzig wichtige Impulse f\u00fcr die Entwicklung der bildenden K\u00fcnste um die Jahrhundertwende. Seine Werke sch\u00f6pfte er aus dem Geist und in der Formensprache des Jugendstils. Er geh\u00f6rt zu den wichtigsten Vertretern dieser Stilrichtung in der Messestadt.
Der fein modellierte Frauenkopf an seinem Grab gibt heute in mancherlei Hinsicht R\u00e4tsel auf. Handelt es sich um das Portr\u00e4t einer realen Person oder um die kontemplative Versinnbildlichung tiefer Trauer? Bis heute kann diese Frage nicht mit Sicherheit beantwortet werden, m\u00f6glicherweise zeigt das Bildnis die zweite Ehefrau des K\u00fcnstlers. Der weibliche Kopf mit den sch\u00f6nen und ebenm\u00e4\u00dfigen Gesichtsz\u00fcgen ist mit geschlossenen Augen leicht in den Nacken zur\u00fcck gelegt. Die Haare, in die ein Tuch geschlungen zu sein scheint, fallen von einem Knoten am Hinterkopf kunstvoll und anmutig herab. Der nach innen gerichtete Gesichtsausdruck hat der Figur die Beinamen \u201eTrauernde\u201c und \u201eSinnende\u201c eingebracht, zugleich wirkt ihr Antlitz aber auch gel\u00f6st und entspannt.
Die Aufstellung einer B\u00fcste als Grabmal ist ungew\u00f6hnlich, w\u00e4hlte man diese Art der Darstellung doch eher f\u00fcr Denkm\u00e4ler ber\u00fchmter Pers\u00f6nlichkeiten. Josef M\u00e1gr hatte bei der Fertigung der Plastik ihre sp\u00e4tere Verwendung als Grabmal sicher noch nicht vor Augen. Erst nachtr\u00e4glich wurde sie dieser Bestimmung zugef\u00fchrt und wahrscheinlich anl\u00e4sslich des Todes seines Sohnes Hans um 1917 an der Grabst\u00e4tte aufgestellt. Nur wenige Jahre sp\u00e4ter, 1924, wurde auch Josef M\u00e1gr selbst hier beigesetzt. Heute ist die Grabst\u00e4tte durch das Ehepaar Werner und Herda Behrends nachbelegt.","lage":"Abteilung XII, Nr. 230\/231, Rabatte","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"zq2qgo9rq9.jpg;","personImagePic":"","audio":"24157qbe9q.mp3;hsdl1zqnnw.ogg;","audio_title":"","autor":"Diana H\u00e4rtrich","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"51.31277","geolong":"12.41022","state":"1","hightlight":"0"}],"graveGroups":{"1":{"grouptitle":"Architekten","graves":[{"ID":"902","ordering":"6","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"Oehlschlegel","vorname":"Heinrich Bruno","geburtsort":"","sterbeort":"Leipzig","geburtsdatum":"8.2.1840","sterbedatum":"24.10.1899","berufkat":"1","beruf":"Baumeister","daten":"Heinrich Bruno Oehlschlegel gr\u00fcndete 1863 ein Baugesch\u00e4ft in Leipzig und k\u00e4mpfte jahrelang im Vorstand der Baumeister-Innung, um den Baumeister-Titel zu sch\u00fctzen und um Handwerkskunst gegen \u201ePfuschertum\u201c zu verteidigen.
Wenn man genau hinschaut, kann man an seinem Grabmal die Profession des Verstorbenen erahnen. Berufsbezogene Symbole \u2013 Winkel, Lot und Kelle \u2013 neben dem Namenszug in der Grabmalwand verweisen auf den hier Bestatteten: einen Baumeister. F\u00fcr Ortskundige ist auf dem Grabmal-Relief noch mehr zu erkennen: Das letzte Werk des Baumeisters Oehlschlegel ist hier abgebildet, die Paul-Gerhardt-Kirche in Leipzig-Connewitz. Davor sitzt ein alter ersch\u00f6pfter Mann, dessen Wanderstab zerbrochen ist. Ein imposanter weiblicher Engel steigt aus dem Himmelreich herab und weist mit dem erhobenen Reif auf den nun vollendeten Lebenskreis. Kurz vor der Fertigstellung der Kirche, 1899, war ihr Erbauer 59-j\u00e4hrig verstorben.
Die S\u00f6hne schrieben nach dem Ableben des Vaters an die Kirchgemeinde: \u201eEs ist ein von unserem Vater oft ge\u00e4u\u00dferter Herzenswunsch gewesen, noch eine Kirche zu erbauen, und die Ertheilung des Auftrages zur Erbauung der Kirche ist deshalb f\u00fcr ihn eine besondere Freude gewesen\u201c.
Dieses Erinnerungsmal ist ein gutes Beispiel daf\u00fcr, wie ein Verstorbener individuell gew\u00fcrdigt werden kann. Auch dies war ein Ziel der niveauvollen Grabmalkultur des ausgehenden 19. Jahrhunderts \u2013 neben aller Repr\u00e4sentationsabsicht. Das Grabmal entstand in der Bl\u00fctezeit des Jugendstils um 1901. Wenngleich die Rustika-Architektur burgartig wuchtig erscheint, sind doch einige Jugendstilz\u00fcge zu erkennen. Die Vorliebe dieses Kunststils f\u00fcr Naturmotive und Phantasiegestalten zeigt sich hier in ornamentalen Zapfen und zypressen\u00e4hnlichen Bl\u00e4ttern sowie in den Drachen mit den dekorativ geschwungenen Schw\u00e4nzen. Geschaffen haben die Grabanlage zwei Leipziger K\u00fcnstler, die gemeinsam viele Bauprojekte gestalteten: der Architekt Max Pommer und der Bildhauer Josef M\u00e1gr. Beide hinterlie\u00dfen in Leipzig augenf\u00e4llig Spuren. Pommer schuf z.B. im Auftrag des bekannten Lexikon-Verlegers Meyer mehrere ansprechend gestaltete Anlagen mit ca. 2700 \u201ebilligen\u201c Wohnungen, die \u201eMeyerschen H\u00e4user\u201c \u2013 ein Vorl\u00e4ufer des sozialen Wohnungsbaus. In die deutsche Architekturgeschichte ist er als ein \u201ePionier des Stahlbetonbaus\u201c eingegangen. Von M\u00e1grs Hand sind vor allem weibliche Aktfiguren sichtbar geblieben. Hier auf dem Friedhof stammen etwa 8 anspruchsvolle Bronze-Grabmale von ihm.
Auch die beiden Sch\u00f6pfer der Grabstelle Oehlschlegel haben ihre letzte Ruhe auf dem S\u00fcdfriedhof gefunden.","lage":" III. Abteilung, Wandstelle 66\t ","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"v6hf1z0jul.jpg;hwq1e3qjba.jpg;","personImagePic":"","audio":"gd0r0t06p3.ogg;1qggp7idbz.mp3;","audio_title":"","autor":"Heidrun Sprinz","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"51.31069","geolong":"12.40543","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"914","ordering":"18","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"H\u00e4nsel","vorname":"Emil Franz","geburtsort":"D\u00f6beln","sterbeort":"Leipzig","geburtsdatum":"6.4.1870","sterbedatum":"21.10.1943","berufkat":"1","beruf":"Architekt","daten":"Emil Franz H\u00e4nsel pr\u00e4gte mit seinen Bauten das Gesicht Leipzigs am Beginn des 20. Jahrhunderts ma\u00dfgeblich mit. Nach seiner Ausbildung an der Baugewerkeschule der Messestadt war er im B\u00fcro des Stadtbaurates Hugo Licht t\u00e4tig, wo zu dieser Zeit die Errichtung des Neuen Rathauses geplant wurde. Als selbstst\u00e4ndiger Architekt bearbeitete das Mitglied des Deutschen Werkbundes dann bis 1938 mehr als 500 Projekte vor allem in Leipzig. Zu den herausragenden Leistungen von H\u00e4nsel geh\u00f6ren das Messehaus Specks Hof in der Reichsstra\u00dfe, die Pianofabrik Hupfeld in B\u00f6hlitz-Ehrenberg oder das Haus der Barmenia-Versicherung in der Springerstra\u00dfe, das sp\u00e4tere Funkhaus. Die Bauten des Architekten zeichnen sich durch ihre Vielgestaltigkeit und ihre au\u00dfergew\u00f6hnliche st\u00e4dtebauliche Wirkung aus.
Nachdem im M\u00e4rz 1912 seine noch nicht 39j\u00e4hrige Frau Anna Martha starb, erwarb H\u00e4nsel in der N\u00e4he der gerade er\u00f6ffneten Kapellenanlage auf dem S\u00fcdfriedhof eine Wahlstelle f\u00fcr seine Familie. Im Dezember des Jahres reichte er seinen eigenen Entwurf f\u00fcr das Grabmal ein. Die Ausf\u00fchrung oblag Bruno Wollst\u00e4dter, der durch die bauplastische Ausstattung vieler Projekte H\u00e4nsels mit dem Architekten eng verbunden war. Zum Werk des Bildhauers geh\u00f6ren zudem zahlreiche Grabdenkm\u00e4ler, die er f\u00fcr das Leipziger Gro\u00dfb\u00fcrgertum schuf. Au\u00dferdem hatte Wollst\u00e4dter den Typ \u201eVogelk\u00e4fig\u201c der st\u00e4dtischen Handschwengelpumpen entworfen. Am 15. Oktober 1913, drei Tage vor der Einweihung des benachbarten monumentalen V\u00f6lkerschlachtdenkmals, war das schlichte Grabmal H\u00e4nsel vollendet.
\u00dcber eine Treppenanlage gelangt man in ein erh\u00f6ht liegendes Rondell, das von zehn kr\u00e4ftigen S\u00e4ulen aus Muschelkalk umstanden wird. Diese sind mit einem h\u00f6lzernen Geb\u00e4lk verbunden, so dass eine Pergola den Grabbezirk rahmt. Eine Hecke umschlie\u00dft die Anlage und verst\u00e4rkt die Abgeschlossenheit und Intimit\u00e4t des Ortes. Im Zentrum befindet sich auf einem hohen Sockel eine sitzende Frauenfigur, die zwei kleinen Kindern zugewandt ist. Nicht der Tod, Schmerz oder Trauer werden hier thematisiert, sondern die Dankbarkeit f\u00fcr die Zuneigung der Mutter zu ihren Kindern. Emil Franz H\u00e4nsel setzte mit dieser Darstellung des Lebens und der Liebe seiner Frau ein au\u00dfergew\u00f6hnliches Denkmal. Es unterscheidet sich von den Konventionen der Grabmalkunst mit ihren symbolischen trauernden Frauendarstellungen durch eine sehr individuelle Referenz an einen geliebten Menschen.","lage":"Abteilung VI, Nr. 44, Wahlstelle","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"5q1urwrufb.jpg;","personImagePic":"","audio":"15yn0lmtn5.mp3;c9jbhjqvbn.ogg;","audio_title":"","autor":"Tim Tepper","ehrengrab":"0","architekt":"Emil Franz H\u00e4nsel (Entwurf), Bruno Wollst\u00e4dter (Ausf\u00fchrung)","geolat":"51.30901","geolong":"12.41016","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"919","ordering":"23","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"Wetzold","vorname":"Wilhelm Heinrich","geburtsort":"","sterbeort":"Leipzig","geburtsdatum":"20.9.1834","sterbedatum":"12.8.1914","berufkat":"1","beruf":"Baumeister","daten":"Auf der Grabst\u00e4tte der Familie Wetzold, verborgen hinter hohen Rhododendronb\u00fcschen, liegt ein L\u00f6we. Er k\u00f6nnte beispielsweise das Grab eines Zoodirektors oder eines L\u00f6wendompteurs kennzeichnen \u2013 als Berufssymbol. Zugleich ist der L\u00f6we seit dem Altertum ein Sinnbild f\u00fcr Macht und St\u00e4rke und w\u00e4re demnach als Erinnerungsmal einem Herrscher angemessen. So wurde im 19. Jahrhundert der majest\u00e4tisch ruhende L\u00f6we vielfach als Denkmal f\u00fcr gefallene oder verstorbene \u201eHelden\u201c verwandt, als ein Zeichen der \u201eschlafenden Heldenkraft\u201c. Sehr bekannt wurde die von dem Bildhauer Christian Daniel Rauch geschaffene Skulptur \u201eSchlafender L\u00f6we\u201c f\u00fcr die Grabstelle des Generals Gerhard von Scharnhorst auf dem Berliner Invalidenfriedhof. Als Grabw\u00e4chter besitzen L\u00f6wen-Figuren eine uralte Tradition im Totenkult, bereits seit den fr\u00fchen Dynastien \u00c4gyptens, denn dem K\u00f6nig der Tiere wurden Unheil abwehrende Kr\u00e4fte zugeschrieben.
Der L\u00f6we auf der Grabst\u00e4tte der Familie Wetzold d\u00fcrfte als W\u00e4chter allerdings eher ungeeignet sein \u2013 er hat die Augen geschlossen und scheint zu schlafen. Die bemooste Inschrift auf seiner sarkophag\u00e4hnlichen Ruhefl\u00e4che best\u00e4tigt dies: \u201eEs ist ein Ziel, aufs innigste zu w\u00fcnschen, sterben, schlafen\u201c \u2013 ein Zitat aus dem ber\u00fchmten Monolog von Shakespeares \u201eHamlet\u201c. Die Kreuze links und rechts am Rande des Grabmales erlauben auch eine christliche Deutung. Im Volksglauben der Christen war der L\u00f6we ein Symbol f\u00fcr Christus und sogar f\u00fcr die Auferstehung. Dies ist allerdings eine Vorstellung aus der fr\u00fchchristlichen Tiersymbolik, von der man bezweifeln kann, dass sie im 19.\/20. Jahrhundert noch allgemein bekannt war.
Wer w\u00e4hlte sich nun dieses besondere Grabmal? Es war ein Leipziger Baumeister, Johannes Wetzold. Auch sein Vater arbeitete als Baumeister in Leipzig. M\u00f6glicherweise wollten sie ihre enge Verbindung zur Stadt Leipzig durch den L\u00f6wen demonstrieren: er ist das Wappentier der Stadt. Dieser zwei Meter lange, angenehm schlichte Stein-L\u00f6we wurde von Alfred Thiele (1886-1957) geschaffen. Thiele hatte nach einer Steinmetz-Ausbildung an der Leipziger Kunstakademie u.a. bei Adolf Lehnert studiert und war Bildhauer in Leipzig geworden. Der K\u00fcnstler vermied bei diesem Grabmal jeglichen Verweis auf die Herrschaftlichkeit des Raubtieres. Er zog die stilisierte Darstellung einer naturalistischen vor, so dass z.B. die L\u00f6wen-M\u00e4hne nicht gewaltig erscheint, sondern sich in abgeschw\u00e4chter konzentrischer Form dem ruhigen Gesamtcharakter unterordnet. Thiele war ein Meister der Tierplastik \u2013 von Antilope bis Zebu hat er etliche Tiere, meist in kleinem Format, erschaffen.","lage":"XII. Abteilung, Wahlstelle 63","grabid":"","name2":"Wetzold","vorname2":"Johannes Alfred","geburtsort2":"Leipzig (?)","sterbeort2":"Leipzig","geburtsdatum2":"20.10.1875","sterbedatum2":"7.2.1953","beruf2":"Baumeister","lage2":"XII. Abteilung, Wahlstelle 63","grabid2":"","zoom_pic":"mi0fhq1qjb.jpg;","personImagePic":"","audio":"3k0ovgjkon.mp3;q8ifpk68hg.ogg;","audio_title":"","autor":"Heidrun Sprinz","ehrengrab":"0","architekt":"Bildhauer: Alfred Thiele","geolat":"51.31187","geolong":"12.41199","state":"1","hightlight":"0"}]},"2":{"grouptitle":"Dichter + Denker","graves":[{"ID":"897","ordering":"1","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"Heinicke","vorname":"Samuel","geburtsort":"Nautsch\u00fctz bei Wei\u00dfenfels","sterbeort":"Leipzig","geburtsdatum":"10.4.1727","sterbedatum":"30.4.1790","berufkat":"2","beruf":"Geh\u00f6rlosenp\u00e4dagoge","daten":"Das Wirken des bedeutenden P\u00e4dagogen Samuel Heinicke ist untrennbar mit Leipzig verbunden, der Stadt, in der er 1778 die weltweit erste Schule f\u00fcr Taubstumme gr\u00fcndete.
