jQuery36008291330037247369_1743930831232({"details":{"ID":"104","countyID":"0","cityID":"17","ort":"Gie\u00dfen","name":"Alter Friedhof Gie\u00dfen","alias":null,"daten":"Der Alte Friedhof wurde etwa um 1530 angelegt. Dies veranlasste Landgraf Philipp von Hessen, genannt der Gro\u00dfm\u00fctige, als er die Stadt Gie\u00dfen mit einer m\u00e4chtigen Wallanlage befestigen lie\u00df. Ob der \u201eGottesacker\u201c weit au\u00dferhalb des Stadtkerns zuvor als \u201ePestacker\u201c genutzt wurde, ist nicht belegt. \u201ePestacker\u201c steht f\u00fcr Massengrab, wie es bei Epidemien und im Kriegsfall \u00fcblich war.\r\n\r\nDie kleine Anh\u00f6he hei\u00dft Nahrungsberg, hier hatten die Gie\u00dfener ihre G\u00e4rten. Die Stadt erwarb im Laufe der Jahrhunderte ein St\u00fcck Land nach dem anderen, bis der Friedhof auf die heutige Gr\u00f6\u00dfe von 8,4 Hektar angewachsen war. Im 19. Jahrhundert begann die Wohnbebauung rundherum, so dass die Fl\u00e4che am Ende des Jahrhunderts voll belegt war. Der neue Friedhof wurde 1903 auf der Nordseite der Stadt er\u00f6ffnet, am Rodtberg. Gleichzeitig beschloss die Stadt, den Alten Friedhof als Gr\u00fcnanlage f\u00fcr die B\u00fcrger zu erhalten. Die Reihengr\u00e4ber wurden z\u00fcgig abger\u00e4umt, es entstanden Wiesen, vereinzelt wurden B\u00e4ume gepflanzt.\r\n\r\nDer erste Teil des Alten Friedhofs befindet sich im unteren Bereich des Nahrungsbergs, rund um die Kapelle. Dort sind viele alte Grabsteine aus dem 17. bis zum fr\u00fchen 19. Jahrhundert erhalten. Schon fr\u00fchzeitig wurden besonders interessante Steine aufbewahrt, indem man sie an der Au\u00dfenmauer des Friedhofs und an den Au\u00dfenw\u00e4nden der Kapelle anbrachte. Einige alte Grabm\u00e4ler stehen auch auf den Wiesen rundum. Ob die Verstorbenen genau an den Stellen bestattet wurden, ist nicht bekannt. Sie sind Zeugnis der Stadtgesellschaft, die sich aus Milit\u00e4rs, Handwerkern, Gastwirten und ab 1607 auch aus Universit\u00e4tsangeh\u00f6rigen zusammensetzte. \r\n\r\nDer Friedhof steht als Sachgesamtheit unter Denkmalschutz und ist in st\u00e4dtischer Obhut. Urnenbeisetzungen sind seit 2011 m\u00f6glich, \u00fcber einen Patenschaftsvertrag mit der Stadt.\r\n(Autorin: Dagmar Klein)","marker_pic":"104-1507725786.jpg;104-1507726808.jpg;104-1507729234.jpg","audio":"104-1507725685.ogg;104-1507725685.mp3","audio_title":"","website":"www.giessen.de\/Leben\/Friedh\u00f6fe-Bestattungswesen\/Alter-Friedhof","download":"104-1654003981.pdf","adresse":"Licher Stra\u00dfe 4\r\n35390 Gie\u00dfen","tel":"","fax":"","opening":"Der Alte Friedhof ist jederzeit zug\u00e4nglich","anfahrt":"Bus 2, Station Nahrungsberg","geolat":"50.583216","geolong":"8.686056","state":"1"},"graves":[{"ID":"1036","ordering":"1","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Studentengrabsteine","vorname":"","geburtsort":"","sterbeort":"","geburtsdatum":"","sterbedatum":"","berufkat":"20","beruf":"","daten":"Mit Gr\u00fcndung der Universit\u00e4t 1607 kamen zu den gut 3.000 Einwohnern der Festungsstadt Gie\u00dfen noch einmal 300 Menschen dazu. Die neue Universit\u00e4t, die in der lutherischen Tradition stehen sollte, zog auch Studenten aus Skandinavien und norddeutschen St\u00e4dten an. Eigentlich ist Marburg die \u00e4lteste Universit\u00e4t Hessens, gegr\u00fcndet 1527 durch Landgraf Philipp den Gro\u00dfm\u00fctigen. Nach dessen Tod wurde das Land unter seinen vier S\u00f6hnen aufgeteilt. Zwei von ihnen, darunter Landgraf Ludwig von Hessen-Marburg, starben ohne m\u00e4nnliche Nachkommen, so dass 1604 das Marburger Erbe zwischen Hessen-Kassel im Norden und Hessen-Darmstadt im S\u00fcden geteilt wurde. Die Grenze verlief in der Folgezeit zwischen Gie\u00dfen und Marburg. \r\nAls Landgraf Moritz von Hessen-Kassel, genannt der Gelehrte, das calvinistische Bekenntnis annahm, verweigerten die Theologen der Universit\u00e4t Marburg die neue Lehre und wurden entlassen. Sie fl\u00fcchteten ins darmst\u00e4dtische Gebiet, wo es Landgraf Ludwig von Hessen-Darmstadt gelang, die Erlaubnis des Kaisers zur Gr\u00fcndung einer lutherischen Hochschule zu erlangen. Mit der Wahl Gie\u00dfens sollte dem \u201ecalvinistischen Gift\u201c des nahegelegenen Marburg bewusst Paroli geboten werden.\r\nEs gibt einige Grabmale f\u00fcr Studenten fr\u00fcherer Zeiten. Im Au\u00dfenbereich der Kapelle sind gleich zwei markante Grabsteine augenf\u00e4llig. Das ist zum einen der Doppelgrabstein mit einem Engel in der Mitte, der f\u00fcr zwei Studenten der Rechtswissenschaften errichtet wurde. Karl Siegfrieden aus Darmstadt und Karl von M\u00fcller aus Biedenkopf starben am gleichen Tag im M\u00e4rz 1840. Die beiden teilten sich ein Zimmer und starben an Typhus. Der Grabstein ist auch ein Freundschaftsdenkmal, das typische Formen der Romantik aufweist.\r\nEinige Schritte weiter steht am Weg ein S\u00e4ulenstumpf, auf dem ein m\u00e4chtiger W\u00fcrfel auf Spitze gestellt ist. Der unsichere Stand des W\u00fcrfels symbolisiert die Unw\u00e4gbarkeit des Schicksals. Der Verstorbene Christian Gro\u00df war erst 16 Jahre alt, als er 1819 in den Fluten der Lahn ertrank.","lage":"Abteilung I, nahe Kapelle, am Weg vom Eingang Licher Stra\u00dfe Richtung S\u00fcdmauer","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1036-1507727362.jpg;104-1036-1507727667.jpg;104-1036-1508165614.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1036-1507728058.ogg;104-1036-1507728058.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"50.58291","geolong":"8.68591","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"1037","ordering":"2","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Friedhofskapelle","vorname":"","geburtsort":"","sterbeort":"","geburtsdatum":"","sterbedatum":"","berufkat":"20","beruf":"","daten":"Die \u201eTotenkapelle\u201c wurde in den Jahren 1623 bis 1625 erbaut. Die Leitung hatte Stadtbaumeister Johann Ebel zum Hirsch, der dies auf sein imposantes Halbfigurenportr\u00e4t hat schreiben lassen. Johann Ebel war nicht nur Stadtrat, sondern auch Inhaber der Gastst\u00e4tte \u201eZum Hirsch\u201c. Das Gem\u00e4lde befindet sich heute in der Kunstsammlung des Museums im Alten Schloss.\r\nDer Baubeginn der Kapelle lag also mitten im Drei\u00dfigj\u00e4hrigen Krieg und wenige Jahre nach Gr\u00fcndung der Universit\u00e4t in Gie\u00dfen. Durch den Bev\u00f6lkerungszuwachs stieg der Platzbedarf in allen Bereichen, auch bei Bestattungen, die zunehmend mit dem Wunsch nach Repr\u00e4sentation verbunden waren. Daher sind in der Kapelle wieder Grabdenkmale an den W\u00e4nden angebracht, was Luther eigentlich hatte abschaffen wollen. Die teils sehr aufwendig gestalteten Grabsteine erinnern nicht nur an Professoren, sondern auch an ihre fr\u00fch verstorbenen Gattinnen und Kinder, ebenso an Vertreter der \u201euniversit\u00e4ts-angeh\u00f6rigen\u201c Berufe wie Buchdrucker und Apotheker sowie an Studenten.\r\nW\u00e4hrend der deutsch-franz\u00f6sischen Kriege war Gie\u00dfen mehrmals besetzt. Die Kapelle diente um 1800 als Waffenlager, wurde also nicht gepflegt. Ein Ratsprotokoll notiert 1840 einen Dacheinsturz. Die Renovierung zog sich \u00fcber 20 Jahre hin. Dabei wurde die Kapelle um ein Stockwerk erh\u00f6ht, das von au\u00dfen am streng gegliederten Fachwerk zu erkennen ist, so wie es im sp\u00e4ten 19. Jahrhundert \u00fcblich war. Bauleiter war der heimische Architekt Hugo von Ritgen. \r\nSeit 1927 steht die Kapelle der damals neu gegr\u00fcndeten Luther-Gemeinde f\u00fcr ihre Gottesdienste zur Verf\u00fcgung. Die heutige Nutzung schlie\u00dft auch kulturelle Veranstaltungen mit ein. Renovierungen werden von Stadt und Kirchengemeinde gemeinsam getragen. Besichtigungen sind bei Friedhofsf\u00fchrungen m\u00f6glich, die die Tourist-Information Gie\u00dfen anbietet.","lage":"Abteilung I, n\u00e4he Eingang Licher Stra\u00dfe","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1037-1507729124.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1037-1507728515.ogg;104-1037-1507728515.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"Stadtbaumeister Johann Ebel","geolat":"50.58321","geolong":"8.68553","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"1038","ordering":"3","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Liebknecht","vorname":"Katharina Elisabeth","geburtsort":"Bensheim","sterbeort":"Gie\u00dfen","geburtsdatum":"11.1.1686","sterbedatum":"31.7.1719","berufkat":"20","beruf":"Ehefrau und Mutter","daten":"Johann Georg Liebknecht wurde auf Empfehlung des ber\u00fchmten Gelehrten Leibniz an die Universit\u00e4t Gie\u00dfen berufen. Liebknecht z\u00e4hlte zu den bedeutenden Mathematikern seiner Zeit. Schlie\u00dflich wurde er noch Professor f\u00fcr Theologie in der angeseheneren theologischen Fakult\u00e4t. Auch habe er Martin Luther zu seinen Vorfahren gez\u00e4hlt, hei\u00dft es in der Literatur. Liebknecht war zeitweilig auch Universit\u00e4tsrektor, zudem Superintendent der Region um Gie\u00dfen. \r\nEr ist der Urgro\u00dfvater des in Gie\u00dfen geborenen Wilhelm Liebknecht, der zu den freiheitlich gesinnten Studenten der deutschen Revolution von 1848 z\u00e4hlt. Wilhelm Liebknecht musste wie so viele ins Exil gehen; als er 14 Jahre sp\u00e4ter nach Deutschland zur\u00fcckkehrte, ging er nach Leipzig. Dort lernte er August Bebel kennen, mit dem er die SDAP gr\u00fcndete, die sozialdemokratische Arbeiterpartei, eine der Vorl\u00e4uferparteien der SPD. \r\nDer imposante Grabstein rechts neben dem Kapelleneingang wurde f\u00fcr Katharina Elisabeth Liebknecht, geborene Elwert, geschaffen. Die erste Ehefrau des Universit\u00e4tsprofessors Johann Georg Liebknecht starb w\u00e4hrend ihrer sechsten Schwangerschaft. Die Arzttochter kam aus Bensheim. Der Grabstein f\u00fcr \u201eKatharina Elisabetha Liebknechtin\u201c ist nicht nur gro\u00df, er f\u00e4llt auch durch seine Gestaltung im Stil des Rokoko auf. Das eingedellte Oval ist rundum mit \u00fcppigen, wild bewegten Akanthusbl\u00e4ttern geschm\u00fcckt. In der oberen Zone sind die Familienwappen zu erkennen, dar\u00fcber eine gro\u00dfe Krone. Die sogenannte Lebenskrone findet sich nur auf lutherischen Friedh\u00f6fen. In Luthers Neu\u00fcbersetzung der Offenbarung hei\u00dft es \u201eGott sagt: Sei treu bis zum Tod. Dann gebe ich dir die Lebenskrone.\u201c Die Inschrift ist in Latein verfasst, was die normale Sprache an Universit\u00e4ten war. Der Grabstein f\u00fcr Johann Georg Liebknecht und seine zweite Ehefrau Sophie, geb. Hoffmann, ist nicht erhalten.\r\nNachsatz (Mai 2022): \r\nDer Grabstein f\u00fcr Johann Georg Liebknecht konnte im Jahr 2021 \u00fcber literarische Quellen identifiziert werden. Er befindet sich an der Westmauer, etwa in der Mitte der historischen Grabsteine. Die Schriftfl\u00e4che des roten Sandsteins ist abschilfert und nicht mehr lesbar, aber das Motiv im Giebel ist erkennbar: Christus mit Siegesfahne und eine Schafherde.","lage":"Abteilung I, an der Eingangsseite der Kapelle","grabid":"","name2":"Johann Georg","vorname2":"Liebknecht","geburtsort2":"Wasungen","sterbeort2":"Gie\u00dfen","geburtsdatum2":"23.4.1679","sterbedatum2":"17.9.1749","beruf2":"Mathematiker, Theologe","lage2":"Westmauer","grabid2":"","zoom_pic":"104-1038-1508165344.jpg;104-1038-1654003222.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1038-1508166011.ogg;104-1038-1508166011.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"50.58320","geolong":"8.68551","state":"1","hightlight":"1"},{"ID":"1039","ordering":"4","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Vogt","vorname":"Conrad","geburtsort":"Lich bei Gie\u00dfen","sterbeort":"Gie\u00dfen","geburtsdatum":"x.3.1606","sterbedatum":"12.11.1678","berufkat":"20","beruf":"Metzgermeister","daten":"An der westlichen Schmalseite der Friedhofskapelle erinnert ein besonderes Erinnerungsmal an die Familie Vogt. Es ist eine steinerne Geburtsurkunde, die Metzgermeister Conrad Vogt zwei Jahre vor seinem Tod hat anfertigen lassen. Darauf sind die Namen und Geburtsdaten seiner verstorbenen Kinder und ersten Ehefrau eingemei\u00dfelt. Auf dem Reliefbild in der Giebelzone sind auch die lebenden Mitglieder der Familie dargestellt. Rechts vom Kreuz knien die m\u00e4nnlichen Mitglieder der Familie, links die weiblichen. Das Rechts und Links ist vom Gekreuzigten aus gemeint, es handelt sich um eine traditionelle Form der Hierarchie, wie sie auch bei Wappen gilt. \r\nDie stilisierte Darstellung ist erstaunlich detailreich. Man erkennt die offenen Haare und das B\u00e4rtchen bei dem Mann, den Faltenfall der Gew\u00e4nder und die zum Beten erhobenen H\u00e4nde. Die zweite, noch lebende Ehefrau ist rechts au\u00dfen dargestellt. Sie tr\u00e4gt eine Haube \u00fcber den Haaren, was sie als verheiratete Frau ausweist. Die bereits Verstorbenen haben ein Kreuzchen \u00fcber ihren K\u00f6pfen. Daran l\u00e4sst sich erkennen, dass nur zwei der vier S\u00f6hne noch lebten und alle vier M\u00e4dchen schon gestorben waren, als dieser Gedenkstein gefertigt wurde.\r\nDie Familie des Metzgermeisters Vogt stellte einige Pfarrer, sein Enkel Wilhelm studierte Medizin und wurde Universit\u00e4tsprofessor in Gie\u00dfen und Bern. Der ber\u00fchmteste Nachfahre war Urenkel Carl Vogt, der auf Empfehlung von Justus Liebig auf die neu gegr\u00fcndete Professur f\u00fcr Zoologie an der Universit\u00e4t Gie\u00dfen berufen wurde. Carl Vogt war sehr streitbar und eloquent. Er war gew\u00e4hlter Abgeordneter in der 1848er Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche. Wegen seiner radikaldemokratischen Gesinnung musste auch Carl Vogt Deutschland verlassen. Sein Verdienst in der Schweiz war die Reform der Universit\u00e4t Genf. Als Vertreter des wissenschaftlichen Materialismus trat er entschieden f\u00fcr die Darwin\u2019sche Evolutionstheorie ein, was ihm den Spitznamen \u201eAffen-Vogt\u201c eintrug. Beide St\u00e4dte haben ihm ein Denkmal gesetzt: Gie\u00dfen am Alten Schloss und Genf vor dem Uni-Hauptgeb\u00e4ude.","lage":"Abteilung I, Kapelle au\u00dfen, Westwand","grabid":"","name2":"Vogt","vorname2":"Carl","geburtsort2":"Gie\u00dfen","sterbeort2":"Plainpalais bei Genf","geburtsdatum2":"5.7.1817","sterbedatum2":"5.5.1895","beruf2":"Mediziner, Zoologe","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1039-1509641918.jpg;104-1039-1509642082.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1039-1509642434.ogg;104-1039-1509642434.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"Bildhauerwerkstatt: Matthias Wenzel, Marburg","geolat":"50.58319","geolong":"8.68534","state":"1","hightlight":"1"},{"ID":"1046","ordering":"5","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Rumpf","vorname":"Friedrich Karl","geburtsort":"Oberrosbach","sterbeort":"Gie\u00dfen","geburtsdatum":"16.10.1772","sterbedatum":"9.10.1824","berufkat":"2","beruf":"P\u00e4dagoge, Schulrektor","daten":"An den P\u00e4dagogen und Schulrektor Friedrich Karl Rumpf erinnert in Wort und Bild ein hoch aufragendes Grabdenkmal des Klassizismus. Die lateinische Inschrift auf Vorder- und R\u00fcckseite w\u00fcrdigt die Aufgaben des \u201ePraeceptor discipuli\u201c, der als Doktor der Philosophie und Theologie 25 Jahre am Gie\u00dfener Gymnasium und an der Universit\u00e4t unterrichtete. Die Erinnerungsliteratur berichtet auch von Rumpfs gro\u00dfem Verdienst als Vermittler zwischen aufr\u00fchrerischen Studenten und der B\u00fcrgerschaft. \r\nDas Grabdenkmal weist einen gro\u00dfen Reichtum an Symbolen auf. Auf der Vorderseite ist ein junger Mann mit Fl\u00fcgeln dargestellt, der leicht vorgebeugt stehend eine verl\u00f6schende Fackel in der Hand h\u00e4lt. Diese Figur kommt aus der antiken Mythologie, es ist der G\u00f6tterbote Thanatos, der den Menschen die Todesbotschaft \u00fcberbringt. Die Mohnkapseln stehen in der Antike f\u00fcr tiefen Schlaf, da aus Mohn Opium hergestellt wird. Im Christentum wurden die Mohnsamen als Wort Gottes interpretiert, das sich \u00fcber die Welt verstreut. Auf dem von Efeu \u00fcberwucherten Felsen steht eine Urne, was den Verstorbenen als fortschrittlichen Denker ausweist. Denn erst seit der Aufkl\u00e4rung wird Kremation, also das Verbrennen von Leichen, nicht mehr als heidnisch abgetan, sondern als hygienische Ma\u00dfnahme betrachtet. \u00dcber der Urne fliegt ein Falter davon. Auch das ist ein Symbol der Antike, der Schmetterling steht f\u00fcr die davonfliegende Seele. Im Griechischen hei\u00dft Schmetterling Psych\u00e9. Auf der R\u00fcckseite des Grabsteins ist eine Lyra mit Trauerschleier und Eibenkranz dekoriert, davor liegen B\u00fccher und ein Lorbeerzweig. Dies alles sind Verweise auf die Gelehrsamkeit des Verstorbenen und auf ein zu Ende gegangenes Leben. \r\nDen Grabstein schuf Johann Baptist Scholl der \u00c4ltere, Hofbildhauer in Darmstadt und Mitarbeiter des ber\u00fchmten Baumeisters Georg Moller, der ebenfalls in Gie\u00dfen t\u00e4tig war. Von Scholl gibt es noch vier weitere Grabsteine auf dem Alten Friedhof. Auch sein Sohn Johann Baptist Scholl der J\u00fcngere hat steinerne Spuren hinterlassen.","lage":"Abteilung I, bei der Kapelle, Nordwestecke","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1046-1509724638.jpg;104-1046-1509724775.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1046-1509725126.ogg;104-1046-1509725126.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"Bildhauer: Johann Baptist Scholl d. \u00c4., Darmstadt","geolat":"50.58330","geolong":"8.68536","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"1047","ordering":"6","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Totenh\u00e4user Todenwart und Sinolt","vorname":"","geburtsort":"","sterbeort":"","geburtsdatum":"","sterbedatum":"","berufkat":"20","beruf":"","daten":"Die beiden Totenh\u00e4user wurden um die gleiche Zeit errichtet wie die Friedhofskapelle. Da sich der Kapelleneingang urspr\u00fcnglich auf der S\u00fcdseite befand, waren diese auffallenden Grabdenkm\u00e4ler gut sichtbar f\u00fcr alle Trauerg\u00e4ste. Beide Totenh\u00e4user wurden errichtet von Personen, die im Dienst des Landgrafen von Hessen-Darmstadt standen. Dass freistehende Grabh\u00e4user noch erhalten sind, ist eine gro\u00dfe Seltenheit. Urspr\u00fcnglich lehnten sie mit ihrer R\u00fcckseite an die erste Ostmauer des Friedhofs an. Die Mauerflucht ist noch heute zu erkennen, wenn man vom Weg oberhalb der Totenh\u00e4user auf das tiefer liegende Eingangstor an der Licher Stra\u00dfe blickt. Dar\u00fcber wird auch deutlich wie klein der Friedhof am Anfang war. Die \u00c4hnlichkeit der beiden schmiedeeisernen Eingangstore der Totenh\u00e4user lassen dieselbe Werkstatt vermuten.\r\nDas schmalere Totenhaus wurde errichtet f\u00fcr Katharina Wolff von Todenwart, die in Gie\u00dfen 1635 an der Pest starb. Ihr Mann Antonius Wolff von Todenwart(h) war in diplomatischen Diensten unterwegs und erfuhr erst bei seiner R\u00fcckkehr vom Tod der geliebten Gattin. Er lie\u00df zum Gedenken nicht nur das Totenhaus bauen, sondern richtete auch eine soziale Stiftung ein. Deren Ertrag sollte allj\u00e4hrlich am Todestag und zur Todesstunde seiner verstorbenen Frau an Bed\u00fcrftige ausgezahlt werden. In modifizierter Form geschieht dies bis heute.\r\nDas breitere Totenhaus ist im Prinzip begehbar, es weist im Inneren Grabsteine f\u00fcr zwei Familien auf: Vi\u00ebtor und Sinolt. Jeremias Vi\u00ebtor war Theologe und Superintendent f\u00fcr Oberhessen, er sorgte im Auftrag von Landgraf Ludwig f\u00fcr die gute Aufnahme der Marburger Exilanten, die die Leitung der k\u00fcnftigen Universit\u00e4t \u00fcbernehmen sollten. Justus Sinolt, genannt Sch\u00fctz, war sein Schwiegersohn. Als Jurist war er an den Friedensverhandlungen zum Ende des Drei\u00dfigj\u00e4hrigen Krieges in M\u00fcnster und Osnabr\u00fcck beteiligt. Er setzte sich ma\u00dfgeblich daf\u00fcr ein, dass die hessen-darmst\u00e4dtische Landesuniversit\u00e4t 1650 wieder in Gie\u00dfen er\u00f6ffnet wurde. Er \u00fcbernahm das Amt des Kanzlers.","lage":"Abteilung I, bei der Kapelle, s\u00fcd\u00f6stlich","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1047-1509890813.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1047-1509891442.ogg;104-1047-1509891442.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"50.58298","geolong":"8.68564","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"1048","ordering":"7","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Birnbaum","vorname":"Friedrich","geburtsort":"Freiburg\/Breisgau","sterbeort":"Gie\u00dfen","geburtsdatum":"17.10.1833","sterbedatum":"20.3.1894","berufkat":"5","beruf":"Praktischer Arzt, Leiter der Entbindungsklinik","daten":"Die Familiengrabst\u00e4tte Birnbaum weist keinen Schmuck auf, nur schr\u00e4g gestellte Schrifttafeln mit Namen und Daten der Akademikerfamilie \u00fcber drei Generationen. Der erste ist Michael Birnbaum, Professor f\u00fcr Staatsrecht und langj\u00e4hriger Kanzler der Universit\u00e4t in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Der n\u00e4chste ist Friedrich Birnbaum, der zun\u00e4chst praktischer Arzt, dann Direktor der Entbindungsanstalt war. Er trat damit die Nachfolge von Professor Franz Ritgen an.\r\nIn der n\u00e4chsten Generation w\u00e4hlten alle drei T\u00f6chter den Berufsweg, was zu dieser Zeit noch sehr ungew\u00f6hnlich war. Paula wurde Krankenschwester, sie heiratete als einzige. Ihr Verbleib ist unbekannt, seit den Wirren des Zweiten Weltkriegs gelten sie und ihr Kind als verschollen. Maria und Clara wurden Lehrerinnen am Gie\u00dfener M\u00e4dchenrealgymnasium, sie wohnten ihr Leben lang zusammen. \r\nVor allem der Lebensweg von Maria Birnbaum ist gut dokumentiert. Die Schulzeit verbrachte sie mit Clara im katholischen Nonnenkloster Marienwerth. Danach besuchte sie das Lehrerinnen-Seminar, ihr Abschluss erlaubte das Unterrichten an M\u00e4dchenschulen. Sie ging als Gouvernante ins Ausland - nach England, Ungarn und Italien -, um ihre Sprachkenntnisse zu verbessern. Nach ihrer R\u00fcckkehr erhielt sie 1899 eine Anstellung an der H\u00f6heren M\u00e4dchenschule, wo ihre Schwester Clara bereits arbeitete. \r\nIhre zweite Karriere begann in der Zwischenkriegszeit, sie wurde die erste Landtagsabgeordnete aus Gie\u00dfen. Sie engagierte sich f\u00fcr die Belange ihrer Heimatstadt, etwa die Co-Finanzierung des Stadttheaters durch das Land. Und sie engagierte sich in allen damaligen Frauenfragen, wie der Abschaffung des Beamtinnen-Z\u00f6libats und der Besetzung freier Schuldirektionsposten mit Frauen. Denn seit 1908 durften Frauen auch in Hessen und Preu\u00dfen studieren, es gab also in den 1920er Jahren promovierte Lehrerinnen.\r\nDie Stadt Gie\u00dfen hat in j\u00fcngerer Zeit eine Stra\u00dfe nach Maria Birnbaum benannt.","lage":"Abteilung V, am Nords\u00fcd-Weg","grabid":"","name2":"Birnbaum","vorname2":"Maria","geburtsort2":"Gie\u00dfen","sterbeort2":"Gie\u00dfen","geburtsdatum2":"16.10.1872","sterbedatum2":"20.3.1894","beruf2":"Lehrerin, Landtagsabgeordnete","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1048-1509886627.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1048-1509891645.ogg;104-1048-1509891645.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"50.58258","geolong":"8.68572","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"1045","ordering":"8","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Heimbrachts","vorname":"Friedrich Wilhelm von","geburtsort":"Wyszogrod, dt. Hohenburg a.d. Weichsel","sterbeort":"Gie\u00dfen","geburtsdatum":"2.3.1801","sterbedatum":"25.6.1861","berufkat":"6","beruf":"Preu\u00dfischer Leutnant, Gutsbesitzer","daten":"Friedrich Wilhelm von Heimbrachts stammte aus einer preu\u00dfischen Offiziersfamilie in Ostpreu\u00dfen. Wann und warum er nach Gie\u00dfen kam, ist nicht bekannt. Er besa\u00df L\u00e4ndereien am Hardthof und betrieb dort Landwirtschaft. \r\n- Text-Erg\u00e4nzung (Mai 2022): Er lebte bereits in Frankfurt am Main, bevor er 1828 reich erbte und die L\u00e4ndereien am Hardthof in Gie\u00dfen erwarb. Zehn Jahre sp\u00e4ter verkaufte er das Gut wieder, heiratete und lebte bis zu seinem Tod als Privatier in Gie\u00dfen. -\r\nSein hoch aufragendes Grabmal mit der Engelskulptur erinnert fast an ein Denkmal. Es stammt von Johann Baptist Scholl dem J\u00fcngeren und hat auch ein entsprechendes Vorbild in Darmstadt, wo der Bildhauer vielf\u00e4ltige Spuren hinterlassen hat. Seine Arbeiten unterscheiden sich deutlich von denen seines Vaters, der im Stil des Klassizismus arbeitete. Auf dem Alten Friedhof schuf Scholl der \u00c4ltere das Grabmal f\u00fcr den P\u00e4dagogen Karl Friedrich Rumpf. \r\nScholl der J\u00fcngere wird der Neoromantik zugerechnet, was sich vor allem in seinen Skulpturen zeigt. Er entwickelte au\u00dferdem eine Besonderheit, die als Kristallstil bezeichnet wird, weil die Ornamente wie geschliffene Kristalle aussehen. Es ist bis heute verbl\u00fcffend wie er es schaffte, beim eher spr\u00f6den Sandstein solche scharfkantigen, feinen Strukturen herauszuarbeiten. Auf dem Gie\u00dfener Grabdenkmal ist nur der Engel aus wei\u00dfem Marmor gefertigt. Vor der Brust h\u00e4lt dieser eine Tafel mit dem Namen des Verstorbenen. \r\nDie erste Frau und zwei S\u00f6hne Friedrich Wilhelm von Heimbrachts starben bereits 1848 kurz nacheinander. Der Grabstein f\u00fcr das dreij\u00e4hrig verstorbene S\u00f6hnchen Moritz ist erhalten: ein lebensgro\u00dfes Kind stehend in einer Rundbogennische. Das Original befindet sich im Museum, vor Ort ist eine Kopie; die steht am anderen Ende der Wiese, die sich hinter dem Grabmal des Vaters ausbreitet. Auch den Kindergrabstein schuf der Bildhauer Scholl der J\u00fcngere.\r\nInteressant auch die Namensvariation. Der Sohn hei\u00dft Moritz von Humbracht. Der Vater \u00e4nderte bei der Aufnahme in den hessischen Adel seinen Namen in von Heimbrachts. Damit wollte man Verwechslungen vermeiden, da es eine von Humbracht-Familie in Frankfurt gab.","lage":"Abteilung V, am Nords\u00fcd-Weg","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1045-1509643743.jpg;104-1045-1509643887.