Hamburg Jüdischer Friedhof Langenfelde

Als Mitte der 1870er Jahre der konfessionslose Zentralfriedhof in Hamburg-Ohlsdorf geplant wurde, erhielten die Deutsch-Israelitische Gemeinde und die Portugiesisch-Jüdische Gemeinde je einen Begräbnisplatz an der Ilandkoppel, der nicht Gemeindeeigentum wurde. Dies lehnten die orthodoxen Mitglieder der jüdischen Gemeinde wegen Verletzung religionsgesetzlicher Anforderungen entschieden ab. Sie bestanden darauf, ein Friedhofsgrundstück der jüdischen Tradition gemäß „auf Ewigkeit“ zu erwerben. Daher suchte eine kleine Gruppe strenggläubiger aschkenasischer Juden außerhalb Hamburgs nach einem geeigneten Friedhofsgrundstück.Der Widerstand gegen das Vorhaben dieser orthodoxen Minderheit war jedoch so groß, dass verschiedene Kaufversuche scheiterten. Nach zehnjähriger Auseinandersetzung verhalf schließlich eine Intervention aus der Reichskanzlei Otto von Bismarcks dem Vorhaben zum Erfolg. 1887 konnte die Gruppe um den Oberrabbiner Anschel Stern 5.722 Quadratmeter Land im preußischen Stellingen-Langenfelde erwerben. Am 20. Februar 1887 wurde der religionsgesetzlich zulässige „Friedhof für die Ewigkeit“ feierlich eingeweiht. Weitere angrenzende Grundstücke waren hinzugekauft worden, so dass der Friedhof letztlich 25.364 Quadratmeter umfasste. Zwischen 1887 und 1941 fanden 1.991 Beerdigungen statt. Zudem wurden bei der Räumung des Grindelfriedhofs 1937 Gebeine von achtunddreißig Personen auf den Friedhof Langenfelde überführt. Nach 1945 fanden auf diesem Friedhof bis auf wenige Ausnahmen keine Beerdigungen mehr statt. Heute ist nur noch der tatsächlich belegte Teil des Geländes im Besitz der jüdischen Gemeinde.Nach der Einweihung des Friedhofs wurde links neben dem Eingang ein Trauerhaus (hebr. Ohel) errichtet. Der Komplex bestand aus einer Leichenhalle, einer Predigthalle und einem Wohnbereich für den Friedhofsinspektor. Ab 1940/41 wurde das Gebäude von den NS-Behörden für Zwangseinquartierungen als sogenanntes „Judenhaus“ zweckentfremdet. Die Stolpersteine vor dem Friedhofseingang weisen heute auf dieses traurige Kapitel in der Friedhofsgeschichte hin. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Ohel dem langsamen Verfall überlassen und in den 1970er Jahren abgerissen.Auf dem jüdischen Friedhof Langenfelde finden sich kaum Namen großer Familien. Es waren die frommen und häufig mittellosen Gemeindemitglieder, die sich hier beerdigen ließen. Die über 2.000 Grabsteine sind mehrheitlich rechteckig, aus Sandstein oder schwarzem Granit gehauen. Teils finden sich auf ihnen Symbole aus der jüdischen Tradition wie Levitenkanne und Segnende Hände. Oder auch stilistische Verweise auf die Antike wie Säulen und Urnen. Eine der wenigen größeren Familiengrabanlagen ist das reichverzierte Grab von Moritz M. und Charlotte Esther Warburg. (Autor: Michael Studemund-Halévy)

 

Adresse & Kontakt

Försterweg 3622525 Hamburg

 

Anfahrt

S-Bahnhaltestelle Langenfelde (S3, S21)

Öffnungszeiten

zu erfragen überEduard-Duckesz-Fellow/Institut für die Geschichte der deutschen Juden (IGDJ)Beim Schlump 8320144 HamburgTel. 040/42838-2617 Fax: 040/44808-66 www.igdj-hh.de

Informationsmaterial

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