Als Sohn einer Bauernfamilie wurde er 1727 in der N\u00e4he von Wei\u00dfenfels geboren und trat nach der Schulzeit in die Leibgarde des s\u00e4chsisch-polnischen Herrschers August III. ein. Nebenbei bildete er sich autodidaktisch weiter und unterrichtete Kinder in Schreiben und Musik. Zu seinen Sch\u00fclern z\u00e4hlte auch ein geh\u00f6rloser Junge, den er zun\u00e4chst auf herk\u00f6mmliche Art und Weise in Geb\u00e4rdensprache unterrichtete. Um sich ganz seiner Lehrert\u00e4tigkeit zuwenden zu k\u00f6nnen, fasste Heinicke den Entschluss, das Milit\u00e4r zu verlassen. W\u00e4hrend des Siebenj\u00e4hrigen Krieges gelang ihm die Flucht aus preu\u00dfischer Kriegsgefangenschaft und er schrieb sich an der Philosophischen Fakult\u00e4t der Universit\u00e4t Jena ein.
Bald darauf zog er mit seiner Frau und seinem Sohn nach Hamburg und begann wieder zu unterrichten. 1768 nahm er eine Stelle als Schulmeister und Kantor in Eppendorf bei Hamburg an. Auch hier bem\u00fchte er sich besonders um die Bildung geh\u00f6rloser junger Menschen und machte dies schlie\u00dflich zu seiner Lebensaufgabe. Entgegen der vorherrschenden Meinung, man k\u00f6nne mit Taubstummen nur per Zeichen- und Geb\u00e4rdensprache kommunizieren, versuchte er ihnen vordringlich die Lautsprache beizubringen. Auf diese Weise lernten sie tats\u00e4chlich sprechen: \"Nicht sch\u00f6n, aber verst\u00e4ndlich\" \u2013 wie Zeitgenossen bemerkten. Seine neuen Ideen und Unterrichtsmethoden revolutionierten die Geh\u00f6rlosenp\u00e4dagogik. Mit finanzieller Unterst\u00fctzung des Kurf\u00fcrsten Friedrich August III. gr\u00fcndete Heinicke in Leipzig schlie\u00dflich 1778 das \u201eChurs\u00e4chsische Institut f\u00fcr Stumme und andere mit Sprachgebrechen behaftete Personen\u201c, die erste Lehranstalt ihrer Art weltweit. Als er 1790 in Leipzig starb, wurde er auf dem Alten Johannisfriedhof beigesetzt. 1926 \u00fcberf\u00fchrte man seine Gebeine auf den S\u00fcdfriedhof.
Die Gedenktafel f\u00fcr Samuel Heinicke ist mittig in die schlichte, verputzte Grabwand eingelassen und zeigt ein Bronzerelief mit seinem Portr\u00e4t. Willi K\u00f6hler schuf es nach zeitgen\u00f6ssischen Darstellungen im Stil der zwanziger Jahre. Links und rechts befinden sich weitere Inschriftentafeln aus Travertingestein f\u00fcr Carl Gottlob Reich und August Gotthelf Eichler mit ihren Familien. Die beiden Direktoren der Taubstummenschule f\u00fchrten Heinickes Erbe in Leipzig im 19. Jahrhundert fort. Um 1915 wurde ein neues Schulgeb\u00e4ude in der Karl-Siegismund-Stra\u00dfe errichtet. Dort befindet sich die inzwischen nach Samuel Heinicke benannte Einrichtung noch heute.","lage":"Abteilung I, Nr. 22, Wandstelle","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"cvq8pfoun8.jpg;","personImagePic":"","audio":"4quyt4dmb0.ogg;fqzbckuuip.mp3;","audio_title":"","autor":"Diana H\u00e4rtrich","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"51.31221","geolong":"12.40591","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"899","ordering":"3","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"Gellert","vorname":"Christian F\u00fcrchtegott","geburtsort":"Hainichen\/Sachsen","sterbeort":"Leipzig","geburtsdatum":"4.7.1715","sterbedatum":"13.12.1769","berufkat":"2","beruf":"Schriftsteller; Dozent","daten":"Die schlichte ebenerdige Granitplatte f\u00fcr den im 18. Jahrhundert sehr bekannten Dichter und Philosophen Christian F\u00fcrchtegott Gellert kann man leicht \u00fcbersehen. Es ist nicht die originale Grabplatte \u2013 diese war barock, schmuck- und wortreicher. Wie kommt eine Pers\u00f6nlichkeit des 18. Jahrhunderts auf diesen Friedhof, der erst Ende des 19. Jahrhunderts entstand? Gellert wurde drei Mal umgebettet. Begraben wurde er 1769 auf dem Alten Johannisfriedhof, 1900 dann in der zugeh\u00f6rigen Johanniskirche beigesetzt \u2013 in einer Gruft direkt neben Johann Sebastian Bach. Nach dem 2. Weltkrieg \u201erettete\u201c man ihn aus der zerst\u00f6rten Kirche und \u00fcberf\u00fchrte seine Gebeine in die Universit\u00e4tskirche St. Pauli. Kurz bevor diese gesprengt wurde, Ende Mai 1968, wurden seine Gebeine in einer geheimen Staatsaktion auf die heutige Grabstelle umgesiedelt. Hier fand er hoffentlich endg\u00fcltig die letzte Ruhe.
Gellerts Biographie ist schnell erz\u00e4hlt: Er stammte aus einer armen, kinderreichen und gebildeten Pfarrersfamilie in Hainichen\/Sachsen, besuchte die F\u00fcrstenschule St. Afra in Mei\u00dfen, studierte in Leipzig Theologie und wirkte hier als Universit\u00e4tsprofessor. Sein Leben war nicht leicht: oft plagten ihn Schmerzen, die er selbst auch als Hypochondrie bezeichnete, er hatte Geldsorgen und erlebte Kriegseinwirkungen in Leipzig mit. Schon zu Lebzeiten war Gellert au\u00dferordentlich beliebt und ber\u00fchmt. Er galt vielen Zeitgenossen als \u201eErzieher des Menschengeschlechts\u201c. Entsprechend den Vorstellungen in der Epoche der Aufkl\u00e4rung wollte Gellert n\u00fctzen und erziehen, Gelehrsamkeit und Tugend in der Gesellschaft f\u00f6rdern. Seine Vorlesungen an der Philosophischen Fakult\u00e4t zu Poesie, Beredsamkeit und Moral zogen eine ungew\u00f6hnlich gro\u00dfe Studentenschar an. Durch die Auff\u00fchrung seiner Lustspiele, die mit lehrreichen Tugend-Beispielen angereichert waren, erreichte er ein gro\u00dfes Publikum. Der Brief-Roman \u201eLeben der schwedischen Gr\u00e4fin von G***\u201c erregte Aufsehen und gilt als einer der ersten \u201eempfindsamen\u201c b\u00fcrgerlichen Romane in Deutschland. Einige seiner \u201eGeistlichen Lieder und Oden\u201c fanden Eingang in das Evangelische Gesangbuch. Am bekanntesten wurden seine \u201eFabeln und Erz\u00e4hlungen\u201c, die auch weniger Gebildete erfreuten. So wurde Gellert im besten Sinne volkst\u00fcmlich. Man vermutet, dass \u2013 nach der Bibel \u2013 seine \u201eFabeln\u201c das meistgelesene Buch des 18. Jahrhunderts waren. Nach seinem Tod wurden ihm an seiner Wirkungsst\u00e4tte Leipzig gleich drei Denkmale gesetzt. In enthusiastischen Nachrufen wurden Tr\u00e4nen vergossen \u00fcber seinen Verlust: \u201eWeinet mit mir, Freunde der Tugend \u2026\u201c.","lage":"I. Abteilung, Erbbegr\u00e4bnis 21","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"umyvj4hd8t.jpg;oss7vq0kt0.jpg;","personImagePic":"","audio":"iq4dhc8zo7.mp3;zfuq8nai9g.ogg;","audio_title":"","autor":"Heidrun Sprinz","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"51.31178","geolong":"12.40634","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"921","ordering":"25","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"Voigt, geb. Wagner","vorname":"Helene (\"Lene\") Alma ","geburtsort":"Leipzig","sterbeort":"Leipzig","geburtsdatum":"2.5.1891","sterbedatum":"16.7.1962","berufkat":"2","beruf":"Schriftstellerin, Mundartdichterin","daten":"Lene Voigt wurde verehrt als \u201edie lustigste S\u00e4chsin\u201c, als \u201es\u00e4chsischer Wilhelm Busch\u201c oder poetischer als \u201es\u00e4chsische Nachtigall\u201c. Die Namen deuten auf ihre drei Dom\u00e4nen: Sachsen, Poesie und Humor. Sie ist Sachsens einzige bekannte Mundartdichterin. Lene Voigt schrieb vor allem in s\u00e4chsischem Dialekt, jedoch auch viel in Hochdeutsch. Ihre Werke sind meist klein: Gedichte, Kurzgeschichten, kleine Szenen \u2013 manchmal von ihr betitelt als \u201elauter gleenes Zeich zum Vortragen\u201c. Es gibt Gedichte um kleine Dinge, die liebevoll betrachtet werden, wie \u201eGanabee\u201c und \u201eSchniersenkel\u201c, aber ebenso ernsthaft-heitere Lyrik \u00fcber gr\u00f6\u00dfere Themen: \u201eBeschauliche Bilanz\u201c oder \u201es\u2019 Glick\u201c. Auch in proletarischen Zeitungen ver\u00f6ffentlichte sie, schrieb mit Witz selbst \u00fcber die Benachteiligung der Arbeiter. In ganz Deutschland bekannt wurde sie mit ihren Parodien oder \u201eUmdichtungen\u201c von literarischen Werken der Hochkultur, die sie ab 1925 ver\u00f6ffentlichte als \u201eS\u00e4k\u2019sche Glassiger\u201c und \u201eS\u00e4k\u2019sche Balladen\u201c wie \u201eHaml\u00e4dd\u201c und \u201eGabale un Liewe oder de deedliche Limonade\u201c. Lene Voigt war Leipzigerin. Ihr Leben begann und endete hier. Geboren wurde sie 1891 in einfachsten Verh\u00e4ltnissen. Ihr Lebensweg verlief oft recht schmerzvoll: Ihre Ehe wurde nach sechs Jahren geschieden und ihr kleiner Sohn Alfred verstarb 5-j\u00e4hrig. Der h\u00e4rteste Schlag war das Publikationsverbot, das ihr die Nationalsozialisten 1936 erteilten. Der absurde Vorwurf: Verschandelung der Klassiker, \u201eSprachluderei\u201c, Kulturbolschewismus. Deutsche sollten deutsch sprechen, auch die Sachsen. Der gem\u00fctlich-breit klingende s\u00e4chsische Dialekt st\u00f6rte bei dem Versuch, das Sachsen- und Deutschtum zu heroisieren. Sie schrieb weiter ohne jegliche Eink\u00fcnfte und verlor dennoch den Humor nicht. \u201eIst der Schmerz im Reim entladen, ist schon halb geheilt der Schaden\u201c \u2013 das k\u00f6nnte ihr Credo gewesen sein. Aber ihre psychische Konstitution verschlechterte sich so, dass sie psychiatrische Behandlung ben\u00f6tigte. Zuletzt lebte sie, halb als Patientin, halb als Angestellte, von 1946 bis zu ihrem Tod 1962 in der Klinik D\u00f6sen bei Leipzig. Lange war sie danach in ihrer Heimatstadt und nahezu im gesamten Deutschland vergessen. In den 1980er Jahren wurde sie u.a. vom Leipziger Kabarett \u201eAcademixer\u201c wiederentdeckt und auf die B\u00fchne gebracht. Heute gibt es eine Lene-Voigt-Gesellschaft, die bereits ihr gesamtes Druckwerk, ca. 1.000 Titel, herausgegeben hat. Begraben liegt Lene Voigt neben J\u00fcrgen Hart, einem ihrer Wiederentdecker. Er war Kabarettist und wurde bekannt durch die Sachsen-Hymne \u201eSing mei Sachse sing\u201c. Sein Wunsch war es, direkt neben ihr bestattet zu werden.","lage":"II. Abteilung, Urnenrabatte 3","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"p2pe34rz1d.jpg;","personImagePic":"","audio":"7j5le4pn78.mp3;1264o9a0az.ogg;","audio_title":"","autor":"Heidrun Sprinz","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"51.31089","geolong":"12.40860","state":"1","hightlight":"0"}]},"3":{"grouptitle":"Geistliche"},"4":{"grouptitle":"K\u00fcnstler","graves":[{"ID":"909","ordering":"13","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"Lehnert","vorname":"Adolf","geburtsort":"Leipzig","sterbeort":"Leipzig","geburtsdatum":"20.7.1862","sterbedatum":"6.1.1948","berufkat":"4","beruf":"Bildhauer","daten":"Nicht jedem Bildhauer war es wie Adolf Lehnert verg\u00f6nnt, solch eine w\u00fcrdige Familiengrabst\u00e4tte zu hinterlassen. An etliche, ehemals gesch\u00e4tzte bildende K\u00fcnstler Leipzigs erinnert heute kein Grab mehr.
Lehnert wurde als Sohn eines Lokomotivf\u00fchrers und als zweites Kind von 12 Geschwistern 1862 in Leipzig geboren. Die Zeiten waren seinem Talent g\u00fcnstig. Gerade hatte sich die Kunstakademie in Leipzig, die sich zentral der graphischen Kunst widmete, f\u00fcr weitere Kunstbereiche ge\u00f6ffnet und 1875 eine Abteilung f\u00fcr Plastik begr\u00fcndet. Hier studierte der junge Lehnert in der Modellier-Klasse fast acht Jahre lang und \u00fcbernahm 1896 das Lehramt von seinem ehemaligen Lehrer Melchior zur Strassen, einem der letzten Sch\u00fcler des ber\u00fchmten Berliner Bildhauers Christian Daniel Rauch. Viele der Sch\u00fcler Adolf Lehnerts, z.B. Albrecht Leistner, Paul Stuckenbruck und Alfred Thiele, wurden geachtete Leipziger Bildhauer und sind auf dem S\u00fcdfriedhof mit kunstvollen Werken pr\u00e4sent. Lehnert profitierte vom historistischen Bauboom und Denkmalkult des sp\u00e4ten 19. Jahrhunderts.
Ein ehrenvoller \u00f6ffentlicher Auftrag war die Gestaltung eines Denkmals f\u00fcr den Kanzler des Deutschen Kaiserreiches, F\u00fcrst Otto von Bismarck, anl\u00e4sslich dessen 80. Geburtstages. Jedoch wurde Lehnerts \u201eBismarck\u201c gleich nach 1945 aus ideologischen Gr\u00fcnden demontiert. Andere Denkmale gingen im Krieg verloren, wie die Gutenberg-Statue und die Reliefs f\u00fcr den Eisenbahnpionier Friedrich List. Erhalten blieb das Denkmal f\u00fcr die Frauenrechtlerin Louise Otto-Peters, das eines der ersten \u00f6ffentlichen Frauen-Denkmale Deutschlands ist. Heute kann man an Fassaden \u00f6ffentlicher Geb\u00e4ude wie dem Neuen Rathaus noch plastische Arbeiten von Lehnert finden. Er war besonders als Spezialist f\u00fcr Reliefs gefragt.
Das Grabmal-Relief aus Marmor schuf er 1909, als seine erste Ehefrau jung verstarb. Es scheint, dass sie im Paradies angekommen ist. Die Frau sitzt m\u00fcde, mit geschlossenen Augen, auf einer Bank und wird von einem sanften Engel in Empfang genommen. Ein zarter J\u00fcngling, der von einem Reh vertrauensvoll begleitet wird, kommt ihr entgegen. Die Himmlischen tragen Blumenkr\u00e4nze im Haar. Unter hohen B\u00e4umen, inmitten von Himmelsschl\u00fcsseln, ist die Szene voll Harmonie.