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1045-1509643296.ogg;104-1045-1509643296.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"Bildhauer: Johann Baptist Scholl der J\u00fcngere, Darmstadt","geolat":"50.58251","geolong":"8.68556","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"1353","ordering":"9","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Heckroth","vorname":"Hein","geburtsort":"Gie\u00dfen","sterbeort":"Alkmaar, NL","geburtsdatum":"14.4.1901","sterbedatum":"6.7.1970","berufkat":"4","beruf":"B\u00fchnenbildner, Filmdesigner, Maler","daten":"Hein Heckroth ist in Gie\u00dfen geboren und aufgewachsen, hier machte er seine Ausbildung zum Buchdrucker und Schriftsetzer. Ab dem Wintersemester 1919\/20 studierte er Malerei an der St\u00e4delschule in Frankfurt am Main und ging ein Jahr sp\u00e4ter an die Hanauer Zeichenakademie. 1924 wurde die B\u00fchnenbildnerei zu seinem Beruf. Er begann am Stadttheater M\u00fcnster in Westfalen. 1927wechselte er nach Essen, wo er bald zum Ausstattungsleiter wurde. Die Zusammenarbeit mit dem Choreografen Kurt Jooss war besonders erfolgreich. Gemeinsam gingen sie 1932 mit dem Antikriegsballett \u201eDer Gr\u00fcne Tisch\u201c auf Tournee, bis in die USA. Das Tanztheaterst\u00fcck wird bis heute aufgef\u00fchrt. \r\nNach Gastengagements an verschiedenen B\u00fchnen wurde Hein Heckroth auf die B\u00fchnenbild-Professur nach Dresden berufen, kurz bevor die Nationalsozialisten an die Macht kamen. Er verweigerte die Scheidung von seiner j\u00fcdischen Frau Ada und wurde bald mit einem Mal- und Lehrverbot belegt. Ada Heckroth ging schon 1933 ins Pariser Exil, er folgte ihr und beide \u00fcbersiedelten 1935 nach London. Der Komponist Kurt Weill hatte ihn eingeladen, die Urauff\u00fchrung seines Musicals \u201eA Kingdom for a Cow\u201c auszustatten. Das Ehepaar lebte fortan im s\u00fcdenglischen K\u00fcnstlerort Dartington, in der Grafschaft Devon. Beide erhielten 1947 die britische Staatsb\u00fcrgerschaft. Es folgten erfolgreiche Jahre im US-Filmgesch\u00e4ft. 1949 erhielt Heckroth den Oscar f\u00fcr innovatives Filmdesign im Ballettfilm \u201eThe Red Shoes\u201c.\r\n1956 kehrten die Heckroths nach Deutschland zur\u00fcck. Er wurde Leiter der B\u00fchnenbildabteilung an den St\u00e4dtischen B\u00fchnen Frankfurt. Er arbeitete weiterhin f\u00fcr Filmproduktionen \u2013 national und international. 1952 wurde er in gleich zwei Kategorien f\u00fcr den Oscar nomiert. Sein Selbstverst\u00e4ndnis als K\u00fcnstler blieb jedoch die Malerei. Auf der R\u00fcckfahrt von einem Urlaub starb er 1970 im Bahnhof von Alkmaar. \r\nSeine Urne wurde zun\u00e4chst im Gie\u00dfener Familiengrab beigesetzt, dann von der Witwe nach Frankfurt geholt. Nach Ablauf der dortigen Nutzungsfrist lie\u00df die Hein-Heckroth-Gesellschaft Gie\u00dfen den von Heckroths Freund Hans Steinbrenner gestalteten Grabstein 2019 nach Gie\u00dfen versetzen. In der Stadt erinnern au\u00dferdem ein Stra\u00dfenname und ein Bronzekopf im Theaterpark an den Sohn der Stadt.","lage":"Feld II, auf der Wiese am Weg entlang der Westmauer","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1353-1654004439.jpg;104-1353-1654004564.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1353-1654004743.ogg;104-1353-1654004743.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"Bildhauer: Hans Steinbrenner","geolat":"50.58252","geolong":"8.68492","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"1355","ordering":"10","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Wilson","vorname":"Peter","geburtsort":"Wanlockhead, Schottland","sterbeort":"Gie\u00dfen","geburtsdatum":"17.2.1828","sterbedatum":"28.5.1892","berufkat":"9","beruf":"Bergbauingenieur, Bergwerksdirektor","daten":"Peter Wilson war ein erfahrener Bergbauingenieur. Der geb\u00fcrtige Schotte lebte bereits mehrere Jahre im Ausland, bevor er 1859 nach Gie\u00dfen kam. Anfangs ging er von hier aus auch noch h\u00e4ufig auf Gesch\u00e4ftsreisen. Die Entscheidung in Gie\u00dfen zu bleiben, fiel 1867 mit einem neuen Vertrag. Kurz darauf begann er mit dem Bau eines eigenen Hauses. Seine Frau Fredrikke geb. Thesen stammte aus Norwegen, wo auch die erste Tochter geboren wurde. In Gie\u00dfen kamen noch zehn Kinder dazu. Das eigene Haus lag am Seltersberg und bot damals noch einen freien Blick ins Land. Der dazugeh\u00f6rige gro\u00dfe Garten war das Reich von Peter Wilson. Er baute gut 200 Obstb\u00e4ume an, zog Gem\u00fcse und Blumen, in den Treibh\u00e4usern auch Rarit\u00e4ten. Bei der Aufl\u00f6sung des Haushalts um 1900 erhielt der Botanische Garten der Universit\u00e4t seine Orchideen-Sammlung.\r\n Der Abbau von Eisen-Mangan-Erz hatte bereits 1842 in Gie\u00dfen-Kleinlinden begonnen, allerdings in bescheidenem Umfang. 1853 kaufte der Schotte Ebenezer Waugh Fernie die Sch\u00fcrfrechte, wie zuvor schon in anderen Gegenden an Lahn und Dill. Sein Ingenieur Peter Wilson holte weitere Fachleute und machte den Gie\u00dfener Erzabbau rentabel. Anfangs waren hier zwei Dutzend Bergleute besch\u00e4ftigt, in den besten Zeiten 800. Abgebaut wurde manganreicher Brauneisenstein. Das daraus gewonnene Chlor wurde f\u00fcr die Baumwollbleiche in der Textilindustrie genutzt. Bis 1929 waren die Erzvorkommen bei Gie\u00dfen weitgehend ersch\u00f6pft. Heute erinnert nur noch die Bezeichnung Bergwerkswald an diesen Industriezweig. Als Dank f\u00fcr Stiftungen wurden nach Fernie und Wilson Stra\u00dfen in Gie\u00dfen benannt.\r\nAn der Familiengrabst\u00e4tte Wilson f\u00e4llt vor allem das ungew\u00f6hnliche Kreuz auf. Das hoch aufragende Sonnenradkreuz ist mit einem keltischen Schlangenornament verziert. Ein Motiv, das an Peter Wilsons Heimat erinnert, an ein Kreuz auf der Insel Iona wie es in der Familienchronik hei\u00dft. Auf dem Kreuzsockel steht: \u201eI AM \/ THE RESURRECTION \/ AND THE LIFE, Ich bin die Auferstehung und das Leben, wie es in Kap.11, Vers 25 des Johannes-Evangeliums hei\u00dft. Seine Gattin und zwei S\u00f6hne starben vor ihm.","lage":"Feld II, am Weg obere S\u00fcdwestecke","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1355-1654073783.jpg;104-1355-1654073888.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1355-1654073693.ogg;104-1355-1654073693.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"Bildhauer: F. Hofmeister, Frankfurt","geolat":"50.58216","geolong":"8.68454","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"1049","ordering":"11","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Ritgen","vorname":"Hugo von","geburtsort":"Stadtberge, Westfalen","sterbeort":"Gie\u00dfen","geburtsdatum":"3.3.1811","sterbedatum":"31.7.1889","berufkat":"1","beruf":"Professor f\u00fcr Baukunst","daten":"Hugo von Ritgen studierte Bildende Kunst, Baukunst und Mathematik in Darmstadt. Er habilitierte sich an der Universit\u00e4t Gie\u00dfen. Seine ersten Lehrauftr\u00e4ge betrafen Mathematik und akademisches Zeichnen. 1843 erhielt er die ordentliche Professur f\u00fcr Baukunst. Sein erster Auftrag als Architekt war 1835 die Leichenhalle auf diesem Friedhof. Der prachtvolle klassizistische Bau wurde durch Bomben im Zweiten Weltkrieg zerst\u00f6rt. Ritgen war 40 Jahre lang zust\u00e4ndig f\u00fcr die Restaurierung der Wartburg und gilt als einer der ersten Denkmalpfleger Deutschlands. Diese Aufgabe erf\u00fcllte er auch in Gie\u00dfen, etwa bei der Kapelle auf diesem Friedhof. Auch die Burgruinen des Gie\u00dfener Umlands wurden nach seinen Pl\u00e4nen restauriert. Er wird geehrt mit einem Bronzekopf im Theaterpark, in der Reihe Gie\u00dfener K\u00f6pfe.\r\nDas freistehende Pfeilergrab f\u00fcr Hugo von Ritgen f\u00e4llt von weitem auf. Auf der Vorderseite sind ein Portr\u00e4t-Tondo und eine Inschriftentafel aus wei\u00dfem Marmor in den Sandstein eingelassen. Beide sind gerahmt von einem romanischen Rundbogen auf S\u00e4ulen. Es ist ein Werk des Bildhauers Friedrich K\u00fcsthardt, der langj\u00e4hriger Mitarbeiter Hugo von Ritgens war. Auf dem Alten Friedhof Gie\u00dfen arbeiteten beide zusammen am Grabmal f\u00fcr Georg Gail. \r\nVom Portr\u00e4t-Tondo am Grabmal Ritgen wurde 2004 eine Kopie gefertigt, die im Foyer des nach Hugo-von-Ritgen benannten Geb\u00e4udes an der S\u00fcdanlage h\u00e4ngt. Das einstige Gymnasium wird heute von der Abteilung Architektur der Technischen Hochschule Mittelhessen genutzt, die sich damit in die lokale Tradition der Architekturlehre stellt.\r\nNeben Ritgens Grabmal befindet sich eine Reihe unauff\u00e4lliger Grabsteine, die f\u00fcr seine Eltern und Nachfahren stehen. Dem Vater war vom hessischen Gro\u00dfherzog der erbliche Adelstitel verliehen worden. Der Mediziner August Ritgen kam 1814 aus dem katholischen Westfalen an die lutherisch gepr\u00e4gte Universit\u00e4t Gie\u00dfen, um die Leitung der neu erbauten Entbindungsanstalt zu \u00fcbernehmen. Auch er betrat wissenschaftliches Neuland und kann als einer der ersten Forensiker bezeichnet werden, was damals \u201eMedizinische Polizei\u201c hie\u00df.","lage":"Abteilung VI, \u00f6stlicher Weg, vom G\u00e4rtnerhaus zur S\u00fcdmauer","grabid":"","name2":"Ritgen","vorname2":"Ferdinand A.M. August von","geburtsort2":"Wulfen, Westfalen","sterbeort2":"Gie\u00dfen","geburtsdatum2":"11.10.1787","sterbedatum2":"14.4.1867","beruf2":"Mediziner, Direktor Entbindungsklinik Gie\u00dfen","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1049-1509889118.jpg;104-1049-1509889279.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1049-1509891834.ogg;104-1049-1509891834.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"Bildhauer: Friedrich K\u00fcsthardt, Gie\u00dfen \/ Hildesheim","geolat":"50.58181","geolong":"8.68602","state":"1","hightlight":"1"},{"ID":"1050","ordering":"12","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Balser","vorname":"Georg Friedrich Wilhelm","geburtsort":"Darmstadt","sterbeort":"Gie\u00dfen","geburtsdatum":"1.4.1780","sterbedatum":"5.1.1846","berufkat":"5","beruf":"Professor der Medizin","daten":"Die Familie des Arztes Wilhelm Balser war seit Generationen in Gie\u00dfen ans\u00e4ssig. Der Vater Theodor Balser war landgr\u00e4flich hessischer Leibarzt in Darmstadt. Beide, Vater und Sohn, haben an der Landesuniversit\u00e4t in Gie\u00dfen Medizin studiert.\r\nWilhelm Balser wurde 1803 zum Professor der Medizin in Gie\u00dfen ernannt, war zugleich als Medizinalrat Mitglied der Regierung. In dieser Funktion setzte er sich auch daf\u00fcr ein, dass das erste \u201eEntbindungsinstitut\u201c der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt an die Universit\u00e4t angebunden wurde, also nach Gie\u00dfen kam. Die Leitung wurde jedoch dem Gyn\u00e4kologen Franz Ritgen \u00fcbertragen, dessen Grab sich auch auf dem Alten Friedhof Gie\u00dfen befindet. \r\nBalser wurde schlie\u00dflich Direktor der ersten Universit\u00e4tsklinik an der Universit\u00e4tsstra\u00dfe, die l\u00e4ngst Liebigstra\u00dfe hei\u00dft. Das Geb\u00e4ude war als Kaserne erbaut, aber wegen Abzug des Milit\u00e4rs als solches nicht l\u00e4nger gebraucht worden. Das dort eingerichtete \u201eakademische Hospital\u201c konnte im Juli 1830 er\u00f6ffnet werden. Balsers Verdienste sind weitreichend, unter anderem f\u00fchrte er die Pockenschutzimpfung in Gie\u00dfen ein. Das heute noch bestehende Krankenhaus \u201eBalserisches Stift\u201c wurde erst nach seinem Tod errichtet. Es basiert auf der Stiftung einer dankbaren Patientin, der Gr\u00e4fin G\u00f6rlitz aus Darmstadt.\r\nEine von Balsers T\u00f6chtern heiratete den Professor f\u00fcr Chemie Heinrich Will, der ebenfalls auf dem Alten Friedhof Gie\u00dfen beigesetzt ist. \r\nDas Grab f\u00fcr Wilhelm Balser ist denkbar bescheiden, ein schlichtes Kreuz tr\u00e4gt seinen Namen. Da das Grab kontinuierlich gepflegt wird von der Balserischen Stiftung, leuchtet der Blumenschmuck weithin sichtbar unter dem alten Rhododendron hervor.","lage":"Abteilung VI, \u00f6stlicher Weg, schr\u00e4g hinter Grabmal Ritgen","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1050-1509886382.jpg;104-1050-1509886520.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1050-1509892059.ogg;104-1050-1509892059.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"50.58181","geolong":"8.68600","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"1051","ordering":"13","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Gail","vorname":"Georg","geburtsort":"Gie\u00dfen","sterbeort":"Mannheim (im Lazarett)","geburtsdatum":"7.12.1818","sterbedatum":"17.10.1870","berufkat":"9","beruf":"Kaufmann, Offizier","daten":"Das architektonische Grabmal f\u00fcr Georg Gail an der S\u00fcdmauer ist das aufwendigste des gesamten Friedhofs. Nicht nur die klassizistische Grabarchitektur aus wei\u00dfem Marmor beeindruckt, auch das reiche Figurenprogramm ist au\u00dfergew\u00f6hnlich. In der Mitte der Giebelzone ist zu lesen: Gatten- und Elternliebe setzten dieses Denkmal. Es wurde f\u00fcr den \u00e4ltesten Sohn Georg der Tabakfabrikantenfamilie Gail errichtet. Dieser war an seinen Verwundungen, die er zu Beginn des Krieges 1870\/71 erlitten hatte, gestorben. Auf der linken Seite ist in der Giebelzone Hugo von Ritgen genannt, der das Grabmal entwarf, und auf der rechten Seite Friedrich K\u00fcsthardt, der es ausf\u00fchrte. \r\nDie Mitteltafel zeigt im Relief den Verstorbenen in einer entspannten, halbsitzenden, halbliegenden Haltung. Er tr\u00e4gt Offizierskleidung, ein Orden prangt auf seiner Brust. Leider wurde der Skulptur vor einigen Jahren der Kopf abgeschlagen und gestohlen. \u00dcber dem Geehrten schwebt der Siegesengel Viktoria, der in der erhobenen Hand den Lorbeerkranz f\u00fcr den Helden des Schlachtfelds zeigt. Zu F\u00fc\u00dfen des Verstorbenen ist im Reliefhintergrund ein Landschaftsmotiv der Region zu erkennen: der Blick auf die Burgruinen Gleiberg und Vetzberg, dazwischen die Kuppe des D\u00fcnsbergs. \r\nIn den Seitennischen au\u00dfen stehen zwei vollplastische Skulpturen. Die weiblichen Gestalten symbolisieren die christlichen Tugenden: links Spes, die Hoffnung, und rechts Caritas, die N\u00e4chstenliebe. Zwischen den Au\u00dfennischen und dem Mittelteil befinden sich querrechteckige Reliefs, die an Vorbilder der Renaissance erinnern. Beide zeigen Auferweckungsszenen, auf der linken Seite aus dem Alten Testament, auf der rechten aus dem Neuen Testament.\r\nDie Familie Gail brachte Anfang des 19. Jahrhunderts die Tabakindustrie nach Gie\u00dfen, die zum wirtschaftlichen Aufschwung der Region wesentlich beitrug. Um 1900 kam noch die Gail\u2019sche Keramikfabrik dazu. Auf dem Alten Friedhof Gie\u00dfen gibt es zwei weitere Familiengr\u00e4ber der Gails.","lage":"S\u00fcdmauer, zwischen Abteilung VI u. IX","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1051-1509887794.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1051-1509892253.ogg;104-1051-1509892253.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"Hugo von Ritgen, Bildhauer: Friedrich K\u00fcsthardt","geolat":"50.58167","geolong":"8.68600","state":"1","hightlight":"1"},{"ID":"1356","ordering":"14","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Kempff","vorname":"Fritz","geburtsort":"Gie\u00dfen","sterbeort":"Gie\u00dfen","geburtsdatum":"17.2.1801","sterbedatum":"2.1.1871","berufkat":"20","beruf":"Posthalter, Gastwirt und Stallmeister","daten":"Die Familie Kempf war seit dem 15. Jahrhundert in Gie\u00dfen ans\u00e4ssig. Das bedeutet, die Kempffs waren mit vielen Familien in und um Gie\u00dfen verwandt, unter anderen mit den Liebknechts. Sie waren Gastwirte und B\u00e4cker, Theologen, Juristen und Offiziere. Einige von ihnen geh\u00f6rten dem Rat der Stadt an, daher befinden sich vier Kempff-Portr\u00e4ts in der Ratsherrengalerie des Oberhessischen Museums. Balthasar Kempff war auch B\u00fcrgermeister, sein mit einer Brezel gekr\u00f6nter Grabstein befindet sich an der s\u00fcdlichen Au\u00dfenwand der Kapelle.\r\nDie Grabst\u00e4tte an der S\u00fcdmauer erinnert an seine Nachfahren, an die Posthalterfamilie Kempff. Posthalter zu sein, das bedeutete f\u00fcr Mensch und Tier zu sorgen. So mussten neben G\u00e4stezimmern und Essen immer zahlreiche frische Pferde im Stall bereitgehalten werden, damit eilige Kundschaft die Pferde schnell auswechseln und weiterreisen konnte. Die Kempffs \u00fcbernahmen au\u00dferdem das Fuhrgesch\u00e4ft f\u00fcr den Postversand.\r\nVom Leben der auf dem Grabstein genannten Fritz und Louise Kempff ist kaum etwas \u00fcberliefert. Fritz Kempff war Posthalter in dritter Generation. Die Familiengrabst\u00e4tte befindet sich an repr\u00e4sentativer Stelle auf dem Alten Friedhof, an der S\u00fcdmauer neben den Tabakfabrikanten Gail. Im Vergleich zum Nachbargrab besticht die Gestaltung des Kempff\u2019schen Grabmals durch Schlichtheit. Der Putz ist direkt auf die Friedhofsmauer aufgebracht. In vier gerahmten Feldern ist jeweils mittig ein l\u00e4chelnder Engelskopf angebracht, jeder blickt etwas anders. \r\nEine Nachfahrin \u00fcbergab 2019 an das Oberhessische Museum Gie\u00dfen f\u00fcnf Portr\u00e4tgem\u00e4lde ihrer Ahnen: eines aus der ersten Posthalter-Generation im 18. Jahrhundert von Philipp Heinrich und Katharina Kempf, und ein zweites von Fritz und Louise Kempff, die auf der Grabst\u00e4tte mit den Engelsk\u00f6pfen liegen. Zur Schenkung geh\u00f6rt auch ein Gruppenbild ihrer vier S\u00f6hne. Die j\u00fcngsten drei Gem\u00e4lde sind im Stil des Biedermeier gemalt und stammen von dem beliebten Portr\u00e4tmaler Wilhelm Trautschold, der zeitweilig in Gie\u00dfen lebte und Zeichenlehrer an der Universit\u00e4t war.","lage":"S\u00fcdmauer, gegen\u00fcber Feld IX, links neben Grabst\u00e4tte Georg Gail (Nr. 13)","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1356-1654074319.jpg;104-1356-1654074408.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1356-1654076075.ogg;104-1356-1654076075.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"50.58158","geolong":"8.68604","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"1052","ordering":"15","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Dieffenbach","vorname":"Ernst","geburtsort":"Gie\u00dfen","sterbeort":"Gie\u00dfen","geburtsdatum":"27.1.1811","sterbedatum":"1.10.1855","berufkat":"10","beruf":"Erster Neuseelandforscher, Professor f\u00fcr Geologie der Universit\u00e4t Gie\u00dfen","daten":"Ernst Dieffenbach stammte aus einer Akademikerfamilie, die seit Jahren in Hessen ans\u00e4ssig war. Seine Vorfahren hatten bereits an der Ludwigs-Universit\u00e4t studiert. Er selbst studierte hier Medizin in einer Zeit der gro\u00dfen politischen Umbr\u00fcche. Er z\u00e4hlte zu den liberal bis radikal-politisch eingestellten Studenten im Umkreis von Georg B\u00fcchner und musste 1833 nach dem Frankfurter Wachensturm wie so viele seiner Mitstreiter in die Schweiz fl\u00fcchten. Nach Stationen in Frankreich und England begab er sich im Sommer 1839 im Auftrag der \u201eNew Zealand Company\u201c nach Neuseeland und geh\u00f6rte damit zu den ersten Europ\u00e4ern, die dieses Land erforschten und dar\u00fcber publizierten. \r\nZur\u00fcck in Deutschland erhielt er nach einiger Zeit eine Anstellung an der Gie\u00dfener Universit\u00e4t. Dazu beigetragen hat der Einfluss des mittlerweile ber\u00fchmten Justus Liebig, mit dem Dieffenbach seit seiner Gie\u00dfener Studienzeit in Kontakt stand. 1850 \u00fcbernahm Dieffenbach die au\u00dferordentliche Professur f\u00fcr Geognosie und Geologie, die er bis zu seinem fr\u00fchen Tod im Jahr 1855 innehatte.\r\nIn Neuseeland ist Dieffenbach eine bekannte und gesch\u00e4tzte Pers\u00f6nlichkeit, der bereits Biografien gewidmet wurden. In Gie\u00dfen wurde Dieffenbach erst k\u00fcrzlich wiederentdeckt. Sein Grab war wie viele andere im Laufe des 20. Jahrhunderts abger\u00e4umt worden. In Unkenntnis dar\u00fcber, welche Ber\u00fchmtheit hier bestattet war. Im Sp\u00e4therbst 2016 wurde auf der urspr\u00fcnglichen Familiengrabst\u00e4tte Dieffenbach-Gro\u00df ein neuer Grabstein gesetzt, dessen Fertigstellung der Freundeskreis Alter Friedhof organisierte. Mit dem neu gesetzten Grabstein gibt es nun auch in seiner Heimatstadt einen Gedenkort f\u00fcr den bedeutenden Forschungsreisenden.","lage":"Abteilung IX, \u00f6stlicher Weg, nahe S\u00fcdmauer, neu gesetzt Dez. 2016","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1052-1654003501.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1052-1509892413.ogg;104-1052-1509892413.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"50.52149","geolong":"8.68698","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"1053","ordering":"16","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Will","vorname":"Heinrich","geburtsort":"Weinheim, Bergstra\u00dfe","sterbeort":"Gie\u00dfen","geburtsdatum":"8.12.1812","sterbedatum":"15.10.1890","berufkat":"10","beruf":"Professor f\u00fcr Chemie","daten":"Die gro\u00dfe Familiengrabst\u00e4tte Will-Zoeppritz-Eger an der S\u00fcdmauer zeigt einmal mehr wie stark das Universit\u00e4tsleben vom Lehrer-Sch\u00fcler-Verh\u00e4ltnis und von famili\u00e4ren Bindungen gepr\u00e4gt war. \r\nHeinrich Will wurde von Justus Liebig zum Leiter des Chemischen Filial-Laboratoriums ernannt. Er war Liebigs Assistent, Mitherausgeber der chemischen Zeitschrift und 1853 dessen Nachfolger. Durch die Ehe mit Karoline Balser hatte er in eine Gie\u00dfener Familie eingeheiratet. Sein Schwiegervater Wilhelm Balser war Direktor der ersten Universit\u00e4tsklinik in Gie\u00dfen, auch sein Grab befindet sich auf diesem Friedhof.\r\nEine der Will-T\u00f6chter heiratete den Geographen Karl Z\u00f6ppritz und folgte ihm nach K\u00f6nigsberg in Preu\u00dfen, wo er eine Professur erhalten hatte. Nach dem \u00fcberraschenden Tod ihres Mannes zog seine Witwe Sophie mit ihren f\u00fcnf kleinen Kindern zur\u00fcck nach Gie\u00dfen, wo ihre Familie sie bei der Erziehung unterst\u00fctzte. Ihr Gatte wurde auf dem Alten Friedhof in der Familiengrabst\u00e4tte Will beigesetzt. Das Grabmal mit Portr\u00e4ttondo haben Freunde beauftragt, wie darauf zu lesen ist.\r\nEine der Z\u00f6ppritz-T\u00f6chter, Margarete, heiratete Otto Eger, der seit 1918 Professor f\u00fcr R\u00f6misches Recht an der Universit\u00e4t Gie\u00dfen war. Er gr\u00fcndete 1921 die Gie\u00dfener Studentenhilfe, um nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und in den Inflationsjahren der Weimarer Republik die Studierenden zu unterst\u00fctzen. Sein Grabstein ist eine schlichte Namenstafel. Margarete Eger und ihre Schwester Gertrud, verheiratete Schliephake, blieben mit ihren Familien in Gie\u00dfen. Die Z\u00f6ppritz-T\u00f6chter waren nicht berufst\u00e4tig, sie engagierten sich in der Wohlt\u00e4tigkeit wie es f\u00fcr b\u00fcrgerliche Frauen der damaligen Zeit angemessen war. Beide waren seit ihrer Schulzeit mit den gleichfalls auf dem Friedhof beigesetzten Schwestern Maria und Clara Birnbaum befreundet, die als Lehrerinnen t\u00e4tig waren.","lage":"Abteilung XII, S\u00fcdmauer","grabid":"","name2":"Eger","vorname2":"Otto","geburtsort2":"Darmstadt","sterbeort2":"Gie\u00dfen","geburtsdatum2":"19.10.1877","sterbedatum2":"11.4.1949","beruf2":"Professor f\u00fcr Rechtsgeschichte","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1053-1509891108.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1053-1509892607.ogg;104-1053-1509892607.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"50.58131","geolong":"8.68724","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"1354","ordering":"17","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Gail","vorname":"Wilhelm","geburtsort":"Gie\u00dfen","sterbeort":"Gie\u00dfen","geburtsdatum":"17.3.1854","sterbedatum":"6.12.1925","berufkat":"9","beruf":"Tabakfabrikant, Tonwerke-\/Keramikfabrik-Besitzer","daten":"Schon die erh\u00f6hte Lage der Familiengrabst\u00e4tte Mahla-Gail zeugt vom Selbstbewusstsein des Unternehmers Wilhelm Gail. Er f\u00fchrte in dritter Generation die Tabak- und Zigarrenfabrik seiner Familie. Zudem erwarb er die Tonwerke in Gie\u00dfen und machte daraus eine Produktionsst\u00e4tte, die bis weit ins 20. Jahrhundert produzierte und weltweit Keramiken lieferte. \r\nWilhelm Gail reiste auch in die USA, wo sein Onkel in Baltimore eine Tabak-Zweigfabrik f\u00fchrte. Er lernte die deutschst\u00e4mmige Minna Mahla in Chicago kennen und lieben. Der Firmen- und Familiennachlass ist erhalten, die Briefe sind auch Zeugnis ihrer Liebesgeschichte. Ein Ergebnis war die Anlage des kleinen englischen Parks im benachbarten Rodheim, wo es neben der Zigarren-Filialfabrik auch eine Villa gab, in der die Familie den Sommer verbrachte.\r\nSchwiegermutter Susanna Mahla starb 1886 w\u00e4hrend einer Besuchsreise in Deutschland. Ihr Ehemann dr\u00e4ngte auf einen renommierten Platz f\u00fcr das Grab seiner Gattin. \r\nDa der alte Friedhof bereits gut belegt war, \u00fcbergab Wilhelm Gail einen Teil seines Grundst\u00fccks, das an den Alten Friedhof angrenzte, an die Stadt Gie\u00dfen zur Friedhofserweiterung. Direkt neben dem inneren Zugang, ganz oben fast an der Ostmauer, lie\u00df er einen H\u00fcgel aufsch\u00fctten, auf dem auch angeheiratete Verwandte ihre letzte Ruhest\u00e4tte fanden. Friedrich Mahla hatte die Grabstelle offiziell erworben, auch er und seine zweite Ehefrau Anna sind dort bestattet. Die gesamte S\u00fcderweiterung wurde auf Dr\u00e4ngen des Gartenfreundes Gail von der Stadt g\u00e4rtnerisch geplant und angelegt.