In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es auf den vorhandenen Bremer Friedhöfen zu Platzproblemen. Hintergrund war die rasante Bevölkerungszunahme bei gleichzeitiger Ausdehnung der Innenstadtgrenzen. Um hier Abhilfe zu schaffen, wurden im Mai 1875 zwei neue Friedhöfe in den Bremer Stadtteilen Walle und Schwachhausen eröffnet. Beide gelten als Prototypen einer neuen landschaftlichen Friedhofsgestaltung, die sich aus den Ideen der englischen Landschaftsgartenkunst und der amerikanischen Parkfriedhofsbewegung entwickelt hatte.Den Zuschlag beim Wettbewerb um die Gestaltung und Ausführung der neuen Bremer Friedhofsanlagen bekam der Aachener Gartenkünstler Carl Jancke (1812-1898). Das Motto seines Entwurfs hatte die Juroren überzeugt. „Der Friedhof soll in uns kein Gefühl des Grauens vor dem Tode erzeugen“, hatte Jancke geschrieben, „sondern in sinniger Verbindung mit anmuthigen Naturgegenständen uns aussöhnen mit unserem Schicksal und neue Hoffnungen in uns wecken.“Die Arbeiten für den Riensberger Friedhof im Bremer Stadtteil Schwachhausenbegannen im Herbst 1872: viele hundert Arbeiter legten den See an, schufen die neue Geländemodellierung, bauten Wege, legten weite Rasenflächen und Beete an und nahmen die Anpflanzungen vor. Am Ende hatten sie über 300.000 Kubikmeter Erde bewegt.Die stattlichen Backsteinbauten im neugotischen Stil, das Aufseherwohnhaus, die Friedhofskapelle und das Leichenhaus wurden nach den Plänen von Bauinspektor Johannes Rippe ausgeführt. Bei seiner Eröffnung präsentierte sich der Friedhof als eine der frühesten deutschen Anlagen im sogenannten „gemischten“ Stil. Dieser zeichnet sich durch die Kombination formaler, architektonisch geprägter Bereiche mit landschaftlich gestalteten Partien aus.Der architektonisch gestaltete Bereich des Riensberger Friedhofs verläuft vom Friedhofseingang mit der Kapelle bis zum bogenförmigen Abschluss in der Nordostspitze. Der ganze westliche Friedhofsteil ist landschaftlich gestaltet. Dabei werden Rasenflächen durch ein schwungvoll geführtes Wegenetz und durch alte schöne Einzelbäume sowie hainartige Eichengruppen in individuell geformte Begräbnisflächen gegliedert.„Der Riensberger Friedhof ist ein Park“, schrieb ein Journalist Ende der 1960er Jahre. „Bäume und Kräuter, Stauden, Gräser und Büsche aus aller Herren Länder wachsen hier, Blumen aus allen Teilen der Welt, um die Vergangenen mit den Gegenwärtigen zu verbinden, um die zu ehren, derer zu gedenken, die nicht mehr von Bremerhaven aus über die Meere fahren können in aller Herren Länder, die nicht mehr über die Contrescarpe gehen, wintertags nicht mehr Schlittschuh laufen nach Bargschütt hinaus oder nach Neukamerun, Semkenfahrt oder Neuhelgoland.“
(Autorin: Gerda Engelbracht)
Straßenbahnlinien 4 oder 5 bis Friedhofstraße, Haupteingang
Straßenbahnlinie 6 bis Riensberg, Eingang am Kolumbarium
Täglich 08.00 Uhr Öffnung
Die Schließzeiten ändern sich mit der Jahreszeit
Erläuterungen und Friedhofsplan zum ausdrucken
Stiftung Historische Kirchhöfe und Friedhöfe
in Berlin-Brandenburg
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