Adolf Lehnert heiratete nochmals, wurde Vater zweier Kinder, verlor einen Sohn im Krieg und wurde 85 Jahre alt \u2013 begraben liegt er hier mit seinen Eltern, beiden Ehefrauen und dem Sohn. Heute ist die Grabstelle ohne Besitzer, aber die Paul-Benndorf-Gesellschaft, die die Leipziger Friedhofskultur eingehend pflegt, \u00fcbernahm die Grabmalpatenschaft und wird das Werk der Nachwelt erhalten.","lage":"V. Abteilung, Rabatte 237 \u2013 240","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"g60mvubb2f.jpg;6lbuvaismt.jpg;","personImagePic":"","audio":"yh2aepa4ty.mp3;9oq4qvqw59.ogg;","audio_title":"","autor":"Heidrun Sprinz","ehrengrab":"0","architekt":"Bildhauer: Adolf Lehnert","geolat":"51.30978","geolong":"12.40796","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"911","ordering":"15","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"Queck","vorname":"Walter","geburtsort":"Annaberg","sterbeort":"Meran\/Tirol","geburtsdatum":"15.12.1871","sterbedatum":"7.3.1906","berufkat":"4","beruf":"Maler","daten":"Im erzgebirgischen Annaberg geboren, wuchs Walter Queck in Leipzig-Lindenau auf. Sein Malerei-Studium begann er in Leipzig und setzte es an der M\u00fcnchner Kunstakademie fort. In der bayerischen Hauptstadt schuf er vor allem Portr\u00e4ts und Landschaftsdarstellungen. 1897 kehrte er nach Leipzig zur\u00fcck und war f\u00fcr das gehobene st\u00e4dtische B\u00fcrgertum als angesehener Portr\u00e4tmaler t\u00e4tig. 1902 erkrankte er an Tuberkulose. Als er zu einer Kur in S\u00fcdtirol weilte, verstarb Walter Queck im Alter von nur 34 Jahren.
Seine Ruhest\u00e4tte fand er zun\u00e4chst auf dem Friedhof Lindenau. Die Witwe Johanna Queck erwarb jedoch bald ein prestigetr\u00e4chtiges Erbbegr\u00e4bnis auf dem S\u00fcdfriedhof. F\u00fcr dieses lie\u00df sie durch den Leipziger Architekten Paul M\u00f6bius, der wenige Jahre zuvor bereits die Villa der Familie in Leipzig-Leutzsch erbaut hatte, ein Grabmal entwerfen. Im Oktober 1907 war die kleine, doch monumentale Jugendstil-Anlage fertiggestellt. Als Steinmaterial verwendete man den dauerhaften Granit. F\u00fcr die Ausf\u00fchrung der Reliefs sorgte der Bildhauer Felix Pfeifer aus Leipzig.
Durch ein blockhaftes Tor, das im Sturz den Namen des Bestatteten tr\u00e4gt, betritt der Besucher den umfriedeten Grabbezirk, der als heiliger Hain gestaltet ist. Urspr\u00fcnglich begrenzten Hecken aus Lebensb\u00e4umen das Grabmal, was die Abgeschlossenheit noch betonte. Auf den Innenseiten der Torpfeiler befinden sich zwei spiegelbildliche Reliefs mit hoheitsvoll blickenden Frauen. Die brennenden Fackeln in ihren H\u00e4nden weisen sie als W\u00e4chterinnen aus. Ihre Kopfverh\u00fcllung, der Heiligenschein und die Sterne im Hintergrund entr\u00fccken sie aus der Gegenwart. Hinter dem Eingang sind zwei Steinb\u00e4nke angeordnet, deren geschwungene Form zu einer Schwelle \u00fcberleitet. Dahinter beginnt die eigentliche Grabfl\u00e4che, die fr\u00fcher mit Efeu bepflanzt war. Ein r\u00fcckw\u00e4rtiger Granitblock bildet den H\u00f6hepunkt der Anlage. Er ist durch ein erhabenes Kreuz bestimmt, das von den Reliefs zweier trauernder Frauen mit langen Gew\u00e4ndern begleitet wird. Der elegante Schwung der Linienf\u00fchrung mildert die Strenge des blockhaften Kreuzzeichens. Paul M\u00f6bius gelang es, mit wenigen architektonischen Mitteln eine fein abgestufte Komposition des Grabmals zu erreichen. Trauer wird hier in einer ganz intimen Form widergespiegelt und trotz der bescheidenen Gr\u00f6\u00dfe entsteht eine beeindruckende Monumentalit\u00e4t. Die Anlage geh\u00f6rt zu den Meisterwerken des Jugendstils, wozu nicht zuletzt die qualit\u00e4tvollen Reliefs von Felix Pfeifer beitragen.","lage":"Abt. X, Nr. 03 Wahlstelle","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"vfvqfmb69z.jpg;3b02wovppk.jpg;","personImagePic":"","audio":"gaqi73hpwo.mp3;4zaqfem1jm.ogg;","audio_title":"","autor":"Tim Tepper","ehrengrab":"0","architekt":"Paul M\u00f6bius, Bildhauer: Felix Pfeifer","geolat":"51.30906","geolong":"12.40941","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"922","ordering":"26","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"Mattheuer","vorname":"Wolfgang Walter","geburtsort":"Reichenbach\/Sachsen","sterbeort":"Leipzig","geburtsdatum":"7.4.1927","sterbedatum":"7.4.2004","berufkat":"4","beruf":"Maler, Grafiker, Bildhauer","daten":"Wolfgang Mattheuer war ein bekannter und gesch\u00e4tzter K\u00fcnstler des 20. Jahrhunderts. Mattheuer selbst bezeichnete sich nicht als K\u00fcnstler, sondern als \u201eBildermacher\u201c. Er entwickelte eine unverwechselbare Bilderwelt, die oft bev\u00f6lkert ist von mythischen Gestalten, wie Ikarus und Sisyphos, sowie anderen symbolhaften Figuren. Mythen verwandte er, um Probleme seiner Zeit, aber auch der modernen Zivilisation \u00fcberhaupt zu verdeutlichen. Seine Maxime war: \u201eKunst sollte sich immer einmischen\u201c, sich auf die Wirklichkeit \u2013 damals die realsozialistischen Verh\u00e4ltnisse der DDR \u2013 einlassen. Er wollte kritisieren, provozieren, Hoffnung wecken. Dies gelang ihm vor allem mit einpr\u00e4gsamen Bilderfindungen in gegenst\u00e4ndlicher Malerei. Eines seiner vieldeutigen und viel beachteten Bilder war 1976 das Bild \u201eDer \u00fcberm\u00fctige Sisyphos und die Seinen\u201c: Ein gewaltiger Stein-Kopf, ein Denkmalskopf, vermutlich der eines falschen Idealbildes, wird von einer euphorischen Menge den Hang hinunter gest\u00fcrzt.
Auftragskunst vermied er in der DDR und der BRD \u2013 Kunst sollte frei von ideologischer Bevormundung, aber ebenso von kommerziellen Erw\u00e4gungen sein.
Wolfgang Mattheuer wurde 1927 in Reichenbach im Vogtland geboren und blieb diesem Ort zeitlebens verbunden. Viele Kunstwerke entstanden dort, vor allem unbeschwerte Landschaftsdarstellungen. In seiner Heimatstadt absolvierte er eine Lithografenlehre, siedelte nach Leipzig \u00fcber und studierte an der Hochschule f\u00fcr Grafik und Buchkunst. Nach seinem Grafikdiplom arbeitete er freiberuflich als Gebrauchsgraphiker \u2013 zum Maler bildete er sich autodidaktisch. Ab Mitte der 1950er Jahre geh\u00f6rte er dann zur einflussreichen Lehrergeneration dieser Kunsthochschule und mit Bernhard Heisig und Werner T\u00fcbke sp\u00e4ter zu den Mitbegr\u00fcndern der sogenannten \u201eLeipziger Schule\u201c. 18 Jahre lang wirkte er an der Ausbildungsst\u00e4tte, bevor er 1974 das aufreibende Lehramt aufgab. Seitdem war er freischaffend t\u00e4tig und wandte sich der Plastik als neuem Medium f\u00fcr seine Ideen zu. Aufsehen erregte seine Skulptur \u201eJahrhundertschritt\u201c, die die symbolischen Gru\u00dfhandlungen des Nationalsozialismus und des Realsozialismus in einer Figur vereint. Es wurde als Sinnbild f\u00fcr deutsche Geschichte an 6 Orten Deutschlands, auch in Leipzig, aufgestellt. Den \u201cMann mit Maske\u201c, eine eigene Sch\u00f6pfung Mattheuers, hat seine Ehefrau und K\u00fcnstlerkollegin Ursula Mattheuer-Neust\u00e4dt als Grabmal f\u00fcr ihn gut gew\u00e4hlt: Masken \u2013 zum Schutz und zur T\u00e4uschung \u2013 besch\u00e4ftigten ihn lebenslang und er verwandte sie oft als Bildmotiv. Die Figur zeigt Gesichtsz\u00fcge von ihm selbst.","lage":"II. Abteilung, Erbbegr\u00e4bnis 18","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"dhy27y7t53.jpg;","personImagePic":"","audio":"papc4u1jut.ogg;6uiaaif8w8.mp3;","audio_title":"","autor":"Heidrun Sprinz","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"51.31135","geolong":"12.40812","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"923","ordering":"27","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"Seffner","vorname":"Carl Ludwig","geburtsort":"Leipzig","sterbeort":"Leipzig","geburtsdatum":"19.6.1861","sterbedatum":"2.10.1932","berufkat":"4","beruf":"Bildhauer","daten":"Carl Ludwig Seffner war ein bedeutender Leipziger Bildhauer an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Er wurde 1861 als Sohn eines Schuhmachers in der Messestadt geboren und durchlief zun\u00e4chst eine Lehre als Lithograph. Im Anschluss studierte er an den Kunstakademien in Leipzig und Berlin Bildhauerei, um sein kreatives Talent weiter zur Entfaltung zu bringen. Studienreisen f\u00fchrten ihn nach Paris und Italien. Nach Leipzig zur\u00fcckgekehrt, widmete er sich ab 1889 vor allem der Portr\u00e4tbildnerei. Hier brachte er es bald zu einer Meisterschaft, die ihn weit \u00fcber die Grenzen seiner Heimat hinaus bekannt machte. Als beim Umbau der Johanniskirche das mutma\u00dfliche Grab von Johann Sebastian Bach entdeckt wurde, gelang es Seffner gemeinsam mit Wilhelm His die Weichteile des gefundenen Sch\u00e4dels zu rekonstruieren und damit die Identit\u00e4t des Toten zu beweisen. Die Universit\u00e4t Leipzig verlieh Seffner f\u00fcr seine Verdienste auf dem Gebiet der anatomischen Rekonstruktion die medizinische Ehrendoktorw\u00fcrde.
Noch heute pr\u00e4gen die markanten historisierenden Personendenkm\u00e4ler von Carl Seffner das Bild seiner Heimatstadt. Er schuf beispielsweise das Goethedenkmal auf dem Naschmarkt und das Bachdenkmal auf dem Thomaskirchhof. Daneben machte er sich als Sch\u00f6pfer zahlreicher Grabmalskulpturen einen Namen. Die Figur eines schreitenden M\u00e4dchens mit Blumen fertigte er 1920 nach dem Tod seiner Tochter Charlotte. Die unverheiratete junge Frau war Johanniterschwester gewesen und in Folge ihrer T\u00e4tigkeit am Diakonissenkrankenhaus mit nur 26 Jahren das Opfer einer Grippe-Epidemie geworden. 1932 verstarb Carl Seffner und wurde ebenso wie sp\u00e4ter seine Ehefrau in der Familiengrabst\u00e4tte beigesetzt.
Die Skulptur aus Kunststein, die sich \u00fcber einem Sockel erhebt, ist ein idealisiertes Bildnis weiblicher Sch\u00f6nheit und Anmut. Das lange Gewand rutscht seiner Tr\u00e4gerin beil\u00e4ufig und von ihr scheinbar unbemerkt die Schultern hinab, w\u00e4hrend sie versonnen und mit in sich gekehrtem Blick eine kleine Felsstufe hinunter steigt. Der Typus dieser Darstellung findet sich mehrfach in Seffners Schaffen. Stets aufs Neue variiert er die schreitende, weibliche Gestalt. Motivisch verwandt ist auch die sogenannte \u201eTrostspenderin\u201c, die nur wenige Schritte entfernt nahe beim Nordeingang des Friedhofs auf einer Wiese steht. Carl Seffner schuf sie 1923 f\u00fcr das Grabmal des kaiserlichen Majors Ulrich Woide.","lage":"","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"Abteilung II, Nr. 164\u2013167, Rabatte","grabid2":"","zoom_pic":"4n7m3lwwsu.jpg;026uckt6uj.jpg;","personImagePic":"","audio":"wrydaddbhs.ogg;odvdpzy1t2.mp3;","audio_title":"","autor":"Diana H\u00e4rtrich","ehrengrab":"0","architekt":"Bildhauer: Carl Seffner","geolat":"51.31166","geolong":"12.40912","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"926","ordering":"30","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"M\u00e1gr","vorname":"Josef","geburtsort":"Mutowitz (B\u00f6hmen)","sterbeort":"Leipzig","geburtsdatum":"17.9.1861","sterbedatum":"18.6.1924","berufkat":"4","beruf":"Bildhauer","daten":"In einer Rabatte nahe dem Nordtor verbirgt sich ein bezauberndes Kleinod der Jugendstilplastik. Abseits und beinahe unscheinbar steht hier am Grab des bedeutenden Leipziger Bildhauers Josef M\u00e1gr eine Granitstele mit der etwa lebensgro\u00dfen Bronzeb\u00fcste einer jungen Frau. Er hat sie selbst um das Jahr 1906 geschaffen.
Der 1861 in B\u00f6hmen geborene K\u00fcnstler studierte an den Akademien in Prag und M\u00fcnchen Bildhauerei. Nach Leipzig kam er im Jahr 1889 und wirkte hier bis zu seinem Tod 1924 vor allem auf dem Gebiet der Bauplastik. Er war an der k\u00fcnstlerischen Ausstattung und der Fassadengestaltung vieler Geb\u00e4ude in Leipzig und Umgebung beteiligt. Beispiele sind das Neue Rathaus, die Feuerwache Nord und das sogenannte M\u00e4rchenhaus in der Philipp-Rosenthal-Stra\u00dfe. Des Weiteren schuf er Denkm\u00e4ler, Grabst\u00e4tten und den M\u00e4rchenbrunnen in den Gr\u00fcnanlagen am Dittrichring, dessen Bronzeteile allerdings im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen wurden.
M\u00e1gr bescherte Leipzig wichtige Impulse f\u00fcr die Entwicklung der bildenden K\u00fcnste um die Jahrhundertwende. Seine Werke sch\u00f6pfte er aus dem Geist und in der Formensprache des Jugendstils. Er geh\u00f6rt zu den wichtigsten Vertretern dieser Stilrichtung in der Messestadt.
Der fein modellierte Frauenkopf an seinem Grab gibt heute in mancherlei Hinsicht R\u00e4tsel auf. Handelt es sich um das Portr\u00e4t einer realen Person oder um die kontemplative Versinnbildlichung tiefer Trauer? Bis heute kann diese Frage nicht mit Sicherheit beantwortet werden, m\u00f6glicherweise zeigt das Bildnis die zweite Ehefrau des K\u00fcnstlers. Der weibliche Kopf mit den sch\u00f6nen und ebenm\u00e4\u00dfigen Gesichtsz\u00fcgen ist mit geschlossenen Augen leicht in den Nacken zur\u00fcck gelegt. Die Haare, in die ein Tuch geschlungen zu sein scheint, fallen von einem Knoten am Hinterkopf kunstvoll und anmutig herab. Der nach innen gerichtete Gesichtsausdruck hat der Figur die Beinamen \u201eTrauernde\u201c und \u201eSinnende\u201c eingebracht, zugleich wirkt ihr Antlitz aber auch gel\u00f6st und entspannt.