\r\nNeben der herausgehobenen Lage und der opulenten Einfassung ist die weibliche Trauerfigur in der Mitte der Grabstelle eine Besonderheit. Wilhelm Gail hatte den ber\u00fchmten Berliner Bildhauer Fritz Schaper damit beauftragt. Dieser arbeitete bereits an einem Denkmal f\u00fcr Gie\u00dfen, das f\u00fcr den Chemie-Professor Justus Liebig. Zum Denkmal-Komitee geh\u00f6rten zahlreiche wichtige Leute aus ganz Deutschland, auch Gie\u00dfener Fabrikanten wie Wilhelm Gail. Beide Skulpturen, das Liebig-Denkmal und die Trauernde, wurden im Sp\u00e4tsommer 1890 geliefert.","lage":"SE (S\u00fcderweiterung) Feld E, H\u00fcgel links vom inneren Eingang","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1354-1654075328.jpg;104-1354-1654075466.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1354-1654075684.ogg;104-1354-1654075684.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"Bildhauer: Fritz Schaper, Berlin","geolat":"50.58090","geolong":"8.68847","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"1357","ordering":"18","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"H\u00fcter","vorname":"Ludwig","geburtsort":"Schaafheim, Kreis Dieburg","sterbeort":"Gie\u00dfen","geburtsdatum":"23.11.1861","sterbedatum":"9.12.1940","berufkat":"20","beruf":"Gymnasiallehrer","daten":"Ludwig H\u00fcter war seit 1889 Lehrer am Landgraf-Ludwigs-Gymnasium. Das traditionsreiche humanistische Gymnasium verdankt sich der Gr\u00fcndung der Gie\u00dfener Universit\u00e4t in den Jahren 1605 bis 1607. Als Oberstudienrat trug Ludwig H\u00fcter den Amtstitel Professor, er unterrichtete die F\u00e4cher Deutsch, Latein, Griechisch, Philosophie und Staatsb\u00fcrgerkunde. 1926 wurde er regul\u00e4r pensioniert, seine Bez\u00fcge wurden unter den Nationalsozialisten gek\u00fcrzt.\r\nLudwig H\u00fcter war seit der Kaiserzeit aktives Mitglied der SPD. Er hielt politische Vortr\u00e4ge und publizierte im Oberhessischen Volksblatt, das sozialdemokratisch ausgerichtet war. 1922 gr\u00fcndete er mit Gleichgesinnten die Ortsgruppe Gie\u00dfen des Deutschen Republikanischen Lehrerbundes (DRLB), ab 1924 gab er deren Zeitschrift \u201eDer Wegweiser\u201c heraus. Ziel des Lehrerbundes war, Jugendliche f\u00fcr die demokratische Weimarer Republik zu gewinnen und noch schwankende Lehrkr\u00e4fte zu \u00fcberzeugen. \r\nH\u00fcters Engagement ist es zu verdanken, dass sich die Organisation \u00fcber Hessen hinaus verbreitete. Bei der Verfassungsfeier 1927 hielt er eine engagierte Rede, geriet dadurch aber \u00fcberregional in den Fokus von Antidemokraten und monarchisch gesinnten Milit\u00e4rs. Ab 1929 gab er noch die Buchreihe \u201eRepublikanische Erziehung\u201c heraus.\r\nSeine zweite Ehefrau Marianne engagierte sich ebenfalls politisch. Sie z\u00e4hlte 1908 zu den Gr\u00fcnderinnen der Ortsgruppe Gie\u00dfen des Frauenstimmrechtvereins und beteiligte sich an Aktionen des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins in Gie\u00dfen. Ludwig H\u00fcter hatte aus erster Ehe einen Sohn, Marianne und er bekamen noch eine Tochter und nahmen eine Pflegetochter auf. Sie hatten ein Haus in der Steinstra\u00dfe.\r\nDas Familiengrab auf dem Alten Friedhof ist schlicht, au\u00dfer einer Namenstafel gibt es kein Dekor. Das Kreuz, das sicher einst auf dem Sockel stand, ist als fragiles Element schon lange verschwunden. Wie auf vielen anderen Gr\u00e4bern auch.","lage":"SE (S\u00fcderweiterung) Feld D, auf der Wiese schr\u00e4g links gegen\u00fcber dem inneren Eingang","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1357-1654076828.jpg;104-1357-1654076921.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1357-1654076747.ogg;104-1357-1654076747.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"50.58055","geolong":"8.68848","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"1358","ordering":"19","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Laubenheimer","vorname":"August","geburtsort":"Gie\u00dfen","sterbeort":"H\u00f6chst, bei Frankfurt","geburtsdatum":"9.8.1848","sterbedatum":"22.7.1904","berufkat":"10","beruf":"Chemiker, im Direktorium Farbwerke H\u00f6chst","daten":"Die Familiengrabst\u00e4tte Laubenheimer-Koeppe erinnert an zwei M\u00e4nner, deren Wirken weit \u00fcber Gie\u00dfen hinausreichte. \r\nAugust Laubenheimer war zun\u00e4chst Professor f\u00fcr Chemie in Gie\u00dfen. Er war Sch\u00fcler, dann Mitarbeiter von Heinrich Will (Nr. 16), der wiederum Sch\u00fcler und Nachfolger des ber\u00fchmten Justus Liebig war. Laubenheimer ging 1883 zu den Farbwerken Hoechst und war damit der erste Wissenschaftler, der von der Forschung in die Industrie wechselte. Er hielt die Kontakte in die Forschung und sorgte daf\u00fcr, dass ber\u00fchmte Mediziner wie Robert Koch, Paul Ehrlich und Emil Behring ihre neuen Impfseren in H\u00f6chst produzieren lie\u00dfen. \r\nAugust Laubenheimer und seine Frau Marie geb. Koch aus Alsfeld bekamen zwei Kinder. Die Familie zog 1883 nach H\u00f6chst, wo sie bald in einer gro\u00dfen Direktorenvilla mit Park lebten, also zu den besten Kreisen geh\u00f6rten. Die Witwe kehrte 1907 nach Gie\u00dfen zur\u00fcck. Sohn Kurt war ebenfalls Arzt und Infektiologe in Frankfurt. Tochter Auguste heiratete den Kinderarzt Hans Koeppe, der als Regimentsarzt nach Gie\u00dfen kam. Seine erste Praxis war im Hinterhaus Frankfurter Stra\u00dfe 10, das Heinrich Buff (Nr. 27) als Labor und Vortragssaal hatte erbauen lassen und das sein Nachfolger Wilhelm R\u00f6ntgen (Nr. 28) ebenfalls kurze Zeit nutzte. \r\nHans Koeppe setzte sich f\u00fcr die S\u00e4uglingspflege ein, leistete Aufkl\u00e4rungsarbeit f\u00fcr M\u00fctter. Er initiierte und betreute eine Milchk\u00fcche mit S\u00e4uglingsheim. Da er auch kranke Kinder behandeln wollte, konzentrierte er sich bald auf den Bau einer Kinderklinik. Unterst\u00fctzung fand er beim Gro\u00dfherzog-Paar Ernst Ludwig und Eleonore von Hessen. 1912 konnte die Universit\u00e4ts-Kinderklinik an der Friedrich-\/ Ecke Frankfurter Stra\u00dfe er\u00f6ffnet werden. Bis zu seiner Emeritierung 1933 war Professor Koeppe ehrenamtlicher Leiter der Klinik. An den Gr\u00fcnder der Kinderheilkunde in Gie\u00dfen erinnert bis heute die \u201eStation Koeppe\u201c im Universit\u00e4tsklinikum.\r\nDie architektonisch gestaltete Grabst\u00e4tte ist klassisch-schlicht und eindrucksvoll zugleich, alle Namen sind auf dem dunklen, polierten Stein lesbar. Namenstafeln auf dem Boden verweisen auf weitere Verwandte.","lage":"Ostmauer, gegen\u00fcber Feld XVIII","grabid":"","name2":"Koeppe","vorname2":"Hans","geburtsort2":"Schkeuditz, Sachsen","sterbeort2":"Schreiberhau, heute Polen","geburtsdatum2":"4.1.1867","sterbedatum2":"12.4.1939","beruf2":"Kinderarzt, Initiator und Leiter der Kinderklinik","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1358-1654077672.jpg;104-1358-1654077771.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1358-1654077946.ogg;104-1358-1654077946.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"50.58098","geolong":"8.68952","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"1359","ordering":"20","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Stieda","vorname":"Ludwig","geburtsort":"Riga, heute Lettland","sterbeort":"Gie\u00dfen","geburtsdatum":"7.11.1837","sterbedatum":"19.11.1918","berufkat":"5","beruf":"Mediziner, Antikensammler","daten":"Der Mediziner Ludwig Stieda war Anatomie-Professor in Dorpat und K\u00f6nigsberg. Er kannte Gie\u00dfen von einem kurzen Studienaufenthalt 1861\/62, vor allem aber durch die gro\u00dfe Verwandtschaft seiner Frau Mathilde geb. Langermann aus Ortenberg. Ihre Eltern waren nach Gie\u00dfen gezogen, eine Schwester war mit dem Gie\u00dfener Pfarrer Schwabe verschw\u00e4gert, eine andere hatte den Alsfelder Fabrikanten Koch geheiratet, dessen \u00e4lteste Tochter Marie den Gie\u00dfener August Laubenheimer heiratete (s. benachbarte Grabst\u00e4tte Nr. 19). Stieda beschloss als Emeritus 1912 nach Gie\u00dfen zu ziehen, seine Frau und sein Sohn waren zu dem Zeitpunkt bereits hier bestattet. \r\nStieda war mit dem Altphilologen Alfred K\u00f6rte bekannt, der an der Gie\u00dfener Universit\u00e4t lehrte. Dessen Vortrag zu K\u00f6rpervotiven bei den Etruskern hatte Jahre zuvor Stiedas Aufmerksamkeit auf dieses Thema gelenkt. Er war daraufhin nach Italien gereist, hatte etruskische Weihgaben in Museen und Grabungsdepots studiert und erste Objekte erworben, er publizierte sp\u00e4ter auch dazu. Ein Jahr nach seinem Gie\u00dfen-Umzug \u00fcbergab er seine betr\u00e4chtliche K\u00f6rpervotiv-Sammlung an die Antikensammlung der Universit\u00e4t, die diesen au\u00dfergew\u00f6hnlichen Schatz bis heute h\u00fctet.\r\nLudwig Stieda findet noch aus einem anderen Grund Erw\u00e4hnung in der Fachpresse: Er hatte den schriftlichen Nachlass des ersten Permafrost-Forschers Ernst von B\u00e4r (gest. 1876) \u00fcbernommen, diesen teils schon verzeichnet und publiziert. Stiedas Nachfahren \u00fcbergaben diesen handschriftlichen Nachlass an die Universit\u00e4tsbibliothek Gie\u00dfen, wo er vor einigen Jahren aus dem Russischen \u00fcbersetzt und zug\u00e4nglich gemacht wurde.\r\nStieda ist in der Familiengrabst\u00e4tte an der Ostmauer beigesetzt, neben seiner 1908 verstorbenen Gattin Mathilde und dem bereits 1896 verstorbenen Sohn Hermann. Die Grabst\u00e4tte hat keinerlei architektonische Gestaltung oder Skulpturenschmuck, lediglich Namenstafeln liegen auf dem Boden.","lage":"Ostmauer, gegen\u00fcber Feld XVIII","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1359-1654079144.jpg;104-1359-1654079345.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1359-1654078808.ogg;104-1359-1654078808.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"50.58104","geolong":"8.68960","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"1360","ordering":"21","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Noll","vorname":"Adolph Carl Theodor","geburtsort":"Gie\u00dfen","sterbeort":"Gie\u00dfen","geburtsdatum":"6.11.1823","sterbedatum":"13.3.1890","berufkat":"9","beruf":"Zigarrenfabrikant","daten":"Die Familiengrabst\u00e4tte Noll \u00fcberrascht durch ihre ungew\u00f6hnliche k\u00fcnstlerische Gestaltung: Ein Engel in Mosaiktechnik. Die Fragen nach Vorbild und Herkunft lie\u00dfen sich vor wenigen Jahren \u00fcber die Familiengeschichte kl\u00e4ren. \r\nAdolph Noll geh\u00f6rte zu den Tabakfabrikanten in Gie\u00dfen, die die heimische Wirtschaft im 19. Jahrhundert voranbrachten. Die Noll\u2019sche Tabakfabrik existierte mehr als 150 Jahre, 1971 wurde die Produktion von Zigarren eingestellt. \r\nAdolph Nolls Tochter Carlotta heiratete den Juristen Dr. Karl Usinger aus Mainz, der zun\u00e4chst Hessischer Minister des Innern war und sich dann als Provinzialdirektor nach Gie\u00dfen versetzen lie\u00df. Das Ehepaar engagierte sich hier f\u00fcr das Deutsche Rote Kreuz und organisierte f\u00fcr den Kreis Gie\u00dfen die Lazaretthilfe im Ersten Weltkrieg. Beide sind im Familiengrab Usinger auf dem Mainzer Hauptfriedhof bestattet. \r\nDie Beschreibung des Usinger-Grabes in der Denkmaltopographie von Mainz lautet: \u201e\u00c4dikula mit Mosaikbild eines Engels, wohl 1879, Sandsteinbalustrade\u201c. Der Bildvergleich zeigt die verbl\u00fcffende \u00c4hnlichkeit zum Gie\u00dfener Mosaikengel. Die Gie\u00dfener Grabst\u00e4tte ist vermutlich 10 Jahre sp\u00e4ter errichtet worden, jedenfalls gab Adolph Noll den Mosaikengel selbst in Auftrag. In einer Werkstatt in Venedig, wie die Nachfahrin Gertrud Noll 2002 berichtete. Die Anlieferung sei per Eisenbahn erfolgt, der Transport zum Friedhof mit dem Pferdewagen ein Ereignis gewesen. Dass die Grabst\u00e4tte der Mainzer Verwandtschaft als Vorbild gedient hatte, war in der Familie allerdings nicht bekannt. Auf dem Mainzer Hauptfriedhof gibt es im \u00fcbrigen drei weitere Mosaikbilder.\r\nDer hoch aufragende Engel mit dem Palmzweig segnet die Toten im Grab und die Trauernden davor. Die handwerkliche Qualit\u00e4t des Mosaiks ist au\u00dferordentlich. Die differenzierte Ausf\u00fchrung zeigt sich in Farbverl\u00e4ufen und Ornamentik, in der Behandlung des Hintergrunds und der Tiefenwirkung. Die reiche Todessymbolik wird im Sockelbereich der Grabarchitektur durch Ehrenkr\u00e4nze und im Giebel durch Palmzweig, Mohnkapseln und eine Sanduhr erweitert.","lage":"Ostmauer, gegen\u00fcber Feld XVI an Ecke zu Feld XVII","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1360-1654079864.jpg;104-1360-1654079951.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1360-1654080132.ogg;104-1360-1654080132.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"50.58169","geolong":"8.69019","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"1361","ordering":"22","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Stempel","vorname":"Hermann","geburtsort":"","sterbeort":"","geburtsdatum":"","sterbedatum":"","berufkat":"20","beruf":"Gutsbesitzer","daten":"Die Familiengrabst\u00e4tte Hermann Stempel beeindruckt durch die k\u00fcnstlerische Gestaltung. Die sitzende Figur auf einem hohen Sockel wirkt durch ihre dynamische K\u00f6rperdrehung ausgesprochen lebhaft. Offenbar will die junge Frau einen Kranz werfen, den sie in der Hand h\u00e4lt. \r\n\u00dcber die Familie ist wenig bekannt. Auf der gro\u00dfz\u00fcgig angelegten Grabst\u00e4tte ist am Sockel nur Familie Hermann Stempel zu lesen, es gibt keine Lebensdaten, keine weiteren Namen. Hermann Stempel war bereits Rentier, als er um 1885 nach Gie\u00dfen kam. Sp\u00e4ter wird er im Adressbuch als Gutsbesitzer aufgef\u00fchrt. Von 1895 bis 1910 ist nur noch seine Witwe Anna geb. Fulda genannt. Sie wohnte in der Ostanlage 4, Hausbesitzer war der Fabrikant Georg Fulda, das hei\u00dft Anna Stempel war zu ihren Eltern zur\u00fcckgekehrt. \r\nDaf\u00fcr ist \u00fcber die Grabskulptur umso mehr zu berichten. Es ist eine Kopie von einer der Viktorien in der Walhalla bei Regensburg, die K\u00f6nig Ludwig I. von Bayern bei dem Berliner Bildhauer Christian Daniel Rauch in Auftrag gab. Eine Version der r\u00f6mischen Siegesg\u00f6ttinnen erfreute sich so gro\u00dfer Beliebtheit, dass sie in verschiedenen Gr\u00f6\u00dfen reproduziert wurde: klein in Porzellan, als Siegestroph\u00e4e und als Skulptur f\u00fcr Friedh\u00f6fe. Der Gie\u00dfener Viktoria fehlen allerdings die Fl\u00fcgel. Ob sie jemals angebracht waren, ist nicht bekannt.\r\nDer Bildhauer Christian Daniel Rauch wurde 1777 im nordhessischen Arolsen geboren. Er lernte bei verschiedenen Bildhauern, kam als Diener an den Hof der Preu\u00dfen-K\u00f6nigin Luise in Berlin. Dort wurde der Bildhauer Gottfried Schadow auf ihn aufmerksam und empfahl ihn f\u00fcr Auftr\u00e4ge. Rauch traf den Nerv der Zeit, sein Stil lag zwischen Ideal und Wirklichkeit. Er hatte eine gut organisierte Werkstatt in Berlin und bildete Mitarbeiter aus, so dass viele Sch\u00fcler seinen Stil fortsetzten. Seine Geburtsstadt Bad Arolsen ehrt ihn mit zwei Museen: sein Geburtshaus und ein Kunstmuseum seit 2002.","lage":"Ostmauer, gegen\u00fcber Feld XVI","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1361-1654081011.jpg;104-1361-1654081125.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1361-1654080887.ogg;104-1361-1654080887.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"50.581833","geolong":"8.690361","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"1362","ordering":"23","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Laspeyres","vorname":"\u00c9tienne","geburtsort":"Halle (Saale)","sterbeort":"Gie\u00dfen","geburtsdatum":"28.11.1834","sterbedatum":"4.8.1913","berufkat":"10","beruf":"National\u00f6konum, Statistiker","daten":"Der National\u00f6konom und Statistiker \u00c9tienne Laspeyres ist in Fachkreisen bekannt. Nach ihm ist der Laspeyres-Index benannt, mit dem bis heute die Preissteigerung eines definierten Warenkorbes errechnet wird. Der Index ist ein Ma\u00df f\u00fcr die Teuerung, mit dessen Hilfe die Inflationsh\u00f6he bestimmt wird, und bildet die Grundlage f\u00fcr die Berechnung vieler Aktienindizes, auch der DAX-Familie.\r\nLaspeyres hat in Gie\u00dfen fast 40 Jahre seines Lebens verbracht. Seine Vorfahren waren Hugenotten aus S\u00fcdfrankreich, die sich Ende des 17. Jahrhunderts in Berlin ansiedelten. Laspeyres studierte Rechts- und Kameralwissenschaften an mehreren deutschen Universit\u00e4ten. Er lehrte Staatswissenschaften zun\u00e4chst in Basel, Riga und Dorpat. Nach einem Jahr in Karlsruhe wechselte er 1874 an die Universit\u00e4t Gie\u00dfen. Hier gr\u00fcndete er das Staatswissenschaftliche Seminar und legte eine Bibliothek mit wertvollen Schriften an. \r\nDen nach ihm benannten Index hatte er bereits 1871 entdeckt und publiziert, es war eher ein Nebenprodukt seiner sonstigen Forschungen. Er arbeitete anwendungsorientiert, seine Vorschl\u00e4ge zur Ausbildung von Kaufleuten wurden sp\u00e4ter in den neu gegr\u00fcndeten Handelsschulen eingef\u00fchrt und bilden die Grundlage der Betriebswirtschaftslehre. In Gie\u00dfen sorgte er f\u00fcr Aufregung, als er Liebigs Theorie von der Bodenersch\u00f6pfung widersprach. Als Statistiker kritisierte er Liebigs Vergleiche von ungleichen Verh\u00e4ltnissen.\r\nDas gro\u00dfe Steinkreuz f\u00fcr Laspeyres ist auf dem Boden abgelegt. Sein Grab liegt in illustrer Nachbarschaft: die Professoren Spengel und Thaer sind in unmittelbarer N\u00e4he beigesetzt, die Gr\u00e4ber der Physiker Hanle und R\u00f6ntgen (Nr. 28) liegen nur ein paar Schritte entfernt.","lage":"Feld XIV, Nordseite, am Weg","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1362-1654081547.jpg;104-1362-1654081651.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1362-1654081820.ogg;104-1362-1654081820.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"50.58181","geolong":"8.68971","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"1363","ordering":"24","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Simon","vorname":"Friedrich","geburtsort":"Gettenau","sterbeort":"Gie\u00dfen","geburtsdatum":"25.3.1798","sterbedatum":"14.12.1881","berufkat":"3","beruf":"Pfarrer, Superintendent","daten":"Friedrich Simon wurde in einen oberhessischen Pfarrhaushalt geboren und studierte wie sein Vater Theologie an der Universit\u00e4t in Gie\u00dfen. Er stie\u00df zum Bund Germania, ein freiheitlich gesinnter Bund, der die damals \u00fcblichen studentischen Feiern und Paukereien ablehnte. Von Au\u00dfenstehenden wurden sie \u201aGie\u00dfener Schwarze\u2018 genannt, wie er in seinen Erinnerungen schreibt. Dazu geh\u00f6rten revolution\u00e4re K\u00f6pfe wie die Br\u00fcder Follen. Ein bestimmendes Ereignis dieser Zeit war die Teilnahme am Wartburgfest 1817, wo erstmals Presse-, Versammlungs- und Meinungsfreiheit gefordert wurden. \r\nNach bestandenem Examen arbeitete Simon zun\u00e4chst als Hauslehrer, wurde dann Pfarrer in Rodheim\/Horloff, stieg zum Dekan in Nidda auf und war ab 1837 bis zu seiner Pensionierung Superintendent der Provinz Oberhessen. Sein Lebensort wurde Gie\u00dfen. 1853 ernannte ihn die hiesige Universit\u00e4t zum Ehrendoktor der Theologie. 1872 wurde er Pr\u00e4lat der evangelischen Kirche, damit verbunden war ein Sitz im Landtag in Darmstadt. Bereits zwei Jahre sp\u00e4ter bat er um seine Pensionierung. Neben zahlreichen Ehrungen verlieh ihm die Stadt Gie\u00dfen am 22. November 1871 die Ehrenb\u00fcrgerrechte f\u00fcr 50 Jahre Seelsorge. Die Urkunde ist im Stadtarchiv erhalten. \r\n1821 heirateten Friedrich Simon und Luise geb. M\u00fclhause. Die beiden bekamen sieben Kinder, drei M\u00e4dchen und vier Jungen. Nach dem Tod der Mutter 1850 f\u00fchrte die j\u00fcngste Tochter Clara den Haushalt. Die Familie wohnte im alten Pfarrhaus neben dem Botanischen Garten, das ist heute beim Eingang Sonnenstra\u00dfe. Die einstige Burgkirche war abgerissen worden, nachdem 1821 die neue Stadtkirche am Kirchenplatz fertiggestellt war. Friedrich Simon hat 72-j\u00e4hrig die Erinnerungen an sein Leben aufgeschrieben und publiziert.\r\nSein Grab ist schlicht, nur der Sockel mit der Namensinschrift ist erhalten, das Kreuz dar\u00fcber verschwunden. Auf dem Boden liegt noch ein Namensstein f\u00fcr seine Tochter Clara. Nachfahren gaben 2021 die beiden Reformatoren-Bildnisse aus seinem Arbeitszimmer an das Oberhessische Museum.","lage":"Feld XIV, an S\u00fcd-West-Ecke","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1363-1654082335.jpg;104-1363-1654082401.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1363-1654082240.ogg;104-1363-1654082240.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"50.58147","geolong":"8.68863","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"1054","ordering":"25","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Schlagintweit","vorname":"Robert","geburtsort":"M\u00fcnchen","sterbeort":"Gie\u00dfen","geburtsdatum":"27.10.1833","sterbedatum":"6.6.1885","berufkat":"10","beruf":"Professor f\u00fcr Geographie","daten":"Der Grabstein aus wei\u00dfem Marmor erinnert an den Naturforscher Robert Schlagintweit, der als Professor f\u00fcr Geographie nach Gie\u00dfen gekommen war und hier starb. Die Stele mit dem barock geschwungenen Flachgiebel tr\u00e4gt eine schlichte Inschrift, die seitlich gerahmt wird von zwei gesenkten Fackeln. \r\nRobert Schlagintweit hatte mit seinen Br\u00fcdern Hermann und Adolph die allererste Himalaya-Expedition organisiert. Sie waren im Auftrag des preu\u00dfischen K\u00f6nigs und der britischen Ostindien-Kompanie unterwegs. Robert war erst 20 Jahre alt und frisch promoviert als er mit seinen Br\u00fcdern nach Indien und Nepal aufbrach. Sie dokumentierten die Himalaya-Regionen in all ihren Aspekten, legten Sammlungen an, fotografierten und zeichneten. Sie reisten mit zahlreichen Helfern und trennten sich zeitweilig. Auf einer solchen Sonderreise geriet Adolph zwischen die Kriegsfronten und wurde als vermeintlicher Spion gek\u00f6pft. \r\nHermann und Robert brachten riesige Mengen an Objekten mit nach Hause. Die wissenschaftliche Bearbeitung schafften sie allerdings nur zum Teil. Ein Grund war, dass Robert 1864 die erste Professur f\u00fcr Geographie der Universit\u00e4t Gie\u00dfen annahm. Dies geschah auf Wunsch des Gro\u00dfherzogs, war jedoch nicht mit entsprechender Finanzierung ausgestattet. Daher begab sich Robert Schlagintweit weiterhin auf Vortragsreisen, die ihn bis in die USA und nach Russland f\u00fchrten. Auch darin war er ein Pionier und erlangte gro\u00dfe Bekanntheit. \r\nIn der Gie\u00dfener Region war \u00fcber Jahrzehnte ein riesiges B\u00fcffelgeh\u00f6rn zu bestaunen, das die Schlagintweits mitgebracht hatten. Es stammte aus der Privatsammlung Hugo von Ritgens, der es an den Gleiberg-Verein gegeben hatte. Das Geh\u00f6rn wurde vor wenigen Jahren an das Museum des Alpenvereins in M\u00fcnchen gegeben, das einen Teil des Schlagintweit-Nachlasses h\u00fctet.","lage":"Abteilung XV, am \u00f6stlichen Weg, nahe S\u00fcderweiterung","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1054-1509890379.jpg;104-1054-1509890463.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1054-1509892774.ogg;104-1054-1509892774.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"50.58119","geolong":"8.68859","state":"1","hightlight":"1"},{"ID":"1055","ordering":"26","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Buchheim","vorname":"Rudolf","geburtsort":"Bautzen","sterbeort":"Gie\u00dfen","geburtsdatum":"1.3.1820","sterbedatum":"25.12.1879","berufkat":"5","beruf":"Professor f\u00fcr Pharmakologie","daten":"Die Grabst\u00e4tte f\u00fcr den Mediziner Rudolf Buchheim ist komplett erhalten, inklusive des kunstvollen Einfassungsgitters. Die aufgesockelte Pyramide aus wei\u00dfem Marmor wurde 2010 samt steinerner Einfassung und dem Gitter restauriert. Auftraggeber war die Buchheim-Gesellschaft mit Sitz in D\u00fcsseldorf. In der Stadt gibt es weitere Erinnerungsorte an den Begr\u00fcnder der experimentellen Pharmakologie. Die Universit\u00e4t hat das pharmakologische Institut nach ihm benannt und an seinem letzten Gie\u00dfener Wohnort in der Ludwigstra\u00dfe 12 h\u00e4ngt eine Gedenktafel. Dort war seine Wohnung samt Institut und Labor.\r\nZum Wintersemester 1867 trat Rudolf Buchheim 47-j\u00e4hrig seine Professur in Gie\u00dfen an. Obwohl es bereits zwei Vorg\u00e4nger im Fach gegeben hatte, war es noch nicht zur Gr\u00fcndung eines eigenen Instituts gekommen. Viele Professoren mussten damals ihre Forschungen zuhause machen, h\u00e4ufig hielten sie auch die Seminare und Pr\u00fcfungen dort ab. Genau wie an seinem vorherigen Arbeitsplatz in Dorpat leistete Buchheim auch in Gie\u00dfen Aufbauarbeit. Er brachte zudem die dritte Auflage seines Lehrbuchs f\u00fcr Arzneimittellehre heraus. Er starb nach einem Schlaganfall im Alter von 59 Jahren. \r\nDer Vorg\u00e4nger Buchheims, Philipp Ph\u00f6bus, ist nur wenige Gr\u00e4ber weiter links bestattet.","lage":"Abteilung XII, am \u00f6stlichen Weg","grabid":"","name2":"Buchheim, geb. Pescheck","vorname2":"Minna","geburtsort2":"Zittau","sterbeort2":"Gie\u00dfen","geburtsdatum2":"25.8.1821","sterbedatum2":"30.3.1883","beruf2":"Ehefrau","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1055-1509886729.jpg;104-1055-1509892855.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1055-1509893316.ogg;104-1055-1509893316.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"50.58141","geolong":"8.68769","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"1056","ordering":"27","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Buff","vorname":"Heinrich","geburtsort":"R\u00f6delheim bei Frankfurt\/M.","sterbeort":"Gie\u00dfen","geburtsdatum":"23.5.1805","sterbedatum":"24.12.1878","berufkat":"10","beruf":"Physiker und Chemiker","daten":"Heinrich Buff studierte Mathematik und Chemie. Seine Studien schloss er 1827 mit einer Promotion bei Justus Liebig in Gie\u00dfen ab. Die beiden waren seit dieser Zeit befreundet. 1834 ging Buff als Lehrer an die Gewerbeschule in Kassel. Von dort holte Liebig ihn 1838 zur\u00fcck an die Ludwigs-Universit\u00e4t, auf eine neu geschaffene Professur f\u00fcr Physik. Das von Buff zusammen mit den Kollegen Friedrich Zamminer und Hermann Kopp verfasste Lehrbuch der Physikalischen Chemie gilt als \u201eGr\u00fcndungsmanifest\u201c des Fachs.