Die Aufstellung einer B\u00fcste als Grabmal ist ungew\u00f6hnlich, w\u00e4hlte man diese Art der Darstellung doch eher f\u00fcr Denkm\u00e4ler ber\u00fchmter Pers\u00f6nlichkeiten. Josef M\u00e1gr hatte bei der Fertigung der Plastik ihre sp\u00e4tere Verwendung als Grabmal sicher noch nicht vor Augen. Erst nachtr\u00e4glich wurde sie dieser Bestimmung zugef\u00fchrt und wahrscheinlich anl\u00e4sslich des Todes seines Sohnes Hans um 1917 an der Grabst\u00e4tte aufgestellt. Nur wenige Jahre sp\u00e4ter, 1924, wurde auch Josef M\u00e1gr selbst hier beigesetzt. Heute ist die Grabst\u00e4tte durch das Ehepaar Werner und Herda Behrends nachbelegt.","lage":"Abteilung XII, Nr. 230\/231, Rabatte","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"zq2qgo9rq9.jpg;","personImagePic":"","audio":"24157qbe9q.mp3;hsdl1zqnnw.ogg;","audio_title":"","autor":"Diana H\u00e4rtrich","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"51.31277","geolong":"12.41022","state":"1","hightlight":"0"}]},"5":{"grouptitle":"Mediziner","graves":[{"ID":"905","ordering":"9","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"L\u00f6ffler","vorname":"Max Bruno","geburtsort":"Dresden","sterbeort":"Leipzig","geburtsdatum":"20.4.1855","sterbedatum":"18.10.1927","berufkat":"5","beruf":"Apotheker","daten":"\u00dcber Max L\u00f6ffler ist \u00f6ffentlich nicht mehr viel bekannt. Er war zu Beginn des 20. Jahrhunderts Inhaber der Ost-Apotheke in Leipzig, in der Wurzner Stra\u00dfe 2, so vermerken es Leipziger Adressb\u00fccher. 1903 verstarb seine Ehefrau Alma im Alter von 41 Jahren. Zur\u00fcck blieben er und die Kinder, die 14-j\u00e4hrige Irene und der 9-j\u00e4hrige Hellmuth. Genau diese famili\u00e4re Szene hat der Bildhauer Johannes Hartmann in seinem Marmor-Relief verewigt. Eingefangen ist der Moment des Abschiednehmens: Der Engel hat bereits eine Hand der Frau ergriffen und weist mit der rechten Hand ins Jenseits, w\u00e4hrend der Ehemann, dem sie noch zugewandt ist, ihre andere Hand umfasst und sich auf ihre Schulter st\u00fctzt. Die Kinder stehen, sich umarmend, hinter dem Elternpaar. Durch die Armhaltung der Figuren \u2013 Auf- und Abw\u00e4rts-Bewegungen \u2013 entsteht eine dynamische Komposition. Die Frau steht in der Mitte zwischen Leben und Tod. Aber der Tod hat nichts Erschreckendes.
Der Engel des Todes wirkt sehr irdisch mit seiner athletischen Figur und seiner zeitgen\u00f6ssischen Frisur, nur die m\u00e4chtigen Schwingen lassen ihn als Wesen einer anderen Welt erkennen. M\u00e4nnliche Engelsgestalten in der Grabmalkunst sind seltener als weibliche, und ein nackter m\u00e4nnlicher Engel ist schon eine gro\u00dfe Seltenheit. Sicher weist dies auf paradiesische Nacktheit hin \u2013 die \u201eIrdischen\u201c sind nicht zeitgen\u00f6ssisch, sondern zeitlos antikisierend gekleidet.
Das Thema Abschied war in der Grabplastik seit der Mitte des 19. Jahrhunderts wieder ein h\u00e4ufig gew\u00e4hltes Motiv. Antike Vorbilder daf\u00fcr waren die attischen Grabstelen aus dem 4. Jahrhundert v. Chr.
Das Grabmal f\u00fcr die Familie L\u00f6ffler wurde von zwei bekannten Leipziger Jugendstilk\u00fcnstlern geschaffen. Der Architekt der schlichten R\u00fcckwand war Fritz Drechsler. Er schuf u.a. ein Meisterwerk des Jugendstils in Leipzig, das K\u00fcnstlerhaus, welches durch den 2. Weltkrieg unwiederbringlich verloren ging. Der Bildhauer Johannes Hartmann, ein Sch\u00fcler des K\u00fcnstlers Max Klinger, entwarf ein Schiller-Denkmal f\u00fcr die Stadt, in der Schiller seine \u201eOde an die Freude\u201c schrieb \u2013 eines der wenigen Denkmale Leipzigs mit auff\u00e4lligen Jugendstilz\u00fcgen.
Das Glasmosaik des Grabmals ist ein Musterbild des floralen Jugendstils. Den Mittelpunkt bildet das goldumrandete Kreuz mit ausschwingenden Enden, das selbst als eine Pflanze mit roten Bl\u00fcten gestaltet ist und in einer Herzform erscheint. Es wird spiralf\u00f6rmig umschlungen von gr\u00fcnem Blattwerk mit roten Rosen oder Granat\u00e4pfeln. Granat\u00e4pfel gelten als Symbol der christlichen N\u00e4chstenliebe. Rosen sind das allumfassende Symbol f\u00fcr die Liebe \u2013 auch f\u00fcr die g\u00f6ttliche, die hier gemeint ist.","lage":"IV. Abteilung, Wandstelle 93","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"lrsdzwcktt.jpg;002ohcvkhc.jpg;","personImagePic":"","audio":"ftl31ev06h.ogg;6j4aypjbq7.mp3;","audio_title":"","autor":"Heidrun Sprinz","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"51.30951","geolong":"12.40596","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"915","ordering":"19","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"Bretschneider","vorname":"Friedrich Richard","geburtsort":"","sterbeort":"","geburtsdatum":"9.6.1869","sterbedatum":"24.3.1942","berufkat":"5","beruf":"Arzt","daten":"Bereits 1919 erwarb der Leipziger Frauenarzt Friedrich Richard Bretschneider eine Wahlstelle f\u00fcr seine Familie in unmittelbarer N\u00e4he der Kapellen- und Krematoriumsanlage. Er musste sich bei der vereinbarten Nutzung von 100 Jahren verpflichten, die benachbarte amerikanische Roteiche zu sch\u00fctzen. Als sein Sohn Richard G\u00fcnther Ende 1934 im Alter von nur 28 Jahren starb, beauftragte er den Bildhauer und Restaurator Paul Stuckenbruck mit der Ausf\u00fchrung eines Grabmals. M\u00f6glicherweise vermittelte die Kustodin des Museums der Bildenden K\u00fcnste Leipzig Hildegard Heyne, die als Freundin der Familie ebenfalls im Grabmal Bretschneider ihre letzte Ruhest\u00e4tte fand, den Kontakt zu dem Bildhauer. Der Entwurf und die Ausf\u00fchrung von Grabdenkm\u00e4lern bildete eine wesentliche Einnahmequelle des K\u00fcnstlers, der heute weithin unbekannt ist, aber dennoch ein beachtliches Werk hinterlassen hat.
Stuckenbruck begann im Jahr 1935 am Grabmal Bretschneider zu arbeiten. Mit hartgebrannten gro\u00dfformatigen Eisenklinkerplatten, die eine blau-violette F\u00e4rbung besitzen, wurde die drei Meter hohe Grabmalswand verkleidet. In diese Mauer sind Bronzetafeln eingelassen, auf denen die hier bestatteten Personen verzeichnet sind. Den Blickpunkt des Grabmals bildet aber das leuchtend-helle Relief einer jungen Frau. Sie ist mit einem fast transparenten, blau schimmernden Gewand gekleidet. Ihr nach oben gerichtetes Gesicht strahlt ein tiefes Entr\u00fccktsein aus der diesseitigen Welt aus. Durch die abgewinkelten H\u00e4nde und die gestreckte K\u00f6rperhaltung entsteht der Eindruck des Emporschwebens.
Es gibt von Paul Stuckenbruck auf dem S\u00fcdfriedhof noch f\u00fcnf weitere Werke. Mit dem Grabmal Bretschneider schuf er ein besonderes Werk, das hier einzigartig ist. Erst nach einiger Zeit genehmigte die Friedhofsverwaltung die Ausf\u00fchrung, weil es zu unkonventionell war. Die Materialwahl zeugt von einer Modernit\u00e4t, von der die meisten anderen, eher traditionellen Grabdenkm\u00e4ler nicht gepr\u00e4gt sind. Dass der Gyn\u00e4kologe Friedrich Richard Bretschneider als Wahlstelleninhaber eine Frauenfigur als Motiv f\u00fcr das Grabmal w\u00e4hlte, d\u00fcrfte auch als Referenz an seinen Beruf zu verstehen sein.
Paul Stuckenbruck fand nach seinem Tod 1947 ebenfalls auf dem S\u00fcdfriedhof seine letzte Ruhest\u00e4tte.","lage":"Abt. XI, Nr. 145, Wahlstelle","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"mbwa51jbrd.jpg;","personImagePic":"","audio":"coh1rw2u0h.ogg;zity3mzqrs.mp3;","audio_title":"","autor":"Tim Tepper","ehrengrab":"0","architekt":"Bildhauer: Paul Stuckenbruck","geolat":"51.30979","geolong":"12.41175","state":"1","hightlight":"0"}]},"6":{"grouptitle":"Milit\u00e4rs"},"7":{"grouptitle":"Musiker","graves":[{"ID":"910","ordering":"14","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"Reinecke","vorname":"Carl Heinrich Carsten","geburtsort":"Altona bei Hamburg","sterbeort":"Leipzig","geburtsdatum":"23.6.1824","sterbedatum":"10.3.1910","berufkat":"7","beruf":"Komponist, Dirigent, Gewandhauskapellmeister","daten":"Carl Reinecke wurde 1824 in Altona geboren. Sein ganzes Leben war der Musik gewidmet. Seit dem 5. Lebensjahr erhielt er von seinem Vater Unterricht im Klavier- und Violinespiel und in Musiktheorie, mit 11 erteilte er selbst Musikunterricht und als 19-J\u00e4hriger gab er ein Konzert mit eigenen Tonsch\u00f6pfungen. Die Musikstadt Leipzig zog ihn an. Mit ihren Gewandhaus-Konzerten erschien sie ihm als \u201eEldorado\u201c, schrieb er in seiner Autobiographie. 1843 durfte der junge Reinecke erstmals im Gewandhaus als Solist auftreten. In Leipzig wirkten zu dieser Zeit Robert und Clara Schumann sowie Felix Mendelssohn Bartholdy als Gewandhauskapellmeister. Gerade war das \u201eConservatorium der Musik\u201c, die erste Musikhochschule Deutschlands, gegr\u00fcndet worden, und es gab reichlich musikinteressierte Kreise. Dem Leipzig-Aufenthalt folgten Reineckes k\u00fcnstlerische Wanderjahre. Er sammelte Erfahrungen als k\u00f6niglicher Hofpianist in Kopenhagen, als Musikp\u00e4dagoge in K\u00f6ln, als Kapellmeister in Barmen und Breslau. L\u00e4ngst war er kein Unbekannter mehr in der europ\u00e4ischen Musikwelt. 1860 wurde er als 9. Kapellmeister an das traditionsreiche Gewandhaus berufen. 35 Jahre \u00fcbte er dieses angesehene Amt aus, l\u00e4nger als jeder andere vor und nach ihm. Unwahrscheinlich erscheint das Arbeitspensum, das er in dieser Zeit absolvierte. Er war Dirigent des viel besch\u00e4ftigten Orchesters, gr\u00fcndete und leitete den Gewandhaus-Chor und war zugleich Lehrer am Konservatorium. Dennoch komponierte er unerm\u00fcdlich: \u00fcberliefert sind 361 Instrumental- und Vokalwerke. Auch als Pianist trat Reinecke weiterhin in Erscheinung, er galt als einer der besten Mozart-Interpreten seiner Zeit. In der Musik der Wiener Klassik fand er seine Wurzeln. Seine vornehmste Aufgabe als Gewandhaus-Dirigent sah er darin, \u201edass jede heranwachsende Generation mit den Meisterwerken unserer gro\u00dfen Klassiker nicht allein bekannt, sondern auch vertraut\u201c w\u00fcrde. Zugleich f\u00f6rderte er engagiert das Werk von Robert Schumann und etlichen damals neu in Erscheinung tretenden Komponisten wie Brahms, Bruch, Rachmaninow und Rubinstein. Liszt und Wagner favorisierte er dagegen nicht, was ihm viel Kritik einbrachte. Der erzwungene Abschied als Gewandhauskapellmeister war f\u00fcr ihn bitter. Seinen letzten Auftritt im Gewandhaus hatte der 82-j\u00e4hrige Reinecke 1906 zum 150. Geburtstag Mozarts. 1910 verstarb er. Virtuoseneffekte waren dem bescheidenen Reinecke fremd. Sein Grabmal aus Muschelkalkstein ist schlicht, gediegen und sparsam mit Ornamenten versehen und seiner Pers\u00f6nlichkeit sehr angemessen.","lage":"V. Abteilung, Erbbegr\u00e4bnis 22","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"uye9bvp2dn.jpg;skmqqtlsmt.jpg;","personImagePic":"","audio":"ilptv21qnm.mp3;65ikc8yt87.ogg;","audio_title":"","autor":"Heidrun Sprinz","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"51.30961","geolong":"12.40856","state":"1","hightlight":"0"}]},"8":{"grouptitle":"Politiker"},"9":{"grouptitle":"Unternehmer","graves":[{"ID":"898","ordering":"2","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"Najork","vorname":"Gustav","geburtsort":"Breslau","sterbeort":"Leipzig (Beisetzungsdatum)","geburtsdatum":"29.1.1840","sterbedatum":"12.2.1895","berufkat":"9","beruf":"Papierfabrikant","daten":"Einen wesentlichen Beitrag zur Industrialisierung Leipzigs als dem Zentrum des deutschen Buchhandels leisteten im 19. Jahrhundert das polygrafische Gewerbe und damit verbundene Branchen. Hierzu geh\u00f6rte auch die Papierherstellung. Eine dieser Firmen gr\u00fcndete der Schlesier Gustav Najork 1868. Drei Jahre sp\u00e4ter siedelte sich das Unternehmen f\u00fcr Chromo- und Kunstdruckpapier im aufstrebenden Vorort Plagwitz an.
Nach dem Tod ihres Mannes erwarb die Witwe Anna Augusta Christiane Najork im Februar 1895 eine Wandstelle in der ersten Abteilung des S\u00fcdfriedhofs. Noch im Herbst des Jahres begann die renommierte Steinmetzfirma Einsiedel mit der Ausf\u00fchrung des repr\u00e4sentativen Grabmals. Zu Grunde lag dabei ein Entwurf des Leipziger Architekten Hugo Licht und des Bildhauers Christian Behrens, der zu dieser Zeit in Breslau wirkte.
Drei Stufen f\u00fchren zum Zentrum des Grabmals empor, einer antikisierenden Scheint\u00fcr mit Giebeldreieck und rahmenden S\u00e4ulen. Auf den beiden gro\u00dfen Seitenreliefs sind kr\u00e4ftige Frauengestalten mit wehenden Haaren und bewegten Gew\u00e4ndern zu sehen. Die rechte scheint dem Tod entgegen zu gehen, w\u00e4hrend die linke erl\u00f6st ihre Arme nach oben streckt. Die Unvermeidlichkeit des Todes und die mahnende R\u00fcckschau auf das irdische Leben dr\u00fccken die beiden lateinischen Inschriften aus. Rechts sind mit dem Spruch \u201eWir werden alle an den gleichen Ort gezwungen\u201c Worte des Dichters Horaz zu lesen. Auf der linken Seite ist ein Zitat aus dem Matth\u00e4us-Evangelium angebracht: \u201eKein Jota wird verloren gehen\u201c.
Schon die Wahl der beiden Entwurfsverfasser verdeutlicht den au\u00dfergew\u00f6hnlichen Anspruch des Grabmals. Hugo Licht pr\u00e4gte als Stadtbaudirektor das Antlitz Leipzigs am Ausgang des 19. Jahrhunderts wesentlich mit. Sein Werk, zu dem auch das Neue Rathaus geh\u00f6rt, war noch dem Historismus verpflichtet, besa\u00df aber auch neue Ans\u00e4tze. Der architektonische Aufbau der Grabst\u00e4tte Najork entsprach noch ganz den zeitgen\u00f6ssischen Konventionen der Grabmalkunst.
Die bewegten Reliefs von Christian Behrens zeigen jedoch mit ihren floralen Motiven und den geschwungenen Linien der Seitenfiguren einen neuen Geist: Das Grabmal Najork ist eines der fr\u00fchesten Beispiele des Jugendstils in Leipzig. Das wohl bedeutendste Werk von Christian Behrens ist jedoch das monumentale Michael-Relief am benachbarten V\u00f6lkerschlachtdenkmal, dessen Vollendung der fr\u00fch verstorbene K\u00fcnstler nicht mehr erlebte.","lage":"Abteilung I, Nr. 27, Wandstelle","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"z9777yao98.jpg;","personImagePic":"","audio":"97lg02bj3q.ogg;5971k0g3nc.mp3;","audio_title":"","autor":"Tim Tepper","ehrengrab":"0","architekt":"Hugo Licht, Bildhauer: Christian Behrens","geolat":"51.31222","geolong":"12.40557","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"901","ordering":"5","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"Meyer","vorname":"Hermann Julius","geburtsort":"Gotha","sterbeort":"Leipzig","geburtsdatum":"4.4.1826","sterbedatum":"12.3.1909","berufkat":"9","beruf":"Verleger, Verlagsbuchh\u00e4ndler","daten":"An der westlichen Friedhofsmauer liegt ein gro\u00dfes, klassizistisch anmutendes Wandgrab, das durch die hellen Sandsteinfl\u00e4chen besonders ins Auge f\u00e4llt. Sein stelenartiger Mittelteil ist durch sparsamen Bronzedekor in Form von zwei Palmzweigen und einem Kranz optisch akzentuiert. Hermann Julius Meyer \u2013 einer der bedeutendsten deutschen Verleger \u2013 wurde hier mit seiner Familie bestattet.
Das Licht der Welt erblickte er 1826. Im gleichen Jahr gr\u00fcndete sein Vater Joseph eine Verlagsbuchhandlung in Gotha, die er \"Bibliographisches Institut\u201c nannte. Drei\u00dfig Jahre sp\u00e4ter \u00fcbernahm Hermann Julius als einziger Sohn der Familie die v\u00e4terlichen Gesch\u00e4fte. Es gelang ihm, das wirtschaftlich stark angeschlagene Unternehmen zu neuer Bl\u00fcte zu f\u00fchren und er baute es zu einem der renommiertesten und wichtigsten Verlage der Welt aus. Entscheidend zum Erfolg trug 1874 der Umzug nach Leipzig bei, dem Zentrum des deutschen Buchhandels \u00fcberhaupt.
Zu den bekanntesten Titeln des Verlagsprogrammes geh\u00f6rten neben dem ber\u00fchmten \"Gro\u00dfen Conversations-Lexikon\" auch \"Brehms Tierleben\" und das \"Orthographische W\u00f6rterbuch\" von Konrad Duden.1884 legte Hermann Julius Meyer die Verlagsgesch\u00e4fte in die H\u00e4nde seiner S\u00f6hne. Als erfolgreicher und \u00fcberaus verm\u00f6gender Mann widmete er sich fortan dem Gemeinwohl. Hohe finanzielle R\u00fccklagen erlaubten ihm 1888 die Gr\u00fcndung des \"Vereins zur Erbauung billiger Wohnungen\". Die Errichtung zahlreicher Mietsh\u00e4user, ja ganzer Wohnkolonien in den Leipziger Stadtteilen Lindenau, Eutritzsch, Reudnitz und Kleinzschocher war der H\u00f6hepunkt seines sozialen Engagements. Die insgesamt etwa zweieinhalbtausend Wohnungen wurden an die Mieter ausschlie\u00dflich nach Kriterien sozialer Bed\u00fcrftigkeit vergeben.
1895 erwarb Meyer auf dem S\u00fcdfriedhof zwei benachbarte Wandstellen und lie\u00df diese zur monumentalen Familiengrabst\u00e4tte herrichten. Den Entwurf f\u00fcr die Grabwand lieferte Max Pommer, der Architekt der \u201eMeyerschen H\u00e4user\u201c und der Familienvilla in der K\u00e4the-Kollwitz-Stra\u00dfe. Mit der Gestaltung des Grabmals bezeugte Hermann Julius Meyer f\u00fcr jeden sichtbar seine Anerkennung und Dankbarkeit f\u00fcr die Leistungen seines Vaters. Dessen Wahlspruch \"Bildung macht frei\" und sein Portr\u00e4tmedaillon \u2013 geschaffen hat es der Leipziger Bildhauer Adolf Lehnert \u2013 verweisen explizit auf den Verlagsgr\u00fcnder Joseph Meyer.
Hermann Julius starb hochbetagt mit 83 Jahren und wurde 1909 hier bestattet. Viele Angeh\u00f6rige seiner Familie sind an gleicher Stelle begraben. So auch sein Sohn Hans, Forschungsreisender, Geograph und Verleger. Er gilt als Erstbesteiger des Kilimandscharo im Jahre 1889.","lage":"Abteilung III, Nr. 54\/55, Wandstelle","grabid":"","name2":"Meyer","vorname2":"Hans","geburtsort2":"Hildburghausen","sterbeort2":"Leipzig","geburtsdatum2":"22.3.1858","sterbedatum2":"5.7.1929","beruf2":"Forschungsreisender, Geograph, Verleger","lage2":"Abteilung III, Nr. 54\/55, Wandstelle","grabid2":"","zoom_pic":"e8spvkj3n5.jpg;","personImagePic":"","audio":"i1ei0o7ctl.mp3;kjwi5pqjye.ogg;","audio_title":"","autor":"Diana H\u00e4rtrich","ehrengrab":"0","architekt":"Max Pommer; Bildhauer: Adolf Lehnert","geolat":"51.31120","geolong":"12.40528","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"906","ordering":"10","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"Schaub","vorname":"Heinrich Hermann","geburtsort":"","sterbeort":"Leipzig","geburtsdatum":"","sterbedatum":"29.1.1909","berufkat":"9","beruf":"Kaufmann","daten":"In diesem kostspieligen Wandgrab ist der Kaufmann Heinrich Schaub mit seiner Familie bestattet. Er war Inhaber der Leipziger Einzelhandelsfirma \u201eEulitz\u201c. Deren Gr\u00fcnder, Franz Benno Eulitz, hatte 1844 ein Strumpf- und Handschuh-Gesch\u00e4ft mit zwei Angestellten in Leipzig eingerichtet. Heinrich Schaub kaufte dieses kleine Unternehmen 1874 und baute es zu einem Textil-Spezialhaus aus, wobei er den Firmennamen beibehielt. Er warb mit dem Spruch: \u201eMarke Eulitz\u2019 ist Trumpf, f\u00fcr \u2019nen guten Strumpf\u201c. Schlie\u00dflich wurde das mehrst\u00f6ckige \u201eF\u00fcrstenhaus\u201c in der Leipziger Innenstadt sein Gesch\u00e4ftshaus. 1944 druckten Leipziger Zeitungen die Meldung: \u201e100 Jahre Strumpf-Eulitz\u201c, ein Gesch\u00e4ft, das auf seinem \u201eSpezialgebiet zu den gr\u00f6\u00dften des Reiches z\u00e4hlt\u201c. Zu dieser Zeit leitete schon ein Sohn Heinrich Schaubs die Firma. Kurz danach war die Tradition des 100-j\u00e4hrigen Unternehmens nahezu beendet \u2013 das Gesch\u00e4ftshaus wurde Opfer der Bombenangriffe. Als der letzte Inhaber 1952 in den Westen Deutschlands \u00fcbersiedelte, wurde die Firma verstaatlicht.
Dieses Grabmal zeigt keine sanfte Trauer, weder gef\u00e4lliges Blumenstreuen noch mildes letztes H\u00e4ndereichen. Hier ist der Schmerz des Abschieds sehr pr\u00e4sent. Ein kniender J\u00fcngling versucht verzweifelt, die auf ewig verschlossene T\u00fcr zum Jenseits wieder zu \u00f6ffnen. Mit angespanntem Arm zieht seine Rechte an der T\u00fcr, w\u00e4hrend er mit der Linken das verzweifelte Gesicht verdeckt. Das Grabmal zeigt die \u201e\u00fcberaus intensive Darstellung der Trennung zwischen Lebenden und Toten\u201c, kommentierte ein Zeitgenosse. Die 1909 aufgestellte Bronzefigur stammt von dem Grazer Bildhauer August Rantz, der auch bei Auguste Rodin gearbeitet hatte. Er schuf das Original f\u00fcr das Grab seines eigenen Vaters auf dem Grazer Zentralfriedhof. Trotz aller Eindringlichkeit ist es eine gem\u00e4\u00dfigte Darstellung des Schmerzes, verglichen etwa mit barocken Ausdrucksweisen. Rantz bevorzugte das antike Sch\u00f6nheitsideal. Die gesamte Grabanlage weist strenge klassische Formen auf. Nach dem Muster der \u00e4ltesten griechischen S\u00e4ulenordnung bilden 4 dorische, kannelierte S\u00e4ulen mit einem Architrav eine griechische Tempelfassade nach. Der einzige Schmuck sind M\u00e4ander, antike Ornamentb\u00e4nder. Alles ist aus schwerem Granit. Diese der Grabplastik angemessene neoklassizistische Architektur entwarf der bekannte Leipziger Architekt Emil Franz H\u00e4nsel, der in Leipzigs Innenstadt originelle Geb\u00e4ude, z.B. Specks Hof, schuf. Heute ist die Grabanlage ohne Nutzungsrecht \u2013 sie wartet auf einen Interessierten, der die Grabmalpatenschaft daf\u00fcr erwirbt und sie f\u00fcr die Zukunft bewahrt.","lage":"IV. Abteilung, Wandstelle 105","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"bh1sl8kzdu.jpg;","personImagePic":"","audio":"ajcfdq8r84.ogg;dp9ag29ih9.mp3;","audio_title":"","autor":"Heidrun Sprinz","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"51.30897","geolong":"12.40616","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"908","ordering":"12","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"Nachod","vorname":"Friedrich","geburtsort":"Leipzig","sterbeort":"Wien","geburtsdatum":"3.11.1853","sterbedatum":"16.6.1911","berufkat":"9","beruf":"Kaufmann, Bankier","daten":"1911 starb in Wien der Kommerzienrat Friedrich Nachod, der in einer Todesanzeige in der \u201eLeipziger Abendzeitung\u201c vom K\u00fcnstler Max Klinger als einer der \u201eeifrigsten Kunstf\u00f6rderer unserer Stadt\u201c gew\u00fcrdigt wurde. Nachod stammte aus einer bedeutenden j\u00fcdischen Familie in Leipzig. Sein Vater Jacob geh\u00f6rte zu den Gr\u00fcndern der Leipziger Israelitischen Religionsgemeinde um 1847 und war der erste j\u00fcdische Stadtverordnete in Leipzig. Friedrich Nachod war, wie sein Vater, Bankier bei einem f\u00fchrenden Bankhaus in Sachsen, \u201eKnauth, Nachod und K\u00fchne\u201c, sowie Vizekonsul des amerikanischen Generalkonsulats in Leipzig. Nach seinem Tod konnte die Witwe Maria Nachod den befreundeten K\u00fcnstler Max Klinger (1857-1920) f\u00fcr die Grabmalgestaltung gewinnen. Er schuf die Entw\u00fcrfe und Gipsmodelle f\u00fcr die fast drei Meter hohe Stele aus wei\u00dfem Laaser Marmor mit der oben eingestellten wuchtigen Urne. Ausgef\u00fchrt und vollendet wurde das Grabmal erst Jahre sp\u00e4ter, nach Klingers Tod, durch dessen K\u00fcnstler-Freund Johannes Hartmann.
Das Relief auf der Vorderseite ist als Abschied vom Gatten zu deuten: Eine Frau beugt sich zu einem sitzenden, schon geschw\u00e4chten Mann hinab und nimmt seine Hand in ihre beiden H\u00e4nde. Rechts kann man die Darstellung der drei S\u00f6hne der Familie vermuten. Im Todesjahr von Friedrich Nachod 1911 waren diese allerdings in Wirklichkeit \u00fcber 20 Jahre alt. Das linke Relief zeigt eine trauernde Frau \u2013 den Kopf gesenkt, die Hand am Kinn, die linke Hand scheint ein Taschentuch zu halten. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es die Freundin der Familie, Martha Zobel, zeigen soll, die sp\u00e4ter auch auf der Familiengrabstelle bestattet wurde.
1974 wurde die Familiengrabstelle Nachod aufgel\u00f6st. Das Kunstwerk ging in Friedhofseigentum \u00fcber, da die Erben keine Anspr\u00fcche anmeldeten. Es wurde hierher versetzt. Nun schm\u00fcckt es als weithin sichtbares Grabmal eine Urnengemeinschaftsanlage als Zeichen f\u00fcr alle, die hier namenlos bestattet sind. Es ist Klingers einziges Werk auf dem S\u00fcdfriedhof. Max Klinger gilt, wie kaum ein anderer Grafiker, Maler und Bildhauer als Identifikationsfigur f\u00fcr die Kunst in Leipzig um die Jahrhundertwende. Als er 1893 mit 36 Jahren nach einer langen Ausbildungszeit in Karlsruhe, Berlin, Br\u00fcssel, Paris, Rom in seine Geburtsstadt zur\u00fcckkehrte, war er bereits ein angesehener K\u00fcnstler. Besonders seine polychrome Beethoven-Skulptur, die \u2013 im Gegensatz zum historisierenden Stil des 19. Jahrhunderts \u2013 einen ganz neuen Denkmaltypus darstellte, erregte weithin Aufsehen. Sie geh\u00f6rt heute zum Bestand des Museums der bildenden K\u00fcnste in Leipzig. Von Klinger stammt auch das historische Postament f\u00fcr das erst 2013 vollendete Richard-Wagner-Denkmal am Leipziger Promenadenring. Wie Friedrich Nachod war auch Max Klinger ein gro\u00dfer F\u00f6rderer der Kunst.","lage":"VIII Abt., Urnengemeinschaftsanlage (urspr\u00fcngl. VI. Abteilung, Wahlstelle 35)","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"uvjy3c62qf.jpg;","personImagePic":"","audio":"9avac945b1.ogg;wgiru1qu6z.mp3;","audio_title":"","autor":"Heidrun Sprinz","ehrengrab":"0","architekt":"Bildhauer: Max Klinger","geolat":"51.30766","geolong":"12.40742","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"913","ordering":"17","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"Ullstein","vorname":"Ferdinand Eduard ","geburtsort":"","sterbeort":"Blechschmidtenhammer (Oberfranken)","geburtsdatum":"1862","sterbedatum":"2.7.1912","berufkat":"9","beruf":"Papierfabrikant, Inhaber der Papiergro\u00dfhandlung H. H. Ullstein, Leipzig","daten":"Zu den bedeutendsten deutschen Zeitungs- und Buchverlagen geh\u00f6rte bis zur sogenannten Arisierung 1934 das Haus Ullstein in Berlin. Die Wurzeln des j\u00fcdischen Unternehmens lagen aber in Franken und in Leipzig. Die F\u00fcrther Papiergro\u00dfhandlung von Hajum Hirsch Ullstein wurde durch seine S\u00f6hne in der Mitte des 19. Jahrhunderts in die s\u00e4chsische Messestadt als dem Zentrum des Buchhandels verlegt. Leopold Ullstein \u00fcberwarf sich jedoch bald mit seinen Br\u00fcdern und ging nach Berlin, wo er eine eigene Papierhandlung und sp\u00e4ter das ber\u00fchmte Verlagshaus gr\u00fcndete. Das Leipziger Unternehmen f\u00fchrte sp\u00e4ter sein Neffe Ferdinand Eduard Ullstein erfolgreich weiter. Er verstarb 1912 im Alter von f\u00fcnfzig Jahren.