\r\nDas Grabmal f\u00fcr Heinrich Buff zeigt die im 19. Jahrhundert beliebte Form einer Pyramide. Sie steht auf einem mehrfach gestuften Sockel und ist aus schwarz poliertem Granit. Die Grabst\u00e4tte wurde 2005 im Auftrag der Nachfahren restauriert. Anlass war der 200. Geburtstag von Heinrich Buff. Die Universit\u00e4t Gie\u00dfen w\u00fcrdigte den Physiker mit einem Kolloquium, an Buffs langj\u00e4hrigem Wohnhaus in der Frankfurter Stra\u00dfe 10 wurde eine Gedenktafel angebracht. Seit 1975 gibt es in Gie\u00dfen bereits den Heinrich-Buff-Ring, dort befindet sich ein Teil der naturwissenschaftlichen Universit\u00e4tsinstitute.\r\nDas Grab von Buffs Kollegen Friedrich Zamminer befindet sich ebenfalls auf dem Alten Friedhof, neben der Grabst\u00e4tte von Ernst Dieffenbach. Nachfolger von Heinrich Buff wurde Wilhelm Konrad R\u00f6ntgen, dessen Grab sich unweit von Buff befindet. \r\nNoch ein literaturgeschichtlicher Hinweis: Heinrich Buff war der Neffe von Charlotte Buff, Tochter des Amtmanns Buff in Wetzlar. Der junge Johann Wolfgang Goethe verliebte sich in Charlotte, als er dort sein juristisches Praktikum am Reichskammergericht absolvierte. Die unerf\u00fcllte Liebe zu Charlotte und den sp\u00e4teren Selbstmord seines Freundes Jerusalem verschmolz er zu seinem ersten Roman \u201eDie Leiden des jungen Werther\u201c. Damit begann Goethes Ruhm als Autor.","lage":"Abteilung XII, am \u00f6stlichen Weg","grabid":"","name2":"Buff, geb. Moldenhauer","vorname2":"Johanna","geburtsort2":"","sterbeort2":"Gie\u00dfen","geburtsdatum2":"28.3.1827","sterbedatum2":"10.2.1906","beruf2":"Ehefrau","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1056-1509886843.jpg;104-1056-1509893418.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1056-1509893678.ogg;104-1056-1509893678.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"50.58160","geolong":"8.68768","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"1057","ordering":"28","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"R\u00f6ntgen","vorname":"Wilhelm Conrad","geburtsort":"Lennep, heute Remscheid","sterbeort":"M\u00fcnchen","geburtsdatum":"27.3.1845","sterbedatum":"10.2.1923","berufkat":"10","beruf":"Professor f\u00fcr Pysik","daten":"Wilhelm Conrad R\u00f6ntgen erhielt seine Schulbildung in Utrecht, der niederl\u00e4ndischen Heimatstadt seiner Mutter. Er promovierte in Z\u00fcrich in Experimentalphysik und habilitierte sich in Stra\u00dfburg. Als Professor f\u00fcr Physik trat er 1879 in Gie\u00dfen die Nachfolge von Heinrich Buff an. R\u00f6ntgen nutzte anfangs auch dessen Labor im Hinterhaus der Frankfurter Stra\u00dfe 10, konnte jedoch bald umziehen in das 1880 fertig gestellte Universit\u00e4tshauptgeb\u00e4ude an der Ludwigstra\u00dfe. Acht Jahre sp\u00e4ter ging er nach W\u00fcrzburg, wo er die X-Strahlen entdeckte. 1901 erhielt er daf\u00fcr den ersten Nobelpreis f\u00fcr Physik. Er spendete das Preisgeld und verzichtete auf die Patentanmeldung, damit seine Entdeckung f\u00fcr die Allgemeinheit genutzt werden konnte. Seine letzten Lehr- und Studienjahre verbrachte er in M\u00fcnchen, genau wie der ber\u00fchmte Justus Liebig vor ihm. \r\nDie Grabst\u00e4tte f\u00fcr den ber\u00fchmtesten Toten dieses Friedhofs wurde von ihm selbst erworben. Als Wilhelm Conrad R\u00f6ntgen in den 1880er Jahren als Professor f\u00fcr Physik an der Gie\u00dfener Universit\u00e4t t\u00e4tig war, wohnte er hier zusammen mit seinen Eltern, die beide in Gie\u00dfen starben. In seinem Testament legte er fest, dass auch er und seine Frau Berta in dieser Familiengrabst\u00e4tte beigesetzt werden sollten. Zur Beisetzung der Urne von R\u00f6ntgen am 10. November 1923 waren Wissenschaftskollegen aus ganz Deutschland angereist, die Grabrede ist erhalten. Sein Andenken wird in Gie\u00dfen in verschiedenen Namensgebungen bewahrt, am auff\u00e4lligsten durch das Denkmal im Theaterpark.\r\nDer Grabstein ist schlicht, wird von einem Metallkreuz gekr\u00f6nt und ist mit einer schwarz polierten Schrifttafel versehen. Die Grabst\u00e4tte wirkt dennoch hervorgehoben durch die relativ hohe Einfassungsmauer und die f\u00fcnf Stufen, die in der Mitte hinauff\u00fchren. Als Ehrengrab erh\u00e4lt es seit Jahrzehnten eine jahreszeitlich wechselnde Bepflanzung mit Blumen.","lage":"Abteilung XV, am n\u00f6rdlichen Weg","grabid":"","name2":"R\u00f6ntgen, geb. Ludwig","vorname2":"Berta","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"22.4.1839","sterbedatum2":"31.10.1919","beruf2":"Ehefrau","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1057-1509889534.jpg;104-1057-1509889860.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1057-1509893905.ogg;104-1057-1509893905.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"1","architekt":"","geolat":"50.58166","geolong":"8.68800","state":"1","hightlight":"1"},{"ID":"1058","ordering":"29","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"M\u00fcller-Leutert","vorname":"Hellmuth","geburtsort":"Gie\u00dfen","sterbeort":"Gie\u00dfen","geburtsdatum":"15.9.1892","sterbedatum":"5.12.1973","berufkat":"9","beruf":"Tabakfabrikant, Maler","daten":"Die Familiengrabst\u00e4tte M\u00fcller erinnert an eine weitere Tabakfabrikantenfamilie in Gie\u00dfen. Die Gestaltung ist f\u00fcr den Alten Friedhof typisch: ein aufwendig geschmiedetes Einfassungsgitter, an dem die Namenst\u00e4felchen der einzelnen Familienmitglieder angebracht sind. \r\nVorgestellt werden soll der letzte Tabakfabrikant dieser Familie, Hellmuth M\u00fcller. Er geh\u00f6rte zu der Generation M\u00e4nner, die in beiden Weltkriegen k\u00e4mpften und verwundet wurden. Vor dem Ersten Weltkrieg hatte er Medizin studiert, danach Landwirtschaft, allerdings nur kurz. Er widmete sich lieber dem Malstudium, zuerst am Frankfurter St\u00e4del, dann in einer M\u00fcnchener Malschule. In der Inflationszeit musste er zur\u00fcckkehren und seinen Vater bei der F\u00fchrung der Fabrik unterst\u00fctzen. Nach dessen Tod 1929 traf sich regelm\u00e4\u00dfig ein Kreis befreundeter K\u00fcnstler in seinem Haus in der Marburger Stra\u00dfe.\r\n1920 heiratete er Elsbeth Leutert, die Tochter von Dr. Ernst Leutert, Professor f\u00fcr Hals-Nasen-Ohren-Kunde an der Universit\u00e4tsklinik. Der Name ist in Gie\u00dfen bis heute pr\u00e4sent, da die 1910 erworbene Villa an der Ostanlage den Zweiten Weltkrieg unbeschadet \u00fcberstand. Die Villa Leutert wird heute als Standesamt genutzt. Das Familiengrab Leutert befindet sich auf dem Gie\u00dfener Friedhof am Rodtberg.\r\nDer Zweite Weltkrieg forderte auch vom Ehepaar M\u00fcller-Leutert Opfer: der einzige Sohn starb als Soldat, die Fabrik ging bei der Bombardierung Gie\u00dfens im Dezember 1944 in Flammen auf. Hellmuth M\u00fcller-Leutert verkaufte alles und lebte danach als freier Maler, so wie er es immer gewollt hatte. \r\nDer Stil von M\u00fcller-Leutert ist anfangs von der Neuen Sachlichkeit gepr\u00e4gt, integriert sp\u00e4ter Elemente des Expressionismus\u2019 und l\u00e4sst das Vorbild Max Beckmann sp\u00fcren. Im Sp\u00e4twerk malt er Farb-Raum-K\u00f6rper bis zur Abstraktion. Er hatte diverse Ausstellungen in Mittelhessen, auch im Rahmen des Oberhessischen K\u00fcnstlerbundes, den er 1943 mitgegr\u00fcndet hatte. Nach seinem Tod gab seine Witwe einen Gutteil seiner Gem\u00e4lde und Zeichnungen an das Oberhessische Museum Gie\u00dfen.","lage":"Abteilung XIV, s\u00fcdlicher Weg, gegen\u00fcber R\u00f6ntgen","grabid":"","name2":"M\u00fcller-Leutert","vorname2":"Elsbeth","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"30.8.1897","sterbedatum2":"3.4.1983","beruf2":"Ehefrau","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1058-1509888869.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1058-1509894120.ogg;104-1058-1509894120.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"50.58163","geolong":"8.68805","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"1059","ordering":"30","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Haas","vorname":"Georg","geburtsort":"N\u00fcrnberg","sterbeort":"Gie\u00dfen","geburtsdatum":"24.4.1886","sterbedatum":"9.12.1971","berufkat":"5","beruf":"Professor der Medizin","daten":"Georg Haas ist der Begr\u00fcnder der H\u00e4modialyse, der sogenannten Blutw\u00e4sche. Er hatte Medizin in M\u00fcnchen und Freiburg studiert und promovierte 1913 in Stra\u00dfburg. Direkt im Anschluss kam er an die Medizinische Klinik der Universit\u00e4t Gie\u00dfen und wurde auch im Lazarett eingesetzt. Seine Habilitation fand noch mitten im Ersten Weltkrieg statt. Er wurde im Sanit\u00e4tsdienst in Rum\u00e4nien eingesetzt. In den 1920er Jahren zum \u00c4rztlichen Direktor der Medizinischen Poliklinik ernannt, hatte er diese Position bis zu seiner Emeritierung 1954 inne. 1933 heiratete er Elisabeth J\u00f6ckel. \r\nDie Verdienste von Georg Haas sind vielf\u00e4ltig. Er hat in Gie\u00dfen die erste Sprechstunde f\u00fcr Diabetiker und die R\u00f6ntgen-Reihenuntersuchung eingef\u00fchrt. 1924 war er der weltweit Erste, der eine Blutw\u00e4sche bei einem Nierenkranken durchf\u00fchrte. Zuvor hatte er umfassende wissenschaftliche Vorbereitungen und Experimente an Hunden durchgef\u00fchrt. Hintergrund war seine Beobachtung im Krieg, dass Kriegsverwundete, die eine Nierenentz\u00fcndung bekamen, durch nichts gerettet werden konnten und starben. Die Blutw\u00e4sche wiederholte er in Gie\u00dfen noch zehn Mal, stellte diese Arbeit allerdings nach vier Jahren wieder ein. Warum ist nicht bekannt. Es gab nur eine Publikation dazu, daher geriet seine Pionierleistung in Vergessenheit. Andere ernteten den Ruhm. \r\nAuf der Familiengrabst\u00e4tte Adami-J\u00f6ckel, wo auch seine Frau Elisabeth J\u00f6ckel beigesetzt ist, f\u00e4llt die schlichte Steinplatte mit dem Namen von Georg Haas kaum auf. So bescheiden wie er im Leben war, so zur\u00fcckhaltend ist die Erinnerung am Grab.\r\nAn der Gie\u00dfener Universit\u00e4t wurde er erstmals 1999 mit einer Gedenktafel gew\u00fcrdigt. Sechs Jahre sp\u00e4ter wurde eine Stra\u00dfe nach ihm benannt. Beim 400-j\u00e4hrigen Universit\u00e4tsjubil\u00e4um 2007 erhielt er einen gro\u00dfen Katalogbeitrag. Und 2014 beging die Nephrologische Gesellschaft den 90. Jahrestag der Dialyse mit einer W\u00fcrdigung von Georg Haas.","lage":"Abteilung XIV, s\u00fcdlicher Weg, gegen\u00fcber R\u00f6ntgen","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1059-1509887964.jpg;104-1059-1654002318.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1059-1509894421.ogg;104-1059-1509894421.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"50.58170","geolong":"8.68797","state":"1","hightlight":"1"},{"ID":"1060","ordering":"31","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Weigand","vorname":"Karl","geburtsort":"Nieder-Florstadt, Wetterau","sterbeort":"Gie\u00dfen","geburtsdatum":"18.11.1804","sterbedatum":"30.6.1878","berufkat":"2","beruf":"Germanist, Gymnasialdirektor u. Universit\u00e4tsprofessor","daten":"Karl Weigand kam aus der Wetterau, der Region zwischen Gie\u00dfen und Frankfurt. Er studierte an der Gie\u00dfener Universit\u00e4t Theologie und wurde Lehrer am Gie\u00dfener Realgymnasium. Die Karriereleiter stieg Weigand kontinuierlich hinauf, bis er 1857 Rektor der Schule wurde. \r\nEr war auch der erste Professor f\u00fcr Germanistik an der Universit\u00e4t Gie\u00dfen. Dar\u00fcber kam er in Verbindung mit den Br\u00fcdern Jakob und Wilhelm Grimm und war von Anfang an ein wichtiger Mitarbeiter an dem mehrb\u00e4ndigen Werk des Deutschen W\u00f6rterbuchs. Weigand engagierte sich so stark, dass Zeitgenossen von der \u201eGie\u00dfener W\u00f6rterbuchzentrale\u201c sprachen. Nach dem Tod von Jakob Grimm \u00fcbernahm Weigand die weitere Herausgabe und schloss den Band zum Buchstaben F ab. Berufliche Verpflichtungen und Krankheiten lie\u00dfen weiteres nicht zu, wie sein Biograf J\u00fcrgen Wagner 2004 schreibt. \r\nRegional bekannt wurde Weigand mit seinem Buch zu Oberhessischen Ortsnamen, vor allem aber mit seinen Mundartgedichten.\r\nAn Weigands Gie\u00dfener Wohnhaus in der S\u00fcdanlage 21 befindet sich eine Gedenktafel. In seinem Geburtsort Florstadt wurde eine Schule nach ihm benannt.\r\nDas Grabmal f\u00fcr Karl Weigand ist denkbar schlicht. Die Sandsteinstele wurde zwischenzeitlich restauriert, dabei entfernte man offenbar alle Verzierungen. Au\u00dferdem ist sein Name dort falsch mit y geschrieben und der Vorname seiner Ehefrau in Helene verwandelt worden. Tats\u00e4chlich hie\u00df sie Rosine, geborene von Horix aus N\u00fcrnberg.","lage":"Abteilung XIV, westlicher Weg","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1060-1509890977.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1060-1509894573.ogg;104-1060-1509894573.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"50.58176","geolong":"8.68783","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"1061","ordering":"32","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Edward, geb. Geilfus","vorname":"Georg","geburtsort":"Gie\u00dfen","sterbeort":"Gie\u00dfen","geburtsdatum":"13.12.1869","sterbedatum":"16.7.1969","berufkat":"2","beruf":"Schriftsteller","daten":"Die Familiengrabst\u00e4tte Geilfus-Wagner ist schlicht, nichts weist auf besondere Leistungen der hier Beigesetzten hin. Zwei Personen sind auf einem Grabstein genannt: Georg Edward und Auguste Wagner. Das waren Onkel und Nichte. Die beiden wohnten zuletzt zusammen in der Eckvilla an der Nordanlage, am Abzweig zur Konrad-Adenauer-Br\u00fccke \u00fcber die Lahn.\r\nGeorg Edward hie\u00df eigentlich Geilfus mit Nachnamen. Den K\u00fcnstlernamen Georg Edward legte er sich in seiner Zeit in Nord-Amerika zu. Er stammte aus einer Gie\u00dfener Kaufmannsfamilie, wollte das v\u00e4terliche Gesch\u00e4ft aber nicht \u00fcbernehmen. Er absolvierte auch kein Studium, sondern betrieb seine literaturwissenschaftlichen Studien als Autodidakt. Im Mai 1893 verlie\u00df er Europa, um Verwandte in Chicago zu besuchen. Er blieb 30 Jahre. Er verfasste ungez\u00e4hlte Korrespondentenberichte f\u00fcr deutsche Zeitungen, schrieb weiter an eigenen Gedichten und Balladen. 1900 wurde er Gastprofessor an der Universit\u00e4t Evanston in Illinois, lehrte dort deutsche Literatur. Er hielt brieflichen Kontakt zur Heimat, machte auch einige Besuchsreisen, doch erst 1933 kehrte Edward nach Gie\u00dfen zur\u00fcck. Hier beobachtete er die politische Entwicklung sehr genau, unterhielt sich dar\u00fcber mit Freunden und schrieb in sein Tagebuch. Und das ist f\u00fcr Gie\u00dfen ein gro\u00dfer Gl\u00fccksfall: dieses \u00fcber 70 Jahre gef\u00fchrte Tagebuch ist erhalten und gew\u00e4hrt Einblicke in die Befindlichkeiten der Menschen. Georg Edward wurde fast 100 Jahre alt.\r\nAugustes Vater Franz Wagner starb fr\u00fch, die Mutter zog zu ihrer Familie zur\u00fcck, sie war eine Schwester von Georg Geilfus. Auguste \u201eGutti\u201c Wagner war eine der fr\u00fchen Studentinnen an der Universit\u00e4t Gie\u00dfen, sie w\u00e4hlte das Fach Volkswirtschaft. Sie arbeitete in einer Bank, als Gutsverwalterin und in diversen Firmen. Sie hatte viele j\u00fcdische Freunde, denen sie auch in der NS-Zeit beistand. Da sie recht offen gegen Hitler polemisierte und das Ende des Krieges vorhersagte, wurde sie 1944 wegen \u201eWehrkraftzersetzung\u201c inhaftiert. 1986 erhielt sie f\u00fcr ihre Zivilcourage die Hedwig-Burgheim-Medaille der Stadt Gie\u00dfen.","lage":"Abteilung XIV, westlicher Weg","grabid":"","name2":"Wagner","vorname2":"Auguste","geburtsort2":"Heusenstamm, Offenbach","sterbeort2":"Gie\u00dfen","geburtsdatum2":"14.4.1900","sterbedatum2":"7.5.1987","beruf2":"Volkswirtin, Steuerfachfrau","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1061-1509887470.jpg;104-1061-1509887571.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1061-1509894816.ogg;104-1061-1509894816.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"50.58207","geolong":"8.68806","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"1062","ordering":"33","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Denkm\u00e4ler f\u00fcr die im Lazarett verstorbenen Soldaten des Deutsch-Franz\u00f6sischen Krieges 1870\/71","vorname":"","geburtsort":"","sterbeort":"","geburtsdatum":"","sterbedatum":"","berufkat":"20","beruf":"","daten":"Gie\u00dfen war Festungsstadt. Die Gr\u00fcndung 1150 diente zur Sicherung der Furt \u00fcber die Lahn. 1350 gilt als Jahr der Befestigung des mittelalterlichen Gie\u00dfen mit einer Stadtmauer. Schlie\u00dflich lie\u00df Landgraf Philipp von Hessen ab 1530 die Stadt erweitern und einen m\u00e4chtigen Festungswall errichten. In dieser Zeit wurde auch der Friedhof au\u00dferhalb der Stadt angelegt. \r\nSoldaten gab es hier sp\u00e4testens seit dem 16. Jahrhundert. Es gab Truppendurchz\u00fcge und Besetzungen, vor allem zur Zeit der Franzosenkriege Ende des 18. Jahrhunderts. Soldaten mussten untergebracht und verpflegt werden, im Kriegsfall Lazarette zur Versorgung der Verwundeten eingerichtet werden. Alltagsleben war dann f\u00fcr die Bev\u00f6lkerung nicht mehr m\u00f6glich. Die Soldaten brachten zudem Infektionskrankheiten mit, die sich ausbreiteten. Viele Menschen starben, Milit\u00e4rs und Zivilisten.\r\nAuf dem Alten Friedhof Gie\u00dfen zeugen zahlreiche Inschriften auf privaten Grabdenkm\u00e4lern von Kriegstoten. Es gibt auch zwei \u00f6ffentliche Denkm\u00e4ler f\u00fcr die im Lazarett verstorbenen Soldaten des Deutsch-Franz\u00f6sischen Krieges 1870\/71. Das linke Denkmal, ein hoch aufragender Obelisk, lie\u00df die Stadt Gie\u00dfen f\u00fcr die deutschen Soldaten errichten. Das ist rundum auf den Sockelfl\u00e4chen zu lesen. Etwa in Augenh\u00f6he sind am Obelisk soldatische Ehrenzeichen dargestellt wie Helm, Schwert, Orden und Lorbeerkranz. Das rechte Denkmal, ein hohes Kruzifix, lie\u00dfen die franz\u00f6sischen Gefangenen f\u00fcr ihre Kameraden errichten. Auch das ist am Sockel eingemei\u00dfelt, in franz\u00f6sischer Sprache.\r\nAuf den dahinterliegenden Grabfeldern standen schlichte Holzkreuze mit Namen der Soldaten. Daran erinnert allerdings nur noch ein historisches Foto aus dem Stadtarchiv Gie\u00dfen. Diese Felder wurden komplett eingeebnet, heute ist dort nur noch Wiese zu sehen.","lage":"Abteilung X","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1062-1509886960.jpg;104-1062-1509887050.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1062-1509894993.ogg;104-1062-1509894993.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"50.58263","geolong":"8.68835","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"1063","ordering":"34","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"J\u00fcdischer Friedhof","vorname":"","geburtsort":"","sterbeort":"","geburtsdatum":"","sterbedatum":"","berufkat":"20","beruf":"","daten":"Bis 1836 beerdigten Juden aus Gie\u00dfen und Umgebung ihre Toten in Gro\u00dfen-Linden, einem Dorf s\u00fcdlich von Gie\u00dfen. Mit der zunehmenden Verst\u00e4dterung zogen auch die j\u00fcdischen H\u00e4ndler in die Stadt. Zur Beerdigung ihrer Toten kaufte der Vorstand der Israelitischen Gemeinde ein St\u00fcck Land von der Stadt Gie\u00dfen. Es liegt entlang des Gr\u00fcnstreifens an der Licher Stra\u00dfe. Das Eingangstor von der Stra\u00dfenseite existiert noch, doch wird es nicht mehr benutzt. Der Zugang ist innerhalb des Friedhofs \u00fcber den in West-Ost-Richtung verlaufenden Weg ungehindert m\u00f6glich.\r\nIn den ersten zwei Quadranten des J\u00fcdischen Gr\u00e4berfelds wurde in der Reihenfolge des Todes bestattet, so wie es vorgeschrieben ist. In der zweiten H\u00e4lfte des 19. Jahrhunderts wich man davon allm\u00e4hlich ab und reservierte Grabfl\u00e4chen f\u00fcr Ehepaare und Familien. Das gilt als Zeichen der zunehmenden Assimilierung der deutschen Juden. Zwei Grabsteine f\u00fcr Ehepaare stehen direkt am Durchgangsweg. Links ein gro\u00dfes, im Jugendstil gestaltetes f\u00fcr die Zigarrenfabrikanten Siegmund und Ottilie Bock, rechts f\u00fcr das Holzh\u00e4ndlerehepaar Katzenstein. Aus beiden Familien gingen wichtige Pers\u00f6nlichkeiten hervor: Alfred Bock wurde als Schriftsteller der Heimat bekannt, sein Bruder Gustav Bock als Kunstsammler in Berlin. Simon Katzenstein war einer der ersten SPD-Reichstagsabgeordneten und seine Schwester Henriette, verheiratete F\u00fcrth, wurde zu einer wichtigen Aktivistin der Frauenbewegung in Frankfurt. \r\nGem\u00e4\u00df der j\u00fcdischen Religionsvorschrift sollen Friedh\u00f6fe abgegrenzt sein vom Bereich der Lebenden. Dies war auf diesem Friedhof von Anfang an etwas aufgelockert. Es ist schon ungew\u00f6hnlich, dass er in direkter Nachbarschaft zum christlichen Friedhof angelegt wurde. Als Abgrenzung nach S\u00fcden diente der nat\u00fcrliche Abhang. Die Abgrenzung nach Westen ist nicht \u00fcberliefert. Nach Osten d\u00fcrfte es zun\u00e4chst eine Mauer gewesen sein, denn dort war die Au\u00dfenseite des Friedhofs. Die Fl\u00e4chen dahinter wurden erst in den Jahren 1870\/71 erschlossen, um die im Lazarett verstorbenen Soldaten des Deutsch-Franz\u00f6sischen Krieges zu bestatten.","lage":"Abteilung VII","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1063-1509888350.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1063-1509895474.ogg;104-1063-1509895474.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"50.58268","geolong":"8.68779","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"1064","ordering":"35","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Levi","vorname":"Benedict","geburtsort":"Worms","sterbeort":"Gie\u00dfen","geburtsdatum":"14.10.1806","sterbedatum":"4.5.1899","berufkat":"3","beruf":"Rabbiner","daten":"Der Grabstein von Rabbiner Benedict Levi steht inmitten der engen Gr\u00e4berreihen. Er \u00e4hnelt einem hoch aufragenden Obelisken, der schwarz polierte Granit hat eine wei\u00dfe Inschrift: Hier ruht Dr. Benedict Levi, Gro\u00dfherzoglicher Provinzial-Rabbiner. Neben den Lebensdaten ist in der Sockelzone noch zu lesen: Dieses Denkmal widmen in dankbarer Erinnerung die Religions-Gemeinden der Provinz Oberhessen.\r\nLevi stammte aus einer Rabbiner-Familie in Worms. Er geh\u00f6rte zu der Generation von Rabbinern, die nicht nur den Talmud studiert, sondern auch ein Studium an einer christlichen Universit\u00e4t durchlaufen hatten; in der Regel das Fach Orientalistik. Benedict Levi wurde 1828 an der Universit\u00e4t Gie\u00dfen zum Dr. phil. promoviert. Im Jahr darauf wurde er zum Rabbiner f\u00fcr Oberhessen berufen und erf\u00fcllte dieses Amt \u00fcber 67 Jahre bis zu seinem Tod. Seine beiden Ehefrauen starben jung.\r\nEr wirkte als Mittler zwischen Juden und Christen, zwischen der j\u00fcdischen Orthodoxie und den liberal gesinnten Juden. Unter seiner Leitung wurde der neue Friedhof angelegt und die neue Synagoge an der S\u00fcdanlage erbaut. Er sorgte f\u00fcr die Anschaffung einer Synagogen-Orgel und f\u00f6rderte den Synagogen-Chor. An seinem 50. Geburtstag wurde er von s\u00e4mtlichen Gremien aus Stadt und Region hoch geehrt. Anl\u00e4sslich seines 50-j\u00e4hrigen Doktorjubil\u00e4ums schenkte er der Universit\u00e4tsbibliothek seine Sammlung mit talmudischen und rabbinischen Schriften.\r\nSeine Musikalit\u00e4t vererbte sich auf seinen Sohn Hermann Levi, der Musik und Komposition studierte und als Dirigent gro\u00dfe Karriere machte. Ungew\u00f6hnlich ist seine Freundschaft mit dem Komponisten Richard Wagner, der als Antisemit bekannt war und auch mehrfach versuchte, Levi zur Abkehr vom Judentum zu bewegen. Das gemeinsame Interesse war die Musik. Levi dirigierte u.a. die Urauff\u00fchrung von Wagners \u201eParsifal\u201c in Bayreuth. Die Stadt Gie\u00dfen ehrt den Dirigenten mit einem Bronzekopf im Theaterpark in der Reihe Gie\u00dfener K\u00f6pfe und mit der Namensgebung des Konzertsaals im neuen Rathaus.","lage":"Abteilung VII","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1064-1509888648.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1064-1509895974.ogg;104-1064-1509895974.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"50.58290","geolong":"8.68737","state":"1","hightlight":"1"},{"ID":"1065","ordering":"36","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Heyer","vorname":"Gustav","geburtsort":"Gie\u00dfen","sterbeort":"F\u00fcrstenfeldbruck","geburtsdatum":"11.3.1826","sterbedatum":"10.7.1883","berufkat":"10","beruf":"Forstwissenschaftler","daten":"Das Grabdenkmal aus wei\u00dfem Marmor wurde f\u00fcr den Forstwissenschaftler Gustav Heyer errichtet. Es tr\u00e4gt die Inschrift: Gewidmet von dankbaren Sch\u00fclern und Verehrern. Die sorgsam ausgef\u00fchrte, vollplastische Portr\u00e4tb\u00fcste hat das Aussehen des Professors sehr genau getroffen, berichteten Zeitgenossen. Die B\u00fcste steht in einer Rundbogennische, gerahmt von einer \u00c4dikula. Das ist die typische Rahmung der Antike, bei der zwei S\u00e4ulen einen Dreiecksgiebel tragen.\r\nEs handelt sich in diesem Fall nicht um das Grab des Wissenschaftlers. Der Friedhof in M\u00fcnchen, auf dem Heyer bestattet war, wurde abger\u00e4umt und das Grabdenkmal seiner Geburtsstadt Gie\u00dfen zur w\u00fcrdigen Aufbewahrung angeboten. Im November 1912 wurde es angeliefert. Es stand zun\u00e4chst au\u00dferhalb des Friedhofs, in der Gr\u00fcnanlage zwischen Nordmauer und Licher Stra\u00dfe. Da es dort dem Vandalismus ausgesetzt war, wurde es Ende der 1970er Jahre innerhalb der Friedhofsmauern aufgestellt. \r\nGustav Heyer studierte Forstwissenschaft an der Universit\u00e4t in Gie\u00dfen. Nach seiner Habilitation erhielt er ehrenvolle Rufe, auch ins Ausland. Erst 1868 nahm er die Professur an die Preu\u00dfische Forstakademie in Hannoversch M\u00fcnden an, wechselte 1878 nach M\u00fcnchen, wo ihm noch f\u00fcnf Jahre der Lehre blieben, bevor er unerwartet starb. Seine Schriften zur Waldwirtschaft pr\u00e4gten nachfolgende Forstgenerationen.\r\nAuch sein Vater Carl Heyer war Forstwissenschaftler an der Gie\u00dfener Universit\u00e4t, dieser z\u00e4hlt heute zu den \u201eforstlichen Klassikern\u201c. Carl Heyer ist auf dem Alten Friedhof bestattet und erhielt hier nur eine schlichte Namenstafel. Aber die Stadt Gie\u00dfen errichtete ihm ein Denkmal an der damals neu angelegten Nordanlage. Carl Heyer kam aus einer Darmst\u00e4dter F\u00f6rsterfamilie und behielt diese Berufspraxis bei. Ihm ist die Wiederaufforstung des Gie\u00dfener Stadtwalds in den 1820er Jahren zu verdanken.","lage":"Abteilung IV, nahe Nordmauer","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1065-1509888125.jpg;104-1065-1509897067.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1065-1509896388.ogg;104-1065-1509896388.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"Bildhauer: Thomas Dennerlein, M\u00fcnchen","geolat":"50.58302","geolong":"8.68662","state":"1","hightlight":"0"}],"graveGroups":{"1":{"grouptitle":"Architekten","graves":[{"ID":"1049","ordering":"11","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Ritgen","vorname":"Hugo von","geburtsort":"Stadtberge, Westfalen","sterbeort":"Gie\u00dfen","geburtsdatum":"3.3.1811","sterbedatum":"31.7.1889","berufkat":"1","beruf":"Professor f\u00fcr Baukunst","daten":"Hugo von Ritgen studierte Bildende Kunst, Baukunst und Mathematik in Darmstadt. Er habilitierte sich an der Universit\u00e4t Gie\u00dfen. Seine ersten Lehrauftr\u00e4ge betrafen Mathematik und akademisches Zeichnen. 1843 erhielt er die ordentliche Professur f\u00fcr Baukunst. Sein erster Auftrag als Architekt war 1835 die Leichenhalle auf diesem Friedhof. Der prachtvolle klassizistische Bau wurde durch Bomben im Zweiten Weltkrieg zerst\u00f6rt. Ritgen war 40 Jahre lang zust\u00e4ndig f\u00fcr die Restaurierung der Wartburg und gilt als einer der ersten Denkmalpfleger Deutschlands. Diese Aufgabe erf\u00fcllte er auch in Gie\u00dfen, etwa bei der Kapelle auf diesem Friedhof. Auch die Burgruinen des Gie\u00dfener Umlands wurden nach seinen Pl\u00e4nen restauriert. Er wird geehrt mit einem Bronzekopf im Theaterpark, in der Reihe Gie\u00dfener K\u00f6pfe.\r\nDas freistehende Pfeilergrab f\u00fcr Hugo von Ritgen f\u00e4llt von weitem auf. Auf der Vorderseite sind ein Portr\u00e4t-Tondo und eine Inschriftentafel aus wei\u00dfem Marmor in den Sandstein eingelassen. Beide sind gerahmt von einem romanischen Rundbogen auf S\u00e4ulen. Es ist ein Werk des Bildhauers Friedrich K\u00fcsthardt, der langj\u00e4hriger Mitarbeiter Hugo von Ritgens war. Auf dem Alten Friedhof Gie\u00dfen arbeiteten beide zusammen am Grabmal f\u00fcr Georg Gail. \r\nVom Portr\u00e4t-Tondo am Grabmal Ritgen wurde 2004 eine Kopie gefertigt, die im Foyer des nach Hugo-von-Ritgen benannten Geb\u00e4udes an der S\u00fcdanlage h\u00e4ngt. Das einstige Gymnasium wird heute von der Abteilung Architektur der Technischen Hochschule Mittelhessen genutzt, die sich damit in die lokale Tradition der Architekturlehre stellt.\r\nNeben Ritgens Grabmal befindet sich eine Reihe unauff\u00e4lliger Grabsteine, die f\u00fcr seine Eltern und Nachfahren stehen. Dem Vater war vom hessischen Gro\u00dfherzog der erbliche Adelstitel verliehen worden. Der Mediziner August Ritgen kam 1814 aus dem katholischen Westfalen an die lutherisch gepr\u00e4gte Universit\u00e4t Gie\u00dfen, um die Leitung der neu erbauten Entbindungsanstalt zu \u00fcbernehmen. Auch er betrat wissenschaftliches Neuland und kann als einer der ersten Forensiker bezeichnet werden, was damals \u201eMedizinische Polizei\u201c hie\u00df.","lage":"Abteilung VI, \u00f6stlicher Weg, vom G\u00e4rtnerhaus zur S\u00fcdmauer","grabid":"","name2":"Ritgen","vorname2":"Ferdinand A.M. August von","geburtsort2":"Wulfen, Westfalen","sterbeort2":"Gie\u00dfen","geburtsdatum2":"11.10.1787","sterbedatum2":"14.4.1867","beruf2":"Mediziner, Direktor Entbindungsklinik Gie\u00dfen","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1049-1509889118.jpg;104-1049-1509889279.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1049-1509891834.ogg;104-1049-1509891834.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"Bildhauer: Friedrich K\u00fcsthardt, Gie\u00dfen \/ Hildesheim","geolat":"50.58181","geolong":"8.68602","state":"1","hightlight":"1"}]},"2":{"grouptitle":"Dichter + Denker","graves":[{"ID":"1046","ordering":"5","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Rumpf","vorname":"Friedrich Karl","geburtsort":"Oberrosbach","sterbeort":"Gie\u00dfen","geburtsdatum":"16.10.1772","sterbedatum":"9.10.1824","berufkat":"2","beruf":"P\u00e4dagoge, Schulrektor","daten":"An den P\u00e4dagogen und Schulrektor Friedrich Karl Rumpf erinnert in Wort und Bild ein hoch aufragendes Grabdenkmal des Klassizismus. Die lateinische Inschrift auf Vorder- und R\u00fcckseite w\u00fcrdigt die Aufgaben des \u201ePraeceptor discipuli\u201c, der als Doktor der Philosophie und Theologie 25 Jahre am Gie\u00dfener Gymnasium und an der Universit\u00e4t unterrichtete. Die Erinnerungsliteratur berichtet auch von Rumpfs gro\u00dfem Verdienst als Vermittler zwischen aufr\u00fchrerischen Studenten und der B\u00fcrgerschaft. \r\nDas Grabdenkmal weist einen gro\u00dfen Reichtum an Symbolen auf. Auf der Vorderseite ist ein junger Mann mit Fl\u00fcgeln dargestellt, der leicht vorgebeugt stehend eine verl\u00f6schende Fackel in der Hand h\u00e4lt. Diese Figur kommt aus der antiken Mythologie, es ist der G\u00f6tterbote Thanatos, der den Menschen die Todesbotschaft \u00fcberbringt. Die Mohnkapseln stehen in der Antike f\u00fcr tiefen Schlaf, da aus Mohn Opium hergestellt wird. Im Christentum wurden die Mohnsamen als Wort Gottes interpretiert, das sich \u00fcber die Welt verstreut. Auf dem von Efeu \u00fcberwucherten Felsen steht eine Urne, was den Verstorbenen als fortschrittlichen Denker ausweist. Denn erst seit der Aufkl\u00e4rung wird Kremation, also das Verbrennen von Leichen, nicht mehr als heidnisch abgetan, sondern als hygienische Ma\u00dfnahme betrachtet. \u00dcber der Urne fliegt ein Falter davon. Auch das ist ein Symbol der Antike, der Schmetterling steht f\u00fcr die davonfliegende Seele. Im Griechischen hei\u00dft Schmetterling Psych\u00e9. Auf der R\u00fcckseite des Grabsteins ist eine Lyra mit Trauerschleier und Eibenkranz dekoriert, davor liegen B\u00fccher und ein Lorbeerzweig. Dies alles sind Verweise auf die Gelehrsamkeit des Verstorbenen und auf ein zu Ende gegangenes Leben. \r\nDen Grabstein schuf Johann Baptist Scholl der \u00c4ltere, Hofbildhauer in Darmstadt und Mitarbeiter des ber\u00fchmten Baumeisters Georg Moller, der ebenfalls in Gie\u00dfen t\u00e4tig war. Von Scholl gibt es noch vier weitere Grabsteine auf dem Alten Friedhof. Auch sein Sohn Johann Baptist Scholl der J\u00fcngere hat steinerne Spuren hinterlassen.","lage":"Abteilung I, bei der Kapelle, Nordwestecke","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1046-1509724638.jpg;104-1046-1509724775.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1046-1509725126.ogg;104-1046-1509725126.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"Bildhauer: Johann Baptist Scholl d. \u00c4., Darmstadt","geolat":"50.58330","geolong":"8.68536","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"1060","ordering":"31","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Weigand","vorname":"Karl","geburtsort":"Nieder-Florstadt, Wetterau","sterbeort":"Gie\u00dfen","geburtsdatum":"18.11.1804","sterbedatum":"30.6.1878","berufkat":"2","beruf":"Germanist, Gymnasialdirektor u. Universit\u00e4tsprofessor","daten":"Karl Weigand kam aus der Wetterau, der Region zwischen Gie\u00dfen und Frankfurt. Er studierte an der Gie\u00dfener Universit\u00e4t Theologie und wurde Lehrer am Gie\u00dfener Realgymnasium. Die Karriereleiter stieg Weigand kontinuierlich hinauf, bis er 1857 Rektor der Schule wurde. \r\nEr war auch der erste Professor f\u00fcr Germanistik an der Universit\u00e4t Gie\u00dfen. Dar\u00fcber kam er in Verbindung mit den Br\u00fcdern Jakob und Wilhelm Grimm und war von Anfang an ein wichtiger Mitarbeiter an dem mehrb\u00e4ndigen Werk des Deutschen W\u00f6rterbuchs. Weigand engagierte sich so stark, dass Zeitgenossen von der \u201eGie\u00dfener W\u00f6rterbuchzentrale\u201c sprachen. Nach dem Tod von Jakob Grimm \u00fcbernahm Weigand die weitere Herausgabe und schloss den Band zum Buchstaben F ab. Berufliche Verpflichtungen und Krankheiten lie\u00dfen weiteres nicht zu, wie sein Biograf J\u00fcrgen Wagner 2004 schreibt. \r\nRegional bekannt wurde Weigand mit seinem Buch zu Oberhessischen Ortsnamen, vor allem aber mit seinen Mundartgedichten.\r\nAn Weigands Gie\u00dfener Wohnhaus in der S\u00fcdanlage 21 befindet sich eine Gedenktafel. In seinem Geburtsort Florstadt wurde eine Schule nach ihm benannt.\r\nDas Grabmal f\u00fcr Karl Weigand ist denkbar schlicht. Die Sandsteinstele wurde zwischenzeitlich restauriert, dabei entfernte man offenbar alle Verzierungen. Au\u00dferdem ist sein Name dort falsch mit y geschrieben und der Vorname seiner Ehefrau in Helene verwandelt worden. Tats\u00e4chlich hie\u00df sie Rosine, geborene von Horix aus N\u00fcrnberg.","lage":"Abteilung XIV, westlicher Weg","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1060-1509890977.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1060-1509894573.ogg;104-1060-1509894573.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"50.58176","geolong":"8.68783","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"1061","ordering":"32","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Edward, geb. Geilfus","vorname":"Georg","geburtsort":"Gie\u00dfen","sterbeort":"Gie\u00dfen","geburtsdatum":"13.12.1869","sterbedatum":"16.7.1969","berufkat":"2","beruf":"Schriftsteller","daten":"Die Familiengrabst\u00e4tte Geilfus-Wagner ist schlicht, nichts weist auf besondere Leistungen der hier Beigesetzten hin. Zwei Personen sind auf einem Grabstein genannt: Georg Edward und Auguste Wagner. Das waren Onkel und Nichte. Die beiden wohnten zuletzt zusammen in der Eckvilla an der Nordanlage, am Abzweig zur Konrad-Adenauer-Br\u00fccke \u00fcber die Lahn.\r\nGeorg Edward hie\u00df eigentlich Geilfus mit Nachnamen. Den K\u00fcnstlernamen Georg Edward legte er sich in seiner Zeit in Nord-Amerika zu. Er stammte aus einer Gie\u00dfener Kaufmannsfamilie, wollte das v\u00e4terliche Gesch\u00e4ft aber nicht \u00fcbernehmen. Er absolvierte auch kein Studium, sondern betrieb seine literaturwissenschaftlichen Studien als Autodidakt. Im Mai 1893 verlie\u00df er Europa, um Verwandte in Chicago zu besuchen. Er blieb 30 Jahre. Er verfasste ungez\u00e4hlte Korrespondentenberichte f\u00fcr deutsche Zeitungen, schrieb weiter an eigenen Gedichten und Balladen. 1900 wurde er Gastprofessor an der Universit\u00e4t Evanston in Illinois, lehrte dort deutsche Literatur. Er hielt brieflichen Kontakt zur Heimat, machte auch einige Besuchsreisen, doch erst 1933 kehrte Edward nach Gie\u00dfen zur\u00fcck. Hier beobachtete er die politische Entwicklung sehr genau, unterhielt sich dar\u00fcber mit Freunden und schrieb in sein Tagebuch. Und das ist f\u00fcr Gie\u00dfen ein gro\u00dfer Gl\u00fccksfall: dieses \u00fcber 70 Jahre gef\u00fchrte Tagebuch ist erhalten und gew\u00e4hrt Einblicke in die Befindlichkeiten der Menschen. Georg Edward wurde fast 100 Jahre alt.\r\nAugustes Vater Franz Wagner starb fr\u00fch, die Mutter zog zu ihrer Familie zur\u00fcck, sie war eine Schwester von Georg Geilfus. Auguste \u201eGutti\u201c Wagner war eine der fr\u00fchen Studentinnen an der Universit\u00e4t Gie\u00dfen, sie w\u00e4hlte das Fach Volkswirtschaft. Sie arbeitete in einer Bank, als Gutsverwalterin und in diversen Firmen. Sie hatte viele j\u00fcdische Freunde, denen sie auch in der NS-Zeit beistand. Da sie recht offen gegen Hitler polemisierte und das Ende des Krieges vorhersagte, wurde sie 1944 wegen \u201eWehrkraftzersetzung\u201c inhaftiert. 1986 erhielt sie f\u00fcr ihre Zivilcourage die Hedwig-Burgheim-Medaille der Stadt Gie\u00dfen.","lage":"Abteilung XIV, westlicher Weg","grabid":"","name2":"Wagner","vorname2":"Auguste","geburtsort2":"Heusenstamm, Offenbach","sterbeort2":"Gie\u00dfen","geburtsdatum2":"14.4.1900","sterbedatum2":"7.5.1987","beruf2":"Volkswirtin, Steuerfachfrau","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1061-1509887470.jpg;104-1061-1509887571.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1061-1509894816.ogg;104-1061-1509894816.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"50.58207","geolong":"8.68806","state":"1","hightlight":"0"}]},"3":{"grouptitle":"Geistliche","graves":[{"ID":"1363","ordering":"24","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Simon","vorname":"Friedrich","geburtsort":"Gettenau","sterbeort":"Gie\u00dfen","geburtsdatum":"25.3.1798","sterbedatum":"14.12.1881","berufkat":"3","beruf":"Pfarrer, Superintendent","daten":"Friedrich Simon wurde in einen oberhessischen Pfarrhaushalt geboren und studierte wie sein Vater Theologie an der Universit\u00e4t in Gie\u00dfen. Er stie\u00df zum Bund Germania, ein freiheitlich gesinnter Bund, der die damals \u00fcblichen studentischen Feiern und Paukereien ablehnte. Von Au\u00dfenstehenden wurden sie \u201aGie\u00dfener Schwarze\u2018 genannt, wie er in seinen Erinnerungen schreibt. Dazu geh\u00f6rten revolution\u00e4re K\u00f6pfe wie die Br\u00fcder Follen. Ein bestimmendes Ereignis dieser Zeit war die Teilnahme am Wartburgfest 1817, wo erstmals Presse-, Versammlungs- und Meinungsfreiheit gefordert wurden. \r\nNach bestandenem Examen arbeitete Simon zun\u00e4chst als Hauslehrer, wurde dann Pfarrer in Rodheim\/Horloff, stieg zum Dekan in Nidda auf und war ab 1837 bis zu seiner Pensionierung Superintendent der Provinz Oberhessen. Sein Lebensort wurde Gie\u00dfen. 1853 ernannte ihn die hiesige Universit\u00e4t zum Ehrendoktor der Theologie. 1872 wurde er Pr\u00e4lat der evangelischen Kirche, damit verbunden war ein Sitz im Landtag in Darmstadt. Bereits zwei Jahre sp\u00e4ter bat er um seine Pensionierung. Neben zahlreichen Ehrungen verlieh ihm die Stadt Gie\u00dfen am 22. November 1871 die Ehrenb\u00fcrgerrechte f\u00fcr 50 Jahre Seelsorge. Die Urkunde ist im Stadtarchiv erhalten. \r\n1821 heirateten Friedrich Simon und Luise geb. M\u00fclhause. Die beiden bekamen sieben Kinder, drei M\u00e4dchen und vier Jungen. Nach dem Tod der Mutter 1850 f\u00fchrte die j\u00fcngste Tochter Clara den Haushalt. Die Familie wohnte im alten Pfarrhaus neben dem Botanischen Garten, das ist heute beim Eingang Sonnenstra\u00dfe. Die einstige Burgkirche war abgerissen worden, nachdem 1821 die neue Stadtkirche am Kirchenplatz fertiggestellt war. Friedrich Simon hat 72-j\u00e4hrig die Erinnerungen an sein Leben aufgeschrieben und publiziert.\r\nSein Grab ist schlicht, nur der Sockel mit der Namensinschrift ist erhalten, das Kreuz dar\u00fcber verschwunden. Auf dem Boden liegt noch ein Namensstein f\u00fcr seine Tochter Clara. Nachfahren gaben 2021 die beiden Reformatoren-Bildnisse aus seinem Arbeitszimmer an das Oberhessische Museum.","lage":"Feld XIV, an S\u00fcd-West-Ecke","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1363-1654082335.jpg;104-1363-1654082401.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1363-1654082240.ogg;104-1363-1654082240.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"50.58147","geolong":"8.68863","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"1064","ordering":"35","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Levi","vorname":"Benedict","geburtsort":"Worms","sterbeort":"Gie\u00dfen","geburtsdatum":"14.10.1806","sterbedatum":"4.5.1899","berufkat":"3","beruf":"Rabbiner","daten":"Der Grabstein von Rabbiner Benedict Levi steht inmitten der engen Gr\u00e4berreihen. Er \u00e4hnelt einem hoch aufragenden Obelisken, der schwarz polierte Granit hat eine wei\u00dfe Inschrift: Hier ruht Dr. Benedict Levi, Gro\u00dfherzoglicher Provinzial-Rabbiner. Neben den Lebensdaten ist in der Sockelzone noch zu lesen: Dieses Denkmal widmen in dankbarer Erinnerung die Religions-Gemeinden der Provinz Oberhessen.\r\nLevi stammte aus einer Rabbiner-Familie in Worms. Er geh\u00f6rte zu der Generation von Rabbinern, die nicht nur den Talmud studiert, sondern auch ein Studium an einer christlichen Universit\u00e4t durchlaufen hatten; in der Regel das Fach Orientalistik. Benedict Levi wurde 1828 an der Universit\u00e4t Gie\u00dfen zum Dr. phil. promoviert. Im Jahr darauf wurde er zum Rabbiner f\u00fcr Oberhessen berufen und erf\u00fcllte dieses Amt \u00fcber 67 Jahre bis zu seinem Tod. Seine beiden Ehefrauen starben jung.\r\nEr wirkte als Mittler zwischen Juden und Christen, zwischen der j\u00fcdischen Orthodoxie und den liberal gesinnten Juden. Unter seiner Leitung wurde der neue Friedhof angelegt und die neue Synagoge an der S\u00fcdanlage erbaut. Er sorgte f\u00fcr die Anschaffung einer Synagogen-Orgel und f\u00f6rderte den Synagogen-Chor. An seinem 50. Geburtstag wurde er von s\u00e4mtlichen Gremien aus Stadt und Region hoch geehrt. Anl\u00e4sslich seines 50-j\u00e4hrigen Doktorjubil\u00e4ums schenkte er der Universit\u00e4tsbibliothek seine Sammlung mit talmudischen und rabbinischen Schriften.\r\nSeine Musikalit\u00e4t vererbte sich auf seinen Sohn Hermann Levi, der Musik und Komposition studierte und als Dirigent gro\u00dfe Karriere machte. Ungew\u00f6hnlich ist seine Freundschaft mit dem Komponisten Richard Wagner, der als Antisemit bekannt war und auch mehrfach versuchte, Levi zur Abkehr vom Judentum zu bewegen. Das gemeinsame Interesse war die Musik. Levi dirigierte u.a. die Urauff\u00fchrung von Wagners \u201eParsifal\u201c in Bayreuth. Die Stadt Gie\u00dfen ehrt den Dirigenten mit einem Bronzekopf im Theaterpark in der Reihe Gie\u00dfener K\u00f6pfe und mit der Namensgebung des Konzertsaals im neuen Rathaus.","lage":"Abteilung VII","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1064-1509888648.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1064-1509895974.ogg;104-1064-1509895974.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"50.58290","geolong":"8.68737","state":"1","hightlight":"1"}]},"4":{"grouptitle":"K\u00fcnstler","graves":[{"ID":"1353","ordering":"9","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Heckroth","vorname":"Hein","geburtsort":"Gie\u00dfen","sterbeort":"Alkmaar, NL","geburtsdatum":"14.4.1901","sterbedatum":"6.7.1970","berufkat":"4","beruf":"B\u00fchnenbildner, Filmdesigner, Maler","daten":"Hein Heckroth ist in Gie\u00dfen geboren und aufgewachsen, hier machte er seine Ausbildung zum Buchdrucker und Schriftsetzer. Ab dem Wintersemester 1919\/20 studierte er Malerei an der St\u00e4delschule in Frankfurt am Main und ging ein Jahr sp\u00e4ter an die Hanauer Zeichenakademie. 1924 wurde die B\u00fchnenbildnerei zu seinem Beruf. Er begann am Stadttheater M\u00fcnster in Westfalen. 1927wechselte er nach Essen, wo er bald zum Ausstattungsleiter wurde. Die Zusammenarbeit mit dem Choreografen Kurt Jooss war besonders erfolgreich. Gemeinsam gingen sie 1932 mit dem Antikriegsballett \u201eDer Gr\u00fcne Tisch\u201c auf Tournee, bis in die USA. Das Tanztheaterst\u00fcck wird bis heute aufgef\u00fchrt. \r\nNach Gastengagements an verschiedenen B\u00fchnen wurde Hein Heckroth auf die B\u00fchnenbild-Professur nach Dresden berufen, kurz bevor die Nationalsozialisten an die Macht kamen. Er verweigerte die Scheidung von seiner j\u00fcdischen Frau Ada und wurde bald mit einem Mal- und Lehrverbot belegt. Ada Heckroth ging schon 1933 ins Pariser Exil, er folgte ihr und beide \u00fcbersiedelten 1935 nach London. Der Komponist Kurt Weill hatte ihn eingeladen, die Urauff\u00fchrung seines Musicals \u201eA Kingdom for a Cow\u201c auszustatten. Das Ehepaar lebte fortan im s\u00fcdenglischen K\u00fcnstlerort Dartington, in der Grafschaft Devon. Beide erhielten 1947 die britische Staatsb\u00fcrgerschaft. Es folgten erfolgreiche Jahre im US-Filmgesch\u00e4ft. 1949 erhielt Heckroth den Oscar f\u00fcr innovatives Filmdesign im Ballettfilm \u201eThe Red Shoes\u201c.\r\n1956 kehrten die Heckroths nach Deutschland zur\u00fcck. Er wurde Leiter der B\u00fchnenbildabteilung an den St\u00e4dtischen B\u00fchnen Frankfurt. Er arbeitete weiterhin f\u00fcr Filmproduktionen \u2013 national und international. 1952 wurde er in gleich zwei Kategorien f\u00fcr den Oscar nomiert. Sein Selbstverst\u00e4ndnis als K\u00fcnstler blieb jedoch die Malerei. Auf der R\u00fcckfahrt von einem Urlaub starb er 1970 im Bahnhof von Alkmaar. \r\nSeine Urne wurde zun\u00e4chst im Gie\u00dfener Familiengrab beigesetzt, dann von der Witwe nach Frankfurt geholt. Nach Ablauf der dortigen Nutzungsfrist lie\u00df die Hein-Heckroth-Gesellschaft Gie\u00dfen den von Heckroths Freund Hans Steinbrenner gestalteten Grabstein 2019 nach Gie\u00dfen versetzen. In der Stadt erinnern au\u00dferdem ein Stra\u00dfenname und ein Bronzekopf im Theaterpark an den Sohn der Stadt.","lage":"Feld II, auf der Wiese am Weg entlang der Westmauer","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1353-1654004439.jpg;104-1353-1654004564.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1353-1654004743.ogg;104-1353-1654004743.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"Bildhauer: Hans Steinbrenner","geolat":"50.58252","geolong":"8.68492","state":"1","hightlight":"0"}]},"5":{"grouptitle":"Mediziner","graves":[{"ID":"1048","ordering":"7","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Birnbaum","vorname":"Friedrich","geburtsort":"Freiburg\/Breisgau","sterbeort":"Gie\u00dfen","geburtsdatum":"17.10.1833","sterbedatum":"20.3.1894","berufkat":"5","beruf":"Praktischer Arzt, Leiter der Entbindungsklinik","daten":"Die Familiengrabst\u00e4tte Birnbaum weist keinen Schmuck auf, nur schr\u00e4g gestellte Schrifttafeln mit Namen und Daten der Akademikerfamilie \u00fcber drei Generationen. Der erste ist Michael Birnbaum, Professor f\u00fcr Staatsrecht und langj\u00e4hriger Kanzler der Universit\u00e4t in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Der n\u00e4chste ist Friedrich Birnbaum, der zun\u00e4chst praktischer Arzt, dann Direktor der Entbindungsanstalt war. Er trat damit die Nachfolge von Professor Franz Ritgen an.\r\nIn der n\u00e4chsten Generation w\u00e4hlten alle drei T\u00f6chter den Berufsweg, was zu dieser Zeit noch sehr ungew\u00f6hnlich war. Paula wurde Krankenschwester, sie heiratete als einzige. Ihr Verbleib ist unbekannt, seit den Wirren des Zweiten Weltkriegs gelten sie und ihr Kind als verschollen. Maria und Clara wurden Lehrerinnen am Gie\u00dfener M\u00e4dchenrealgymnasium, sie wohnten ihr Leben lang zusammen. \r\nVor allem der Lebensweg von Maria Birnbaum ist gut dokumentiert. Die Schulzeit verbrachte sie mit Clara im katholischen Nonnenkloster Marienwerth. Danach besuchte sie das Lehrerinnen-Seminar, ihr Abschluss erlaubte das Unterrichten an M\u00e4dchenschulen. Sie ging als Gouvernante ins Ausland - nach England, Ungarn und Italien -, um ihre Sprachkenntnisse zu verbessern. Nach ihrer R\u00fcckkehr erhielt sie 1899 eine Anstellung an der H\u00f6heren M\u00e4dchenschule, wo ihre Schwester Clara bereits arbeitete. \r\nIhre zweite Karriere begann in der Zwischenkriegszeit, sie wurde die erste Landtagsabgeordnete aus Gie\u00dfen. Sie engagierte sich f\u00fcr die Belange ihrer Heimatstadt, etwa die Co-Finanzierung des Stadttheaters durch das Land. Und sie engagierte sich in allen damaligen Frauenfragen, wie der Abschaffung des Beamtinnen-Z\u00f6libats und der Besetzung freier Schuldirektionsposten mit Frauen. Denn seit 1908 durften Frauen auch in Hessen und Preu\u00dfen studieren, es gab also in den 1920er Jahren promovierte Lehrerinnen.\r\nDie Stadt Gie\u00dfen hat in j\u00fcngerer Zeit eine Stra\u00dfe nach Maria Birnbaum benannt.","lage":"Abteilung V, am Nords\u00fcd-Weg","grabid":"","name2":"Birnbaum","vorname2":"Maria","geburtsort2":"Gie\u00dfen","sterbeort2":"Gie\u00dfen","geburtsdatum2":"16.10.1872","sterbedatum2":"20.3.1894","beruf2":"Lehrerin, Landtagsabgeordnete","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1048-1509886627.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1048-1509891645.ogg;104-1048-1509891645.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"50.58258","geolong":"8.68572","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"1050","ordering":"12","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Balser","vorname":"Georg Friedrich Wilhelm","geburtsort":"Darmstadt","sterbeort":"Gie\u00dfen","geburtsdatum":"1.4.1780","sterbedatum":"5.1.1846","berufkat":"5","beruf":"Professor der Medizin","daten":"Die Familie des Arztes Wilhelm Balser war seit Generationen in Gie\u00dfen ans\u00e4ssig. Der Vater Theodor Balser war landgr\u00e4flich hessischer Leibarzt in Darmstadt. Beide, Vater und Sohn, haben an der Landesuniversit\u00e4t in Gie\u00dfen Medizin studiert.\r\nWilhelm Balser wurde 1803 zum Professor der Medizin in Gie\u00dfen ernannt, war zugleich als Medizinalrat Mitglied der Regierung. In dieser Funktion setzte er sich auch daf\u00fcr ein, dass das erste \u201eEntbindungsinstitut\u201c der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt an die Universit\u00e4t angebunden wurde, also nach Gie\u00dfen kam. Die Leitung wurde jedoch dem Gyn\u00e4kologen Franz Ritgen \u00fcbertragen, dessen Grab sich auch auf dem Alten Friedhof Gie\u00dfen befindet. \r\nBalser wurde schlie\u00dflich Direktor der ersten Universit\u00e4tsklinik an der Universit\u00e4tsstra\u00dfe, die l\u00e4ngst Liebigstra\u00dfe hei\u00dft. Das Geb\u00e4ude war als Kaserne erbaut, aber wegen Abzug des Milit\u00e4rs als solches nicht l\u00e4nger gebraucht worden. Das dort eingerichtete \u201eakademische Hospital\u201c konnte im Juli 1830 er\u00f6ffnet werden. Balsers Verdienste sind weitreichend, unter anderem f\u00fchrte er die Pockenschutzimpfung in Gie\u00dfen ein. Das heute noch bestehende Krankenhaus \u201eBalserisches Stift\u201c wurde erst nach seinem Tod errichtet. Es basiert auf der Stiftung einer dankbaren Patientin, der Gr\u00e4fin G\u00f6rlitz aus Darmstadt.