Noch im Juli erwarben seine Hinterbliebenen in der prestigetr\u00e4chtigen X. Abteilung eine Wahlstelle und beauftragten die renommierte Leipziger Steinmetzfirma F. G. Damm mit der Ausf\u00fchrung eines Grabmals.
Dieses Unternehmen war Mitglied der Wiesbadener Gesellschaft f\u00fcr Grabmalkunst, einer 1905 gegr\u00fcndeten Vereinigung, die die Verbreitung k\u00fcnstlerisch hochstehender und materialgerechter Grabdenkm\u00e4ler propagierte. Hinter der Ablehnung der industriellen Serienproduktion und Steinbearbeitung lagen aber auch wirtschaftliche Interessen der individuell arbeitenden Bildhauer und Steinmetze. Die Firma Damm f\u00fchrte bis zum April 1913 das Grabmal Ullstein aus, das sich mit seiner Muschelkalkverkleidung ganz im Sinne der Wiesbadener Gesellschaft demonstrativ gegen die verbreiteten polierten Granitgrabm\u00e4ler stellte.
Auch mit seiner einfachen Form entsprach das Grabmal ganz den Reformbestrebungen seiner Zeit. \u00dcber einem hohen Sockel erhebt sich die hohe Pyramide \u2013 ein Symbol der Ewigkeit in der Architektur, das mit seinen alt\u00e4gyptischen Wurzeln auf eine lange Geschichte zur\u00fcckblickt. \u00dcber einem Portal, das mit einer Bronzet\u00fcr geschlossen ist, befindet sich das Relief eines liegenden J\u00fcnglings, der gerade zu erwachen scheint. An seinen F\u00fc\u00dfen steht eine Urne, so dass er als Allegorie der Auferstehung verstanden werden kann. Hinter dem Tor befindet sich die Grabkammer, in der die Urne von Ferdinand Eduard Ullstein beigesetzt wurde.
Das Grabmal Ullstein zeigt in besonderer Weise, wie aufgeschlossen die Familie des Papierfabrikanten gegen\u00fcber k\u00fcnstlerischen Reformbestrebungen am Beginn des 20. Jahrhunderts war. Dieses Aufgreifen neuer \u00e4sthetischer Tendenzen schloss ein hohes soziales Prestige keineswegs aus, wie die Lage der Ruhest\u00e4tte in der exklusiven X. Abteilung des S\u00fcdfriedhofs zeigt, die beim Leipziger Gro\u00dfb\u00fcrgertum sehr beliebt war.","lage":"Abt. X, Nr. 48, Wahlstelle ","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"on0rn8ao24.jpg;","personImagePic":"","audio":"egvkr67btg.ogg;c62hgmkrpd.mp3;","audio_title":"","autor":"Tim Tepper","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"51.30901","geolong":"12.40988","state":"1","hightlight":"0"}]},"10":{"grouptitle":"Wissenschaftler & Entdecker"},"20":{"grouptitle":"Weitere Grabstellen","graves":[{"ID":"900","ordering":"4","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"Ulrich","vorname":"Friedrich August","geburtsort":"Altenburg","sterbeort":"Leipzig","geburtsdatum":"29.1.1846","sterbedatum":"26.4.1911","berufkat":"20","beruf":"Brauereibesitzer","daten":"Der Auftraggeber f\u00fcr diese gro\u00dfz\u00fcgige Erbbegr\u00e4bnisanlage war Friedrich August Ulrich. Stolz und un\u00fcbersehbar prangt sein Name am Architrav der tempelartigen Grabmalarchitektur. Er wurde 1846 geboren und entstammte einer Altenburger Brauerfamilie. Gemeinsam mit seinem Freund Otto Max Meltzer baute er in Leipzig ein eigenes Unternehmen auf und pachtete zun\u00e4chst eine Brauerei in der Windm\u00fchlenstra\u00dfe. Nach dem fr\u00fchen Tod Meltzers f\u00fchrte Ulrich die Brauerei allein weiter und kaufte sie schlie\u00dflich 1882. Gegr\u00fcndet worden war das traditionsreiche Unternehmen bereits 1826 und zu Recht konnte die Firma damit den Titel \"\u00c4lteste Brauerei Leipzigs\" f\u00fcr sich in Anspruch nehmen. Ulrich nutzte konsequent die neuen technischen M\u00f6glichkeiten der fortschreitenden Industrialisierung und lie\u00df Dampfmaschinen und K\u00fchlanlagen installieren. Im Jahr 1900 kaufte Ulrich eine zweite Brauerei in Leipzig-Gro\u00dfzschocher. Nach seinem Tod 1911 f\u00fchrte sein Sohn Arthur die Gesch\u00e4fte weiter.
Den Entwurf f\u00fcr die prachtvolle Grabanlage aus Muschelkalk lieferten 1908 die renommierten Leipziger Architekten Weidenbach & Tschammer. Zur selben Zeit waren sie auch mit der Erbauung des zweiten st\u00e4dtischen Messehauses, dem Handelshof an der Ostseite des Naschmarktes besch\u00e4ftigt. Der Bildhauer Johannes Hartmann \u2013 ebenfalls aus Leipzig \u2013 fertigte bis 1909 die Skulpturen. Der mit Max Klinger befreundete K\u00fcnstler war vor allem wegen seiner zahlreichen Personendenkm\u00e4ler bekannt. In Leipzig schuf er unter anderem das Schillerdenkmal in den Promenadenanlagen an der Schillerstra\u00dfe und war am Figurenschmuck des Neuen Rathauses und der Deutschen B\u00fccherei beteiligt.
\u00dcber der Familiengruft erhebt sich eine architektonische Anlage. Die Seitenwangen umschlie\u00dfen in ihrem geschwungenen Verlauf die Grabstelle beinahe vollst\u00e4ndig. Den vorderen Abschluss bilden zwei Postamente mit knienden, trauernden Engeln. Die Gestaltung des Grabmals vereint stilistische Einfl\u00fcsse des sp\u00e4ten Jugendstils mit deutlichen Bez\u00fcgen zur Antike. Im Zentrum steht eine weibliche Figur zwischen zwei kannelierten S\u00e4ulen, die eine \u00d6llampe in ihren H\u00e4nden h\u00e4lt. \u00d6llampen waren eine der wichtigsten Grabbeigaben im r\u00f6mischen Totenkult. Die beiden \u00e4u\u00dferen Pilaster der Tempelfassade sind mit zwei Puttenreliefs geschm\u00fcckt. Durch die Darstellung einer Sanduhr \u00fcber Bl\u00fctenk\u00f6rben wird hier auf die Verg\u00e4nglichkeit und die Endlichkeit des irdischen Lebens verwiesen.","lage":"Abteilung I, Nr. 4-5, Erbbegr\u00e4bnis","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"2wz97su7hy.jpg;","personImagePic":"","audio":"cytd5e8ncy.mp3;4hhjrqeri7.ogg;","audio_title":"","autor":"Diana H\u00e4rtrich","ehrengrab":"0","architekt":"Weidenbach u. Tschammer; Bildhauer: Johannes Hartmann","geolat":"51.31130","geolong":"12.40708","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"903","ordering":"7","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"Mei\u00dfner","vorname":"Julius Friedrich","geburtsort":"","sterbeort":"Leipzig","geburtsdatum":"15.7.1837","sterbedatum":"3.3.1918","berufkat":"20","beruf":"Fabrikbesitzer, Kommerzienrat","daten":"Von besonderer k\u00fcnstlerischer Bedeutung ist das Grabmal des Fabrikbesitzers Julius Friedrich Mei\u00dfner und seiner Familie. Als Inhaber einer Firma f\u00fcr k\u00fcnstlerischen Farbendruck und Luxuspapiere geh\u00f6rte er in der zweiten H\u00e4lfte des 19. Jahrhunderts zu den einflussreichsten und wichtigsten Industriellen in Leipzig. F\u00fcr seine unternehmerischen Verdienste wurde er zum K\u00f6niglich-S\u00e4chsischen Kommerzienrat ernannt. Au\u00dferdem bekleidete er das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden der Handelskammer zu Leipzig. Als seine Frau Therese 1902 starb, beauftragte er den Berliner Bildhauer Fritz Klimsch mit der Errichtung einer monumentalen und gestalterisch herausragenden Anlage. Mit raumgreifender Geste erstreckt sie sich \u00fcber ein Areal, das eigentlich f\u00fcr drei Erbbegr\u00e4bnisstellen vorgesehen war. Als Julius Friedrich Mei\u00dfner sechzehn Jahre nach seiner Frau verstarb, wurde er \u2013 wie eine Vielzahl weiterer Familienangeh\u00f6riger \u2013 neben ihr beigesetzt.
Fritz Klimsch geh\u00f6rte 1898 gemeinsam mit Walter Leistikow und Max Liebermann zu den Mitbegr\u00fcndern der Berliner Secession, eine K\u00fcnstlergruppe, die sich gegen den akademischen Kunstbetrieb und sein historisierendes Kunstverst\u00e4ndnis wandte. Das Grabmal auf dem S\u00fcdfriedhof ist ein gro\u00dfartiges Zeugnis seines fr\u00fchen, deutlich vom Jugendstil beeinflussten Werks. Die drei \u00fcberlebensgro\u00dfen Skulpturen aus Sandstein hat er 1903 selbst geschaffen.
M\u00e4chtige Bl\u00f6cke aus Muschelkalkstein formen eine stilisierte alt\u00e4gyptische Tempelarchitektur, deren Eingang durch einen Grabengel zugleich versperrt und bewacht wird. Mit den Mohnkapseln in seiner rechten Hand und der Stille gebietenden Geste seiner Linken beh\u00fctet er den Schlaf der Verstorbenen und mahnt zu ihrer Andacht. An der Schwelle zwischen der jenseitigen und der diesseitigen Welt trennt er die Toten von den Hinterbliebenen. Diese werden von zwei trauernden Figuren, einem Mann und einer Frau, symbolisiert, die nackt und in ihren Schmerz versunken vor der Tempelfassade knien. Die B\u00e4nke an den flachen Seitenwangen des Grabmals laden den Betrachter ein, sich ebenfalls hier niederzulassen und den Verstorbenen zu gedenken.
Durch ihre Lage an der L\u00e4ngsseite eines ovalen Wiesenst\u00fccks kommt die durchaus auf Fernwirkung angelegte Erscheinung der Grabst\u00e4tte besonders zur Geltung. In w\u00fcrdevoller und feierlicher Geste verschmelzen Architektur und Skulptur zu einer harmonischen Einheit.","lage":"Abteilung III, Nr. 19\u201321, Erbbegr\u00e4bnis","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"4etete8j8t.jpg;ocvl86qgcn.jpg;","personImagePic":"","audio":"49c8i3u9qy.ogg;s8vn7hkcw0.mp3;","audio_title":"","autor":"Diana H\u00e4rtrich","ehrengrab":"0","architekt":"Bildhauer: Fritz Klimsch","geolat":"51.31068","geolong":"12.40637","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"904","ordering":"8","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"Oelssner","vorname":"August Wilhelm","geburtsort":"Gruna bei Leipzig","sterbeort":"Bad Kissingen","geburtsdatum":"26.8.1842","sterbedatum":"4.5.1906","berufkat":"20","beruf":"Inhaber einer Speditions- und Kommissionsfirma","daten":"Das Grabmal Oelssner nimmt die gesamte Breite eines f\u00fcr Erbbegr\u00e4bnisse reservierten Areals in der dritten Abteilung des Friedhofs ein. Schon allein durch seine schiere Ausdehnung von etwa 4 mal 15 Metern \u2013 eine Fl\u00e4che, die eigentlich f\u00fcr drei Grabstellen vorgesehen war \u2013 k\u00fcndet es vom besonderen Anspruch der hier bestatteten Leipziger Kaufmannsfamilie.
August Wilhelm Oelssner, der Inhaber einer Speditions- und Kommissionsfirma, wurde 1842 geboren und verstarb im Alter von 63 Jahren in Leipzig. Die T\u00e4tigkeit im Pelzhandel brachte seiner Familie hohes Ansehen und enormen Reichtum. Er selbst wurde ehrenhalber zum K\u00f6niglich-S\u00e4chsischen Kommerzienrat ernannt. Seit 1902 war er Mitglied des Leipziger Stadtrates. Sitz seiner Firma war ein gro\u00dfes Gesch\u00e4ftshaus zwischen Ritter- und Nikolaistra\u00dfe in der Innenstadt, dessen Name \"Oelssners Hof\" noch heute \u00fcber dem Portal zu lesen ist.
Den bedeutenden Architekten des imposanten Komplexes, Max Pommer, beauftragte Oelssner auch mit der Errichtung seiner Familiengrabst\u00e4tte. In Zusammenarbeit mit dem Bildhauer Josef M\u00e1gr, dem wohl wichtigsten Vertreter des Jugendstils in Leipzig, entstand 1903\/04 eine Anlage von hoher k\u00fcnstlerischer Bedeutung.
Die R\u00fcckwand des Grabmals ist ungew\u00f6hnlich flach gehalten und leicht geschwungen. Den zentralen Blickpunkt bildet eine \u00fcberlebensgro\u00dfe weibliche Engelsfigur aus Bronze. Monumental erhebt sie sich mit ausgebreiteten Fl\u00fcgeln \u00fcber einem Sockel mit der Inschrift \"Familie Oelssner\". In ihrer rechten Hand h\u00e4lt sie einen Lorbeerzweig zur Ehrung der hier Bestatteten. Die gro\u00dfe Granitplatte mit Bronzedekor zu ihren F\u00fc\u00dfen verschlie\u00dft die darunter liegende Familiengruft. Auf ihr sind die Namen der Verstorbenen zu lesen. Besondere Beachtung verdienen auch die sechs antikisierenden Bronzereliefs, die an der R\u00fcckwand des Grabmals aus poliertem Granit angebracht sind. Sie beziehen sich mit ihren figurenreichen Darstellungen auf traditionelle T\u00e4tigkeiten von M\u00e4nnern und Frauen beziehungsweise die Lebensaufgaben beider Geschlechter. W\u00e4hrend auf der linken Seite des Grabengels M\u00e4nner und J\u00fcnglinge bei der Arbeit, im Streben nach Bildung oder sich zum Kampf r\u00fcstend gezeigt werden, thematisieren die drei Reliefs rechts h\u00e4usliche und famili\u00e4re Aspekte der weiblichen Lebenswelt. So umfassend und allgemeing\u00fcltig das Bildprogramm zun\u00e4chst erscheint, es liefert auch konkrete Verweise auf die hier Bestatteten. So erinnern eine Handelsszene und die Darstellung der Hermesb\u00fcste an die kaufm\u00e4nnische T\u00e4tigkeit des Familienvaters August Wilhelm Oelssner.","lage":"Abteilung III, Nr. 6\u20138, Erbbegr\u00e4bnis","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"3jnejg4hhi.jpg;","personImagePic":"","audio":"t30izzm4s4.mp3;4vgohq4vvb.ogg;","audio_title":"","autor":"Diana H\u00e4rtrich","ehrengrab":"0","architekt":"Max Pommer; Bildhauer: Josef M\u00e1gr","geolat":"51.31042","geolong":"12.40651","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"907","ordering":"11","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"van der Lubbe","vorname":"Marinus","geburtsort":"Leiden (Niederlande)","sterbeort":"Leipzig","geburtsdatum":"13.1.1909","sterbedatum":"10.1.1934","berufkat":"20","beruf":"Maurer","daten":"Der kleine Gedenkstein erinnert an das Schicksal eines Menschen in den gro\u00dfen Konflikten des 20. Jahrhunderts und an das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte. Der niederl\u00e4ndische Kommunist Marinus van der Lubbe wurde am sp\u00e4ten Abend des 27. Februar 1933 im brennenden Berliner Reichstagsgeb\u00e4ude festgenommen. Die Nationalsozialisten beschuldigten ihn der Brandstiftung, die das Fanal f\u00fcr einen kommunistischen Aufstand bilden sollte. Bereits einen Tag sp\u00e4ter lie\u00dfen sie durch Reichspr\u00e4sident Hindenburg eine Verordnung verk\u00fcnden, die wesentliche Freiheitsrechte der Weimarer Reichsverfassung au\u00dfer Kraft setzte. Damit konnte die Verfolgung von Regimegegnern legitimiert werden. Noch in der Brandnacht setzte eine gro\u00df angelegte Verhaftungswelle ein. Van der Lubbe und weitere Beschuldigte wurden angeklagt.