\r\nEine von Balsers T\u00f6chtern heiratete den Professor f\u00fcr Chemie Heinrich Will, der ebenfalls auf dem Alten Friedhof Gie\u00dfen beigesetzt ist. \r\nDas Grab f\u00fcr Wilhelm Balser ist denkbar bescheiden, ein schlichtes Kreuz tr\u00e4gt seinen Namen. Da das Grab kontinuierlich gepflegt wird von der Balserischen Stiftung, leuchtet der Blumenschmuck weithin sichtbar unter dem alten Rhododendron hervor.","lage":"Abteilung VI, \u00f6stlicher Weg, schr\u00e4g hinter Grabmal Ritgen","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1050-1509886382.jpg;104-1050-1509886520.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1050-1509892059.ogg;104-1050-1509892059.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"50.58181","geolong":"8.68600","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"1359","ordering":"20","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Stieda","vorname":"Ludwig","geburtsort":"Riga, heute Lettland","sterbeort":"Gie\u00dfen","geburtsdatum":"7.11.1837","sterbedatum":"19.11.1918","berufkat":"5","beruf":"Mediziner, Antikensammler","daten":"Der Mediziner Ludwig Stieda war Anatomie-Professor in Dorpat und K\u00f6nigsberg. Er kannte Gie\u00dfen von einem kurzen Studienaufenthalt 1861\/62, vor allem aber durch die gro\u00dfe Verwandtschaft seiner Frau Mathilde geb. Langermann aus Ortenberg. Ihre Eltern waren nach Gie\u00dfen gezogen, eine Schwester war mit dem Gie\u00dfener Pfarrer Schwabe verschw\u00e4gert, eine andere hatte den Alsfelder Fabrikanten Koch geheiratet, dessen \u00e4lteste Tochter Marie den Gie\u00dfener August Laubenheimer heiratete (s. benachbarte Grabst\u00e4tte Nr. 19). Stieda beschloss als Emeritus 1912 nach Gie\u00dfen zu ziehen, seine Frau und sein Sohn waren zu dem Zeitpunkt bereits hier bestattet. \r\nStieda war mit dem Altphilologen Alfred K\u00f6rte bekannt, der an der Gie\u00dfener Universit\u00e4t lehrte. Dessen Vortrag zu K\u00f6rpervotiven bei den Etruskern hatte Jahre zuvor Stiedas Aufmerksamkeit auf dieses Thema gelenkt. Er war daraufhin nach Italien gereist, hatte etruskische Weihgaben in Museen und Grabungsdepots studiert und erste Objekte erworben, er publizierte sp\u00e4ter auch dazu. Ein Jahr nach seinem Gie\u00dfen-Umzug \u00fcbergab er seine betr\u00e4chtliche K\u00f6rpervotiv-Sammlung an die Antikensammlung der Universit\u00e4t, die diesen au\u00dfergew\u00f6hnlichen Schatz bis heute h\u00fctet.\r\nLudwig Stieda findet noch aus einem anderen Grund Erw\u00e4hnung in der Fachpresse: Er hatte den schriftlichen Nachlass des ersten Permafrost-Forschers Ernst von B\u00e4r (gest. 1876) \u00fcbernommen, diesen teils schon verzeichnet und publiziert. Stiedas Nachfahren \u00fcbergaben diesen handschriftlichen Nachlass an die Universit\u00e4tsbibliothek Gie\u00dfen, wo er vor einigen Jahren aus dem Russischen \u00fcbersetzt und zug\u00e4nglich gemacht wurde.\r\nStieda ist in der Familiengrabst\u00e4tte an der Ostmauer beigesetzt, neben seiner 1908 verstorbenen Gattin Mathilde und dem bereits 1896 verstorbenen Sohn Hermann. Die Grabst\u00e4tte hat keinerlei architektonische Gestaltung oder Skulpturenschmuck, lediglich Namenstafeln liegen auf dem Boden.","lage":"Ostmauer, gegen\u00fcber Feld XVIII","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1359-1654079144.jpg;104-1359-1654079345.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1359-1654078808.ogg;104-1359-1654078808.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"50.58104","geolong":"8.68960","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"1055","ordering":"26","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Buchheim","vorname":"Rudolf","geburtsort":"Bautzen","sterbeort":"Gie\u00dfen","geburtsdatum":"1.3.1820","sterbedatum":"25.12.1879","berufkat":"5","beruf":"Professor f\u00fcr Pharmakologie","daten":"Die Grabst\u00e4tte f\u00fcr den Mediziner Rudolf Buchheim ist komplett erhalten, inklusive des kunstvollen Einfassungsgitters. Die aufgesockelte Pyramide aus wei\u00dfem Marmor wurde 2010 samt steinerner Einfassung und dem Gitter restauriert. Auftraggeber war die Buchheim-Gesellschaft mit Sitz in D\u00fcsseldorf. In der Stadt gibt es weitere Erinnerungsorte an den Begr\u00fcnder der experimentellen Pharmakologie. Die Universit\u00e4t hat das pharmakologische Institut nach ihm benannt und an seinem letzten Gie\u00dfener Wohnort in der Ludwigstra\u00dfe 12 h\u00e4ngt eine Gedenktafel. Dort war seine Wohnung samt Institut und Labor.\r\nZum Wintersemester 1867 trat Rudolf Buchheim 47-j\u00e4hrig seine Professur in Gie\u00dfen an. Obwohl es bereits zwei Vorg\u00e4nger im Fach gegeben hatte, war es noch nicht zur Gr\u00fcndung eines eigenen Instituts gekommen. Viele Professoren mussten damals ihre Forschungen zuhause machen, h\u00e4ufig hielten sie auch die Seminare und Pr\u00fcfungen dort ab. Genau wie an seinem vorherigen Arbeitsplatz in Dorpat leistete Buchheim auch in Gie\u00dfen Aufbauarbeit. Er brachte zudem die dritte Auflage seines Lehrbuchs f\u00fcr Arzneimittellehre heraus. Er starb nach einem Schlaganfall im Alter von 59 Jahren. \r\nDer Vorg\u00e4nger Buchheims, Philipp Ph\u00f6bus, ist nur wenige Gr\u00e4ber weiter links bestattet.","lage":"Abteilung XII, am \u00f6stlichen Weg","grabid":"","name2":"Buchheim, geb. Pescheck","vorname2":"Minna","geburtsort2":"Zittau","sterbeort2":"Gie\u00dfen","geburtsdatum2":"25.8.1821","sterbedatum2":"30.3.1883","beruf2":"Ehefrau","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1055-1509886729.jpg;104-1055-1509892855.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1055-1509893316.ogg;104-1055-1509893316.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"50.58141","geolong":"8.68769","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"1059","ordering":"30","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Haas","vorname":"Georg","geburtsort":"N\u00fcrnberg","sterbeort":"Gie\u00dfen","geburtsdatum":"24.4.1886","sterbedatum":"9.12.1971","berufkat":"5","beruf":"Professor der Medizin","daten":"Georg Haas ist der Begr\u00fcnder der H\u00e4modialyse, der sogenannten Blutw\u00e4sche. Er hatte Medizin in M\u00fcnchen und Freiburg studiert und promovierte 1913 in Stra\u00dfburg. Direkt im Anschluss kam er an die Medizinische Klinik der Universit\u00e4t Gie\u00dfen und wurde auch im Lazarett eingesetzt. Seine Habilitation fand noch mitten im Ersten Weltkrieg statt. Er wurde im Sanit\u00e4tsdienst in Rum\u00e4nien eingesetzt. In den 1920er Jahren zum \u00c4rztlichen Direktor der Medizinischen Poliklinik ernannt, hatte er diese Position bis zu seiner Emeritierung 1954 inne. 1933 heiratete er Elisabeth J\u00f6ckel. \r\nDie Verdienste von Georg Haas sind vielf\u00e4ltig. Er hat in Gie\u00dfen die erste Sprechstunde f\u00fcr Diabetiker und die R\u00f6ntgen-Reihenuntersuchung eingef\u00fchrt. 1924 war er der weltweit Erste, der eine Blutw\u00e4sche bei einem Nierenkranken durchf\u00fchrte. Zuvor hatte er umfassende wissenschaftliche Vorbereitungen und Experimente an Hunden durchgef\u00fchrt. Hintergrund war seine Beobachtung im Krieg, dass Kriegsverwundete, die eine Nierenentz\u00fcndung bekamen, durch nichts gerettet werden konnten und starben. Die Blutw\u00e4sche wiederholte er in Gie\u00dfen noch zehn Mal, stellte diese Arbeit allerdings nach vier Jahren wieder ein. Warum ist nicht bekannt. Es gab nur eine Publikation dazu, daher geriet seine Pionierleistung in Vergessenheit. Andere ernteten den Ruhm. \r\nAuf der Familiengrabst\u00e4tte Adami-J\u00f6ckel, wo auch seine Frau Elisabeth J\u00f6ckel beigesetzt ist, f\u00e4llt die schlichte Steinplatte mit dem Namen von Georg Haas kaum auf. So bescheiden wie er im Leben war, so zur\u00fcckhaltend ist die Erinnerung am Grab.\r\nAn der Gie\u00dfener Universit\u00e4t wurde er erstmals 1999 mit einer Gedenktafel gew\u00fcrdigt. Sechs Jahre sp\u00e4ter wurde eine Stra\u00dfe nach ihm benannt. Beim 400-j\u00e4hrigen Universit\u00e4tsjubil\u00e4um 2007 erhielt er einen gro\u00dfen Katalogbeitrag. Und 2014 beging die Nephrologische Gesellschaft den 90. Jahrestag der Dialyse mit einer W\u00fcrdigung von Georg Haas.","lage":"Abteilung XIV, s\u00fcdlicher Weg, gegen\u00fcber R\u00f6ntgen","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1059-1509887964.jpg;104-1059-1654002318.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1059-1509894421.ogg;104-1059-1509894421.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"50.58170","geolong":"8.68797","state":"1","hightlight":"1"}]},"6":{"grouptitle":"Milit\u00e4rs","graves":[{"ID":"1045","ordering":"8","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Heimbrachts","vorname":"Friedrich Wilhelm von","geburtsort":"Wyszogrod, dt. Hohenburg a.d. Weichsel","sterbeort":"Gie\u00dfen","geburtsdatum":"2.3.1801","sterbedatum":"25.6.1861","berufkat":"6","beruf":"Preu\u00dfischer Leutnant, Gutsbesitzer","daten":"Friedrich Wilhelm von Heimbrachts stammte aus einer preu\u00dfischen Offiziersfamilie in Ostpreu\u00dfen. Wann und warum er nach Gie\u00dfen kam, ist nicht bekannt. Er besa\u00df L\u00e4ndereien am Hardthof und betrieb dort Landwirtschaft. \r\n- Text-Erg\u00e4nzung (Mai 2022): Er lebte bereits in Frankfurt am Main, bevor er 1828 reich erbte und die L\u00e4ndereien am Hardthof in Gie\u00dfen erwarb. Zehn Jahre sp\u00e4ter verkaufte er das Gut wieder, heiratete und lebte bis zu seinem Tod als Privatier in Gie\u00dfen. -\r\nSein hoch aufragendes Grabmal mit der Engelskulptur erinnert fast an ein Denkmal. Es stammt von Johann Baptist Scholl dem J\u00fcngeren und hat auch ein entsprechendes Vorbild in Darmstadt, wo der Bildhauer vielf\u00e4ltige Spuren hinterlassen hat. Seine Arbeiten unterscheiden sich deutlich von denen seines Vaters, der im Stil des Klassizismus arbeitete. Auf dem Alten Friedhof schuf Scholl der \u00c4ltere das Grabmal f\u00fcr den P\u00e4dagogen Karl Friedrich Rumpf. \r\nScholl der J\u00fcngere wird der Neoromantik zugerechnet, was sich vor allem in seinen Skulpturen zeigt. Er entwickelte au\u00dferdem eine Besonderheit, die als Kristallstil bezeichnet wird, weil die Ornamente wie geschliffene Kristalle aussehen. Es ist bis heute verbl\u00fcffend wie er es schaffte, beim eher spr\u00f6den Sandstein solche scharfkantigen, feinen Strukturen herauszuarbeiten. Auf dem Gie\u00dfener Grabdenkmal ist nur der Engel aus wei\u00dfem Marmor gefertigt. Vor der Brust h\u00e4lt dieser eine Tafel mit dem Namen des Verstorbenen. \r\nDie erste Frau und zwei S\u00f6hne Friedrich Wilhelm von Heimbrachts starben bereits 1848 kurz nacheinander. Der Grabstein f\u00fcr das dreij\u00e4hrig verstorbene S\u00f6hnchen Moritz ist erhalten: ein lebensgro\u00dfes Kind stehend in einer Rundbogennische. Das Original befindet sich im Museum, vor Ort ist eine Kopie; die steht am anderen Ende der Wiese, die sich hinter dem Grabmal des Vaters ausbreitet. Auch den Kindergrabstein schuf der Bildhauer Scholl der J\u00fcngere.\r\nInteressant auch die Namensvariation. Der Sohn hei\u00dft Moritz von Humbracht. Der Vater \u00e4nderte bei der Aufnahme in den hessischen Adel seinen Namen in von Heimbrachts. Damit wollte man Verwechslungen vermeiden, da es eine von Humbracht-Familie in Frankfurt gab.","lage":"Abteilung V, am Nords\u00fcd-Weg","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1045-1509643743.jpg;104-1045-1509643887.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1045-1509643296.ogg;104-1045-1509643296.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"Bildhauer: Johann Baptist Scholl der J\u00fcngere, Darmstadt","geolat":"50.58251","geolong":"8.68556","state":"1","hightlight":"0"}]},"7":{"grouptitle":"Musiker"},"8":{"grouptitle":"Politiker"},"9":{"grouptitle":"Unternehmer","graves":[{"ID":"1355","ordering":"10","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Wilson","vorname":"Peter","geburtsort":"Wanlockhead, Schottland","sterbeort":"Gie\u00dfen","geburtsdatum":"17.2.1828","sterbedatum":"28.5.1892","berufkat":"9","beruf":"Bergbauingenieur, Bergwerksdirektor","daten":"Peter Wilson war ein erfahrener Bergbauingenieur. Der geb\u00fcrtige Schotte lebte bereits mehrere Jahre im Ausland, bevor er 1859 nach Gie\u00dfen kam. Anfangs ging er von hier aus auch noch h\u00e4ufig auf Gesch\u00e4ftsreisen. Die Entscheidung in Gie\u00dfen zu bleiben, fiel 1867 mit einem neuen Vertrag. Kurz darauf begann er mit dem Bau eines eigenen Hauses. Seine Frau Fredrikke geb. Thesen stammte aus Norwegen, wo auch die erste Tochter geboren wurde. In Gie\u00dfen kamen noch zehn Kinder dazu. Das eigene Haus lag am Seltersberg und bot damals noch einen freien Blick ins Land. Der dazugeh\u00f6rige gro\u00dfe Garten war das Reich von Peter Wilson. Er baute gut 200 Obstb\u00e4ume an, zog Gem\u00fcse und Blumen, in den Treibh\u00e4usern auch Rarit\u00e4ten. Bei der Aufl\u00f6sung des Haushalts um 1900 erhielt der Botanische Garten der Universit\u00e4t seine Orchideen-Sammlung.\r\n Der Abbau von Eisen-Mangan-Erz hatte bereits 1842 in Gie\u00dfen-Kleinlinden begonnen, allerdings in bescheidenem Umfang. 1853 kaufte der Schotte Ebenezer Waugh Fernie die Sch\u00fcrfrechte, wie zuvor schon in anderen Gegenden an Lahn und Dill. Sein Ingenieur Peter Wilson holte weitere Fachleute und machte den Gie\u00dfener Erzabbau rentabel. Anfangs waren hier zwei Dutzend Bergleute besch\u00e4ftigt, in den besten Zeiten 800. Abgebaut wurde manganreicher Brauneisenstein. Das daraus gewonnene Chlor wurde f\u00fcr die Baumwollbleiche in der Textilindustrie genutzt. Bis 1929 waren die Erzvorkommen bei Gie\u00dfen weitgehend ersch\u00f6pft. Heute erinnert nur noch die Bezeichnung Bergwerkswald an diesen Industriezweig. Als Dank f\u00fcr Stiftungen wurden nach Fernie und Wilson Stra\u00dfen in Gie\u00dfen benannt.\r\nAn der Familiengrabst\u00e4tte Wilson f\u00e4llt vor allem das ungew\u00f6hnliche Kreuz auf. Das hoch aufragende Sonnenradkreuz ist mit einem keltischen Schlangenornament verziert. Ein Motiv, das an Peter Wilsons Heimat erinnert, an ein Kreuz auf der Insel Iona wie es in der Familienchronik hei\u00dft. Auf dem Kreuzsockel steht: \u201eI AM \/ THE RESURRECTION \/ AND THE LIFE, Ich bin die Auferstehung und das Leben, wie es in Kap.11, Vers 25 des Johannes-Evangeliums hei\u00dft. Seine Gattin und zwei S\u00f6hne starben vor ihm.","lage":"Feld II, am Weg obere S\u00fcdwestecke","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1355-1654073783.jpg;104-1355-1654073888.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1355-1654073693.ogg;104-1355-1654073693.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"Bildhauer: F. Hofmeister, Frankfurt","geolat":"50.58216","geolong":"8.68454","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"1051","ordering":"13","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Gail","vorname":"Georg","geburtsort":"Gie\u00dfen","sterbeort":"Mannheim (im Lazarett)","geburtsdatum":"7.12.1818","sterbedatum":"17.10.1870","berufkat":"9","beruf":"Kaufmann, Offizier","daten":"Das architektonische Grabmal f\u00fcr Georg Gail an der S\u00fcdmauer ist das aufwendigste des gesamten Friedhofs. Nicht nur die klassizistische Grabarchitektur aus wei\u00dfem Marmor beeindruckt, auch das reiche Figurenprogramm ist au\u00dfergew\u00f6hnlich. In der Mitte der Giebelzone ist zu lesen: Gatten- und Elternliebe setzten dieses Denkmal. Es wurde f\u00fcr den \u00e4ltesten Sohn Georg der Tabakfabrikantenfamilie Gail errichtet. Dieser war an seinen Verwundungen, die er zu Beginn des Krieges 1870\/71 erlitten hatte, gestorben. Auf der linken Seite ist in der Giebelzone Hugo von Ritgen genannt, der das Grabmal entwarf, und auf der rechten Seite Friedrich K\u00fcsthardt, der es ausf\u00fchrte. \r\nDie Mitteltafel zeigt im Relief den Verstorbenen in einer entspannten, halbsitzenden, halbliegenden Haltung. Er tr\u00e4gt Offizierskleidung, ein Orden prangt auf seiner Brust. Leider wurde der Skulptur vor einigen Jahren der Kopf abgeschlagen und gestohlen. \u00dcber dem Geehrten schwebt der Siegesengel Viktoria, der in der erhobenen Hand den Lorbeerkranz f\u00fcr den Helden des Schlachtfelds zeigt. Zu F\u00fc\u00dfen des Verstorbenen ist im Reliefhintergrund ein Landschaftsmotiv der Region zu erkennen: der Blick auf die Burgruinen Gleiberg und Vetzberg, dazwischen die Kuppe des D\u00fcnsbergs. \r\nIn den Seitennischen au\u00dfen stehen zwei vollplastische Skulpturen. Die weiblichen Gestalten symbolisieren die christlichen Tugenden: links Spes, die Hoffnung, und rechts Caritas, die N\u00e4chstenliebe. Zwischen den Au\u00dfennischen und dem Mittelteil befinden sich querrechteckige Reliefs, die an Vorbilder der Renaissance erinnern. Beide zeigen Auferweckungsszenen, auf der linken Seite aus dem Alten Testament, auf der rechten aus dem Neuen Testament.\r\nDie Familie Gail brachte Anfang des 19. Jahrhunderts die Tabakindustrie nach Gie\u00dfen, die zum wirtschaftlichen Aufschwung der Region wesentlich beitrug. Um 1900 kam noch die Gail\u2019sche Keramikfabrik dazu. Auf dem Alten Friedhof Gie\u00dfen gibt es zwei weitere Familiengr\u00e4ber der Gails.","lage":"S\u00fcdmauer, zwischen Abteilung VI u. IX","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1051-1509887794.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1051-1509892253.ogg;104-1051-1509892253.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"Hugo von Ritgen, Bildhauer: Friedrich K\u00fcsthardt","geolat":"50.58167","geolong":"8.68600","state":"1","hightlight":"1"},{"ID":"1354","ordering":"17","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Gail","vorname":"Wilhelm","geburtsort":"Gie\u00dfen","sterbeort":"Gie\u00dfen","geburtsdatum":"17.3.1854","sterbedatum":"6.12.1925","berufkat":"9","beruf":"Tabakfabrikant, Tonwerke-\/Keramikfabrik-Besitzer","daten":"Schon die erh\u00f6hte Lage der Familiengrabst\u00e4tte Mahla-Gail zeugt vom Selbstbewusstsein des Unternehmers Wilhelm Gail. Er f\u00fchrte in dritter Generation die Tabak- und Zigarrenfabrik seiner Familie. Zudem erwarb er die Tonwerke in Gie\u00dfen und machte daraus eine Produktionsst\u00e4tte, die bis weit ins 20. Jahrhundert produzierte und weltweit Keramiken lieferte. \r\nWilhelm Gail reiste auch in die USA, wo sein Onkel in Baltimore eine Tabak-Zweigfabrik f\u00fchrte. Er lernte die deutschst\u00e4mmige Minna Mahla in Chicago kennen und lieben. Der Firmen- und Familiennachlass ist erhalten, die Briefe sind auch Zeugnis ihrer Liebesgeschichte. Ein Ergebnis war die Anlage des kleinen englischen Parks im benachbarten Rodheim, wo es neben der Zigarren-Filialfabrik auch eine Villa gab, in der die Familie den Sommer verbrachte.\r\nSchwiegermutter Susanna Mahla starb 1886 w\u00e4hrend einer Besuchsreise in Deutschland. Ihr Ehemann dr\u00e4ngte auf einen renommierten Platz f\u00fcr das Grab seiner Gattin. \r\nDa der alte Friedhof bereits gut belegt war, \u00fcbergab Wilhelm Gail einen Teil seines Grundst\u00fccks, das an den Alten Friedhof angrenzte, an die Stadt Gie\u00dfen zur Friedhofserweiterung. Direkt neben dem inneren Zugang, ganz oben fast an der Ostmauer, lie\u00df er einen H\u00fcgel aufsch\u00fctten, auf dem auch angeheiratete Verwandte ihre letzte Ruhest\u00e4tte fanden. Friedrich Mahla hatte die Grabstelle offiziell erworben, auch er und seine zweite Ehefrau Anna sind dort bestattet. Die gesamte S\u00fcderweiterung wurde auf Dr\u00e4ngen des Gartenfreundes Gail von der Stadt g\u00e4rtnerisch geplant und angelegt.\r\nNeben der herausgehobenen Lage und der opulenten Einfassung ist die weibliche Trauerfigur in der Mitte der Grabstelle eine Besonderheit. Wilhelm Gail hatte den ber\u00fchmten Berliner Bildhauer Fritz Schaper damit beauftragt. Dieser arbeitete bereits an einem Denkmal f\u00fcr Gie\u00dfen, das f\u00fcr den Chemie-Professor Justus Liebig. Zum Denkmal-Komitee geh\u00f6rten zahlreiche wichtige Leute aus ganz Deutschland, auch Gie\u00dfener Fabrikanten wie Wilhelm Gail. Beide Skulpturen, das Liebig-Denkmal und die Trauernde, wurden im Sp\u00e4tsommer 1890 geliefert.","lage":"SE (S\u00fcderweiterung) Feld E, H\u00fcgel links vom inneren Eingang","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1354-1654075328.jpg;104-1354-1654075466.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1354-1654075684.ogg;104-1354-1654075684.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"Bildhauer: Fritz Schaper, Berlin","geolat":"50.58090","geolong":"8.68847","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"1360","ordering":"21","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Noll","vorname":"Adolph Carl Theodor","geburtsort":"Gie\u00dfen","sterbeort":"Gie\u00dfen","geburtsdatum":"6.11.1823","sterbedatum":"13.3.1890","berufkat":"9","beruf":"Zigarrenfabrikant","daten":"Die Familiengrabst\u00e4tte Noll \u00fcberrascht durch ihre ungew\u00f6hnliche k\u00fcnstlerische Gestaltung: Ein Engel in Mosaiktechnik. Die Fragen nach Vorbild und Herkunft lie\u00dfen sich vor wenigen Jahren \u00fcber die Familiengeschichte kl\u00e4ren. \r\nAdolph Noll geh\u00f6rte zu den Tabakfabrikanten in Gie\u00dfen, die die heimische Wirtschaft im 19. Jahrhundert voranbrachten. Die Noll\u2019sche Tabakfabrik existierte mehr als 150 Jahre, 1971 wurde die Produktion von Zigarren eingestellt. \r\nAdolph Nolls Tochter Carlotta heiratete den Juristen Dr. Karl Usinger aus Mainz, der zun\u00e4chst Hessischer Minister des Innern war und sich dann als Provinzialdirektor nach Gie\u00dfen versetzen lie\u00df. Das Ehepaar engagierte sich hier f\u00fcr das Deutsche Rote Kreuz und organisierte f\u00fcr den Kreis Gie\u00dfen die Lazaretthilfe im Ersten Weltkrieg. Beide sind im Familiengrab Usinger auf dem Mainzer Hauptfriedhof bestattet. \r\nDie Beschreibung des Usinger-Grabes in der Denkmaltopographie von Mainz lautet: \u201e\u00c4dikula mit Mosaikbild eines Engels, wohl 1879, Sandsteinbalustrade\u201c. Der Bildvergleich zeigt die verbl\u00fcffende \u00c4hnlichkeit zum Gie\u00dfener Mosaikengel. Die Gie\u00dfener Grabst\u00e4tte ist vermutlich 10 Jahre sp\u00e4ter errichtet worden, jedenfalls gab Adolph Noll den Mosaikengel selbst in Auftrag. In einer Werkstatt in Venedig, wie die Nachfahrin Gertrud Noll 2002 berichtete. Die Anlieferung sei per Eisenbahn erfolgt, der Transport zum Friedhof mit dem Pferdewagen ein Ereignis gewesen. Dass die Grabst\u00e4tte der Mainzer Verwandtschaft als Vorbild gedient hatte, war in der Familie allerdings nicht bekannt. Auf dem Mainzer Hauptfriedhof gibt es im \u00fcbrigen drei weitere Mosaikbilder.\r\nDer hoch aufragende Engel mit dem Palmzweig segnet die Toten im Grab und die Trauernden davor. Die handwerkliche Qualit\u00e4t des Mosaiks ist au\u00dferordentlich. Die differenzierte Ausf\u00fchrung zeigt sich in Farbverl\u00e4ufen und Ornamentik, in der Behandlung des Hintergrunds und der Tiefenwirkung. Die reiche Todessymbolik wird im Sockelbereich der Grabarchitektur durch Ehrenkr\u00e4nze und im Giebel durch Palmzweig, Mohnkapseln und eine Sanduhr erweitert.","lage":"Ostmauer, gegen\u00fcber Feld XVI an Ecke zu Feld XVII","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1360-1654079864.jpg;104-1360-1654079951.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1360-1654080132.ogg;104-1360-1654080132.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"50.58169","geolong":"8.69019","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"1058","ordering":"29","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"M\u00fcller-Leutert","vorname":"Hellmuth","geburtsort":"Gie\u00dfen","sterbeort":"Gie\u00dfen","geburtsdatum":"15.9.1892","sterbedatum":"5.12.1973","berufkat":"9","beruf":"Tabakfabrikant, Maler","daten":"Die Familiengrabst\u00e4tte M\u00fcller erinnert an eine weitere Tabakfabrikantenfamilie in Gie\u00dfen. Die Gestaltung ist f\u00fcr den Alten Friedhof typisch: ein aufwendig geschmiedetes Einfassungsgitter, an dem die Namenst\u00e4felchen der einzelnen Familienmitglieder angebracht sind. \r\nVorgestellt werden soll der letzte Tabakfabrikant dieser Familie, Hellmuth M\u00fcller. Er geh\u00f6rte zu der Generation M\u00e4nner, die in beiden Weltkriegen k\u00e4mpften und verwundet wurden. Vor dem Ersten Weltkrieg hatte er Medizin studiert, danach Landwirtschaft, allerdings nur kurz. Er widmete sich lieber dem Malstudium, zuerst am Frankfurter St\u00e4del, dann in einer M\u00fcnchener Malschule. In der Inflationszeit musste er zur\u00fcckkehren und seinen Vater bei der F\u00fchrung der Fabrik unterst\u00fctzen. Nach dessen Tod 1929 traf sich regelm\u00e4\u00dfig ein Kreis befreundeter K\u00fcnstler in seinem Haus in der Marburger Stra\u00dfe.\r\n1920 heiratete er Elsbeth Leutert, die Tochter von Dr. Ernst Leutert, Professor f\u00fcr Hals-Nasen-Ohren-Kunde an der Universit\u00e4tsklinik. Der Name ist in Gie\u00dfen bis heute pr\u00e4sent, da die 1910 erworbene Villa an der Ostanlage den Zweiten Weltkrieg unbeschadet \u00fcberstand. Die Villa Leutert wird heute als Standesamt genutzt. Das Familiengrab Leutert befindet sich auf dem Gie\u00dfener Friedhof am Rodtberg.