Im Prozess am Leipziger Reichsgericht mussten allerdings Georgi Dimitroff und andere Kommunisten freigesprochen werden, nur gegen van der Lubbe erfolgte die Verurteilung wegen Hochverrats und aufwieglerischer Brandstiftung. Am 10. Januar 1934 wurde das Todesurteil vollstreckt und der 24j\u00e4hrige durch das Fallbeil hingerichtet. Seine Beisetzung fand anonym auf dem S\u00fcdfriedhof statt.
Bis heute sind die genauen Umst\u00e4nde des Reichstagsbrandes ungekl\u00e4rt sowie die Frage nach der pers\u00f6nlichen Schuld van der Lubbes umstritten. Er selbst hatte erkl\u00e4rt, ohne Mitt\u00e4ter gehandelt zu haben. Die Umst\u00e4nde des Prozesses und die politische Situation in Deutschland lie\u00dfen schon damals Zweifel daran aufkommen. Historiker debattierten heftig, ob er Unterst\u00fctzer besa\u00df oder ob gar die Nationalsozialisten den Brand selbst gelegt hatten. Zumindest kam das Ereignis den neuen Machthabern sehr gelegen, um die Diktatur auszubauen. Die sogenannte Reichstagsbrandverordnung gilt als eine der wichtigsten rechtlichen Grundlagen der nationalsozialistischen Herrschaft. Im Dezember 2007 wurde das Urteil des Reichsgerichts aufgehoben.
Das nach dem Entwurf der niederl\u00e4ndischen K\u00fcnstler Ron Sluik und Reinier Kurpershoek geschaffene Grabzeichen aus Obernkirchener Sandstein wurde am 13. Januar 1999 eingeweiht. F\u00fcr die Errichtung engagierte sich besonders eine niederl\u00e4ndische Stiftung. Auf dem niedrigen Block sind die Lebensdaten van der Lubbes und das Datum des Reichstagsbrandes zu lesen. Das Denkmal steht im Zusammenhang mit zwei weiteren Monumenten in Berlin und Leiden: Auf allen sind Zeilen des Gedichts \u201eSch\u00f6nheit, Sch\u00f6nheit\u201c zu lesen, das der Niederl\u00e4nder im Gef\u00e4ngnis schrieb.","lage":"Abteilung VIII, 8. Gruppe","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"teuc9whpe6.jpg;","personImagePic":"","audio":"hpvajbajqp.mp3;in6icz0k3p.ogg;","audio_title":"","autor":"Tim Tepper","ehrengrab":"0","architekt":"K\u00fcnstler: Ron Sluik, Reinier Kurpershoek","geolat":"51.30753","geolong":"12.40729","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"912","ordering":"16","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"von Hase","vorname":"Oskar","geburtsort":"Jena","sterbeort":"Leipzig","geburtsdatum":"15.9.1846","sterbedatum":"26.1.1921","berufkat":"20","beruf":"Verleger, Teilhaber des Musikalienverlags Breitkopf und H\u00e4rtel ","daten":"In der Abteilung X, in unmittelbarer N\u00e4he zum Krematorium, f\u00e4llt dem Friedhofsbesucher eine etwa vier Meter hohe Tempelfassade ins Auge. Hier ist Oskar von Hase bestattet, der von 1846 bis 1921 lebte. Der Sohn eines Theologieprofessors absolvierte in Leipzig bei dem Musikalienverlag Breitkopf & H\u00e4rtel eine Buchh\u00e4ndlerlehre. Seine Mutter, selbst eine geborene H\u00e4rtel, war die Tochter des Inhabers des traditionsreichen Hauses, das bereits im fr\u00fchen 18. Jahrhundert gegr\u00fcndet worden war und noch heute besteht. Die famili\u00e4ren Verbindungen legten den weiteren beruflichen Werdegang Oskar von Hases nahe: zun\u00e4chst wurde er Prokurist, ab 1873 dann Teilhaber des Unternehmens. Nach dem Ausscheiden von Hermann und Raymund H\u00e4rtel \u00fcbernahm er gemeinsam mit seinem Cousin Wilhelm Volkmann die Verlagsleitung. Von Hase gilt als herausragende Pers\u00f6nlichkeit in der Geschichte des deutschen Musikalienhandels. Der st\u00e4ndige Ausbau des Verlagsprogrammes von Breitkopf & H\u00e4rtel war ihm ein besonderes Anliegen.
Als Vorsitzender des Vereins der Deutschen Musikalienh\u00e4ndler setzte er dessen Eingliederung in den B\u00f6rsenverein deutscher Buchh\u00e4ndler durch.
Anlass zur Errichtung des imposanten Grabmals war der fr\u00fche Tod seines Sohnes Karl, der 1909 in Cuxhaven verungl\u00fcckte. Noch im gleichen Jahr beantragte Oskar von Hase die Baugenehmigung und betraute mit der Ausf\u00fchrung den befreundeten Baurat Bruno Eelbo. Die verkleinerte Nachbildung der Westfassade des Niketempels auf der Athener Akropolis war zun\u00e4chst f\u00fcr eine Wandgrabstelle vorgesehen. Der erste Direktor des S\u00fcdfriedhofs, Gustav M\u00f6nch, regte jedoch die heutige freistehende Variante an. Ganz wie beim antiken griechischen Vorbild erheben sich \u00fcber einem dreistufigen Unterbau vier kannelierte S\u00e4ulen mit ionischen Kapitellen. Oberhalb des Architravs ist ein Fries mit verschiedenen Reliefdarstellungen angebracht. Im Unterschied zum Niketempel in Athen, der im 5. Jahrhundert v. Chr. errichtet wurde, zeigt die Leipziger Nachahmung hier jedoch keine Kampfszenen, sondern Darstellungen allt\u00e4glicher Situationen. Bewusst sind der Fries und auch die ganze Tempelfassade als Ruine gestaltet und entsprechen damit dem zeitgen\u00f6ssischen Erscheinungsbild des Niketempels. Zugleich mahnen sie aber auch an die Verg\u00e4nglichkeit aller Dinge. Die Gedenktafel f\u00fcr die hier und an anderen Orten bestatteten Familienangeh\u00f6rigen beginnt mit den Worten \"Nach freudiger Arbeit\". Sie beziehen sich auf das Testament Oskar von Hases, das er bereits etliche Jahre vor seinem Tod 1921 verfasste und mit eben dieser Zeile beendete.","lage":"Abteilung X, Nr. 20, Wahlstelle","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"p0bj0h9q3c.jpg;w6wi1lfcpb.jpg;","personImagePic":"","audio":"k9wzm1n7v3.ogg;oehc0ufjio.mp3;","audio_title":"","autor":"Diana H\u00e4rtrich","ehrengrab":"0","architekt":"Bruno Eelbo","geolat":"51.30890","geolong":"12.40960","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"916","ordering":"20","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"Fritzsche","vorname":"Ernst Traugott","geburtsort":"Leipzig","sterbeort":"Leipzig","geburtsdatum":"2.2.1851","sterbedatum":"21.12.1916","berufkat":"20","beruf":"Fabrikbesitzer","daten":"In der Abteilung XV erhebt sich ein m\u00e4chtiger Grabtempel. Hinsichtlich Dimension und k\u00fcnstlerischem Anspruch ist er wohl das gewaltigste Monument auf dem S\u00fcdfriedhof \u00fcberhaupt. Der Bauherr \u2013 Ernst Traugott Fritzsche \u2013 war nach dem Tod seines Bruders der alleinige Inhaber der Firma Schimmel & Co. Das traditionsreiche Familienunternehmen produzierte in Miltitz vor den Toren der Stadt \u00e4therische \u00d6le und Duftstoffe und besa\u00df auf diesem Gebiet Weltruhm. Obwohl die Familien seit Jahrzehnten in einer repr\u00e4sentativen Grablege auf dem Neuen Johannisfriedhof beigesetzt wurden, lie\u00df es sich Ernst Traugott Fritzsche nicht nehmen, sein eigenes Grabdenkmal in Form eines m\u00e4chtigen Mausoleums zu schaffen. Die Idee zur Anlage des Rundtempels mit umlaufendem S\u00e4ulenkranz, Tambour und Kuppel kam ihm wohl 1913 w\u00e4hrend eines Aufenthalts in Rom. Das Bauwerk ist n\u00e4mlich die Kopie des sogenannten Tempietto im Hof des Franziskanerklosters bei der Kirche San Pietro in Montorio.
Donato Bramante hatte hier 1502 ein formvollendetes architektonisches Meisterwerk der italienischen Hochrenaissance errichtet. Beeindruckt von der Eleganz und der Sch\u00f6nheit des Zentralbaus beauftragte Fritzsche den Leipziger Architekten Carl Wilhelm Zweck mit einer Nachahmung. Die Bauarbeiten begannen schon 1914. Um dem Vorbild des r\u00f6mischen Tempietto zu entsprechen, lie\u00df man sogar den am Original verwendeten feink\u00f6rnigen Muschelkalk aus einem Steinbruch im italienischen Trentino heranschaffen. Durch den Ersten Weltkrieg kamen die Kalksteinlieferungen allerdings zum Erliegen und der Bau musste mit heimischem Sandstein vollendet werden.
Ernst Traugott Fritzsche hat dies jedoch nicht mehr erlebt. Er starb bereits 1916 und wurde in der Gruftanlage unter dem noch unfertigen Tempel bestattet. Seine Witwe Magdalene Fritzsche war in ihren Anspr\u00fcchen wesentlich bescheidener als ihr Gatte und sch\u00e4tzte seinen Hang zur Selbstdarstellung nicht sonderlich. Nach der Fertigstellung des Mausoleums 1919 lie\u00df sie ihn in eine einfache Erdbestattung umbetten. Die Grabstelle liegt nur wenige Schritte vom Eingang des Tempels entfernt versteckt hinter Rhododendronb\u00fcschen. Hier wurden sp\u00e4ter auch sie selbst und der gemeinsame Sohn Hermann beigesetzt. Den Tempel vermachte sie der Stadt Leipzig unter der Bedingung, dass niemand anderes die Anlage als Begr\u00e4bnisst\u00e4tte nutzen d\u00fcrfe. Auf diese Weise ist er heute noch immer dem Andenken Ernst Traugott Fritzsches gewidmet. In den 1990er Jahren konnte das wertvolle Grabmal saniert werden.","lage":"Abteilung XV, Nr. 65, Wahlstelle","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"sg7s85rma8.jpg;","personImagePic":"","audio":"mqk1f9mspu.mp3;80fq7if68f.ogg;","audio_title":"","autor":"Diana H\u00e4rtrich","ehrengrab":"0","architekt":"Carl Wilhelm Zweck","geolat":"51.30976","geolong":"12.41445","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"917","ordering":"21","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"","vorname":"Denkmale f\u00fcr das 107. und 245. Infanterie-Regiment","geburtsort":"","sterbeort":"","geburtsdatum":"","sterbedatum":"","berufkat":"20","beruf":"","daten":"Zu den wichtigsten Aufgaben der Friedhofskunst nach dem Ersten Weltkrieg geh\u00f6rte die Schaffung von Gedenkanlagen f\u00fcr die toten Soldaten. Beladen mit der Hypothek der deutschen Niederlage und den innergesellschaftlichen Konflikten waren diese Kriegerdenkm\u00e4ler nicht nur Orte der Trauer und des Erinnerns, sondern gleichzeitig brisante Projekte, die f\u00fcr die politischen Auseinandersetzungen der Zeit in Dienst genommen wurden.
Nachdem es nicht gelungen war, f\u00fcr alle Leipziger Regimenter einen gemeinsamen Gedenkort zu schaffen, verfolgten die milit\u00e4rischen Einheiten getrennt voneinander die Errichtung von Denkm\u00e4lern. Das Monument f\u00fcr das 107. Infanterie-Regiment, der Stammformation der Garnison, sollte urspr\u00fcnglich an einer anderen Stelle des Friedhofs errichtet werden, doch wegen der gr\u00f6\u00dferen Wirksamkeit entschied man sich f\u00fcr den endg\u00fcltigen Standort am Schnittpunkt dreier Hauptwege.
Die Planung \u00fcbernahm der Leipziger Architekt Paul Otto Burghardt, der Inhaber der Werkst\u00e4tten f\u00fcr Grabmalkunst war. Nach seinem Entwurf entstand 1921\/22 eine monumentale Rotunde aus Muschelkalk und Postaer Sandstein. Mit Lorbeerkr\u00e4nzen geschm\u00fcckte bronzene Kriegerk\u00f6pfe weisen schon an der Au\u00dfenseite auf den milit\u00e4rischen Charakter des Denkmals hin. Darunter f\u00fchrte man die Kampforte des Regiments auf. Im Inneren sind entsprechend der soldatischen Hierarchie die Zahl der Toten nach Dienstgraden unterteilt aufgef\u00fchrt.
Andere Wege beschritt das 245. Infanterie-Regiment in unmittelbarer Nachbarschaft. Dessen 1924 eingeweihtes Denkmal entstand nach dem Entwurf des Chemnitzer Bildhauers Heinrich Brenner. Dieser schuf eine mehr als vier Meter hohe Stele aus Beuchaer Diorit, die sich auf einem H\u00fcgel erhebt. Das gestufte, nach oben ausschwingende Monument sollte in abstrahierter Form den Gedanken der Auferstehung symbolisieren. In einer zeitgen\u00f6ssischen Beschreibung hei\u00dft es \u00fcber das Denkmal, es verdeutliche, dass \u201edie Blutopfer des Krieges nicht umsonst gebracht sind und dass aus dem Totenh\u00fcgel heraus der neue Aufstieg der Nation zu erwarten ist.\u201c
Die beiden benachbarten Kriegerdenkm\u00e4ler zeigen die Spannweite der Gestaltungsl\u00f6sungen, die in den 1920er Jahren m\u00f6glich war. Da die Kriegervereine zumeist konventionelle Monumente bevorzugten, ist das bescheidene Denkmal f\u00fcr das 245. Regiment ein seltenes Beispiel f\u00fcr neue Wege in der Grabmalkunst. Dominierend blieben bei den zahlreichen Anlagen traditionelle Formen, deren heldische oder sentimentale Symbolik leicht lesbar war. Das Monument des 107. Regiments zeigt dies in besonderer Weise.","lage":"Abteilung XX, Nr. 181, Nr. 315, Wahlstellen","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"3tdte6982j.jpg;igv3rvu60l.jpg;","personImagePic":"","audio":"hnh0aucatq.ogg;ao6uqo0mru.mp3;","audio_title":"","autor":"Tim Tepper","ehrengrab":"0","architekt":"Paul Otto Burghardt (Denkmal 107. Infanterie-Reg.); Heinrich Brenner (Denkmal 245. Infanterie-Reg.)","geolat":"51.30902","geolong":"12.41652","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"918","ordering":"22","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"Schindler","vorname":"Arthur","geburtsort":"","sterbeort":"Leipzig","geburtsdatum":"13.7.1881","sterbedatum":"14.12.1928","berufkat":"20","beruf":"Bankdirektor","daten":"Arthur Schindler war Direktor der \u201eLeipziger Immobiliengesellschaft\u201c (LIG). Diese war 1872 gegr\u00fcndet worden und nahm wesentlichen Einfluss auf die Pr\u00e4gung des Leipziger Stadtbildes am Ende des 19. Jahrhunderts.