\r\nDer Zweite Weltkrieg forderte auch vom Ehepaar M\u00fcller-Leutert Opfer: der einzige Sohn starb als Soldat, die Fabrik ging bei der Bombardierung Gie\u00dfens im Dezember 1944 in Flammen auf. Hellmuth M\u00fcller-Leutert verkaufte alles und lebte danach als freier Maler, so wie er es immer gewollt hatte. \r\nDer Stil von M\u00fcller-Leutert ist anfangs von der Neuen Sachlichkeit gepr\u00e4gt, integriert sp\u00e4ter Elemente des Expressionismus\u2019 und l\u00e4sst das Vorbild Max Beckmann sp\u00fcren. Im Sp\u00e4twerk malt er Farb-Raum-K\u00f6rper bis zur Abstraktion. Er hatte diverse Ausstellungen in Mittelhessen, auch im Rahmen des Oberhessischen K\u00fcnstlerbundes, den er 1943 mitgegr\u00fcndet hatte. Nach seinem Tod gab seine Witwe einen Gutteil seiner Gem\u00e4lde und Zeichnungen an das Oberhessische Museum Gie\u00dfen.","lage":"Abteilung XIV, s\u00fcdlicher Weg, gegen\u00fcber R\u00f6ntgen","grabid":"","name2":"M\u00fcller-Leutert","vorname2":"Elsbeth","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"30.8.1897","sterbedatum2":"3.4.1983","beruf2":"Ehefrau","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1058-1509888869.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1058-1509894120.ogg;104-1058-1509894120.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"50.58163","geolong":"8.68805","state":"1","hightlight":"0"}]},"10":{"grouptitle":"Wissenschaftler & Entdecker","graves":[{"ID":"1052","ordering":"15","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Dieffenbach","vorname":"Ernst","geburtsort":"Gie\u00dfen","sterbeort":"Gie\u00dfen","geburtsdatum":"27.1.1811","sterbedatum":"1.10.1855","berufkat":"10","beruf":"Erster Neuseelandforscher, Professor f\u00fcr Geologie der Universit\u00e4t Gie\u00dfen","daten":"Ernst Dieffenbach stammte aus einer Akademikerfamilie, die seit Jahren in Hessen ans\u00e4ssig war. Seine Vorfahren hatten bereits an der Ludwigs-Universit\u00e4t studiert. Er selbst studierte hier Medizin in einer Zeit der gro\u00dfen politischen Umbr\u00fcche. Er z\u00e4hlte zu den liberal bis radikal-politisch eingestellten Studenten im Umkreis von Georg B\u00fcchner und musste 1833 nach dem Frankfurter Wachensturm wie so viele seiner Mitstreiter in die Schweiz fl\u00fcchten. Nach Stationen in Frankreich und England begab er sich im Sommer 1839 im Auftrag der \u201eNew Zealand Company\u201c nach Neuseeland und geh\u00f6rte damit zu den ersten Europ\u00e4ern, die dieses Land erforschten und dar\u00fcber publizierten. \r\nZur\u00fcck in Deutschland erhielt er nach einiger Zeit eine Anstellung an der Gie\u00dfener Universit\u00e4t. Dazu beigetragen hat der Einfluss des mittlerweile ber\u00fchmten Justus Liebig, mit dem Dieffenbach seit seiner Gie\u00dfener Studienzeit in Kontakt stand. 1850 \u00fcbernahm Dieffenbach die au\u00dferordentliche Professur f\u00fcr Geognosie und Geologie, die er bis zu seinem fr\u00fchen Tod im Jahr 1855 innehatte.\r\nIn Neuseeland ist Dieffenbach eine bekannte und gesch\u00e4tzte Pers\u00f6nlichkeit, der bereits Biografien gewidmet wurden. In Gie\u00dfen wurde Dieffenbach erst k\u00fcrzlich wiederentdeckt. Sein Grab war wie viele andere im Laufe des 20. Jahrhunderts abger\u00e4umt worden. In Unkenntnis dar\u00fcber, welche Ber\u00fchmtheit hier bestattet war. Im Sp\u00e4therbst 2016 wurde auf der urspr\u00fcnglichen Familiengrabst\u00e4tte Dieffenbach-Gro\u00df ein neuer Grabstein gesetzt, dessen Fertigstellung der Freundeskreis Alter Friedhof organisierte. Mit dem neu gesetzten Grabstein gibt es nun auch in seiner Heimatstadt einen Gedenkort f\u00fcr den bedeutenden Forschungsreisenden.","lage":"Abteilung IX, \u00f6stlicher Weg, nahe S\u00fcdmauer, neu gesetzt Dez. 2016","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1052-1654003501.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1052-1509892413.ogg;104-1052-1509892413.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"50.52149","geolong":"8.68698","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"1053","ordering":"16","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Will","vorname":"Heinrich","geburtsort":"Weinheim, Bergstra\u00dfe","sterbeort":"Gie\u00dfen","geburtsdatum":"8.12.1812","sterbedatum":"15.10.1890","berufkat":"10","beruf":"Professor f\u00fcr Chemie","daten":"Die gro\u00dfe Familiengrabst\u00e4tte Will-Zoeppritz-Eger an der S\u00fcdmauer zeigt einmal mehr wie stark das Universit\u00e4tsleben vom Lehrer-Sch\u00fcler-Verh\u00e4ltnis und von famili\u00e4ren Bindungen gepr\u00e4gt war. \r\nHeinrich Will wurde von Justus Liebig zum Leiter des Chemischen Filial-Laboratoriums ernannt. Er war Liebigs Assistent, Mitherausgeber der chemischen Zeitschrift und 1853 dessen Nachfolger. Durch die Ehe mit Karoline Balser hatte er in eine Gie\u00dfener Familie eingeheiratet. Sein Schwiegervater Wilhelm Balser war Direktor der ersten Universit\u00e4tsklinik in Gie\u00dfen, auch sein Grab befindet sich auf diesem Friedhof.\r\nEine der Will-T\u00f6chter heiratete den Geographen Karl Z\u00f6ppritz und folgte ihm nach K\u00f6nigsberg in Preu\u00dfen, wo er eine Professur erhalten hatte. Nach dem \u00fcberraschenden Tod ihres Mannes zog seine Witwe Sophie mit ihren f\u00fcnf kleinen Kindern zur\u00fcck nach Gie\u00dfen, wo ihre Familie sie bei der Erziehung unterst\u00fctzte. Ihr Gatte wurde auf dem Alten Friedhof in der Familiengrabst\u00e4tte Will beigesetzt. Das Grabmal mit Portr\u00e4ttondo haben Freunde beauftragt, wie darauf zu lesen ist.\r\nEine der Z\u00f6ppritz-T\u00f6chter, Margarete, heiratete Otto Eger, der seit 1918 Professor f\u00fcr R\u00f6misches Recht an der Universit\u00e4t Gie\u00dfen war. Er gr\u00fcndete 1921 die Gie\u00dfener Studentenhilfe, um nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und in den Inflationsjahren der Weimarer Republik die Studierenden zu unterst\u00fctzen. Sein Grabstein ist eine schlichte Namenstafel. Margarete Eger und ihre Schwester Gertrud, verheiratete Schliephake, blieben mit ihren Familien in Gie\u00dfen. Die Z\u00f6ppritz-T\u00f6chter waren nicht berufst\u00e4tig, sie engagierten sich in der Wohlt\u00e4tigkeit wie es f\u00fcr b\u00fcrgerliche Frauen der damaligen Zeit angemessen war. Beide waren seit ihrer Schulzeit mit den gleichfalls auf dem Friedhof beigesetzten Schwestern Maria und Clara Birnbaum befreundet, die als Lehrerinnen t\u00e4tig waren.","lage":"Abteilung XII, S\u00fcdmauer","grabid":"","name2":"Eger","vorname2":"Otto","geburtsort2":"Darmstadt","sterbeort2":"Gie\u00dfen","geburtsdatum2":"19.10.1877","sterbedatum2":"11.4.1949","beruf2":"Professor f\u00fcr Rechtsgeschichte","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1053-1509891108.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1053-1509892607.ogg;104-1053-1509892607.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"50.58131","geolong":"8.68724","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"1358","ordering":"19","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Laubenheimer","vorname":"August","geburtsort":"Gie\u00dfen","sterbeort":"H\u00f6chst, bei Frankfurt","geburtsdatum":"9.8.1848","sterbedatum":"22.7.1904","berufkat":"10","beruf":"Chemiker, im Direktorium Farbwerke H\u00f6chst","daten":"Die Familiengrabst\u00e4tte Laubenheimer-Koeppe erinnert an zwei M\u00e4nner, deren Wirken weit \u00fcber Gie\u00dfen hinausreichte. \r\nAugust Laubenheimer war zun\u00e4chst Professor f\u00fcr Chemie in Gie\u00dfen. Er war Sch\u00fcler, dann Mitarbeiter von Heinrich Will (Nr. 16), der wiederum Sch\u00fcler und Nachfolger des ber\u00fchmten Justus Liebig war. Laubenheimer ging 1883 zu den Farbwerken Hoechst und war damit der erste Wissenschaftler, der von der Forschung in die Industrie wechselte. Er hielt die Kontakte in die Forschung und sorgte daf\u00fcr, dass ber\u00fchmte Mediziner wie Robert Koch, Paul Ehrlich und Emil Behring ihre neuen Impfseren in H\u00f6chst produzieren lie\u00dfen. \r\nAugust Laubenheimer und seine Frau Marie geb. Koch aus Alsfeld bekamen zwei Kinder. Die Familie zog 1883 nach H\u00f6chst, wo sie bald in einer gro\u00dfen Direktorenvilla mit Park lebten, also zu den besten Kreisen geh\u00f6rten. Die Witwe kehrte 1907 nach Gie\u00dfen zur\u00fcck. Sohn Kurt war ebenfalls Arzt und Infektiologe in Frankfurt. Tochter Auguste heiratete den Kinderarzt Hans Koeppe, der als Regimentsarzt nach Gie\u00dfen kam. Seine erste Praxis war im Hinterhaus Frankfurter Stra\u00dfe 10, das Heinrich Buff (Nr. 27) als Labor und Vortragssaal hatte erbauen lassen und das sein Nachfolger Wilhelm R\u00f6ntgen (Nr. 28) ebenfalls kurze Zeit nutzte. \r\nHans Koeppe setzte sich f\u00fcr die S\u00e4uglingspflege ein, leistete Aufkl\u00e4rungsarbeit f\u00fcr M\u00fctter. Er initiierte und betreute eine Milchk\u00fcche mit S\u00e4uglingsheim. Da er auch kranke Kinder behandeln wollte, konzentrierte er sich bald auf den Bau einer Kinderklinik. Unterst\u00fctzung fand er beim Gro\u00dfherzog-Paar Ernst Ludwig und Eleonore von Hessen. 1912 konnte die Universit\u00e4ts-Kinderklinik an der Friedrich-\/ Ecke Frankfurter Stra\u00dfe er\u00f6ffnet werden. Bis zu seiner Emeritierung 1933 war Professor Koeppe ehrenamtlicher Leiter der Klinik. An den Gr\u00fcnder der Kinderheilkunde in Gie\u00dfen erinnert bis heute die \u201eStation Koeppe\u201c im Universit\u00e4tsklinikum.\r\nDie architektonisch gestaltete Grabst\u00e4tte ist klassisch-schlicht und eindrucksvoll zugleich, alle Namen sind auf dem dunklen, polierten Stein lesbar. Namenstafeln auf dem Boden verweisen auf weitere Verwandte.","lage":"Ostmauer, gegen\u00fcber Feld XVIII","grabid":"","name2":"Koeppe","vorname2":"Hans","geburtsort2":"Schkeuditz, Sachsen","sterbeort2":"Schreiberhau, heute Polen","geburtsdatum2":"4.1.1867","sterbedatum2":"12.4.1939","beruf2":"Kinderarzt, Initiator und Leiter der Kinderklinik","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1358-1654077672.jpg;104-1358-1654077771.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1358-1654077946.ogg;104-1358-1654077946.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"50.58098","geolong":"8.68952","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"1362","ordering":"23","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Laspeyres","vorname":"\u00c9tienne","geburtsort":"Halle (Saale)","sterbeort":"Gie\u00dfen","geburtsdatum":"28.11.1834","sterbedatum":"4.8.1913","berufkat":"10","beruf":"National\u00f6konum, Statistiker","daten":"Der National\u00f6konom und Statistiker \u00c9tienne Laspeyres ist in Fachkreisen bekannt. Nach ihm ist der Laspeyres-Index benannt, mit dem bis heute die Preissteigerung eines definierten Warenkorbes errechnet wird. Der Index ist ein Ma\u00df f\u00fcr die Teuerung, mit dessen Hilfe die Inflationsh\u00f6he bestimmt wird, und bildet die Grundlage f\u00fcr die Berechnung vieler Aktienindizes, auch der DAX-Familie.\r\nLaspeyres hat in Gie\u00dfen fast 40 Jahre seines Lebens verbracht. Seine Vorfahren waren Hugenotten aus S\u00fcdfrankreich, die sich Ende des 17. Jahrhunderts in Berlin ansiedelten. Laspeyres studierte Rechts- und Kameralwissenschaften an mehreren deutschen Universit\u00e4ten. Er lehrte Staatswissenschaften zun\u00e4chst in Basel, Riga und Dorpat. Nach einem Jahr in Karlsruhe wechselte er 1874 an die Universit\u00e4t Gie\u00dfen. Hier gr\u00fcndete er das Staatswissenschaftliche Seminar und legte eine Bibliothek mit wertvollen Schriften an. \r\nDen nach ihm benannten Index hatte er bereits 1871 entdeckt und publiziert, es war eher ein Nebenprodukt seiner sonstigen Forschungen. Er arbeitete anwendungsorientiert, seine Vorschl\u00e4ge zur Ausbildung von Kaufleuten wurden sp\u00e4ter in den neu gegr\u00fcndeten Handelsschulen eingef\u00fchrt und bilden die Grundlage der Betriebswirtschaftslehre. In Gie\u00dfen sorgte er f\u00fcr Aufregung, als er Liebigs Theorie von der Bodenersch\u00f6pfung widersprach. Als Statistiker kritisierte er Liebigs Vergleiche von ungleichen Verh\u00e4ltnissen.\r\nDas gro\u00dfe Steinkreuz f\u00fcr Laspeyres ist auf dem Boden abgelegt. Sein Grab liegt in illustrer Nachbarschaft: die Professoren Spengel und Thaer sind in unmittelbarer N\u00e4he beigesetzt, die Gr\u00e4ber der Physiker Hanle und R\u00f6ntgen (Nr. 28) liegen nur ein paar Schritte entfernt.","lage":"Feld XIV, Nordseite, am Weg","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1362-1654081547.jpg;104-1362-1654081651.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1362-1654081820.ogg;104-1362-1654081820.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"50.58181","geolong":"8.68971","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"1054","ordering":"25","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Schlagintweit","vorname":"Robert","geburtsort":"M\u00fcnchen","sterbeort":"Gie\u00dfen","geburtsdatum":"27.10.1833","sterbedatum":"6.6.1885","berufkat":"10","beruf":"Professor f\u00fcr Geographie","daten":"Der Grabstein aus wei\u00dfem Marmor erinnert an den Naturforscher Robert Schlagintweit, der als Professor f\u00fcr Geographie nach Gie\u00dfen gekommen war und hier starb. Die Stele mit dem barock geschwungenen Flachgiebel tr\u00e4gt eine schlichte Inschrift, die seitlich gerahmt wird von zwei gesenkten Fackeln. \r\nRobert Schlagintweit hatte mit seinen Br\u00fcdern Hermann und Adolph die allererste Himalaya-Expedition organisiert. Sie waren im Auftrag des preu\u00dfischen K\u00f6nigs und der britischen Ostindien-Kompanie unterwegs. Robert war erst 20 Jahre alt und frisch promoviert als er mit seinen Br\u00fcdern nach Indien und Nepal aufbrach. Sie dokumentierten die Himalaya-Regionen in all ihren Aspekten, legten Sammlungen an, fotografierten und zeichneten. Sie reisten mit zahlreichen Helfern und trennten sich zeitweilig. Auf einer solchen Sonderreise geriet Adolph zwischen die Kriegsfronten und wurde als vermeintlicher Spion gek\u00f6pft. \r\nHermann und Robert brachten riesige Mengen an Objekten mit nach Hause. Die wissenschaftliche Bearbeitung schafften sie allerdings nur zum Teil. Ein Grund war, dass Robert 1864 die erste Professur f\u00fcr Geographie der Universit\u00e4t Gie\u00dfen annahm. Dies geschah auf Wunsch des Gro\u00dfherzogs, war jedoch nicht mit entsprechender Finanzierung ausgestattet. Daher begab sich Robert Schlagintweit weiterhin auf Vortragsreisen, die ihn bis in die USA und nach Russland f\u00fchrten. Auch darin war er ein Pionier und erlangte gro\u00dfe Bekanntheit. \r\nIn der Gie\u00dfener Region war \u00fcber Jahrzehnte ein riesiges B\u00fcffelgeh\u00f6rn zu bestaunen, das die Schlagintweits mitgebracht hatten. Es stammte aus der Privatsammlung Hugo von Ritgens, der es an den Gleiberg-Verein gegeben hatte. Das Geh\u00f6rn wurde vor wenigen Jahren an das Museum des Alpenvereins in M\u00fcnchen gegeben, das einen Teil des Schlagintweit-Nachlasses h\u00fctet.","lage":"Abteilung XV, am \u00f6stlichen Weg, nahe S\u00fcderweiterung","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1054-1509890379.jpg;104-1054-1509890463.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1054-1509892774.ogg;104-1054-1509892774.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"50.58119","geolong":"8.68859","state":"1","hightlight":"1"},{"ID":"1056","ordering":"27","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Buff","vorname":"Heinrich","geburtsort":"R\u00f6delheim bei Frankfurt\/M.","sterbeort":"Gie\u00dfen","geburtsdatum":"23.5.1805","sterbedatum":"24.12.1878","berufkat":"10","beruf":"Physiker und Chemiker","daten":"Heinrich Buff studierte Mathematik und Chemie. Seine Studien schloss er 1827 mit einer Promotion bei Justus Liebig in Gie\u00dfen ab. Die beiden waren seit dieser Zeit befreundet. 1834 ging Buff als Lehrer an die Gewerbeschule in Kassel. Von dort holte Liebig ihn 1838 zur\u00fcck an die Ludwigs-Universit\u00e4t, auf eine neu geschaffene Professur f\u00fcr Physik. Das von Buff zusammen mit den Kollegen Friedrich Zamminer und Hermann Kopp verfasste Lehrbuch der Physikalischen Chemie gilt als \u201eGr\u00fcndungsmanifest\u201c des Fachs.\r\nDas Grabmal f\u00fcr Heinrich Buff zeigt die im 19. Jahrhundert beliebte Form einer Pyramide. Sie steht auf einem mehrfach gestuften Sockel und ist aus schwarz poliertem Granit. Die Grabst\u00e4tte wurde 2005 im Auftrag der Nachfahren restauriert. Anlass war der 200. Geburtstag von Heinrich Buff. Die Universit\u00e4t Gie\u00dfen w\u00fcrdigte den Physiker mit einem Kolloquium, an Buffs langj\u00e4hrigem Wohnhaus in der Frankfurter Stra\u00dfe 10 wurde eine Gedenktafel angebracht. Seit 1975 gibt es in Gie\u00dfen bereits den Heinrich-Buff-Ring, dort befindet sich ein Teil der naturwissenschaftlichen Universit\u00e4tsinstitute.\r\nDas Grab von Buffs Kollegen Friedrich Zamminer befindet sich ebenfalls auf dem Alten Friedhof, neben der Grabst\u00e4tte von Ernst Dieffenbach. Nachfolger von Heinrich Buff wurde Wilhelm Konrad R\u00f6ntgen, dessen Grab sich unweit von Buff befindet. \r\nNoch ein literaturgeschichtlicher Hinweis: Heinrich Buff war der Neffe von Charlotte Buff, Tochter des Amtmanns Buff in Wetzlar. Der junge Johann Wolfgang Goethe verliebte sich in Charlotte, als er dort sein juristisches Praktikum am Reichskammergericht absolvierte. Die unerf\u00fcllte Liebe zu Charlotte und den sp\u00e4teren Selbstmord seines Freundes Jerusalem verschmolz er zu seinem ersten Roman \u201eDie Leiden des jungen Werther\u201c. Damit begann Goethes Ruhm als Autor.","lage":"Abteilung XII, am \u00f6stlichen Weg","grabid":"","name2":"Buff, geb. Moldenhauer","vorname2":"Johanna","geburtsort2":"","sterbeort2":"Gie\u00dfen","geburtsdatum2":"28.3.1827","sterbedatum2":"10.2.1906","beruf2":"Ehefrau","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1056-1509886843.jpg;104-1056-1509893418.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1056-1509893678.ogg;104-1056-1509893678.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"50.58160","geolong":"8.68768","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"1057","ordering":"28","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"R\u00f6ntgen","vorname":"Wilhelm Conrad","geburtsort":"Lennep, heute Remscheid","sterbeort":"M\u00fcnchen","geburtsdatum":"27.3.1845","sterbedatum":"10.2.1923","berufkat":"10","beruf":"Professor f\u00fcr Pysik","daten":"Wilhelm Conrad R\u00f6ntgen erhielt seine Schulbildung in Utrecht, der niederl\u00e4ndischen Heimatstadt seiner Mutter. Er promovierte in Z\u00fcrich in Experimentalphysik und habilitierte sich in Stra\u00dfburg. Als Professor f\u00fcr Physik trat er 1879 in Gie\u00dfen die Nachfolge von Heinrich Buff an. R\u00f6ntgen nutzte anfangs auch dessen Labor im Hinterhaus der Frankfurter Stra\u00dfe 10, konnte jedoch bald umziehen in das 1880 fertig gestellte Universit\u00e4tshauptgeb\u00e4ude an der Ludwigstra\u00dfe. Acht Jahre sp\u00e4ter ging er nach W\u00fcrzburg, wo er die X-Strahlen entdeckte. 1901 erhielt er daf\u00fcr den ersten Nobelpreis f\u00fcr Physik. Er spendete das Preisgeld und verzichtete auf die Patentanmeldung, damit seine Entdeckung f\u00fcr die Allgemeinheit genutzt werden konnte. Seine letzten Lehr- und Studienjahre verbrachte er in M\u00fcnchen, genau wie der ber\u00fchmte Justus Liebig vor ihm. \r\nDie Grabst\u00e4tte f\u00fcr den ber\u00fchmtesten Toten dieses Friedhofs wurde von ihm selbst erworben. Als Wilhelm Conrad R\u00f6ntgen in den 1880er Jahren als Professor f\u00fcr Physik an der Gie\u00dfener Universit\u00e4t t\u00e4tig war, wohnte er hier zusammen mit seinen Eltern, die beide in Gie\u00dfen starben. In seinem Testament legte er fest, dass auch er und seine Frau Berta in dieser Familiengrabst\u00e4tte beigesetzt werden sollten. Zur Beisetzung der Urne von R\u00f6ntgen am 10. November 1923 waren Wissenschaftskollegen aus ganz Deutschland angereist, die Grabrede ist erhalten. Sein Andenken wird in Gie\u00dfen in verschiedenen Namensgebungen bewahrt, am auff\u00e4lligsten durch das Denkmal im Theaterpark.\r\nDer Grabstein ist schlicht, wird von einem Metallkreuz gekr\u00f6nt und ist mit einer schwarz polierten Schrifttafel versehen. Die Grabst\u00e4tte wirkt dennoch hervorgehoben durch die relativ hohe Einfassungsmauer und die f\u00fcnf Stufen, die in der Mitte hinauff\u00fchren. Als Ehrengrab erh\u00e4lt es seit Jahrzehnten eine jahreszeitlich wechselnde Bepflanzung mit Blumen.","lage":"Abteilung XV, am n\u00f6rdlichen Weg","grabid":"","name2":"R\u00f6ntgen, geb. Ludwig","vorname2":"Berta","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"22.4.1839","sterbedatum2":"31.10.1919","beruf2":"Ehefrau","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1057-1509889534.jpg;104-1057-1509889860.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1057-1509893905.ogg;104-1057-1509893905.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"1","architekt":"","geolat":"50.58166","geolong":"8.68800","state":"1","hightlight":"1"},{"ID":"1065","ordering":"36","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Heyer","vorname":"Gustav","geburtsort":"Gie\u00dfen","sterbeort":"F\u00fcrstenfeldbruck","geburtsdatum":"11.3.1826","sterbedatum":"10.7.1883","berufkat":"10","beruf":"Forstwissenschaftler","daten":"Das Grabdenkmal aus wei\u00dfem Marmor wurde f\u00fcr den Forstwissenschaftler Gustav Heyer errichtet. Es tr\u00e4gt die Inschrift: Gewidmet von dankbaren Sch\u00fclern und Verehrern. Die sorgsam ausgef\u00fchrte, vollplastische Portr\u00e4tb\u00fcste hat das Aussehen des Professors sehr genau getroffen, berichteten Zeitgenossen. Die B\u00fcste steht in einer Rundbogennische, gerahmt von einer \u00c4dikula. Das ist die typische Rahmung der Antike, bei der zwei S\u00e4ulen einen Dreiecksgiebel tragen.\r\nEs handelt sich in diesem Fall nicht um das Grab des Wissenschaftlers. Der Friedhof in M\u00fcnchen, auf dem Heyer bestattet war, wurde abger\u00e4umt und das Grabdenkmal seiner Geburtsstadt Gie\u00dfen zur w\u00fcrdigen Aufbewahrung angeboten. Im November 1912 wurde es angeliefert. Es stand zun\u00e4chst au\u00dferhalb des Friedhofs, in der Gr\u00fcnanlage zwischen Nordmauer und Licher Stra\u00dfe. Da es dort dem Vandalismus ausgesetzt war, wurde es Ende der 1970er Jahre innerhalb der Friedhofsmauern aufgestellt. \r\nGustav Heyer studierte Forstwissenschaft an der Universit\u00e4t in Gie\u00dfen. Nach seiner Habilitation erhielt er ehrenvolle Rufe, auch ins Ausland. Erst 1868 nahm er die Professur an die Preu\u00dfische Forstakademie in Hannoversch M\u00fcnden an, wechselte 1878 nach M\u00fcnchen, wo ihm noch f\u00fcnf Jahre der Lehre blieben, bevor er unerwartet starb. Seine Schriften zur Waldwirtschaft pr\u00e4gten nachfolgende Forstgenerationen.\r\nAuch sein Vater Carl Heyer war Forstwissenschaftler an der Gie\u00dfener Universit\u00e4t, dieser z\u00e4hlt heute zu den \u201eforstlichen Klassikern\u201c. Carl Heyer ist auf dem Alten Friedhof bestattet und erhielt hier nur eine schlichte Namenstafel. Aber die Stadt Gie\u00dfen errichtete ihm ein Denkmal an der damals neu angelegten Nordanlage. Carl Heyer kam aus einer Darmst\u00e4dter F\u00f6rsterfamilie und behielt diese Berufspraxis bei. Ihm ist die Wiederaufforstung des Gie\u00dfener Stadtwalds in den 1820er Jahren zu verdanken.","lage":"Abteilung IV, nahe Nordmauer","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1065-1509888125.jpg;104-1065-1509897067.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1065-1509896388.ogg;104-1065-1509896388.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"Bildhauer: Thomas Dennerlein, M\u00fcnchen","geolat":"50.58302","geolong":"8.68662","state":"1","hightlight":"0"}]},"20":{"grouptitle":"Weitere Grabstellen","graves":[{"ID":"1036","ordering":"1","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Studentengrabsteine","vorname":"","geburtsort":"","sterbeort":"","geburtsdatum":"","sterbedatum":"","berufkat":"20","beruf":"","daten":"Mit Gr\u00fcndung der Universit\u00e4t 1607 kamen zu den gut 3.000 Einwohnern der Festungsstadt Gie\u00dfen noch einmal 300 Menschen dazu. Die neue Universit\u00e4t, die in der lutherischen Tradition stehen sollte, zog auch Studenten aus Skandinavien und norddeutschen St\u00e4dten an. Eigentlich ist Marburg die \u00e4lteste Universit\u00e4t Hessens, gegr\u00fcndet 1527 durch Landgraf Philipp den Gro\u00dfm\u00fctigen. Nach dessen Tod wurde das Land unter seinen vier S\u00f6hnen aufgeteilt. Zwei von ihnen, darunter Landgraf Ludwig von Hessen-Marburg, starben ohne m\u00e4nnliche Nachkommen, so dass 1604 das Marburger Erbe zwischen Hessen-Kassel im Norden und Hessen-Darmstadt im S\u00fcden geteilt wurde. Die Grenze verlief in der Folgezeit zwischen Gie\u00dfen und Marburg. \r\nAls Landgraf Moritz von Hessen-Kassel, genannt der Gelehrte, das calvinistische Bekenntnis annahm, verweigerten die Theologen der Universit\u00e4t Marburg die neue Lehre und wurden entlassen. Sie fl\u00fcchteten ins darmst\u00e4dtische Gebiet, wo es Landgraf Ludwig von Hessen-Darmstadt gelang, die Erlaubnis des Kaisers zur Gr\u00fcndung einer lutherischen Hochschule zu erlangen. Mit der Wahl Gie\u00dfens sollte dem \u201ecalvinistischen Gift\u201c des nahegelegenen Marburg bewusst Paroli geboten werden.\r\nEs gibt einige Grabmale f\u00fcr Studenten fr\u00fcherer Zeiten. Im Au\u00dfenbereich der Kapelle sind gleich zwei markante Grabsteine augenf\u00e4llig. Das ist zum einen der Doppelgrabstein mit einem Engel in der Mitte, der f\u00fcr zwei Studenten der Rechtswissenschaften errichtet wurde. Karl Siegfrieden aus Darmstadt und Karl von M\u00fcller aus Biedenkopf starben am gleichen Tag im M\u00e4rz 1840. Die beiden teilten sich ein Zimmer und starben an Typhus. Der Grabstein ist auch ein Freundschaftsdenkmal, das typische Formen der Romantik aufweist.\r\nEinige Schritte weiter steht am Weg ein S\u00e4ulenstumpf, auf dem ein m\u00e4chtiger W\u00fcrfel auf Spitze gestellt ist. Der unsichere Stand des W\u00fcrfels symbolisiert die Unw\u00e4gbarkeit des Schicksals. Der Verstorbene Christian Gro\u00df war erst 16 Jahre alt, als er 1819 in den Fluten der Lahn ertrank.","lage":"Abteilung I, nahe Kapelle, am Weg vom Eingang Licher Stra\u00dfe Richtung S\u00fcdmauer","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1036-1507727362.jpg;104-1036-1507727667.jpg;104-1036-1508165614.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1036-1507728058.ogg;104-1036-1507728058.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"50.58291","geolong":"8.68591","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"1037","ordering":"2","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Friedhofskapelle","vorname":"","geburtsort":"","sterbeort":"","geburtsdatum":"","sterbedatum":"","berufkat":"20","beruf":"","daten":"Die \u201eTotenkapelle\u201c wurde in den Jahren 1623 bis 1625 erbaut. Die Leitung hatte Stadtbaumeister Johann Ebel zum Hirsch, der dies auf sein imposantes Halbfigurenportr\u00e4t hat schreiben lassen. Johann Ebel war nicht nur Stadtrat, sondern auch Inhaber der Gastst\u00e4tte \u201eZum Hirsch\u201c. Das Gem\u00e4lde befindet sich heute in der Kunstsammlung des Museums im Alten Schloss.\r\nDer Baubeginn der Kapelle lag also mitten im Drei\u00dfigj\u00e4hrigen Krieg und wenige Jahre nach Gr\u00fcndung der Universit\u00e4t in Gie\u00dfen. Durch den Bev\u00f6lkerungszuwachs stieg der Platzbedarf in allen Bereichen, auch bei Bestattungen, die zunehmend mit dem Wunsch nach Repr\u00e4sentation verbunden waren. Daher sind in der Kapelle wieder Grabdenkmale an den W\u00e4nden angebracht, was Luther eigentlich hatte abschaffen wollen. Die teils sehr aufwendig gestalteten Grabsteine erinnern nicht nur an Professoren, sondern auch an ihre fr\u00fch verstorbenen Gattinnen und Kinder, ebenso an Vertreter der \u201euniversit\u00e4ts-angeh\u00f6rigen\u201c Berufe wie Buchdrucker und Apotheker sowie an Studenten.\r\nW\u00e4hrend der deutsch-franz\u00f6sischen Kriege war Gie\u00dfen mehrmals besetzt. Die Kapelle diente um 1800 als Waffenlager, wurde also nicht gepflegt. Ein Ratsprotokoll notiert 1840 einen Dacheinsturz. Die Renovierung zog sich \u00fcber 20 Jahre hin. Dabei wurde die Kapelle um ein Stockwerk erh\u00f6ht, das von au\u00dfen am streng gegliederten Fachwerk zu erkennen ist, so wie es im sp\u00e4ten 19. Jahrhundert \u00fcblich war. Bauleiter war der heimische Architekt Hugo von Ritgen. \r\nSeit 1927 steht die Kapelle der damals neu gegr\u00fcndeten Luther-Gemeinde f\u00fcr ihre Gottesdienste zur Verf\u00fcgung. Die heutige Nutzung schlie\u00dft auch kulturelle Veranstaltungen mit ein. Renovierungen werden von Stadt und Kirchengemeinde gemeinsam getragen. Besichtigungen sind bei Friedhofsf\u00fchrungen m\u00f6glich, die die Tourist-Information Gie\u00dfen anbietet.","lage":"Abteilung I, n\u00e4he Eingang Licher Stra\u00dfe","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1037-1507729124.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1037-1507728515.ogg;104-1037-1507728515.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"Stadtbaumeister Johann Ebel","geolat":"50.58321","geolong":"8.68553","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"1038","ordering":"3","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Liebknecht","vorname":"Katharina Elisabeth","geburtsort":"Bensheim","sterbeort":"Gie\u00dfen","geburtsdatum":"11.1.1686","sterbedatum":"31.7.1719","berufkat":"20","beruf":"Ehefrau und Mutter","daten":"Johann Georg Liebknecht wurde auf Empfehlung des ber\u00fchmten Gelehrten Leibniz an die Universit\u00e4t Gie\u00dfen berufen. Liebknecht z\u00e4hlte zu den bedeutenden Mathematikern seiner Zeit. Schlie\u00dflich wurde er noch Professor f\u00fcr Theologie in der angeseheneren theologischen Fakult\u00e4t. Auch habe er Martin Luther zu seinen Vorfahren gez\u00e4hlt, hei\u00dft es in der Literatur. Liebknecht war zeitweilig auch Universit\u00e4tsrektor, zudem Superintendent der Region um Gie\u00dfen. \r\nEr ist der Urgro\u00dfvater des in Gie\u00dfen geborenen Wilhelm Liebknecht, der zu den freiheitlich gesinnten Studenten der deutschen Revolution von 1848 z\u00e4hlt. Wilhelm Liebknecht musste wie so viele ins Exil gehen; als er 14 Jahre sp\u00e4ter nach Deutschland zur\u00fcckkehrte, ging er nach Leipzig. Dort lernte er August Bebel kennen, mit dem er die SDAP gr\u00fcndete, die sozialdemokratische Arbeiterpartei, eine der Vorl\u00e4uferparteien der SPD. \r\nDer imposante Grabstein rechts neben dem Kapelleneingang wurde f\u00fcr Katharina Elisabeth Liebknecht, geborene Elwert, geschaffen. Die erste Ehefrau des Universit\u00e4tsprofessors Johann Georg Liebknecht starb w\u00e4hrend ihrer sechsten Schwangerschaft. Die Arzttochter kam aus Bensheim. Der Grabstein f\u00fcr \u201eKatharina Elisabetha Liebknechtin\u201c ist nicht nur gro\u00df, er f\u00e4llt auch durch seine Gestaltung im Stil des Rokoko auf. Das eingedellte Oval ist rundum mit \u00fcppigen, wild bewegten Akanthusbl\u00e4ttern geschm\u00fcckt. In der oberen Zone sind die Familienwappen zu erkennen, dar\u00fcber eine gro\u00dfe Krone. Die sogenannte Lebenskrone findet sich nur auf lutherischen Friedh\u00f6fen. In Luthers Neu\u00fcbersetzung der Offenbarung hei\u00dft es \u201eGott sagt: Sei treu bis zum Tod. Dann gebe ich dir die Lebenskrone.\u201c Die Inschrift ist in Latein verfasst, was die normale Sprache an Universit\u00e4ten war. Der Grabstein f\u00fcr Johann Georg Liebknecht und seine zweite Ehefrau Sophie, geb. Hoffmann, ist nicht erhalten.\r\nNachsatz (Mai 2022): \r\nDer Grabstein f\u00fcr Johann Georg Liebknecht konnte im Jahr 2021 \u00fcber literarische Quellen identifiziert werden. Er befindet sich an der Westmauer, etwa in der Mitte der historischen Grabsteine. Die Schriftfl\u00e4che des roten Sandsteins ist abschilfert und nicht mehr lesbar, aber das Motiv im Giebel ist erkennbar: Christus mit Siegesfahne und eine Schafherde.","lage":"Abteilung I, an der Eingangsseite der Kapelle","grabid":"","name2":"Johann Georg","vorname2":"Liebknecht","geburtsort2":"Wasungen","sterbeort2":"Gie\u00dfen","geburtsdatum2":"23.4.1679","sterbedatum2":"17.9.1749","beruf2":"Mathematiker, Theologe","lage2":"Westmauer","grabid2":"","zoom_pic":"104-1038-1508165344.jpg;104-1038-1654003222.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1038-1508166011.ogg;104-1038-1508166011.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"50.58320","geolong":"8.68551","state":"1","hightlight":"1"},{"ID":"1039","ordering":"4","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Vogt","vorname":"Conrad","geburtsort":"Lich bei Gie\u00dfen","sterbeort":"Gie\u00dfen","geburtsdatum":"x.3.1606","sterbedatum":"12.11.1678","berufkat":"20","beruf":"Metzgermeister","daten":"An der westlichen Schmalseite der Friedhofskapelle erinnert ein besonderes Erinnerungsmal an die Familie Vogt. Es ist eine steinerne Geburtsurkunde, die Metzgermeister Conrad Vogt zwei Jahre vor seinem Tod hat anfertigen lassen. Darauf sind die Namen und Geburtsdaten seiner verstorbenen Kinder und ersten Ehefrau eingemei\u00dfelt. Auf dem Reliefbild in der Giebelzone sind auch die lebenden Mitglieder der Familie dargestellt. Rechts vom Kreuz knien die m\u00e4nnlichen Mitglieder der Familie, links die weiblichen. Das Rechts und Links ist vom Gekreuzigten aus gemeint, es handelt sich um eine traditionelle Form der Hierarchie, wie sie auch bei Wappen gilt. \r\nDie stilisierte Darstellung ist erstaunlich detailreich. Man erkennt die offenen Haare und das B\u00e4rtchen bei dem Mann, den Faltenfall der Gew\u00e4nder und die zum Beten erhobenen H\u00e4nde. Die zweite, noch lebende Ehefrau ist rechts au\u00dfen dargestellt. Sie tr\u00e4gt eine Haube \u00fcber den Haaren, was sie als verheiratete Frau ausweist. Die bereits Verstorbenen haben ein Kreuzchen \u00fcber ihren K\u00f6pfen. Daran l\u00e4sst sich erkennen, dass nur zwei der vier S\u00f6hne noch lebten und alle vier M\u00e4dchen schon gestorben waren, als dieser Gedenkstein gefertigt wurde.\r\nDie Familie des Metzgermeisters Vogt stellte einige Pfarrer, sein Enkel Wilhelm studierte Medizin und wurde Universit\u00e4tsprofessor in Gie\u00dfen und Bern. Der ber\u00fchmteste Nachfahre war Urenkel Carl Vogt, der auf Empfehlung von Justus Liebig auf die neu gegr\u00fcndete Professur f\u00fcr Zoologie an der Universit\u00e4t Gie\u00dfen berufen wurde. Carl Vogt war sehr streitbar und eloquent. Er war gew\u00e4hlter Abgeordneter in der 1848er Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche. Wegen seiner radikaldemokratischen Gesinnung musste auch Carl Vogt Deutschland verlassen. Sein Verdienst in der Schweiz war die Reform der Universit\u00e4t Genf. Als Vertreter des wissenschaftlichen Materialismus trat er entschieden f\u00fcr die Darwin\u2019sche Evolutionstheorie ein, was ihm den Spitznamen \u201eAffen-Vogt\u201c eintrug. Beide St\u00e4dte haben ihm ein Denkmal gesetzt: Gie\u00dfen am Alten Schloss und Genf vor dem Uni-Hauptgeb\u00e4ude.","lage":"Abteilung I, Kapelle au\u00dfen, Westwand","grabid":"","name2":"Vogt","vorname2":"Carl","geburtsort2":"Gie\u00dfen","sterbeort2":"Plainpalais bei Genf","geburtsdatum2":"5.7.1817","sterbedatum2":"5.5.1895","beruf2":"Mediziner, Zoologe","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1039-1509641918.jpg;104-1039-1509642082.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1039-1509642434.ogg;104-1039-1509642434.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"Bildhauerwerkstatt: Matthias Wenzel, Marburg","geolat":"50.58319","geolong":"8.68534","state":"1","hightlight":"1"},{"ID":"1047","ordering":"6","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Totenh\u00e4user Todenwart und Sinolt","vorname":"","geburtsort":"","sterbeort":"","geburtsdatum":"","sterbedatum":"","berufkat":"20","beruf":"","daten":"Die beiden Totenh\u00e4user wurden um die gleiche Zeit errichtet wie die Friedhofskapelle. Da sich der Kapelleneingang urspr\u00fcnglich auf der S\u00fcdseite befand, waren diese auffallenden Grabdenkm\u00e4ler gut sichtbar f\u00fcr alle Trauerg\u00e4ste. Beide Totenh\u00e4user wurden errichtet von Personen, die im Dienst des Landgrafen von Hessen-Darmstadt standen. Dass freistehende Grabh\u00e4user noch erhalten sind, ist eine gro\u00dfe Seltenheit. Urspr\u00fcnglich lehnten sie mit ihrer R\u00fcckseite an die erste Ostmauer des Friedhofs an. Die Mauerflucht ist noch heute zu erkennen, wenn man vom Weg oberhalb der Totenh\u00e4user auf das tiefer liegende Eingangstor an der Licher Stra\u00dfe blickt. Dar\u00fcber wird auch deutlich wie klein der Friedhof am Anfang war. Die \u00c4hnlichkeit der beiden schmiedeeisernen Eingangstore der Totenh\u00e4user lassen dieselbe Werkstatt vermuten.\r\nDas schmalere Totenhaus wurde errichtet f\u00fcr Katharina Wolff von Todenwart, die in Gie\u00dfen 1635 an der Pest starb. Ihr Mann Antonius Wolff von Todenwart(h) war in diplomatischen Diensten unterwegs und erfuhr erst bei seiner R\u00fcckkehr vom Tod der geliebten Gattin. Er lie\u00df zum Gedenken nicht nur das Totenhaus bauen, sondern richtete auch eine soziale Stiftung ein. Deren Ertrag sollte allj\u00e4hrlich am Todestag und zur Todesstunde seiner verstorbenen Frau an Bed\u00fcrftige ausgezahlt werden. In modifizierter Form geschieht dies bis heute.\r\nDas breitere Totenhaus ist im Prinzip begehbar, es weist im Inneren Grabsteine f\u00fcr zwei Familien auf: Vi\u00ebtor und Sinolt. Jeremias Vi\u00ebtor war Theologe und Superintendent f\u00fcr Oberhessen, er sorgte im Auftrag von Landgraf Ludwig f\u00fcr die gute Aufnahme der Marburger Exilanten, die die Leitung der k\u00fcnftigen Universit\u00e4t \u00fcbernehmen sollten. Justus Sinolt, genannt Sch\u00fctz, war sein Schwiegersohn. Als Jurist war er an den Friedensverhandlungen zum Ende des Drei\u00dfigj\u00e4hrigen Krieges in M\u00fcnster und Osnabr\u00fcck beteiligt. Er setzte sich ma\u00dfgeblich daf\u00fcr ein, dass die hessen-darmst\u00e4dtische Landesuniversit\u00e4t 1650 wieder in Gie\u00dfen er\u00f6ffnet wurde. Er \u00fcbernahm das Amt des Kanzlers.","lage":"Abteilung I, bei der Kapelle, s\u00fcd\u00f6stlich","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1047-1509890813.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1047-1509891442.ogg;104-1047-1509891442.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"50.58298","geolong":"8.68564","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"1356","ordering":"14","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Kempff","vorname":"Fritz","geburtsort":"Gie\u00dfen","sterbeort":"Gie\u00dfen","geburtsdatum":"17.2.1801","sterbedatum":"2.1.1871","berufkat":"20","beruf":"Posthalter, Gastwirt und Stallmeister","daten":"Die Familie Kempf war seit dem 15. Jahrhundert in Gie\u00dfen ans\u00e4ssig. Das bedeutet, die Kempffs waren mit vielen Familien in und um Gie\u00dfen verwandt, unter anderen mit den Liebknechts. Sie waren Gastwirte und B\u00e4cker, Theologen, Juristen und Offiziere. Einige von ihnen geh\u00f6rten dem Rat der Stadt an, daher befinden sich vier Kempff-Portr\u00e4ts in der Ratsherrengalerie des Oberhessischen Museums. Balthasar Kempff war auch B\u00fcrgermeister, sein mit einer Brezel gekr\u00f6nter Grabstein befindet sich an der s\u00fcdlichen Au\u00dfenwand der Kapelle.\r\nDie Grabst\u00e4tte an der S\u00fcdmauer erinnert an seine Nachfahren, an die Posthalterfamilie Kempff. Posthalter zu sein, das bedeutete f\u00fcr Mensch und Tier zu sorgen. So mussten neben G\u00e4stezimmern und Essen immer zahlreiche frische Pferde im Stall bereitgehalten werden, damit eilige Kundschaft die Pferde schnell auswechseln und weiterreisen konnte. Die Kempffs \u00fcbernahmen au\u00dferdem das Fuhrgesch\u00e4ft f\u00fcr den Postversand.\r\nVom Leben der auf dem Grabstein genannten Fritz und Louise Kempff ist kaum etwas \u00fcberliefert. Fritz Kempff war Posthalter in dritter Generation. Die Familiengrabst\u00e4tte befindet sich an repr\u00e4sentativer Stelle auf dem Alten Friedhof, an der S\u00fcdmauer neben den Tabakfabrikanten Gail. Im Vergleich zum Nachbargrab besticht die Gestaltung des Kempff\u2019schen Grabmals durch Schlichtheit. Der Putz ist direkt auf die Friedhofsmauer aufgebracht. In vier gerahmten Feldern ist jeweils mittig ein l\u00e4chelnder Engelskopf angebracht, jeder blickt etwas anders. \r\nEine Nachfahrin \u00fcbergab 2019 an das Oberhessische Museum Gie\u00dfen f\u00fcnf Portr\u00e4tgem\u00e4lde ihrer Ahnen: eines aus der ersten Posthalter-Generation im 18. Jahrhundert von Philipp Heinrich und Katharina Kempf, und ein zweites von Fritz und Louise Kempff, die auf der Grabst\u00e4tte mit den Engelsk\u00f6pfen liegen. Zur Schenkung geh\u00f6rt auch ein Gruppenbild ihrer vier S\u00f6hne. Die j\u00fcngsten drei Gem\u00e4lde sind im Stil des Biedermeier gemalt und stammen von dem beliebten Portr\u00e4tmaler Wilhelm Trautschold, der zeitweilig in Gie\u00dfen lebte und Zeichenlehrer an der Universit\u00e4t war.","lage":"S\u00fcdmauer, gegen\u00fcber Feld IX, links neben Grabst\u00e4tte Georg Gail (Nr. 13)","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1356-1654074319.jpg;104-1356-1654074408.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1356-1654076075.ogg;104-1356-1654076075.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"50.58158","geolong":"8.68604","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"1357","ordering":"18","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"H\u00fcter","vorname":"Ludwig","geburtsort":"Schaafheim, Kreis Dieburg","sterbeort":"Gie\u00dfen","geburtsdatum":"23.11.1861","sterbedatum":"9.12.1940","berufkat":"20","beruf":"Gymnasiallehrer","daten":"Ludwig H\u00fcter war seit 1889 Lehrer am Landgraf-Ludwigs-Gymnasium. Das traditionsreiche humanistische Gymnasium verdankt sich der Gr\u00fcndung der Gie\u00dfener Universit\u00e4t in den Jahren 1605 bis 1607. Als Oberstudienrat trug Ludwig H\u00fcter den Amtstitel Professor, er unterrichtete die F\u00e4cher Deutsch, Latein, Griechisch, Philosophie und Staatsb\u00fcrgerkunde. 1926 wurde er regul\u00e4r pensioniert, seine Bez\u00fcge wurden unter den Nationalsozialisten gek\u00fcrzt.\r\nLudwig H\u00fcter war seit der Kaiserzeit aktives Mitglied der SPD. Er hielt politische Vortr\u00e4ge und publizierte im Oberhessischen Volksblatt, das sozialdemokratisch ausgerichtet war. 1922 gr\u00fcndete er mit Gleichgesinnten die Ortsgruppe Gie\u00dfen des Deutschen Republikanischen Lehrerbundes (DRLB), ab 1924 gab er deren Zeitschrift \u201eDer Wegweiser\u201c heraus. Ziel des Lehrerbundes war, Jugendliche f\u00fcr die demokratische Weimarer Republik zu gewinnen und noch schwankende Lehrkr\u00e4fte zu \u00fcberzeugen. \r\nH\u00fcters Engagement ist es zu verdanken, dass sich die Organisation \u00fcber Hessen hinaus verbreitete. Bei der Verfassungsfeier 1927 hielt er eine engagierte Rede, geriet dadurch aber \u00fcberregional in den Fokus von Antidemokraten und monarchisch gesinnten Milit\u00e4rs. Ab 1929 gab er noch die Buchreihe \u201eRepublikanische Erziehung\u201c heraus.\r\nSeine zweite Ehefrau Marianne engagierte sich ebenfalls politisch. Sie z\u00e4hlte 1908 zu den Gr\u00fcnderinnen der Ortsgruppe Gie\u00dfen des Frauenstimmrechtvereins und beteiligte sich an Aktionen des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins in Gie\u00dfen. Ludwig H\u00fcter hatte aus erster Ehe einen Sohn, Marianne und er bekamen noch eine Tochter und nahmen eine Pflegetochter auf. Sie hatten ein Haus in der Steinstra\u00dfe.\r\nDas Familiengrab auf dem Alten Friedhof ist schlicht, au\u00dfer einer Namenstafel gibt es kein Dekor. Das Kreuz, das sicher einst auf dem Sockel stand, ist als fragiles Element schon lange verschwunden. Wie auf vielen anderen Gr\u00e4bern auch.","lage":"SE (S\u00fcderweiterung) Feld D, auf der Wiese schr\u00e4g links gegen\u00fcber dem inneren Eingang","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1357-1654076828.jpg;104-1357-1654076921.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1357-1654076747.ogg;104-1357-1654076747.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"50.58055","geolong":"8.68848","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"1361","ordering":"22","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Stempel","vorname":"Hermann","geburtsort":"","sterbeort":"","geburtsdatum":"","sterbedatum":"","berufkat":"20","beruf":"Gutsbesitzer","daten":"Die Familiengrabst\u00e4tte Hermann Stempel beeindruckt durch die k\u00fcnstlerische Gestaltung. Die sitzende Figur auf einem hohen Sockel wirkt durch ihre dynamische K\u00f6rperdrehung ausgesprochen lebhaft. Offenbar will die junge Frau einen Kranz werfen, den sie in der Hand h\u00e4lt. \r\n\u00dcber die Familie ist wenig bekannt. Auf der gro\u00dfz\u00fcgig angelegten Grabst\u00e4tte ist am Sockel nur Familie Hermann Stempel zu lesen, es gibt keine Lebensdaten, keine weiteren Namen. Hermann Stempel war bereits Rentier, als er um 1885 nach Gie\u00dfen kam. Sp\u00e4ter wird er im Adressbuch als Gutsbesitzer aufgef\u00fchrt. Von 1895 bis 1910 ist nur noch seine Witwe Anna geb. Fulda genannt. Sie wohnte in der Ostanlage 4, Hausbesitzer war der Fabrikant Georg Fulda, das hei\u00dft Anna Stempel war zu ihren Eltern zur\u00fcckgekehrt. \r\nDaf\u00fcr ist \u00fcber die Grabskulptur umso mehr zu berichten. Es ist eine Kopie von einer der Viktorien in der Walhalla bei Regensburg, die K\u00f6nig Ludwig I. von Bayern bei dem Berliner Bildhauer Christian Daniel Rauch in Auftrag gab. Eine Version der r\u00f6mischen Siegesg\u00f6ttinnen erfreute sich so gro\u00dfer Beliebtheit, dass sie in verschiedenen Gr\u00f6\u00dfen reproduziert wurde: klein in Porzellan, als Siegestroph\u00e4e und als Skulptur f\u00fcr Friedh\u00f6fe. Der Gie\u00dfener Viktoria fehlen allerdings die Fl\u00fcgel. Ob sie jemals angebracht waren, ist nicht bekannt.\r\nDer Bildhauer Christian Daniel Rauch wurde 1777 im nordhessischen Arolsen geboren. Er lernte bei verschiedenen Bildhauern, kam als Diener an den Hof der Preu\u00dfen-K\u00f6nigin Luise in Berlin. Dort wurde der Bildhauer Gottfried Schadow auf ihn aufmerksam und empfahl ihn f\u00fcr Auftr\u00e4ge. Rauch traf den Nerv der Zeit, sein Stil lag zwischen Ideal und Wirklichkeit. Er hatte eine gut organisierte Werkstatt in Berlin und bildete Mitarbeiter aus, so dass viele Sch\u00fcler seinen Stil fortsetzten. Seine Geburtsstadt Bad Arolsen ehrt ihn mit zwei Museen: sein Geburtshaus und ein Kunstmuseum seit 2002.","lage":"Ostmauer, gegen\u00fcber Feld XVI","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1361-1654081011.jpg;104-1361-1654081125.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1361-1654080887.ogg;104-1361-1654080887.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"50.581833","geolong":"8.690361","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"1062","ordering":"33","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"Denkm\u00e4ler f\u00fcr die im Lazarett verstorbenen Soldaten des Deutsch-Franz\u00f6sischen Krieges 1870\/71","vorname":"","geburtsort":"","sterbeort":"","geburtsdatum":"","sterbedatum":"","berufkat":"20","beruf":"","daten":"Gie\u00dfen war Festungsstadt. Die Gr\u00fcndung 1150 diente zur Sicherung der Furt \u00fcber die Lahn. 1350 gilt als Jahr der Befestigung des mittelalterlichen Gie\u00dfen mit einer Stadtmauer. Schlie\u00dflich lie\u00df Landgraf Philipp von Hessen ab 1530 die Stadt erweitern und einen m\u00e4chtigen Festungswall errichten. In dieser Zeit wurde auch der Friedhof au\u00dferhalb der Stadt angelegt. \r\nSoldaten gab es hier sp\u00e4testens seit dem 16. Jahrhundert. Es gab Truppendurchz\u00fcge und Besetzungen, vor allem zur Zeit der Franzosenkriege Ende des 18. Jahrhunderts. Soldaten mussten untergebracht und verpflegt werden, im Kriegsfall Lazarette zur Versorgung der Verwundeten eingerichtet werden. Alltagsleben war dann f\u00fcr die Bev\u00f6lkerung nicht mehr m\u00f6glich. Die Soldaten brachten zudem Infektionskrankheiten mit, die sich ausbreiteten. Viele Menschen starben, Milit\u00e4rs und Zivilisten.\r\nAuf dem Alten Friedhof Gie\u00dfen zeugen zahlreiche Inschriften auf privaten Grabdenkm\u00e4lern von Kriegstoten. Es gibt auch zwei \u00f6ffentliche Denkm\u00e4ler f\u00fcr die im Lazarett verstorbenen Soldaten des Deutsch-Franz\u00f6sischen Krieges 1870\/71. Das linke Denkmal, ein hoch aufragender Obelisk, lie\u00df die Stadt Gie\u00dfen f\u00fcr die deutschen Soldaten errichten. Das ist rundum auf den Sockelfl\u00e4chen zu lesen. Etwa in Augenh\u00f6he sind am Obelisk soldatische Ehrenzeichen dargestellt wie Helm, Schwert, Orden und Lorbeerkranz. Das rechte Denkmal, ein hohes Kruzifix, lie\u00dfen die franz\u00f6sischen Gefangenen f\u00fcr ihre Kameraden errichten. Auch das ist am Sockel eingemei\u00dfelt, in franz\u00f6sischer Sprache.\r\nAuf den dahinterliegenden Grabfeldern standen schlichte Holzkreuze mit Namen der Soldaten. Daran erinnert allerdings nur noch ein historisches Foto aus dem Stadtarchiv Gie\u00dfen. Diese Felder wurden komplett eingeebnet, heute ist dort nur noch Wiese zu sehen.","lage":"Abteilung X","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1062-1509886960.jpg;104-1062-1509887050.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1062-1509894993.ogg;104-1062-1509894993.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"50.58263","geolong":"8.68835","state":"1","hightlight":"0"},{"ID":"1063","ordering":"34","graveyardID":"104","cityID":"17","name":"J\u00fcdischer Friedhof","vorname":"","geburtsort":"","sterbeort":"","geburtsdatum":"","sterbedatum":"","berufkat":"20","beruf":"","daten":"Bis 1836 beerdigten Juden aus Gie\u00dfen und Umgebung ihre Toten in Gro\u00dfen-Linden, einem Dorf s\u00fcdlich von Gie\u00dfen. Mit der zunehmenden Verst\u00e4dterung zogen auch die j\u00fcdischen H\u00e4ndler in die Stadt. Zur Beerdigung ihrer Toten kaufte der Vorstand der Israelitischen Gemeinde ein St\u00fcck Land von der Stadt Gie\u00dfen. Es liegt entlang des Gr\u00fcnstreifens an der Licher Stra\u00dfe. Das Eingangstor von der Stra\u00dfenseite existiert noch, doch wird es nicht mehr benutzt. Der Zugang ist innerhalb des Friedhofs \u00fcber den in West-Ost-Richtung verlaufenden Weg ungehindert m\u00f6glich.\r\nIn den ersten zwei Quadranten des J\u00fcdischen Gr\u00e4berfelds wurde in der Reihenfolge des Todes bestattet, so wie es vorgeschrieben ist. In der zweiten H\u00e4lfte des 19. Jahrhunderts wich man davon allm\u00e4hlich ab und reservierte Grabfl\u00e4chen f\u00fcr Ehepaare und Familien. Das gilt als Zeichen der zunehmenden Assimilierung der deutschen Juden. Zwei Grabsteine f\u00fcr Ehepaare stehen direkt am Durchgangsweg. Links ein gro\u00dfes, im Jugendstil gestaltetes f\u00fcr die Zigarrenfabrikanten Siegmund und Ottilie Bock, rechts f\u00fcr das Holzh\u00e4ndlerehepaar Katzenstein. Aus beiden Familien gingen wichtige Pers\u00f6nlichkeiten hervor: Alfred Bock wurde als Schriftsteller der Heimat bekannt, sein Bruder Gustav Bock als Kunstsammler in Berlin. Simon Katzenstein war einer der ersten SPD-Reichstagsabgeordneten und seine Schwester Henriette, verheiratete F\u00fcrth, wurde zu einer wichtigen Aktivistin der Frauenbewegung in Frankfurt. \r\nGem\u00e4\u00df der j\u00fcdischen Religionsvorschrift sollen Friedh\u00f6fe abgegrenzt sein vom Bereich der Lebenden. Dies war auf diesem Friedhof von Anfang an etwas aufgelockert. Es ist schon ungew\u00f6hnlich, dass er in direkter Nachbarschaft zum christlichen Friedhof angelegt wurde. Als Abgrenzung nach S\u00fcden diente der nat\u00fcrliche Abhang. Die Abgrenzung nach Westen ist nicht \u00fcberliefert. Nach Osten d\u00fcrfte es zun\u00e4chst eine Mauer gewesen sein, denn dort war die Au\u00dfenseite des Friedhofs. Die Fl\u00e4chen dahinter wurden erst in den Jahren 1870\/71 erschlossen, um die im Lazarett verstorbenen Soldaten des Deutsch-Franz\u00f6sischen Krieges zu bestatten.","lage":"Abteilung VII","grabid":"","name2":"","vorname2":"","geburtsort2":"","sterbeort2":"","geburtsdatum2":"","sterbedatum2":"","beruf2":"","lage2":"","grabid2":"","zoom_pic":"104-1063-1509888350.jpg","personImagePic":"","audio":"104-1063-1509895474.ogg;104-1063-1509895474.mp3","audio_title":"","autor":"Dagmar Klein","ehrengrab":"0","architekt":"","geolat":"50.58268","geolong":"8.68779","state":"1","hightlight":"0"}]}}})