Die Skulptur \u201eBetendes M\u00e4dchen\u201c wurde 1929 f\u00fcr das Grabmal von Arthur Schindler aufgestellt. Trauernde Frauen aus Bronze, Metall oder Stein findet man vielfach auf dem Leipziger S\u00fcdfriedhof. Und nicht nur auf diesem Friedhof, sondern in ganz Europa. Diese Trauernden bilden einen eigenen Grabmaltypus, der erst seit der Mitte des 19. Jahrhunderts Verbreitung fand. Ihre Entwicklung war auch bedingt durch die fortschreitende S\u00e4kularisierung: Trauer und Abschiedsschmerz statt Auferstehungshoffnung gerieten dadurch verst\u00e4rkt ins Blickfeld. Die trauernde Frau avancierte zu einem der beliebtesten Grabmalmotive. In unz\u00e4hlbaren Varianten, liegend, kniend, sitzend oder stehend, Blumen streuend oder einen Kranz haltend, schufen Bildhauer diese Personifikationen der Trauer.
Allein durch ihre Haltung \u2013 den gesenkten oder zum Himmel gewandten Kopf, den Halt suchenden K\u00f6rper \u2013 oder durch Attribute der Trauerkultur, wie Rosen, Kr\u00e4nze, Palmwedel, verraten sie ihre Bedeutung. Alle gleichen sich in zwei Grundz\u00fcgen: Sie sind jung und meist von nahezu makelloser Sch\u00f6nheit. Nicht selten sind diese weiblichen Trauergestalten mit erotischen Reizen ausgestattet. K\u00f6rperbetonende Kleider, von der Schulter gleitende Gew\u00e4nder oder g\u00e4nzlich unverh\u00fcllte K\u00f6rperpartien weisen unverkennbar auf Sinnlichkeit.
Die Figur auf der Grabstelle Schindler ist nackt, bis auf ein kleines verh\u00fcllendes Tuch \u2013 ein Zugest\u00e4ndnis an die Piet\u00e4t des Totenruheplatzes. Man kann von zeitlos klassischer Nacktheit sprechen, die sie der Alltagskultur entr\u00fcckt und \u00fcberpers\u00f6nliche Trauer ausdr\u00fccken soll, und doch bleibt die erotische Komponente. Die Sch\u00f6ne kniet auf einem niedrigen Sockel, faltet die H\u00e4nde und hebt fragend oder anklagend den Blick zum Himmel. Der Entwurf f\u00fcr diese zarte Frauenskulptur stammt vom Dresdner Bildhauer Richard Fabricius (1863-1923). Sein bekanntestes Werk ist der \u201eBallwerfer\u201c, eine \u00fcber drei Meter hohe Figur, die vor dem Hygienemuseum in Dresden steht. Die Skulptur auf der Grabstelle Schindler wurde in der W\u00fcrttembergischen Metallwarenfabrik (WMF) hergestellt und ist vermutlich ein Bronze-Unikat. Diese Fabrik war damals auch f\u00fchrend in einer neuen Reproduktionstechnik. Von bronzenen Kunstwerken lie\u00dfen sich mehrere originalgetreue Kopien fertigen: die Galvanoplastiken. Diese konnten sich auch weniger Beg\u00fcterte leisten. Und die Galvanoplastiken waren sogar per Grabmalkatalog der WMF bestellbar. Das ist einer der Gr\u00fcnde f\u00fcr die H\u00e4ufigkeit trauernder Frauenskulpturen auf Friedh\u00f6fen.","lage":"XVII. Abteilung, Erbbegr\u00e4bnis 41","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"3zw5e0q6tl.jpg;","personImagePic":"","audio":"nppccf37ku.ogg;k026fj8l6a.mp3;","audio_title":"","autor":"Heidrun Sprinz","ehrengrab":"0","architekt":"Bildhauer: Richard Fabricius","geolat":"51.31047","geolong":"12.41654","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"920","ordering":"24","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"","vorname":"Sozialistischer Ehrenhain","geburtsort":"","sterbeort":"","geburtsdatum":"","sterbedatum":"","berufkat":"20","beruf":"","daten":"Die breite Achse zwischen Nordtor und Kapellenanlage, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts w\u00e4hrend der ersten Friedhofserweiterung angelegt wurde, erhielt zu DDR-Zeiten als Sozialistischer Ehrenhain eine tief greifende Umgestaltung und vergangenheitspolitische Bedeutung. Die Geschichte der Anlage begann unmittelbar nach der Befreiung Leipzigs durch US-amerikanische Truppen: Hier fanden Ende April 1945 auf Initiative der Besatzungsmacht die Toten des Massakers von SS und Volkssturm im KZ Leipzig-Abtnaundorf ihre letzte Ruhest\u00e4tte. Wenig sp\u00e4ter begann man, Ehrengr\u00e4ber f\u00fcr get\u00f6tete Widerstandsk\u00e4mpfer einzurichten. Eine erste schlichte Anlage mit kleinen Holzstelen wurde im M\u00e4rz 1946 eingeweiht.
Zwei Jahre danach erfolgte die Ausschreibung eines Wettbewerbs f\u00fcr die Errichtung eines Denkmals, aus dem Walter Arnold als Sieger hervorging.
Der Leipziger Bildhauer schuf mit der Bronzeplastik des \u201eSterbenden K\u00e4mpfers\u201c ein damals vielbeachtetes Werk, das mit pathetischem Gestus den Akt des Widerstehens ausdr\u00fcckte. Au\u00dferdem kam es zur ersten Umgestaltung der Gedenkst\u00e4tte, indem man neue Grabzeichen aus rotem Mei\u00dfner Granit setzte.
In den folgenden Jahren fanden im Ehrenhain weitere Beisetzungen statt, wobei die \u00f6rtliche SED-Leitung bestimmte, wer hier seine letzte Ruhe finden sollte. Aus einer Anlage f\u00fcr die verstorbenen Opfer des Nationalsozialismus wurde ein Bestattungsplatz f\u00fcr verdiente Funktion\u00e4re und Personen des \u00f6ffentlichen Lebens. Den Angeh\u00f6rigen wies man Pl\u00e4tze in separaten Grabfeldern beiderseits der Achse zu. Regelm\u00e4\u00dfig fanden offizielle Gedenkkundgebungen statt, bei denen die Toten als Vorbilder gefeiert wurden. In den 1960er Jahren lie\u00df Parteichef Walter Ulbricht seine Eltern umbetten und in unmittelbarer Nachbarschaft des Arnold-Denkmals beisetzen.
Seit Ende der 1970er Jahre erfolgte bis 1986 eine tiefgreifende Umgestaltung und Erweiterung. Im nordwestlichen Bereich beiderseits der Achse wurde ein gro\u00dfer Versammlungsplatz angelegt: Die Lindenallee wurde gef\u00e4llt, die Wege wurden mit Steinplatten belegt. Mehrere Denkm\u00e4ler illustrierten die damals verbindliche DDR-Geschichtsinterpretation.
Nach 1989\/90 gab es heftige Debatten \u00fcber den Umgang mit dem Ehrenhain. Bis auf ein Monument wurden dann die Denkm\u00e4ler abger\u00e4umt, die Steinplatten auf der Achse im Bereich des Platzes beseitigt und wieder eine Lindenallee gepflanzt. Trotz dieser Ver\u00e4nderungen erinnert die fragmentierte Anlage noch immer an die geschichtspolitische Legitimierung der DDR-F\u00fchrung, deren Urspr\u00fcnge und Wandlungen.","lage":"Abteilungen VII und XIII","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"c4pyzpshy2.jpg;s2j53iwaoy.jpg;","personImagePic":"","audio":"wtz33ilfy8.mp3;p901w7m1nf.ogg;","audio_title":"","autor":"Tim Tepper","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"51.31091","geolong":"12.41057","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"924","ordering":"28","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"Offermann","vorname":"Hubert Leopold","geburtsort":"Lindlar bei K\u00f6ln","sterbeort":"Leipzig","geburtsdatum":"28.8.1837","sterbedatum":"5.8.1919","berufkat":"20","beruf":"Direktor der Leipziger Wollk\u00e4mmerei","daten":"Im 19. Jahrhundert galten die Grabstellen an der Friedhofsmauer als die angesehensten. Dort f\u00fchrten breite Wege entlang, dort wurde man wahrgenommen. Als kaum noch Wandstellen zur Verf\u00fcgung standen, kreierte die Friedhofsleitung des S\u00fcdfriedhofs eine neue Form der privilegierten Grabstelle, die Wahlstelle. Dies war eine gr\u00f6\u00dfere Fl\u00e4che mit gartenk\u00fcnstlerischer Gestaltung in einer selbst gew\u00e4hlten Lage. Der Ort f\u00fcr die Grabstelle der Familien Offermann und Jaenisch ist f\u00fcr die \u00f6ffentliche Wahrnehmung bestens gew\u00e4hlt, er liegt direkt an der zentralen Allee des Friedhofs, die vom Haupteingang zur Feierhalle f\u00fchrt. Auch das 1909 fertiggestellte Grabmal aus Granit ist auff\u00e4llig. Es war dem Gro\u00dfindustriellen Hubert Leopold Offermann durchaus angemessen. Er war 38 Jahre lang alleiniger Vorstand der Leipziger Wollk\u00e4mmerei AG, die 1872 gegr\u00fcndet worden war.
Aufgabe dieser Fabrik war das Waschen und K\u00e4mmen von Wollen aller Art, vor allem von Schafwolle, und damit die Lieferung von Rohmaterialien f\u00fcr die industrielle Textilherstellung. \u201eIn den 1880er Jahren war die Leipziger Wollk\u00e4mmerei der gr\u00f6\u00dfte Betrieb seiner Art in Sachsen und einer der gr\u00f6\u00dften Deutschlands\u201c. Offermann war einer der engagierten Unternehmer, die den Aufstieg Leipzigs zur s\u00e4chsischen Industriegro\u00dfstadt mitgestalteten. Er leitete das Leipziger Werk und trug Verantwortung f\u00fcr Zweigwerke bei Antwerpen und Hamburg, er verbesserte die textil-technologischen Prozesse und errang damit zahlreiche Patente. Was ist aus seinem Werk geworden? Im Zweiten Weltkrieg wurde es zerst\u00f6rt, aber schlicht wieder aufgebaut und genutzt. Nach der \u201eWende\u201c 1989 wurde es zu einem bescheidenen Gewerbeobjekt, w\u00e4hrend andere Textilfabriken in Leipzig zu Kunst-Arealen oder komfortablen Lofts umgewandelt worden sind.
Das Grabmal ist eine streng stilisierte sezessionistische Anlage, entworfen 1908 vom Architekten Walter Wiesinger. Die Relieffigur, vermutlich eine \u201eAuferstehende\u201c, verweist auf eine \u00f6sterreichische Spielart des Jugendstils, die kurz nach 1900 in Wien aufkam und schnell Anklang fand. Sie beruht verst\u00e4rkt auf Symmetrie und entbehrt der Verspieltheit des vorher beliebten floralen Jugendstils, der die Asymmetrie und die geschwungene Linie favorisierte. Die eingestellten Urnen deuten auf die damals neu aufkommende Feuerbestattung. Lange Zeit hatten Vereine daf\u00fcr gek\u00e4mpft. In Sachsen war das Ziel 1906 erreicht: Durch ein Gesetz wurde die Ein\u00e4scherung endlich f\u00fcr zul\u00e4ssig erkl\u00e4rt und 1910 wurde das Leipziger Krematorium er\u00f6ffnet.","lage":"II. Abteilung, Wahlstelle 14","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"zt08rkya88.jpg;","personImagePic":"","audio":"qhtqbpjb8o.ogg;pjajbbbazh.mp3;","audio_title":"","autor":"Heidrun Sprinz","ehrengrab":"0","architekt":"Walter Wiesinger","geolat":"51.31192","geolong":"12.40968","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"925","ordering":"29","graveyardID":"33","cityID":"0","name":"Treusch","vorname":"Leonhard Julius","geburtsort":"Hanau","sterbeort":"Leipzig","geburtsdatum":"18.6.1876","sterbedatum":"9.9.1954","berufkat":"20","beruf":"Juwelier","daten":"Stellt diese Figur die Mutter Gottes mit dem Jesuskind dar? Unsere tradierten Bildvorstellungen verleiten uns leicht, in Mutter-Kind-Bildwerken dieser Art Maria und Jesus zu erkennen, denn diese wurden unz\u00e4hlige Male von K\u00fcnstlern gestaltet. Ein auff\u00e4lliger Hinweis auf die g\u00f6ttliche Natur der Dargestellten fehlt hier jedoch, weder Glorienschein noch ein typisches Attribut des Jesusknaben wie Weltkugel oder Kreuz sind zu sehen. Schaut man indes genau hin, so entdeckt man am Gewandsaum des Halsausschnitts der weiblichen Figur eine Taube im Strahlenkranz \u2013 zweifelsfrei ein Hinweis auf den \u201eHeiligen Geist\u201c. Es ist es eine Marien-Darstellung, und zwar das genaue Abbild der bronzenen Maria, die 1908 in der Herz-Jesu-Kirche in Berlin-Zehlendorf aufgestellt wurde. Ihr Sch\u00f6pfer, der angesehene katholische Bildhauer Josef Limburg, schuf die Skulptur passend zur neogotischen Kirche in elegant gel\u00e4ngten Formen. Diese \u201eZehlendorfer Madonna\u201c fand viel Anerkennung; sogar der damalige Papst Pius X., der sie auf einer Fotografie sah, lobte ihren \u201eAusdruck der Fr\u00f6mmigkeit\u201c.
Auf katholischen Friedh\u00f6fen ist die Madonna mit Kind als Grabmalmotiv durchaus verbreitet, auf Leipziger Friedh\u00f6fen dagegen selten. Das hat mit der konfessionellen Pr\u00e4gung Sachsens zu tun \u2013 im Stammland der Reformation war die Marienverehrung kaum bildlich pr\u00e4sent. Wei\u00df man um das Schicksal der hier Beerdigten, enth\u00fcllt sich noch eine andere Bedeutung der Skulptur. Die Grabstelle wurde f\u00fcr die nicht einmal einj\u00e4hrige Gisela, die Tochter der Familie Treusch, angelegt, die 1918 starb. Vielleicht fanden die Eltern im melancholischen Gesichtsausdruck der Marien-Figur eine Entsprechung f\u00fcr ihre eigene Trauer. Die Mutter-Kind-Beziehung ist sehr innig ausgedr\u00fcckt: Die Mutter h\u00e4lt das Kind nahezu umschlossen mit ihren langen feingliedrigen H\u00e4nden, die K\u00f6pfe der beiden ber\u00fchren sich und beide haben den Blick gesenkt. Architektonisch eingefasst wird die Plastik von einer Muschelnische mit einem rosenumrankten Bogenabschluss. Die Grabmalwand mit vielgestaltigem Bauschmuck wie kleinen S\u00e4ulen, Voluten und Blumenschalen schuf der Architekt Carl K\u00fchn, Regierungsbaumeister in Berlin, dessen Spezialgebiet der Kirchenbau war.
Der Grabstelleninhaber Leonhard Treusch war \u201ein der Juwelenbranche aufgewachsen\u201c, in Hanau, einem Ort, der die k\u00fcnstlerischen Traditionen des Goldschmiedehandwerks besonders pflegte, und hatte sich auch in Leipzig diesem Metier zugewandt. Er galt als einer der \u201ebesten Edelsteinkenner in Deutschland\u201c. 43 Jahre, bis zu seinem Tode 1954, war er Mitinhaber der Juwelier-Firma \u201eC. E. Keyser\u201c.","lage":"II. Abteilung, Wahlstelle 298","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"m76qvtfqi6.jpg;","personImagePic":"","audio":"9pqb2r9qlo.mp3;rcormn8q5v.ogg;","audio_title":"","autor":"Heidrun Sprinz","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"51.31203","geolong":"12.40951","state":"1","hightlight":"0"}]}}})